England » Markt

Nic lief durch einen großen Markt in England.
Er suchte nach einem Stand, an dem er Handys kaufen konnte.
Der Chinese war vollkommen unauffällig gekleidet. Machte den gleichen Eindruck, wie die anderen auch.
Hin und wieder strich er sich den Schnee aus den Haaren, blickte sich dann aber weiter suchend um.

Eine kleine Hand tippte Nic am Ärmel und ein kleines Mädchen lugte an dem Mann hinauf.
Sie hielt eine Tüte mit Kecksen in ihrer Hand und streckte sie ihm entgegen.
"Willst du auch?", fragte sie.

Heute war Weihnachtsmarkt, der 25. rückte immer näher.
Stanley hatte den Vorfall mit Myla längst vergessen und war munter wie eh und je.
Der grobstämmige Mann torckelte durch die Stände und trank unmengen von warmen Weihnachtspunsch und Glühwein.
Jack und Rul begleiteten ihn und machten Witze an jedem Stand, den sie antrafen.
Sie waren eine heitere Gesellschaft und steckten die Leute in unmittelbarer Nähe an mit ihrem Lachen.
"Big Santa's on his way tonight", sang Jack, der sich einen langen Bart gekauft hatte und ihn um seine Lippen klebte.
Rul lachte und er passte auf, das Stanley nicht auf vorbeigehende Kinder trampelte.
"Ja, Weihnachtsessen!", rief Stanley laut.
"Weihnachtsessen! Oh, guten Tag, der Herr."
"You better watch out...you better not cry..."

"Was haltet ihr von einem Weihnachtsessen?", fragte Jack, der über seinen weissen Filzbart strich und einem vorbeigehenden Jungen mit der Route auf den Kopf schlug.
"Au!", rief der Kleine und sah Jack wütend hinterher.
"Du warst nicht artig, Johnny! Ho, ho ho!"
"Du bist verrückt", meinte Rul, der Stanley stützte.
Stan wäre beinahe in einen Pfosten hinein.
"Achtung, passens auf, wo se stehn Madem!", nuschelte Stanley und er ging mit ausgestreckten Händen weiter.
"Weihnachtsessen!", rief er, während Jack mit einer Glocke herumleutete.
"Ho! Ho! Ho!
Ja, sagt ich doch...Weihnachtsessen."

Wütend stöckelte Saskia über den Markt.
Heute war definitiv nicht ihr Tag.
Sie hörte Jack singen und betrachtete Rul, wie er Stanley stützte.
Kopfschüttelnd lief sie an den dreien vorbei.

Nic blieb verwundert stehen, als jemand ihn antippte, er sich rumdrehte, aber niemanden entdecken konnte.
"Hm...komisch", murmelte er, doch da machte das kleine Mädchen schon auf sich aufmerksam.
Er blickte hinunter zu ihr, lächelte etwas und schüttelte dankend den Kopf.
"Vielen Dank, Kleines. Aber iss du nur."
Es war recht kalt am heutigen Abend.
Der Wind bließ und unablässig und man musste gut Acht geben, nicht etwa noch eine Ladung Schnee abzubekommen.
Nic raffte seinen Mantel hoch und kniete sich zu der Kleinen hinunter.
"Sag mal, wo sind denn deine Eltern?"

"Und wo? Bei Josh?", fragte Rul, der sich von einer älteren Frau einen Zettel mit Adventsliedern geben liess.
"Ho! Ho! Ja, genau, ho!", meinte Jack und er schlug einem weiteren Jungen mit der Route auf den Kopf.
"Mami, dieser Mann hat mich geschlagen!"
"Was hat er?"
Die Mutter sah Jack erschrocken hinterher und sie schnaubte.
Na was fiel diesem Kerl ein!
Sie nahm die Hand ihres Sohnes und kam wütend auf Jack zugestampft.
"Sie sollen sich was schämen! Sich einfach so an unschuldige Kinder zu vergehn! Welches Recht befugt Sie dazu?"
Jack blickte etwas perplex zu der Dame, Rul blieb stehn und hielt Stanley gut fest, damit er ihnen nicht abhanden kam.
"Welches Recht? Ich bin der Weihnachtsmann, ich habe alle Rechte dieser Welt! Ho, ho, ho!"
"Mami, das ist nicht der Weihnachtsmann", weinte der Junge und die Frau verpasste Jack eine Ohrfeige.
"Sie schäbiger Lustmolch!"
Wütend lief sie davon und Stanley lachte laut.
"Das war jetz aber zu geil."
"Achtung, Achtung, ich Sichte etwas auf 3 Uhr", sagte Jack, der schon lange abgeschalten hatte und eher auf Saskia aufmerksam geworden war.
Wie auf Kommando blickten Stanley und Rul in Saskias Richtung.
"Holla", meinte Stan, der dann auf einmal sein Weihnachtessen vergass.
"Wer spricht sie an, ich oder ich?"
"Ich würde sagen ich", meinte Jack, der mit seiner Glocke läutete.

Xiao-Mei blinzelte.
Der Mann ass nicht von ihren Kecksen.
Aber warum nicht?
"Meine Eltern sind dahinten", sagte sie und deutete dann auf einen etwas dickeren, mürrisch aussehenden Asiaten, der sich seine Hände an einem Punsch wärmte.
Neben ihm stand ein weiterer Mann mit Brille und gestreiftem Anzug.

Chan tippte dann auf Jerry und deutete zu Nic.
"Hey!", rief dann auf einmal der Mann in Anzug, der bei den beiden ankam.
"Kann ich etwas helfen, hat sie was getan?"

Auch wenn Saksias Gesichtsaudruck nichts über ihre Gedanken verraten ließ,
hatte sie doch panik auszurutschen.
Als Jack mit der Glocke läutete, schaute sie ihn an und lächelte leicht.
"Na sieh an der Wihnachtsmann zeigt sich in der Öffentlichkeit?"
Sie blieb bei den dreien stehen.
Eigentlich fand sie das Grüppchen lächerlich, doch einer von ihnen gab ihr sicher einen Schlafplatz.

Nic sah auf und folgte ihrer Weisung.
Einen kurzen Moment hob der Asiate eine Augenbraue.
Ach tatsächlich? Das waren ihre Eltern?
Doch bevor der Chinese etwas erwiedern konnte, kam auch schon Jerry bei den beiden an.
Der junge Mann erhob sich, lächelte dabei aber der Kleinen Xiao-Mei freundlich zu.
Schließlich wandte er sich zu dem anderen.
"Nein, nein. Sie war nur so freundlich, mir etwas von ihrem Gebäck anzubieten."
Nic richtete den Schal um seinen Hals.
"Halten Sie es für verantwortlich, Ihre Tochter hier unbeaufsichtig herumlauf zu lassen?"

"Man muss zu seinen Fans stehn und sich ihnen zeigen", entgegnete Jack Saskia und Stanley starrte auf ihre Beine.
"Dieses Etwas hat aber ganz schön-"
Rul stach ihm fest in die Seite und sah dann unschuldig lächelnd und etwas abwartend zu Saksia.
Anscheinend wollte sie etwas, sonst wäre sie nicht stehn geblieben.
"Ho, ho, warst du denn ein braves Mädchen dieses Jahr?", fragte Jack, der ihr mit seiner Route auf die Schulter tippte.
Stanley schmunzelte.
"Brav muss man ja nich immer sein."

"Meine Tochter?"
Entsetzt und angewidert sah Jerry zu Nic.
Das hätte ihm noch gefehlt!
Xiao-Mei kicherte am Boden und eilte nach hinten zu Chan.

Saskia schaute auf die Route.
"Aber natürlich" sagte sie lächelnd.
Sie schaute zu Stanley. Na der würde ihr sicher sofort sein Bett anbieten.
"Dieses Etwas heißt Saksia." sagte sie lächelnd und schaute dann zurück
zu Jack. "Und wie heißen deine Helfer?" sie schaute zu Stanley und dann zu Rul.

"Saskia. Tag", grüsste dann Stan und er lehnte sich gegen einen Pfosten.
Rul wunderte sich über ihn.
"Ich dachte, du bist betrunken", flüsterte er.
"Ich bin nur betrunken, wenn ich es sein will, Kollege."
"Also diese beiden Männer sind meine Rentiere", sagte Jack und er tippte auf Ruls Nase.
"Das hier ist Rudolph und der Cheffie dort ist Dasher."
Rul schüttelte schmunzelnd den Kopf.
"Ich bin Rul, und das hier ist Stanley. Der Santa-Claus heisst Jack Inferno."
"Der Jack Inferno. Eigentlich Jack Terricloth, aber das ist Nebensache."

Nic runzelte etwas die Stirn.
Warum gleich dieser abstoßende Blick?
"Nicht Ihre Tochter? Dann entschuldigen Sie bitte. Aber Sie scheinen die...Aufsichtspflicht zu tragen?"