RE: Hütte von Merchist Edo - 4

Mary sah ihn an und nickte langsam. Ja, wahrscheinlich hatte Edo recht.
"Aber ich weiß nicht was...wirklich nicht. Ich..."
Sie wusste es ernsthaft nicht und zuckte leicht mit den Schultern.
"Wüsstest du etwas?", fragte sie ihn, allerdings musste er darauf nicht antworten, denn er wollte es ja von ihr wissen.
Das Mädchen versank tief in Gedanken und dachte nach.

"Tut mir leid, aber ich weiss nicht wie du gewöhnlich solche Probleme löst, Mary", sagte Edo, da es bei jedem anders ging.
Nicht jeder Weg war für jeden gleich, wieder aus einem tiefen Loch heraus zu kommen.

"Naja eigentlich behalt ich so was immer für mich und werd damit allein fertig.", sagte sie leise zu Edo.
Sie sah zu ihm auf und seufzte leise. Eigentlich hatte sie keine Ahnung.
"Mhm...vielleicht brauch ich noch etwas Zeit und...es würde mir sicher schon helfen, wenn ich nur wüsste, dass es ihm gut geht. Jetzt im Moment weiß ich es ja, aber was ist ein oder zwei Wochen? Und das geht leider nicht."
Mary strich über ihren Umhang.

"Schau", begann Edo und richtete nun leicht seinen Kimono.
"Wegen dem Prinzen brauchst du dir keine Sorgen zu machen.
Ein Prinz wird bewacht, für ihn wird gesorgt.
Er muss ja schliessilch eines Tages eine ganze Welt regieren, hast du schon einmal von einem Prinzen gehört der jeden Tag in Gefahr war?", Edo's Blick wurde nun ganz sanft und er lächelte leicht.
Er merkte, dass Mary sich gerne nicht so in den Mittelpunkt stellte, ganz im Gegenteil.
'Selbst wenn es ihr schlecht geht, geht es ihr mehr um die anderen', ging es ihm durch den Kopf und es stimmte ihn nachdenklich.

Mary nickte langsam und sah wieder zu ihren Beinen.
"Aber das sagt mir doch nicht, ob es ihm wirklich gut geht. Er kann doch nur so tun, als ob es ihm gut geht. Ich mache das sehr oft, obwohl ich im Innern furchtbare Schmerzen erleide."
Wieder seufzte sie und legte das Kinn auf ihre Beine.
Ihre Haare fielen zu beiden Seiten ihrer Schultern hinab und verdeckte dabei etwas ihr Gesicht.

"Mary, du machst dir zu viele Gedanken und weisst nicht einmal ob sie überhaupt wahr sind", sagte nun Edo und er hörte sich ein wenig ernster an.
"Ich weiss nicht wie es bei deiner Welt so zu sich geht, aber du musst wissen, dass hier eine ganz andere Phiolosphie herrscht.
Otopianer unterscheiden sich von den Menschen und das in vieler Weise.
Natürlich können wir auch traurig sein und ehrlich mache ich das mit dem für sich behalten genauso wie du.
Aber es macht mich nicht kaputt, daran liegt der Unterschied bei uns beiden", Edo sah sie einen langen Moment an.
"Ehre Mary.
Ehre ist der Grundstein für uns Otopianern.
Dann folgt Macht, das Wissen, der Ruhm und am Ende sich selbst.
Joel wird nicht wie ein trauriger Tropf enden Mary, dazu hat er das alles zu sehr akzeptiert.
Ich denke- Nein ich weiss es, dass es ihm eine Ehre ist, Prinz zu sein und das baut auf."
Edo hoffte, dass Mary das verstehen konnte und es nicht zu kompliziert war. Er hatte in der Zauberwelt so manche Zauberer beobachtet, einige verstossen ihre Familie, hatte nichts als Rachesucht, in einer "menschlichen" Zeitung hatte er gelesen wie viele Selbstmord machten, wie verschieden es doch war.
Diese soganannte Ehre bei den Zauberern war für Edo einfach nicht die selbe wie bei den Otopianern.
"Und noch was.
Ist dir aufgefallen wie schlecht es dir geht und du nur an dem Wohl anderern nachdenkst?
Ist dies der einzige Weg - wenn es anderen gut geht -, damit es automatisch dir wieder ganz besser geht?"

"Ja, ich denke auch, dass es für ihn eine Ehre ist, Prinz zu sein. Und ich bin froh darüber, dass er es akzeptiert hat, sehr sogar. Ich versuch selber ja auch alles, es zu akzetieren, aber es ist so schwer, obwohl....ich es doch verstehe und ihn verstehe."
Sie schloss die Augen und dachte lange nach.
"Und es ist ja eigentlich nicht so, dass ich es nicht akzeptiert habe...es ist nur, dass ich ihn so vermisse. Es ist schwer, aber ich muss mich damit abfinden."
Langsam strich sie sich die Haare aus dem Gesicht und öffnete die Augen, um Edo anzusehen.
"Nein. Nein, ich glaube, es ist nicht der einzige Weg, aber es liegt mir eben sehr am Herzen, dass die Personen, die mir viel bedeuten...dass es ihnen gut geht. Denn ich möchte niemandem Schmerzen zumuten, oder ihn leiden sehen."
Mary blickte Edo in die Augen.

Edo sah eine Weile schweigend und eindringlich in Marys Augen.
Er beobachtete sie.
"Mary", begann Edo.
Die Schiebetür ging nun auf und zwei Japanerinnen brachten ein kleines, Sitztischchen auf dem eine Reisschahle und eine Chaschahle ruhten, sie verneigten sich und dann noch einmal.
Edo machte eine schwache Handbewegung und die Dienerinnen verneigten sich noch einmal, sie erhoben sich und veriessen den Raum.
Edo nahm das Schälchen und auch die Essstäbchen, er sah offen Mary heraus an.
"Weisst du wie ich die Sache sehe?
Ich sehe ein sehr trauriges Mädchen vor mir, dass jedem hilft und sich als letzter Stelle sieht- nein eben nicht einmal dann, sich überhaupt nicht sieht.
Vieles zulässt und auch viele Demütigung und Schmach erdulden muss, sich nur auf die anderen konzentriert und dabei fühlen muss wie selbst die Seele nach Aufhörung schreit.
Oh ja, Mary. Ich kann es förmlich in deinen Augen sehen, dass du es müde bist.
Einfach leid und dennoch ist es dir ein anliegen, dich ständig aufopfern zu müssen und heimlich selber in dir kaputt zu gehen."
Edo rührte ein wenig das Blut in dem Reis zuercht.
Sah dann wieder zu Mary.
"Verstehen und sehn das deine Freunde?
Was fühlst du zu dir selber? Bist du dir wichtig? Was bedeutet dir dein Leben Mary?
Kann es dir Joel geben?
Du sagst, du möchtest deine Freunde nicht traurig und im Leid sehn.
Gilt das also auch nicht für dich, möchte nicht auch Joel dich glücklich sehen?"

Mary hatte Edo aufmerksam zugehört und sie verstand ihn.
Sicher, er sagte es offen und direkt hinaus, aber das tat ihr gut! Ihr tat Edos Art sehr gut und auch das Gespräch.
Sie sah ihn lange schweigend an, sagte nichts, keinen Ton und nur ihren Atem konnte man leise hören.
"Ich weiß nicht ob sie es verstehen oder sehen...manchmal hab ich das Gefühl, dass nur Joel mich verstanden hatte oder Cyrill. Und wie ich mich fühle? Keine Ahnung...manchmal sehr alleine, obwohl ich doch weiß, dass ich es nicht bin. Und manchmal auch so voller Schmerzen, dass ich am liebsten aus meinem Körper raus will. Doch dann wird mir klar, dass es nicht der Körper ist, der schmerzt, sondern meine Seele und die kann ich nicht wechseln. Was mir mein Leben bedeutet? Nun...wenn ich ehrlich sein soll, es hat seinen Glanz verloren. Nicht allein deswegen, dass Joel gegangen ist, aber die Lebenslust hat sich schon vor einiger Zeit verabschiedet."
Und dann senkte sie den Blick.
"Ich weiß nicht, ob Joel das will, aber ich denke schon. Leider merke ich immer mehr, dass ich meinen Platz noch nicht gefunden habe. Es ist irgendwie komisch...und auch nicht zu beschreiben."

Edo hörte ihr genau zu und ass dabei ein wenig Reis.
Er legte das volle Schälchen dann auf das tiefe Tischchen ab, da er nun wieder zu sprechen hatte.
"Du sagst du glaubst nur Cyrill und Joel haben dich verstanden und du hättest trotzdem keinen Grund einsam zu sein.
Aber ich sehe darin einen Grund", sagte Edo und sah sie einen langen Moment nur an.
"Mit Leuten zusammen zu sein die einem nicht verstehen, da wäre ich auch nicht glücklich", sagte er zu ihr.
"Auch wenn sie noch so gute Freunde sind, Mary.
Wie kann man sich bei ihnen öffnen, ohne heimlich skeptische Blicke einzufangen?"
Nun wurde Edo es sehr viel klarer warum Mary mit niemanden über ihre Probleme sprach, wenn sie niemand verstand.
"Erzähl mir ein wenig von dir.
Was machst du den ganzen Tag so?", aufmerksam lauschte er nun und sah abwartend zu ihr.

Mary sah ihn wieder eine Zeit lang an und konnte es einfach nicht fassen...wie lieb Edo doch war!
"Edo...ich glaube, ich habe jemanden vergessen. Nicht nur Joel und Cyrill haben mich verstanden...so wie du mit mir sprichst, das würde nur ein wahrer Freund tun. Und ich bin dir unendlich dankbar dafür!", sagte sie ehrlich.
"Was ich den ganzen Tag so mache? Also bis vor kurzem war ich noch in Hogwarts und da habe ich die meiste Zeit gelernt und gelernt und gelernt. Jetzt bin ich viel zu hause und denke nach oder ich muss Aufträge erfüllen, wegen meiner Ausbildung. Und das tut mir gut, weil mich das ablenkt."
Sie lächelte ihn leicht an, um ihm noch mal ihre Dankbarkeit zu zeigen.

Über Marys lieben Worte wegen wurde sein Blick ein wenig wärmer und etwas Ernsthaftigkeit verschwand, er nickte ihr leicht zu und schätzte was sie ihm da gesagt hatte.
"Eine Ausbildung?
Was für eine?", fragte Edo und interessierte sich nun sehr für Mary, es war gut, dass sie nun von sich selbst sprach.

"Oh eine Ausbildung zur Aurorin.", sagte sie und etwas Stolz lag in ihrer Stimme.
Doch dann wurde ihr klar, dass Edo sicher nicht wusste, was das war und sie begann plötzlich auch mal wieder zu grinsen.
"Tut mir leid...ich vergaß, dass du das ja nicht kennst. Mhm naja..mit was könnte ich das beschreiben? Naja..die Auroren sorgen für die Sicherheit in der Zauberwelt. Und..ja...man kämpft als Auror eben meist, damit die Zauberwelt geschützt ist."
Sie lächelte den Merchist an und je öfter sie ihn ansah, desto stärker wurde ihr bewusst, wie gerne sie ihn doch hatte.

"Achso", Edo nickte leicht.
'Das erklärt so einiges', dachte er, allerdings fragte er sich, ob Mary dass auch wirklich glücklich machte.
Schliesslich war das wieder nichts als gegenüber andere seinen Dienst erweisen.
Edo sah sie einen Momentlang an.
'Wie kann es sie nicht glücklich machen?
Sie hilft gerne anderen', dachte er und das stellte ihn zufrieden.
"Eine harte und verantwortliche Arbeit", meinte Edo nun.
"Findest du dabei auch mal ein wenig Zeit für dich selbst?"

Mary nickte.
"Natürlich. Nur die Zeit, die ich habe...ich weiß nicht, sie erfüllt nicht das, was sie erfüllen sollte.", sagte sie langsam und nachdenklich.
"Ich finde es schade, dass mein Leben manchmal so trostlos scheint. Denn...sollte man nicht glücklich sein darüber? Man lebt nur einmal und sollte man das nicht genießen können?"
Sie sah ihn weiterhin an und etwas fragendes lag in ihrem Blick.
"Aber...so trostlos ist mein Leben gar nicht, wie mir klar wird.", meinte Mary sanft lächelnd.
"Ich habe dich kennen gelernt und Cyrill und Joel und so viele andere. Und ich genieße jedes Gespräch, das ich mit dir führe, von ganzem Herzen."
Immer noch lächelte sie ihn an.
"Schade nur, dass ich dich wohl kaum sehen werde. Wenn es überhaupt je wieder möglich ist. Und weißt du, ich glaube, es gibt da jemanden, der es sehr gut mit mir meint...der es mir ermöglicht hat, dich wieder zu sehen und dass ich sprechen kann, so offen und dass du es verstehst. Ich danke diesem jemanden von ganzem Herzen."

[na andrea? =) wen meint sie wohl damit? *knuuddl*]