RE: Wolkenbett - 6

"Gähn", bemerkte Asitû und sie wandte sich an Kella, dieser schenkte sie dann einen Luftkuss.
"Du hast fünf Minuten. Und ich halte mein Wort."

Moya lief unruhig hin und her.
Asitû sah leicht augenverdrehend zu ihr.
"Hat sie den Ring nicht endlich? Worauf wartet sie noch? Menschen..."
"Vielleicht war ich nicht deutlich genug..."
Moya überlegte angestrengt.
"Dann sag ihr einfach, dass sie ihn sich anstecken soll."
"Ihr das zu sagen, ist nicht stilvoll! Ich habe meine Gedanken bereits abgebrochen, was macht das für einen Eindruck? Du machst das schliesslich auch nie!"
Asitû lächelte spitzbübisch.
"Ja, aber ich bin schliesslich besser als du, Moya. Du bist nichts wenn du nicht einmal das schaffst..."

Mary stand auf und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht.
Die schwerste Entscheidung, die sie je zu trefen hatte. Ihr Blick war leer und ebenso fühlte sie sich.
Denn all ihre Gefühle und Gedanken waren bei Joelina. Bei ihrer kleinen Tochter.
Sie war noch so klein, noch so furchtbar hilflos.
"Was passiert mit dem Ring, wenn ich ihn hole?"
Die Zeit war noch nicht rum.

Asitû fing nun schwarzes Feuer, da Mary sie zu tiefst nervte.
Sie wollte gerade antworten, doch da schrie Moya aus leibeskräften und sie plumpste auf den wolkigen Boden.
Asitû schwebte zu ihr hin.
"Dieses Miststück!", zischte Moya und sie stand noch ganz unter Schock.
Asitû fühlte sie an der kalten Hand und sie schnaubte.
"Sie ist in den Grossen Sümpfen!"
Der so weiche Wolkenboden begann sofort hart zu werden wie Stein und die vorher so friedliche Stimmung wurde finster und Asitû schwarz vor Wut.

An Mary striff das alles belanglos vorüber.
Sie wollte sich nicht mit den Problemen der Schatten befassen, sie hatte genug eigene.
Also stand sie ruhig da und wartete. Immer noch war ihr Blick leer.

Kella verwandelte sich zurück, mit geweiteten Augen blickte sie wie erstarrt zu den beiden.
Der harte Boden liess wie Eis, dass auf einmal anfing bei gefrorenen Menschen seine Spuren zu hinterlassen, an den Füsse und Beine von Kella nagen.
Bald waren ihre Füsse fest und sie konnte sich nicht mehr vom Fleck weg bewegen, da sie vom harten Eis festgefrohren und wie auf dem Boden angewachsen waren.

Asitû schnaubte und sie schlug Moya den Kopf ab.
Diese schrie laut und braunes Blut floss über den Boden.
Ihr Kopf hüpfte zurück auf ihren Hals und sie warf einen Dolch richtung Asitû.
Er verfehlte und streifte Mary am Arm.
"Du dummes Ding! Zur Unterwelt mit dir! Unser Meister wird nicht zufrieden sein mit dir!"
Moya begann abwechselnd zu lachen, zu schreien und zu weinen.

Mary runzelte schließlich skeptisch die Stirn und betrachtete das Schauspiel.
Sie wusste zwar nicht, was sie eigentlich vorgehabt hatten, aber es schien ziemlich schief gelaufen zu sein.
Als der Dolch auf sie zukam, streckte sie schnell die Hand danach aus und und fing ihn geschickt auf, bevor noch weiteres damit passieren konnte.
Die Mara sah darauf hinab und hob ruhig den Blick, um wieder zu den Schatten zu sehen.
Das Blut, das von ihrem Arm tropfte, beachtete sie nicht weiter.

Asitû begann sich langsam abzuregen und sie wandte sich genervt um zu Mary.
"Deine Antwort?"

"Ich will zuerst eine Antwort", erwiederte sie schlicht und ließ den Dolch fallen.
"Also?"

"Sie ist viel zu arrogant", mischte sich nun auch Moya ein.
"Wir sollen für sie entscheiden."
"Was ich mit diesem Ring tue...geht dich nichts an, Mary Vane. Das ist meine Angelegenheit."
Joel Browns Stimme war augenblicklich durch die Lüfte zu hören.
Das ist meine Angelegenheit, Mentor. Das ist meine Angelegenheit, Mentor. Das ist meine Angelegenheit, Mentor.

Bitte hilf mir, Joel..., dachte sie verzweifelt, als sie seine Stimme hörte.
Ich weiß die Antwort nicht. Ich weiß nicht, was ich sagen soll...
Mary schlug die Arme über dem Kopf zusammen und ließ sich auf die Knie fallen.
Der Schmerz, der dabie entstand wegen dem harten Boden, wurde konsequent ignoriert.
Ich brauche Hilfe, dachte sie verzweifelt. Bitte....irgendjemand...
Von der jungen Frau kam keine Antwort, kein Mucks.

Kella war wie eingefroren und langsam schwebte sie durch die Eisschicht, die für sie wie unsichtbar und kein Hindernis war.
Sie schwebte zu den beiden anderen und begann Asitû einen Zopf zu flechten.

Doch Mary würde keine Hilfe bekommen.
"Entscheide dich. Ring oder Gefangenschaft."

Mary konnte Tarabas nicht verraten, indem sie den Schatten den Ring von ihm brachte.
Sie konnte nicht...
Und ganz gleich, dass Tarabas niemals Kenntnis von ihr nehmen würde, weil sie ein Nichts für ihn war...das änderte nichts daran, dass er ihr König war.
Ein ganz kleiner Trost war es ihr in dem Moment, dass sie wusste, dass Edo sich auch nicht gegen Tarabas entschieden hätte. Vielleicht war er ja ein ganz klein wenig stolz auf sie, wenn er jemals davon erfahren sollte. Vielleicht sah er dann, dass es kein Fehler gewesen war, sie zu beißen.
Und was Joelina anging... Es war so unglaublich schwer für sie, aber sie musste sich gegen ihre Tochter entscheiden.
Denn mittlerweile kannte sie die Schatten und je mehr Zeit verstrich, desto mehr war sie sich sicher, dass sie, egal wie viel Ringe Mary ihnen besorgen würde und wie viel Ketten sie ihnen von Jasko gegen würde, trotzdem das mit ihrer kleinen Maus tun würden, was sie wollten.
"Gefangenschaft."