RE: Wolkenbett - 2

Joelina hielt leicht inne, als die Wassertropfen über ihr Köpfchen aufstiegen und dort zu leuchten begannen.
Aber das kleine Mädchen hatte jetzt Angst davor und schritt instinktiv einige Schritte zurück.
Als sie den Entenschnabel sah, stockte ihr augenblicklich der Atem und sie öffnete etwas den Mund, um etwas zu sagen, zu schrein, zu rufen, zu flehen....aber sie konnte nicht sprechen.
Der Schmerz, der auf ihrer Haut gelastet hatte, war ihr noch zu bildlich in Erinnerung, außerdem waren das böse Geschöpfe! Ganz gleich, dass sie atemberaubend schön waren.

Um Kella glitzerte es, sie trug ein neues Kleid, so weiss wie ihre Haut.
Sie liess sich die Haare zu einem Zopf flechten und dabei liess sie ihre Haare sogar noch etwas länger nachwachsen.
Kella hob dann langsam ihre Hand an den Mund und spreizte ihre Finger.
Sie spitzte ihre Lippen leicht und hauchte ins Leere...
Aus dem Nichts entstand sanft die Gestallt eines blauen Astet mit Dornen.
Er bewegte und krümmte sich.
Nicht lange und aus diesem einzigen Ast entstand ein prächtiger Dornenstrauch.
Bald war es einer, dann drei.
Die Sträucher wuchsen weiter und bildeten einen Halbkreis um das kleine Mädchen, dass Joelina somit einengte.

Moya klatschte begeistert in die Hände und sogleich fingen die Dornen weisses Wolkenfeuer.
Doch augenblicklich verschwand die Illusion, nur Joelina war noch so wie man sie verzaubert hatte und Asitû erschien.
"Genug", zischte sie mit zorniger Stimme.
"Was soll das hier? Ich habe dich um den Ring gebeten, Moya! Wo ist er?"
"So lass mir doch Zeit", sagte Moya, die Asitû nun als Spielverderberin verachtete.
"Ich tue was ich kann."
"Und nebenbei spielst du mit kleinen Kindern."

Der Zopf löste sich augenblicklich, wie unterwasser die Haare schwebten, so auch bei Kella einen Moment.
Sie fielen ihr die Schultern herab und sofort löste sie sich auf.
Nur einen Augenblick und schon war sie hinter Asitû aufgetaucht.
Nein!
Niemals wollte sie sich gegen Asitû verschwören.

Joelina hatte sich ängstlich zusammengekauert, als sie von den Sträuchern umringt wurde.
Auch das Wolkenfeuer machte es ihr nicht gerade einfacher.
"Mommy...", flüsterte sie und schluchzte leise auf.
"Mommy, warum lässt du mis im Stich? L-liebs du mis nis mehr?"
Langsam traten die kleinen Sprachfehler wieder auf.

"Still!", sagte Asitû und machte eine Handbewegung richtung Joelina, ohne sie anzusehn.
Die kleine wurde augenblicklich stumm.
Sie sah zu Kella und ihre ernste Miene wurde freundlicher.
"Kella! Komm zu mir..."
Sie streckte eine Hand nach ihr aus.

Kella lächelte und nun war sie sich sicher, dass Asitû sie nicht verdächtigte.
Ihre Beine wurden zu grossen Flossen und sie tauchte in einer erneute Illusion ein und schwamm zu Asitû.
Aber statt das Wasser, war es ein Nichts. Unsichtbar wie unter einem Glasboden bewegte sich Kella, nur sanfte, weisse Wellen zeigten sich an der Oberfläche.
Schliesslich waren Kellas Beine wieder normal und sie trug ihr übliches Kleid.
Sie trat vor Asitû und ging auf die Knie vor ihr, um ihr ihre Unterordnung erneut als Beweis zu vermitteln.

Asitû streckte ihre Hand zu Kella und hob sie dann hoch auf dem Kinn, so leicht wie eine Feder.
"Du würdest mich niemals verraten, Kella", wisperte Asitû und sie küsste Kella lieblich, sah dann zu Moya.
Diese war wutend und sass dementsprechend auf einem spitzen Edelstein.
"Ich bemühe mich ja!", zischte Moya und ihr weisses Kleid färbte sich grünlich.
Asitû gab sich zufrieden mit dieser Antwort und sie sah zu dem Kind.
In ihren Augen steht geschrieben, dass sie in den Grossen Sümpfen willkommen ist. Ich erlaube dir zu sprechen!
Der Bann des Taubseins löste sich wieder von Joelina.

Joelina kniff die Lippen zusammen, die Augen auch.
Sie wollte hier nicht mehr sein. Nein. Betreten schwieg sie, wie sie nunmal musste, vor sich hin und atmete unruhig.
Alles sah doch so schön aus, warum waren diese Frauen so böse?
Schließlich, als sich der Bann löste, öffnete sie ihre Lippen wieder und presste unverständliche Worte hervor.
"I-ihr seid gemein!"

Asitû fasste das als schwaches Kompliment auf.
"Du musst nicht meinen, dass wir dich durch schmeicheleien einfach so gehen lassen, nicht wahr, Kella?"

Kella liess sofort einen schwarzen Kelch, der genauso aussah wie einer der drei von König Tarabas.
Sie reichte ihm erfürchtig Asitû und genoss ihren Ruf bei den Schatten.
"Nein, Asitû.
Das würdest Du niemals zulassen", stimmte sie ein.

Asitû nahm den Kelch und sie trank einige Glasscherben daraus und liess den Kelch zu Boden fallen.
noch ehe er am Wolkenboden ankam, zerstaubte er in milliarden kleine Partikel, die sanft vor sich herglitzerten.
"Wer ist deine Mutter?"

"S-schmeichelein?", fragte Joelina und sah leicht ungläubig zu Asitû auf.
Aber sie hat doch gar nicht geschmeichelt! Sie verzog ihr Gesicht und blickte wieder hinab zu dem Wolkenbett, wobei sie sich aber wieder aufrichtete.
"Ich will zu Mommy!"
Doch als sie fragte, wer ihre Mutter war, nahm ihr Gesicht etwas stolzes an, wie es sich für eine Veela gehörte.
"Mary Vane."

Asitû sah daraufhin zu Moya und Kella.
"Voilà. Geliebte von Cyrill, wir haben unseren Spass..."
Daraufhin lief sie zu Moya und strich dieser übers Haar.
"Mh!"
Eingeschnappt kehrte ihr Moya den Rücken zu.
Ich bin sehr zufrieden mit dir, Moya. Der Meister wird es ebenfalls sein.

Joelina zog ihre Lippen zu einem Strich und sah uneinverstanden zu den 'Frauen' auf.
Wenn sie sagte, sie würden ihren Spaß haben, konnte das nichts gutes bedeuten, so viel stand fest!
Und wieder dachte Joelina an ihre Mama, senkte den Blick und trat nach einem Wolkenzipfel.
Sie war bedrückt und wollte lieber allein sein.