RE: Heulende Hütte - 39

"Man müsste die beiden Länder bereinigen, nicht wahr ...", sagte Infecto leise und sah Yanez vielsagend an. "Schade nur, dass es niemanden gibt, der einen Politikumschwung auslösen könnte."

"Also, ganz ehrlich gesagt, hat der König womöglich vor, Otopia wieder zu isolieren", sagte Yanez, und das war momentan auch das aktuelle Problem, mit dem sich die Handelsleute beschäftigten und die Minister des Königs.
"Das heisst, wahrschenilich - wir sind alle noch am Spekulieren - möchte König Tarabas die Wirtschaft zur Aussenwelt ganz abbrechen. Wieder Altotopia in den Fordergrund setzen. Das Problem nur ist, dass wir uns mittlerweile daran gewöhnt haben und auch schon fast ein wenig abhängig sind, wirtschaftlich, von der Aussenwelt. Solch ein Isolationswechsel würde sicherlich fatale Folgen haben."

"Ja, wir machen uns alle mal abhängig ... die einen von Drogen, die anderen von Menschen. Erzählen Sie mir von den Sitten in Ihrem Land ... wie lebt man dort, wenn man ein Mensch ist, der gebissen wurde? Gibt es dort ein Rangsystem? So wie bei den Menschen den Adelsstand und das darunter?"

Yanez lehnte sich leicht zurück.
"Also in Otopia lebt jeder für einen Grund: Ehre. Die Ehre und der König sind das allerwichtigste. Hier hatte man ja Aufklärung etc., das gab es in Otopia nicht. Man lebt nach den 900 Versen, das sind ideologische Verse, die den König und das otopianische System verherrlichen. Der Adel ist wichtig, die haben es schön und Sire Douglas Androvski ist dort mit abstand an der Spitze."
Dann überlegte er kurz.
"Schliesslich kommen die Handelsleute und Kaufmänner...ähä, so wie ich. Schliesslich die Bürger, Soldaten und Dienerschaft, danach Arme und Bettler und am Schluss die Sklaven.."

"Mhm ... ist das dann nicht gefährlich, mit den ganzen Neuvampiren? Sie könnten immerhin revolutionieren."

Yanez grinste leicht.
"Aber natürlich. Genau deshalb wird der König dem wohl ein Ende setzen", sagte er leicht vergnügt.
"Übrigens es gab schonmal eine grosse neuvampirverfolgung weiter hinten in der Geschichte. Regelmässig wird das ganze Zurechtgestutzt. Wie bei den Zigeunern und Juden."

[lol ]

Infecto musste lächeln. Der Mann gefiel ihm.
"Nun, ich hoffe, das passiert bald. Ich bin nicht gerade ein Fan spitzen Zähnen. Irgendwann wird England aussterben, habe ich das Gefühl, wenn die Hälfte nach Otopia verschwindet und die andere von den Ausgeburten hier gebissen wird."

Yanez musste leicht lachen.
Die Idee gefiel ihm.
"Da liegt etwas dran. Also England liegt ja schön angrenzend, wenn es dem König vielleicht mal langweilig wird, überlegt er sichs seinen neuen Platz im Bukingham Palace einzunehmen."
Er zwinkerte.
"Okay, Scherz beiseite, Otopia geht es um Ehre. Die Menschenwelt ist für uns Unehrenhaft, so brutal es klingt."

"Und doch ist Menschenblut für euch das Allerwichtigste ... es erhaltet euch. Es ist etwas Heiliges. Menschen werden immer über Vampiren stehen", redete Infecto sich rein. Er wusste, Yanez würde mit den Vorwürfen leben können.

Yanez grinste.
Diese Anschuldigen störten ihn keineswegs, schliesslich war er selbst auchmal Mensch gewesen.
"Also mal ganz im ernst, seit dem Bluthandel ernähren wir uns von otopianischem Sklavenblut. Wir kommen ohne Menschen schon lange zurecht. nur was die Wirtschaft betrifft, Seidenhandel beispielsweise, da könnte es holprig werden."

"Wissen Sie, was ich denke? Ich denke, Vampire sind feige. Ich denke, sie wissen, dass die Zauberer von England, Wales und Irland sie bei einem offenen Kampf schlagen würden."

Yanez lehnte sich etwas zurück.
"Und wie? Mit Zauberei? Geh mal über die Otopianische Grenze und versuche dort zu zaubern. Dein bester Zauberstab wird kein einziger Schutzzauber zustande bringen. Aber meinetwegen, jeder hat seine eigene Vorstellungen von Kriegen. Ich glaube nicht, dass es überhaupt jemals zum Krieg kommt von otopianischer Seite. Isolation wird eher immer mehr das Thema sein."

"Ich bemerke aber nichts von Isolation. Dafür holen sich diese ... Untoten ... Sklaven bei den Menschen, die sie umbringen. Immer wieder. Wieso kommen sie nicht aus ihren ach so tollen Festungen und zeigen uns, was sie draufhaben? Sehr tolle Leistung, geschützt vor Zaubern in ihrem Land zu sitzen und sich als Macht zu fühlen!"
Infecto redete sich langsam in Rage.

Chan sah verwundert zu Infecto.
Hatte er etwa vor Yanez zu provozieren, oder was wollte er damit erreichen?

Yanez wunderte sich sehr, über dieses Benehmen.
nein, er hatte es wohl nicht deutlich genug erklärt, doch kochendes Wasser überkochte schneller als es abkühlte, also weiter zu diskutieren hatte für Yanez keinen Sinn.
Stattdessen sah er ruhig zu Infecto.
"Wir werden ja sehn, was die Zukunft mit sich bringt. Sind jetzt noch weitere Fragen?"