RE: Hütte von Merchist Edo - 23

Cyrill blickte Edo etwas verbittert an.
Den Mozi, Isamu.
Edo wollte also darum beten, dass der Japaner mit ins Schloss durfte.
Cyrill seufzte leicht innerlich.
Ja, es mochte sein, dass Isamu weise war wie Edo es sagte.
Und doch war er der Bruder von Katsumi, und Katsumi selbst hatte Cyrill auch schon am Hals.
Momentan hatte er so viele Leute bei sich und wusste nicht, was mit ihnen anfangen.
"Das ist eine grosse Bitte", sagte Cyrill darauf.
"Das weisst du schon, oder?
Ich müsste ihn mit zu unseren Leuten nehmen...
Ihn einweien. Ihn-"
Cyrill biss sich auf die Lippen.
"Dein Deal, gegen meinen, Edo.
Ich nehme Isamu mit mir, wenn du Mary die Wahl gibst, zurück zu den Zigeunern zu gehn.
Ich verspreche dir, dass ich sie nicht ins Schloss nehme, sondern im Wald lasse.
Wo sie den Verwundeten helfen kann und den Zigeunern.
Aber dort ist sie mir sicherlich lieber, als hier bei dir in einem Kimono und Tee einschenkend."

Edo runzelte nun seinerseits die Stirn. xD
Wie bitte?
In einem Kimono und Tee einschenkend?
"Hm", machte Edo und er verscdhränkte dabei auffordernd die Armee, Cyrill gegenüber.
"Ich wüsste gar nicht was daran so verbitterlich ist.
Den Maras geht es weitaus besser hier, als an den Orten, in denen Mary sich in Wirklichkeit wahrhaftig gesendt hat", entgegnete Edo sicher.
Und das wegen Isamu, damit war Edo gar nicht Cyrills Meinung.
Was erwartete der Knirps?
Das er bei jedem neuen gleich mit Weihrauch und einem Ritual ihn allen vorstellen müsste?
"Hör zu, Cyrill.
Du wirst Isamu ohne... Mary wissend bei den Zigeuner findend, mitnehmen.
Ich geb dir auch die Karte dafür... und nur dafür, damit wir uns recht verstehen.
Isamu ist gut, unterschätze ihn nicht.
Er braucht keine Unterhaltung und wenn er schon Mutterseelen alleine im Wald zurecht kommt, so auch ohne grosses Einweihen", erwiderte Edo mit wahrheilitchen Ton in der Stimme.
"Isamu hat vieles durchgemacht und bisher ist er noch nicht zurück gekehrt.
Gib ihm eine Chance.
Ich gib sie dir auch und glaub mir... du bist sogar noch kleiner, als bei unserer letzten Begnung.
Du solltest es doch am Besten wissen, bei einer Vorurteilung", sein Blick wurde ernster. xD

"Du würdest mir die Karte geben?"
Cyrill wurde nachdenklich.
Die Sumpfkarte oder Mary.
Sumpfkarte...
Mary...
Worauf sollte er bestehn?
Doch Cyrill wusste innerlich ganz genau, wonach sein Herz sich sehnte.
Und es mochte tragisch sein, doch er entschied sich ganz klar dafür, die Karte wieder in seinem Besitz zu haben.
Denn sie war sein wichtigstes materielles Gut.
Dafür ist Myla in die Unterwelt geraten und deswegen war er auch jetzt in dieser Gestalt.
Diese Karte war so wertvoll, dass jeder Kaufmann sein ganzes Seelenleben verkaufen würde.
Und Edo wollte sie ihm wirklich zurück geben.
Und das nur für Isamu.
Wirklich, der Merchist konnte ein guter Freund mit unglaublichem Herzen sein.
"Gib mir die Karte und ich nehme den Mozi noch heute mit mir."

Es war wie mit dem Glauben, manchmal unterschätzte man den Wert daran.
Oder auch wenn man einem Kinde eine Note in die Hand drückt, es hat den Anschein nur an Papier, doch mit dem Papier konnte man Länder kaufen, nur wenn man genügend davon besass.
Edo kannte den Wert der Karte nicht genau, noch in welche Gebiete der Sümpfe sie führte... aber eines wusste er, sie war so wertvoll, dass Cyrill auf Mary verzichten würde.
Das hiess also sehr vieles.
Würde er sich sogar entscheiden, wenn es um den Tod eines Lebens handeln würde?
Edo war sich sicher.
"Du findest ihm in den Wälder der Dunkelvampire", sagte Edo und er zog sein Katana.
Im Behälter davon, war die Karte gut aufbewahrt worden.
Edo war vorsichtig, man wusste nie, wem sie sonst in die Hände geraten würde.
"Voilà.
Doch", Edos Blick wurde ermahnend und wiederum vielsangender.
"Halte dein Versprechen, kleiner Vampir.
Ich möchte dass Isamu das bekommt was ihm zusteht.
Lass ihn ins Schloss, er wird mein Zeuge."

Cyrill nahm die Karte an sich und einen kurzen Moment schloss er die Augen.
Er hielt das wertvolle Stück fest umklammert und nickte dann.
"Ich halte mein Versprechen.
Adieu, Edo.
Achte auf deine Soldaten."
Mit diesen Worten und alleine ging Cyrill.
Mary musste er zurück lassen.

Mary hatte den beiden sprachlos nachgesehen und starrte noch lange auf den Punkt, an dem die beiden in den Nebenbraum verschwunden waren.
Sie konnte kaum fassen, was sie soeben gehört hatte.
Was Edo ihr gesagt hatte. Fast schon verlangte.
Sie schloss die Augen und atmete tief ein und aus.
Das konnte nicht wirklich sein ernst sein...
Bald darauf hörte die junge Frau, wie der kleine Cyrill die Hütte verließ.
Ohne sie..
Nicht wissend, wie sie am besten auf diese Situation reagieren sollte, vergrub sie ihr Gesicht in den Händen und strich sich die langen Strähnen ihrer Haare aus dem Gesicht.
War das wirklich sein ernst?
Wirklich seine Entscheidung, dass sie blieb?
Mary konnte nicht wissen, dass sie seit dem Biss sozusagen ihm gehörte, und er somit über sie entscheiden konnte, wie ihm beliebte.
Aber wie kam er denn auch nur ansatzweise auf die Idee, dass das Beste war?
Sie konnte nicht sagen, wie sie über das Gesagte dachte.
Konnte nicht einmal sagen, ob sie sich damit abfinden würde.
Aber es ging einfach nicht! Nicht jetzt!
"Edo!", rief Mary.

Die Dienerin erschrak, als Mary auf einmal nach Edo rief.
Sie deutete Mary mit ihren Fingerspitzen an, zu schweigen.
Drei japanerin machten sich nun an Mary und drängten sie stumm Richtung Waschraum.
Dort sollte die Zigeunerin erst einmal gebadet werden, natürlich in Milch mit verdünnten Blut.
Die Kleider wurden Mary entrissen, wenn auch schon fast ewtas unsanft.
Sie hoben die leichte Mary in die grosse Wanne, die ein grosses, umfangreiches Holzbecken war mit japanischen Zeichen ringsum verziert.
Die Maras machten sich daran, Marys Haut wund zu schrubben, um auch den ganzen Geruch vom Wald los zu werden, den Mary an sich trug.
Auch ihre Haare blieben nicht unverschont.
Das Bad war nicht geniesserisch, sondern sehr hektisch gewesen.
Ehe es sich Mary auch versah, wurde ihr ein Kimono gebracht und eine ganze Stunde dauerte es, bis Mary perfekt angezogen und frisiert war.
Geschminkt an den Augen und an ihren Lippen.
Es war bereits Abend in Otopia, allerdings machte das Äussere der Uhrzeit keinen Unterschied... es blieb finster wie zuvor.
Mary liessen sie alleine in einem Zimmer.
Sie müsste darin warten, vielleicht Stunden, doch das wäre unwichtig.
May würde kommen und sie schliesslich zum Merchisten führen, doch zuvor musste Mary sich ersteinmal ihrer neuen Lage bewusst werden.
Sie war nun eine Gefangene.

Eine Kutsche fuhr vor und man brachte Julius schnell in das Dorf hinein.
Die Truppen waren aufgebrochen, Edo würde jeden Moment das Dorf verlassen.
Mary war darin gefangen, konnte sich aber im Dorf weitgehend frei bewegen.
Man hatte Sayuri und noch weitere Frauen und Kinder hierher zurück gebracht.
In den Wäldern und auf dem Schlachtfeld waren sie nicht sicher und das Dorf hier würde mit allen Mitteln verteidigt werden.
Takashi führte Julius in die Hütte und hiess den Otopianer zu warten.
Er trat dann zu Edo und verneigte sich.
Gut, eine Stunde später wäre Julius nicht mehr rechtzeitig gewesen.
"Edo-sama, ho!
Ein Altotopianer möchte Euch sprechen.
Es geht um eine Salbe", sagte er und Julius wurde auf Edos Geheiss dann hinein geführt.
Ja, Julius hatte sich für die unterlegene Seite entschieden.
Aber seinem Herzen nach auch die richtige, weil sie für den König einstand.
Und so berichtete Julius dem Merchisten von seinem Wundermittel und übergab es den Japanern.
Julius hatte innert Kürze bereits Arbeiter gefunden und eine erste Lieferung der Salbe fertig gestellt.
Nun würden sie doch noch einen Schutz gegen die Feinde haben.

Es war Abend geworden.
Draussen herrschte wie stets kalte Finsternis.
Das Feuer der Fackeln flackerte gefährlich neben den Wachposten.
Man hörte einige Rufe vom Gefangenlager, die nach einiger Zeit wieder verstummten.
Lange Zeit war Edo weggewesen.
Nur wenige wussten von seinem dreijährigen Auffenthalt in Hogwarts, auch diese Zeit ist schlussendlich vergangen...
Für den pflichtbewussten Otopianer das grösste Glück das im Widerfahren durfte.
Vergeltung.
Hatte er sich nicht geschworen gehabt den Mörder von Tarabas vorzuknöpfen?
Viele Gefahren hatte er begegnen müssen in der Gestallt eines Teenagers.
Unter anderem hatte Freundschaften schliessen können.
Skrupellose Bekanntschaften knüpfen können und wäre knapp noch einmal dem Tod entkommen.
Marcellus und er waren Freunde geblieben bis zum bitteren Ende...
In Edos Hütte ging es militärisch zu.
Marcellus Schwert hatte den Ehrenplatz an der Wand gefunden, links und rechts von dem Schwert hing je eines von Edos Kantana Schwerten.
Ein Teetischchen stand in der Mitte des Raumes.
Edo sass gegenüber des Generals Julius.
Eine japanische Mara bediente sie und hielt den Kopf demütig gesenkt, als jeder seinen Tee in der Tasse hatte.
"Gibt es neues das du mir berichten kannst, General?", Edo nahm die Schüssel an sich.
Edo war froh, dass er den schönen Jüngling hier im Lager hatte.
Es war doch schon eine abgeschiedene Provinz für sich, die die Japaner hier zu pflegen hatten.
Umso besser dass jemand kam, der Neuigkeiten überraschte, solange er hier die Stellung behielt.
Wie immer war Edo nicht abgeneigt von neuen Gesichtern, von Julius hatte er nämlich schon gehört gehabt.
Und von seiner Wundersalbe.

Julius musterte die japanische Dienerin einen Moment stillschweigend.
Wortlos nahm er den Cha dann an sich und legte ihn vor sich her.
Für Julius war es noch etwas angewohnt am Boden auf einem dünnen Kissen zu sitzen.
Doch es war nicht das erste Mal, an dem er bei Merchist Edo als Gast eingeladen war.
"Die Soldaten schlagen sich gut an dem neuen Stützpunkt.
Sie haben Euch volle Treue geschworen."

"Na das freut mich doch zu hören", zufrieden blickte Edo dem General entgegen.
Der Japaner hielt seinen Gegenüber schon mit einer lauernden Freundlichkeit gut im Auge.
Julius schien sich in der Kultur der mittelalterlichen Japaner noch nicht ganz im Einklang gefunden zu haben.
Edo konnte ihn gut verstehen, auch er hatte immer wieder Einstiegsmühen sich unter seinen eigenen Leuten zu finden.
So war der ehemalige Merchist doch ganz auf Otopia integriert.
"Weiss man auch schon neues über den kommenden Angriff?", erkundigte sich Edo.
Damit war kein besonderer Angriff gemeint gewesen, die Vampire waren sich gewohnt Feind für Feind jeden Tag von neuem abzuwehren.
Wesen wie Jasko waren Seltenheiten und gehörten gefürchtet.
Wenn es jemanden geben wird, dem ihm mit solchen Nachrichten über dem laufenden halten würde... so wäre das Cyrill.
Kein Zweifel für Edo.

Julius rückte sich ein wenig gerade.
Sein Blick schweifte kurz auf die Dienerin, es verwirrte ihn, dass die Dienstboten hier beim Gespräch sitzen blieben.
"Nun, wir haben einen Überraschungseffekt geplant", sagte Julius, als Edo von dem neuen Angriff sprach.
"Wir trainieren auch unsere neuen Soldaten darauf, dass sie sich unerwartet verteidigen müssen.
Man sollte auf alles vorbereitet sein.
So, Eure eiserne Regel, Merchist, die ich einst gelesen habe."
Julius nickte Edo anerkennend zu.
Dann nahm er die Tasse Tee zur Hand und trank einen Schluck.
Julius achtete dabei, dass er die Tasse auf Augenhöhe hielt und zweimal um sich selbst drehte, ehe er sie dann wieder abstellte.
Ja, der junge Altotopianer hatte sich über das Teezeremonial erkundigt.
"Kanpai"*, sprach er dann in gebrochenem Japanisch, um Edo zu beeindrucken.

--

*Prost

Edos Augen blitzten leicht, als er die japanisch gebrochenen Worte in seinen Ohren erkannte.
Mit Zufriedenheit blickte er dem Adeligen entgegen.
Dieser hatte sich wohl gut über die alten Sippen und Gebräuche der Japaner informiert.
Nur wenige der Otopianer liessen sich damit erst ein, selbst wenn sie Jahre hier verbringen mussten.
In Julius erkannte Edo ein Potenzial, dass so mancher tapferer Soldat doch im Herzen fehlte.
Julius wollte in seinem Leben weiter kommen, das war spürbar.
„Ich weiss deine Achtung zu schätzen“, Edo hielt daher als Prost die Schale höher.
Edo wusste das Julius noch zu den älteren Generationen gehörte, die sich rühmten noch wahre altopianer zu sein.
Wenn sich einer Mal von ihnen einer anderen Ansicht hingab... dann hiess es etwas.
Selbst wenn es nur jemanden zu beeindrucken gilt.
Was hier der Fall war.
Und dennoch war es eine eigene Überwindung, die nicht zu unterschätzen gilt.
Wenn es einer gab, der von solchen Kämpfen heimgesucht wurde... so Edo.
Die Augen des Merchisten verengten sich lauernd.
„Schau, die Gebräuche hier sind alt und von menschlicher Kultur.
Doch deine sind in Otopia noch Mythen weit entfernt und dennoch halten sie die Ehre für immer Aufrecht", sprach Edo nun und das mit aufrichtiger Achtung.
Selbst wenn die Gebräuche für viele Japaner alles bedeuteten, so waren sie für Otopia doch nichtig.
Sie waren fremde in einer anderen Welt.
Aussenweltkulturen die nichts mit Otopia am Hut hatten.
Gebräuche die man später mit Otopia vermischen wollte, damit sie Zeichen der Ehrenhaftigkeit darstellte.
Wenn Edo eines über die wahren Gestallten gelernt hatte, so waren es die Altotopianer.
Und nicht die Japaner.

Julius verneigte sich ehrfurchtsvoll vor Edo.
"Ich danke Euch, Merchist, für diese unverdiente Ehrung.
Euch gegenüber bin ich nur ein Lehrling.
Ich schätze Eure Worte sehr."

Edo freute sich das zu hören.
Er neigte höflich und mit Zufriedenheit seinen Kopf leicht vor und griff dann nach der Schale mit Cha.
"Mir kam zu Ohren, dass du bereits eine Gefährtin in Betracht gezogen hast", kam Edo dann darauf zu sprechen.
Es war nämlich eine alte Sippe und ein Gebrauch einem Mann mit höherem Rang eine Frau als Gefährtin zu schenken.
Jemand der nicht nur diente, sondern Julius auf eine andere Art ehrenvoller präsentierte.
Was war schon ein General ohne Frauen?
Ein Bild das nicht komplett war.
Das musste natürlich korrigiert werden.
"Du hast dir in der Zeit, in der du mir dientest Ehre bewiesen, General.
Es steht dir sogar eine zweite zur Verfügung, falls du das möchtest."