RE: Hütte von Isamu - 7

[was mein Deutschlehrer wohl zu der Bezeichnung Vers sagen würde ]

Xenus verstand nicht. Er konnte keine Verbindung sehen zwischen dem Ganzen und dem Vers. Er verstand nicht, wo sich in diesem Vers das otopianische Denken widerspiegelte. Aber genau das war wahrscheinlich seine Aufgabe. Es zu verstehen, und wenn erst in vielen, vielen Jahren.
Xenus nickte und nahm den Zettel an sich. Er sagte kein Wort und wartete ab, ob Isamu noch irgendetwas zu sagen hatte.

Doch Isamu schwieg nun und anstattdessen winkte er seine Dienerin ab.
Diese verneigte sich erneut vor beiden und trat dann aus dem Zimmer.
Isamu blickte stumm auf sein Gegenüber und er achtete darauf, dass dieser seine Haltung behielt.

Xenus wartete ab. Irgendwann sah es so aus, als wollte Isamu nichts mehr sagen, und dann fragte er schließlich:
"War das alles für heute?"

Isamu schwieg noch einen Moment.
"Warte, du hast nichts zu sagen, ich erkläre dir, wenn ich fertig bin."

Na toll. Er hatte es doch gewusst. Nichts sagen.
"Verzeihung. Ich werde warten."
Und Xenus seufzte innerlich und wartete ab.

Isamu wartete nun auch.
Aber um Xenus ein wenig auf die Folter zu spannen.
Im Soldatenleben musste man viel warten und geduldig sein.
Daher blickte er ruhig zu Xenus und liess glatte zwanzig Minuten ohne Wort verstreichen.

Xenus hatte Mühe, seine Haltung zu bewahren und starrte langweilig mal da, mal dorthin. Irgendwann bohrte er einfach seinen genervten Blick in Isamu und dann wieder schaute er auf seinen Zettel.
Die Minuten schienen sich dahinzuziehen. Irgendwann seufzte er. Und dann hielt er es nicht länger aus:
"Was ist der Zweck dieser Übung?"

Isamu musste leicht schmunzeln.
"Damit du lernst, Respekt zu zeigen", sagte er.
"Dir wird es niemals erlaubt sein in Gegenwart eines Generals oder einfachen Offizieres drauflos zu sprechen. Die meisten Soldaten stehen stumm und warten auf Befehle. Wenn du Kartenschreiber wirst, hast du zwar mehr zu sagen, doch in Gegenwart eines Generals musst du vorsichtig sein. Jeder Zeit kann dir jemand den Kopf abhacken, wenn es ihm nicht passt.

Xenus schluckte. Die Worte machten Eindruck.
"Ich verstehe. Nochmals Verzeihung."
Und er sah wieder auf seinen Zettel. Hoffentlich ließ Isamu ihn nun nicht nochmals so lange hier sitzen.

Isamu nickte leicht, auf die Entschuldigung hin.
Schliesslich liess er Xenus nochmals warten, aber nur noch die Hälfte der Zeit, also zehn Minuten.
"Dir ist erlaubt jetzt zu gehn", erlöste ihn Isamu schliesslich.
"Verlasse das Dorf nicht und gehe nicht in irgendwelche Hütten anderer Offiziere und Generäle. Sehe dich um, aber sei nicht zu auffällig. Im Soldatenhaus wirst du dein Zimmer hoffentlich noch finden."

"Werde ich", nickte Xenus. Sein Rücken war steif, es war ihm schwer gefallen, sich die restliche Zeit zu beherrschen. Und gerade, als er dachte, er müsse Isamu an den Hals springen, ließ dieser ihn zum Glück gehen.
"Ich danke Ihnen. Trainieren wir morgen weiter?"
Er stand auf und seufzte erleichtert. Blöde Sitzposition.

"Ja, das werden wir", sagte Isamu, und ehrlich gesagt war ihm das ganze genauso zuwider wie es Xenus war.
"Du wirst dich jetzt als erstes vor mir verbeugen, Soldat, denn ich bin soeben dein Gastgeber gewesen. nicht ehe ich mich ebenfalls verbeuge, darfst du deinen Körper wieder zurück neigen und gehen. Wenn du wichtige Leute hier im Dorf triffst, also Leute, die Soldaten um sich haben, dann stehe auf die Seite und verneige dich wortlos. Du zeigst ihnen damit, Ehre und Respekt, wie es sich gehört der hohen Gesellschaft gegenüber."

Verbeugen? Das war doch nicht sein Ernst!
Xenus lächelte erst, als wäre es ein Witz, doch dann sah er Isamus Gesicht und seufzte.
Widerwillig drückte er seinen Körper runter. Und wartete.
Oh man, viel mehr Erniedrigung im Vergleich zu seinem früheren Leben gab es nicht mehr.

[lol der arme xD]

Isamu neigte sein Haupt nun ebenfalls zu einer Verbeugung und er kam wieder hoch.
Er war zufrieden mit Xenus und diesem wurde von den Soldaten draussen auch sogleich der Ausgang geöffnet.

Xenus würdigte weder Isamu noch den Soldaten eines Blickes und ging nach draußen. Was für eine Erniedrigung. Und das musste er jetzt immer so machen? Das ging nicht! Er war doch reich! Er brauchte ein großes Haus mit Dienern und nicht dieses Leben in Armut und Schweiß!
Er setzte sich im Dorf hin und blieb lange sitzen.