RE: Wolkenbett - 5

Es war ein tiefer Stich ins Marys Herz, als Joelina verschwand.
Ich liebe dich, mein kleiner Engel...
Sie atmete tief ein und der nächste Schock erwartete sie, als sie Kella in Gestalt von Joel dort sitzen sah.
"Du tust mir damit nicht weh, denn Joel kann man nicht nachahmen. Joel ist, war und wird immer einzigartig bleiben."
Ihre Stimme klang fester, als sie selbst geglaubt hatte und ging dann von den Schatten ein Stückchen weg.
Sie ließ sich auf der Wolke nieder und seufzte.

Kella blickte weiterhin zu Mary.
Sie streichelte mit ihren Händen dann sanft dem Gestein entlang.
In den Augen der Statue konnte man die Gestallt von König Tarabas erkennen.
Kella kletterte von ihr herunter und umgarnte die Staue bedacht und langsam.
Verstohlen warf sie einige heimtükische und direkten Blicke zu Mary.

Moya blieb konzentriert und sie hörte Mirandas Stimme in ihrem Kopf widerhallen.
Asitû war neben sie getreten und durch einen sanften Kontakt konnte sie ebenfalls alles hören.

Aber Mary sah nicht auf, sondern ging ihren eigenen Gedanken nach.
Sie wusste, würde sie sich nicht auf die Anspielungen der Schatten einlassen, würde sie hier weitaus besser durchkommen.
Durch den ganzen Stress der letzten Monate...Otopia, Zauberwelt, Muggelwelt, Otopia...sah sie weitaus älter aus, als sie es als so junge Frau eigentlich sein sollte.

Asitû wandte sich dann wieder ab von Moya.
Gleich würde es soweit sein.
"Achja, Mary Vane...deine Tochter wird frei sein. Doch wir werden sie dahin geben, wo wir es wollen."

Mary griff in einen bauschigen Teil der Wolke und formte dann wieder ihre Hand zur Faust.
Sie biss sich fest auf die Lippen und schaute zu Asitû auf.
"Wie falsch kann man nur sein...", murmelte sie verachtend und strich sich die Strähnen aus dem Gesicht.
Ganz egal, wo Joelina sein würde...Mary würde bei ihr sein. Nein, sie würde nicht zulassen, dass ihr etwas geschah.

Asitû mochte es zu spielen und sie sah zu Kella.
"Was meinst du, Kella? Wollen wir sie an einen Sklavenhändler geben...oder doch lieber zu den Kobolden in die Unterwelt?"
Moya derweilen konzentrierte sich weiterhin auf ihre Arbeit.

Kella fühlte sich geschmeichelt angesprochen worden zu sein.
Sie schenkte Asitû einen Luftkuss und der Stein von Joel brach zusammen, eine neue Statur verformte sich. Es war Chajek Androvski der daraus wurde.

Asitû grinste und neben Chajek Androvski entstand das kleine Schattenbild von Joelina, wie sie halb tot am Schuften war.
"Gute Idee, Kella...du bist so gerissen!"

Mary sah schockiert auf die Statue von Chajek und schüttelte den Kopf.
Sie befürchtete, wenn sie dem allen hier zu lang ausgesetzt war, würde sie verrückt werden.
Welch Aussichten..., ging es ihr weniger hoffnungsvoll durch den kopf.
Als sie das hörte, schloss Mary die Augen. So etwas zu hören, machte sie krank...krank vor Sorge um Joelina.

"Sie scheint unbeeindruckt zu sein", sagte Asitû.
Moya stand auf und ein Glas bildete sich um sie herum, damit sie weniger von den anderen hörte.
"Schade. Etwas besseres, Kella...etwas besseres...Chajek Androvski nimmt dieses kleine Ding vielleicht nicht? Wie wäre es mit den Todesvampiren?"
Drei Statuen schossen aus der Wolke heraus und schreckliche Todesvampire wurden gezeigt.
Mit vielen oder gar keinen Armen. Spitzen zähnen und seltsam geformten Augen.

Aus Kella wurde ein schneeweiser Mantel, ein Mantel, wie ihn Amon immer getragen hatte.
Sie schlang sich um die Schultern von Asitû.
So wollte Kella ihre Bewunderung Ausdruck verleihen die Asitû galt für diese Idee.

Oh Gott, oh Gott....dachte Mary, als sie die Augen aufschlug und zu den drei Statuen sah.
Sie atmete schwer und schloss wieder die Augen. Sie durfte es nicht zulassen, sich so quälen zu lassen!
Und das alles würde sie wohl auch nicht interessieren, wenn sie wüsste, dass Joelina in Sicherheit war.

"Gleich hat sie ihn", sagte Moya, die durch das Glas lief, dass sich nun auflöste.
Asitû nickte und sie strich leicht über ihren Mantel, der sich danach pechschwarz färbte.
"Also, Mary Vane...deine letzte Chance...möchtest du weiterhin hier bleiben und deine Tochter bei den Todesvampiren lassen...oder holst du mir Tarabas' Ring?"

Mary sah mit flehenden Augen zu Asitû auf.
Alles in ihr schrie, aber sie wusste nicht, was sie tun sollte.
Sie wusste nicht, was das richtige war...
Woher sollte sie denn verdammt nochmal wissen, ob sie Joelina nicht trotzdem zu den Todesvampiren steckten?
Woher sollte sie wissen, wie sie an diesen Ring kommen sollte?
Woher nur? Woher?
"Ich weiß es nicht", flüsterte die junge Frau, die keine Entscheidung treffen konnte.