RE: Markt - 5

Stanley ging ebenfalls durch den Mark.
Er jedoch war geschäftlich hier und trug nebst seiner otopianischen Generalsuniform ein Schwert bei sich.
Als er aber Rul entdeckte, wurde sein sonst so ernstes Gesicht freundlich und grinsend lief er auf das frisch verliebte paar zu.
"Naaa?"
Fest schlug er an Ruls Schulter, wobei dieser erschrack und dem Verkäufer sein Münz aus der Hand schlug.
"Hey, was soll das?", schimpfte der Verkäufer, während Rul, ganz zerstreut, sich bückte und die Münzen schnell zusammen sammelte.
"Bist du verrückt?", fragte Rul, der sich erhob und die Münzen zusammen zählte.
Stanley lachte.
"Lass nur, ich mach das."
Er nahm ein Goldstück aus der Tasche und reichte es dem Verkäufer.
Dieser blickte skeptisch darauf und prüfte, ob das Gold wirklich echt war.
"Hey, hey, und die Freundin ist auch gad noch dabei.
Was macht ihr heute?"
"Ella hat heute Geburtstag", sagte Rul, der Ella dann seine Tüte hinhob und zärtlich einen Arm um ihre Hüfte legte.
Es hatte auch eine beschützerische Geste, die Ella vielleicht nicht erkannte.
"Was, Geburtstag?", fragte Stanley erstaunt.
"Dann hast du aber unser Geschenk bekommen, was?"

Ella hatte sich ebenfalls erschrocken, als Stanley plötzlich aufgetaucht war.
Sie wollte Rul helfen, doch da hatte Stanley schon alles erledigt.
Lächelnd stand sie neben Rul und nahm dankend die Tüte an.
Ein wenig schüchtern hob sie die Hand und nickte dann.
"Ja, habe ich. Vielen vielen Dank nochmal, ich habe mich riesig gefreut"
sagte sie und schaute lächelnd zu Stanley hoch.

Stanley grinste gut gelaunt.
"Gern geschehn.
Man wird schliesslich nicht alle Tage ein Jahr älter.
Also, wohin gehn wir?"
Rul blinzelte.
"Ähm, Stanley...
...eigentlich wollten Ella und ich, naja egal, wir wollten sowieso zu Dave."
"Na also!", meinte Stan, der dann zwischen die beiden trat und jeweils einen Arm um den andern legte.
"Ihr zwei Turteltauben.
Ich gehör schliesslich dazu, ne?
Achja, Ella, brauchst keine Angst zu haben, dass ich dich beisse."

Ella ließ Stanley nur ungern zwischen Rul und ihr laufen und
nickend schaute sie zu Stanley hoch. "Das will ich auch hoffen" sagte sie
und lachte leise. Lächelnd schaute sie zu Rul und warf ihm einen Luftkuss zu.
Dann aß sie einen Maroni.

Cliff lief über den Markt. Er trug Rasmus' Mantel, der ihm viel zu groß war
und der ihn noch dünner aussehen ließ, als er eh schon war.
Dass das Rasmus' Mantel war, war ihm nur zu gut bewusst, doch er hatte einen
gebraucht und Cliff war der Meinung, dass Rasmus sich schon einen neuen Kaufen konnte.
Er bekam schließlich meistens das was er wollte.
Cliff mochte drängelnde Menschen Massen nicht, also hielt er sich weiter außen auf,
ließ die Flut der Menschen an sich vorbeigehen und wechselte nur selten die
Straßenseite.

Etwas entfernt saß Martin auf einer Bank, welche einer der wenigen hier stehenden war.
Sein kaputtes Bein war ausgestreckt damit es nicht zu sehr weh tat, aber keine Menschenseele stolperte darüber.
Schließlich saß er auch mehr von der Menge entfernt und beobachtete diese schweigend.
Zumindest glaubte man das wenn man ihn anschaute, aber beim genauen hinschauen konnte man sehen das seine Augen eher leer wirkten.
Vielleicht wollte Martin etwas Luft schnappen oder wollte er vielleicht nach ihr suchen?
Seit er den Brief bekommen hatte schwieg er noch mehr und Michael sein bester Freund verzweifelte langsam daran.
"So kann das nicht weitergehen", murmelte sein bester Freund und beobachtete ihn von der Seite aus.
Martin antwortete nicht, sondern schwieg weiterhin und blickte auf sein nicht angefasstes Essen.
Er hörte ein leises Seufzen und schon erhob sich Michael neben ihm aus seinem Sofa, wobei er seine Flasche Whiskey mitnahm.
"Du musst damit endlich abschließen oder du findest sie!
Entscheide dich lieber sonst machst du noch was dummes Martin."
Mit diesen Worten und einem kurzen Schluck vom Whiskey drehte sich sein Kumpel um und verschwand.
Fast 2 Wochen waren schon vergangen wo Michael nicht mehr nach Hause kam, aber Martin reagierte nicht wirklich drauf.
Vielleicht war er bei einem Mädchen und hatte vergessen ihm bescheit zu sagen, wobei eigentlich hatte er ihm immer bescheit gesagt.
War vielleicht irgendwas passiert?

Jack war unglaublich gut gelaunt.
Er schien schon fast zu schweben, so toll fühlte er sich.
Weder Kälte schien ihn zu stören, noch, dass fast jeder zweite in ihn reinlief und ihn anrempelte.
"Oh sorry, Alter."
"Nichts für ungut", Jack hob den Hut und schritt dann pfeifend weiter.
An einem Stand kaufte er heisse Maronis und trat dann etwas abseits, wo er friedlich vor sich hersingte.
"I was brought up on the banks
of the mighty raritan
canal and rail lines,
mudlarkers fighting high tide
it's not a lie, lie, lie
it's not a lie, lie, lie."
Zufrieden pfiff er die Strophe zuende und sah sich um.
Ein paar Schritte weiter sass der gedankenverlorene Martin auf seiner Bank.
Cliff war auch nicht viel weiter entfernt, der ihnen entgegen lief.
"Na, auch eins?", fragte Jack, der zu Martin an die Bank trat und ihm seine Tüte Maroni entgegen hielt.
"Hey, schicker Mantel", bemerkte er daneben, als Cliff gerade vorbeilief.
"It's not a lie, lie, lie
a lie, lie, lie."

Cliff hatte ausdruckslos zu Boden geschaut und immer wenn man ihn dann
doch mal anrempelte, lief er schnell weiter.
Durch Martins ausgestrecktes Bein, wurde Cliffs Weg behindert und er schaute auf.
Er betrachtete Jack und erkannte ihn natürlich wieder. Damals war er
für ihn ein Idol gewesen und hätte alles getan, um ihn einmal zu sehen.
Doch jetzt konnte Cliff sich nicht freuen ihn zu sehen.
Sein Blick ging weiter zu Martin und er spürte tief in sich einen kleinen Funken Verständnis für diesen
Fremden. Eine Gruppe Jugendlicher ging an ihnen vorbei und begannen zu tuscheln,
als sie Jack erblickten. Schnell lief Cliff zur Seite und fand sich neben Jack wieder.
Endlich schaffte er es leicht zu nicken. "Danke" murmelte er, doch selbst sein damaliger
Held schaffte es nicht, ihm ein lächeln auf das Gesicht zu zaubern.

[wahnsinnspost! danke dir :-* armer cliff ]

Eine kalte Brise wehte Cliff entgegen.
Sie trug feine Blätter am Boden entlang, die sich dann an Martins Füssen sammelten.
Ein Windspiel, dass sein eigenes Lied sang.
Möglicherweise wollte es Cliff zeigen, dass er noch lebte;
Das er fühlte und nicht mehr in einer düsteren Zelle mit Dementoren um sich herum sass.
Er konnte atmen und jeden Schritt bewusst spüren, den er tat.
Bewusst einen Fuss vor den anderen setzen.
Und doch mochte es in dem verschlossenen Menschen einen Schleier geben.
Etwas, das ihn von dieser Welt noch trennte.
War es die Angst, die ihn manchmal vielleicht heimsuchte?
Die Erinnerungen?
Jack kannte Cliff nicht und er hatte auch keine Ahnung, was dieser junge Mann vor zwei Jahren zu dieser Zeit getan hatte.
Ob er zu Haus mit der Familie gegessen hatte, irgendwo an einer Ecke gebettelt oder vielleicht sogar einen Forschungspreis erhalten?
Nichts liess auf Cliffs Hintergründe schliessen - denn warum auch?
Er war frei und ausserhalb von Azkabahn.
Er war hier auf dem londoner Markt, weit weg von den Ängsten und Nöten.
Und doch war da etwas, in seinen Augen.
Etwas, das Hilflosigkeit zeigte.
Wie ein Kind, dass Schutz bei seinen Eltern suchte, wenn ein Fremder kam.
Wie ein verlorenes Blatt, dass nicht mehr zu seiner Gruppe fand, weil es vom Weg abkam.
Weil es den Weg gar nicht mehr vor Augen sah.
Er war zum Fremden geworden in dieser Welt.
Gewiss, nach einem Besuch in Azkabahn, war man nicht mehr derselbe.
Zumindest die ersten paar Jahre nicht, das wusste Jack von seinen Freunden nur zu gut.
Wie es gewesen war?
Sie hatten ihm nie davon erzählt.
Verdrängung, hatten sie gewollt.
Möglicherweise war es das, was der junge Mann hier auch wollte.
Der Mann, den Jack nicht kannte, und der einen viel zu grossen Mantel trug.
Ein Mantel, der ihm nicht passte und der zeigte, dass Cliff nicht von der oberen Schicht kam.
"Entschuldigen Sie."
Ein kleiner Junge tippte Jack am Anzug.
Jack blickte runter und nahm den Burschen sein Notizheftchen ab und seinen Stift.
"Ah, mein grösster Fan heute.
Na, wie heisst du denn?"
Die Augen des Jungens leuchteten vor Glück.
Was, er war der grösste Fan?
Das Jack auf ihn Bezug nahm, liess sein Herz hüpfen und ungeduldig schritt er von einem Bein zum anderen.
"S- S- Samuel", stammelte der Kleine und Jack schrieb sein Autogramm.
Und noch während Jack schrieb und Cliff womöglich jeden Moment weiter lief, entdeckte der junge eine Münze am Boden.
Er hob sie hoch und streckte sie Cliff entgegen, da sie unmittelbar vor seinen Füssen gelegen Hatte.
"Sir? Ich glaube, das ist Ihnen runter gefallen", sagte der Kleine scheu.
Leicht fragend musterte er die Münze, die er nicht kannte.
Es war eine Galleone, die hier in London nichts zählte.

[:*]

Cliff konnte nicht weiter gehen. Einerseits war da die Gruppe mit Jugendlichen und
andererseits war da Jack. Jack der neben ihm stand und dem kleinen
schüchternen Jungen bereitwillig ein Autogramm gab. Cliffs Blick hing an dem
Notizblock und an dem Stift, mit dem Jack den wahrscheinlich größten Traum des
Jungen in Erfüllung gehen ließ.
Sir? Ich glaube, das ist Ihnen runter gefallen...
Langsam wandte Cliff sich von dem faszinierenden Notizblock ab und schaute auf die Münze,
die in den kleinen Händen des kleinen Samuels lag.
Eine Galleone. Wie lange er schon keine mehr in der Hand gehalten hatte.
Cliff streckte die Hand aus und nahm sie ihm vorsichtig aus der Hand. "Danke" sagte er,
ohne Emotionen, und drehte sie in seinen Händen.
Das letzte mal, als er eine Galleone in der Hand gehalten hatte war damals in der Zaubererwelt,
ungefähr einen Monat bevor er nach Azkaban gekommen war.

[coole posts!]

Martin hob sein Kopf nur etwas in die Richtung von Jack, aber im gegensatz zu Cliff erkannte sie ihn nicht.
Seufzend schüttelte er seinen Kopf als Zeichen das er nichts von dem Essen wollte.
Ihm würde sowieso davon nur schlecht werden und so brachte es nichts.
Martin warf auch zu Cliff einen kurzen Blick und er musterte ihn einen Moment lang.
Es gab immer mehr Menschen die sich zurückzogen von ihren Freunden und Verwandten.
Fast überlegte er den Mann etwas zu fragen, aber es wäre nur ein Krächzen herausgekommen.
Wegen sich selbst konnte der Arzt nur noch den Kopf schütteln und schon fast beschämt blickte er wieder zu Boden.
Was war er nur für ein Freund von Michael und Sven?
Ein Schmerz zuckte durch sein Bein und schmerzverzerrt zog er es wieder heran.

Eine junge Frau, mit langen braunen Haaren lief lächelnd auf der anderen Straßenseite
entlang. Sie blieb bei einem Stand stehen, kramte in ihrer Tasche und warf lachend ihre
Haare zurück. Sie reichte der Verkäuferin das Geld, nahm gleichzeitig die gebrannten Mandeln an und
wank lächelnd ab, als die ältere Dame ihr das Wechselgeld wieder geben wollte.
"Amélie!" hörte man jemanden rufen und eine junge Chinesin lief freudestrahlend auf
die junge Französin zu. Schnell verabschiedete sich Amélie bei der Verkäuferin und
lief auf Zizou zu. Die beiden fielen sich in die Arme und lachten herzlich auf.
"Wie gehts dir? Was machst du hier?" fragte Zizou aufgeregt.

Amélie!
Ruckartig hob Martin seinen Kopf und die Strafe dafür waren Kopfschmerzen und Übelkeit.
Seine Augen suchten nach der Angesprochenen und als er sie entdeckte musste er hart schlucken.
Gott, sie war immer noch so wunderschön wie beim letzten Mal.
War er bereit sie jetzt schon zu sehen?
Was wäre wenn sie ihn jetzt sehen würde?
Angst machte sich in ihm breit und eben so schämte er sich dafür das er ein Krüppel war.
Mit schmerzverzerrten Gesicht erhob er sich aus seiner Bank und musste sich kurz an Cliff festhalten,
weil er sonst gestürzt wäre.
"T-tschchu-ldi-chung." stotterte er und versuchte weiter laufen, wobei er kurz noch Cliff einen Blick zuwarf.
Mit gesenkten Blick und schmerzverzerrter Miene humpelte er nun langsam an den beiden Frauen vorbei,
wobei er hoffte das Amélie ihn zwischen all den Menschen nicht entdeckte.
Ein paar Leute knallten gegen ihn und fluchten oder schnauzten ihn an, aber Martin merkte das nicht mal wirklich.
Eher war auf etwas ganz anderes konzentriert und zwar seinen Gehstock, weil dieser schwer zu halten war mit seinen zitternden Händen.

[hoffentlich geht mein post... ]

[Warum zweifelst du?]

Cliff zuckte zusammen, als Martin sich an ihm festhielt und beinahe wäre
er sogar zurückgeschreckt. Kurz ließ Cliff seinen Blick schweifen um Martin
nicht in die Augen sehen zu müssen. Das war nicht böse gemeint, doch
Nähe war für Cliff fremd und unangenehm, also mied er sie oder ignorierte sie.

Zizou sah Martin aus den Augenwinkeln, wie er sich an ihnen vorbei schlich, doch sie machte Amélie nicht auf
ihn aufmerksam. "Hast du dich eigentlich noch einmal bei ihm gemeldet?"
Einen Moment schwieg Amélie, während sie Zizou betrachtete und sorgfältig
ihre Worte zurechtlegte. "Nein." antwortete sie dann. Zizou hob eine Augenbraue und
schaute leicht fragend und Amélie seufzte. "Non, non isch... isch konnte nischt. Vielleischt wollte
isch auch nischt" schulter zuckend fuhr Amélie sich durch die braunen Haare.
"Sein Mitbewohner 'at mir die 'austür vor der Nase zugeschlagen. Noch deutlischer
ging es doch nischt, oder?" Von Michaels Reaktion schien Amélie sehr verletzt zu sein
und sie senkte den Blick. "Isch kann doch nischts dafür. Isch ge'öre nischt 'ier'er"
Zizou zog Amélie, die kurz davor war in Tränen auszubrechen, in ihre Arme.
"Hey, ich wollte gerade ins Gille's um nach einen Job zu fragen, wir treffen uns dort heute Abend, ja?"
schlug sie lächelnd vor und dankbar nickte Amélie. "Wie lange hast du vor noch zu bleiben?"
"Mein Flug geht in drei Tagen" Zizou nickte. Das klang entgültig.
"Bis heute Abend" sagte sie, gab Amélie einen Kuss auf die Wange und lief dann davon.

[Naja die waren ja nicht alle so gut in letzter Zeit]

Sein Mitbewohner 'at mir die 'austür vor der Nase zugeschlagen. Noch deutlischer ging es doch nischt, oder?
Martin schämte sich nun immer mehr für all das was in letzter passiert war.
Isch kann doch nischts dafür. Isch ge'öre nischt 'ier'er
Fassungslos hob er seinen Kopf in die Richtung der Beiden, wobei seine Hand fest den Griff umschloss.
Sie würde wieder gehen und vielleicht würde sie nie wieder zurück nach England kommen.
Das Bein pochte noch wilder und er wusste warum es das tat.
Vielleicht wollte es damit zeigen das er sich endlich überwinden sollte.
Als Martin noch hörte wann sie genau verschwinden würde, wurde ihm noch schwindeliger.
Zizou war verschwunden als er seinen Kopf hob und seine Beine trugen ihn plötzlich zu Amélie.
Nur wenige Meter entfernt stand Martin dort und blickte sie nun wieder mit einer gewissen Angst im Gesicht an.
"Amélie." murmelte er und fragte sich ob sie die Worte gehört hatte.