RE: Zu Hause von Eli Strobolz - 4

"Man vertraut nur sich selbst...Oft ist es besser nur sich selbst zu trauen", meinte Tristan mit ernster Miene.
So ein Problem war nicht einfach anzugehen. Wer war er? Was trieb er vor seiner Amnesie? Bis jetzt wusste er nur, dass Eli ihn kannte. Und...er schien ihn mehr als nur zu kennen. Zur Familie gehörte er wohl nicht...Oder doch?
"Und Probleme erzählt man nicht jedem...Oder erzählst du jedem, dass dein Vater keine Zeit für dich hat?"

Jacky hörte Tristan zu.
Jacky wusste nicht was, aber irgendetwas beeindruckte ihn an Tristan.
War es dessen Ehrlichkeit, seine Art oder gar der Gedanke dass dieser womöglich eine schwere Vergangenheit mit sich trug?
Jacky wusste es nicht.
Jacky senkte den Kopf und dachte über Tristans Worte einen Augenblick eingehend nach, ehe er antwortete.
"Nein", antwortete er.
Er hob seinen Kopf und seine Miene entspannte sich.
"Aber ich weiss, wem ich vertrauen kann", meinte nun Jacky und nickte ihm zu.
Vielleicht würde er in dem älteren Jungen ja früher oder später einmal ein Freund gewinnen.
Tristan war ein cooler Typ!

Nein. Man wollte nie seine Problemen allen erzählen. Das war vielleicht ein Zeichen der Schwäche. Andere würden erfahren, wie es einem geht, welche Probleme vorhanden sind und dergleichen. Tristan wusste aber nicht, wer oder was sowas ausnutzen könnte...Er wusste nicht einmal, warum er sowas dachte.
"Dann weißt du auch, dass man mir nicht trauen kann. Du kennst mich nicht", meinte Tristan mit ruhiger Stimme, warf Jacky einen fragenden Blick zu und sah dann aus dem Fenster.
"Und warum bist du hier? Sicher nicht, um Eli Strobolz zu besuchen?"

Jacky blickte abwartend zu Tristan.
"Dann weißt du auch, dass man mir nicht trauen kann. Du kennst mich nicht"
Leicht fühlte er Enttäuschung in sich aufsteigen, als Tristan ihn davon abriet.
Bedenklich senkte er den Blick.
Doch Jacky fühlte auf einmal Trotz in sich aufsteigen und ernster gestimmt blickte er zu Tristan auf.
"Doch", sagte er entschieden.
"Ich weiss wem ich vertraue, Tristan.
...
Es gibt einige, die sind anders", erklärte er.
Als dann die Frage fiel, weshalb er hier sei, herrschte wiederum ein langes Schweigen.
"Hier hat man Platz für mich."
'Zu hause ja anscheinend nicht.'
Man konnte Vorwurf in Jackys Gesicht erkennen und nicht nur im Unterton, sie galt allerdings nicht Tristan.

"Viele sind anders. Aber meistens...", brach Tristan ab und wollte das Thema fallen lassen. Es gab keinen Grund mit einem Fremden darüber zu reden. Er wusste nicht einmal, warum er noch hier war. Und wo zum Teufel war Eli? XD
Jacky sprach weiter; zuerst wusste Tristan nicht, was Jacky ihm da sagte, doch dann erinnerte er sich, dass er ihm ja eine Frage gestellt hatte. Nach einem längeren Schweigen antwortete Jacky...
"Waisenkind?", fragte Tristan.

Waisenkind?
Jacky blickte zu Tristan hoch und einen Moment stellte es sich Jacky so vor.
Es fühlte sich... so fremd an.
Jacky schüttelte mit dem Kopf.
"Mein Dad bevorzugt einen anderen."
Jacky schwieg dann und stand auf einmal unerwartet auf.
Er trat zum Fenster und legte seine Hände in die Hosentasche.
Vor zwei Jahren konnte er noch ans Meer fahren und jetzt sass er hier fest.

Tristan wusste es.
Jacky würde ihm so oder so erzählen, wo das Problem lag. Und er wollte es gar nicht wissen. Warum wollte der Mensch einem immer sein Problem erzählen? War er früher auch so? Tristan hoffte nicht...
Es war ein Vater-Problem. Soweit er wusste, gab es öfters Probleme mit Vätern in diesem Alter. Jacky war ein Teenager...Aber um wem kümmerte sich Jackys Vater mehr? Gab es Geschwister?
"Dann sag ihm, dass dir das nicht gefällt", sagte Tristan nur.
Er sah auf seine Uhr...Er wusste nicht, wie lange er schon hier saß, aber das war ein Ort, wo er sich wohlfühlte...Ein vertrauter Ort.

Jacky schwieg und antwortete auf Tristans Antwort nicht.
Er langweilte sich über Tristan.
"Okay bis dann", sagte er nur und ging dann davon.

"Bye."
Tristan verließ dann das Haus.