RE: Wald - 4

Meister Shu drehte sich zu Miranda und er nickte bestimmt.
"Ich bitte dich darum", sagte er und deutete dann auf sie.
"Meine neue Schülerin, Katsumi-san. Sie hat unglaubliche Kräfte, von denen ich nur zu träumen wage."

Miranda kam näher und machte eine Verbeugung vor Katsumi.
"Guten Tag" sagte Miranda.

Katsumi blickte nicht zu Miranda.
Weder zu ihr, noch zu Shu.
Was der Meister soeben zu Miranda gesagt hatte, zeigte bei ihm keine Reaktion, er blickte stattdessen weiterhin zu Boden und Shu hob seinen Blick.
Seine Hand streifte dann einem dünnen Bambusblatt enlang, das er aus seinem langen Ärmel gezogen hatte.
"Wenn Güte von uns ausgeht,
werden wir auch Güte erfahren. Katsumi-san. Ziehe in frieden...ich vergebe dir und deiner bösen Taten."
Er fasste sein Gegenüber an der Schulter und lächelte lieblich.
"Wenn es Hass war, dass bisher dein Herz zeichnete, dann lasse nun ein neuer Geist in dir ruhen. Ehre deinen Bruder und Freunde deiner Brüder, wie die Feinde. Denn er ist deine rechte Hand und ersetzt deine linke. Was ist schon ein Schwert ohne Griff oder Schneide?"
Shu schüttelte den Kopf und Katsumi sah nun zu ihm.
"Eines habt Ihr mich stehts gelernt, meister, in all den Jahren", sagte Katsumi und seine Augen leuchteten.
"Ihr habt mich gelernt, jeden Schmerz in Ruhe und Stille zu ertragen. Doch habt ihr mich niemals gelernt zu vergessen."
Shus friedlicher Blick wurde leicht ernst und er wich etwas zurück, während Katsumi mit vielsagendem Blick zu ihm sah.
"Da siehst du es...", sagte Shu nun an Miranda gewandt.
"Selbst ein guter Lehrer bleibt ein Schüler bis an das Ende seiner Tage."

Miranda hörte zu und schaute leer drein.
"Manchmal kann man es einfach nicht vergessen, selbst wenn man es will" sagte Miranda dann leise.

"nur ein narr kann nicht verzeihen", tadelte er Miranda und er sah wieder zu Katsumi.
"Gutes wird mit Gutem vergolten, Böses mit Bösem.
Nichts wird vergessen, die Zeit der Vergeltung wird kommen. Habe Geduld, Katsumi...und Vertraue."
Katsumi atmete schwer und er schluckte.
"Meister!", sagte er, und er sah ihn flehend an.
"Vergebt mir, doch ich fürchte, alle Ehre ist von mir! Ich weiss nicht mehr, was ich-"
Doch er brach ab und blickte zur Seite.
Shu lächelte.
Er schielte leicht zu Miranda, dann wieder zu Katsumi.
Er verstand.
"Deine Ehre ist hier...Katsumi-san. Genau dort, wo du sie von klein auf hattest...in deinem Verstand. Doch sieh dein Herz...Otopia ist nicht fern."
"Und dennoch scheint es mir heute weiter denn jeh."

Miranda strich sich durchs Haar und überlegte.
Sie sagte nichts, weiil sie dachte das sie nur falsches sagen wurde.

"Du bist erwachsen geworden, Katsumi-san", sagte Shu und er fand dies erwähnenswert.
"Trotz allem bist du dir treu geblieben...sieh dich an...dein Auftreten ist Otopianisch und dein Glaube an den König...?"
"Bis in den Tod gehe ich für König Tarabas!", sagte Katsumi, mit fester Stimme und er ging erneut auf die Knie.
Shu lächelte zufrieden, während Katsumi seine Hand nehm.
"Ich bitte euch, gebt mir euren Segen! Ich kann nicht weiter leben, in dieser Schande hier, ohne jedes Quäntchen Ehre!"
"Doch deine Ehre-"
"Ihr habt es selbst gesagt, dass mein Herz leer und unvollkommen ist!"
Katsumi sah zu ihm hoch und seine Augen glitzerten.
Shu wurde nachdenklich, er zog seine Hand zurück und schloss kurz die Augen.
Schliesslich flüsterte er leise Japanische Worte vor sich her, während Katsumi seinen Kopf sank und seine Worte in sich aufsog und verarbeitete.
Er hatte seine Hände aufeinander gepresst und lauschte gut.
Als der Meister fertig war, trat er zur Seite und Katsumi erhob sich.
Dankbar sah er zu Shu.
"nun ziehe in Frieden, wie ich es dir gesagt habe", hiess ihn sein Meister und Katsumi faltete dankbar die Hände.
Shu tat es ihm gleich und er deutete Miranda, mit ihm zu kommen.
Er wollte Katsumi in diesem Falle alleine lassen und so ging er einige Schritte mit ihr durch den Wald.
"Du siehst, die äussere Stärke ist nicht alles...sie zählt nur die Hälfte, von dem was du tust. Viel wichtiger ist der Grund des Kämpfens und an das, was du glaubst."

Miranda nickte und senkte den Kopf.
"Ja, Meister" sagte sie leise.

Shu blieb nun stehn und er sah zu Miranda.
"Kämpfen ist eine eigene Kunst", sagte er.
"Die man niemals missbrauchen sollte. Ein Kampf...ist nicht etwas, dass man tut aus Langeweile, oder Spass. Kämpfen tut man für eine Bestimmung, für eine Sache die man glaubt und die man einsteht. Katsumi-san ist Otopianer. Er kämpft für die Ehre, weil er an diese glaubt. Für ihn ist es am wichtigsten, ehrenvoll zu sterben...danach besteht der Sinn in seinem Leben. Worin besteht der Sinn deines Lebens?"

"Freunde beschützen" sagte Miranda ruhig.

"Dann wirst du den Weg des Friedens gehn", sagte Shu und er lächelte.
"Ein schwerer Weg...den du alleine gehn wirst. Denn nicht viele teilen diesen Weg.
Es gibt viele Schatten auf der Welt. Doch selbst dann, vergesse niemals: Alle Dunkelheit der Welt kann das Licht einer einzigen Kerze nicht auslöschen."

"Ich habe schon viel Leid erlebt" sagte sie leise.
"Schon mit jungen Jahren"

Shu hob leicht seine Augenbraue.
"So...wie alt bist du, mir dies zu sagen?", fragte er und schüttelte den Kopf.
"Und selbst wenn du tausend Jahre alt wärst, Miranda, hättest du noch nicht genug erlebt."

"Sie haben recht Meister" sagte Miranda sehr leise und seufzte.

Shu faltete daraufhin seine Hände.
"Behalte deine Taten im Stillen...denn nur wer für sich behällt, was er vollbracht, kämpft für die Liebe und nicht um der Aufmerksamkeit willen. Ich werde dir wohl nie zu kämpfen beibringen vermögen, da du alles kannst, was man können muss. Aber dennoch musst du noch einiges lernen um deinen Gegnern ehrenvoll entgegen zu treten. nun denn...ziehe in Frieden und suche mich auf, wann immer du dich bereits fühlst gegen deinen Geist zu kämpfen. Denn neues zu erlernen ist stets auch ein innerer Kampf."