RE: Zirkus Silverlight - 46

Evra nickte. Mehr hatte er auch nicht erwartet. "Danke sehr...." begann er, als eine kleine Maus unter der Tür des Wagens hindurch kroch. Blitzschnell schoss Evra vor fasste das Tier, brach ihm das Genick und verschlang es. "Tschuldigung!" murmelte er dann verlegen, "Was ich sagen wollte, ich werde mein Bestes geben. Damals waren die Leute zumindest begeistert. Gibt es vielleicht einen Artisten hier, der mir ein paar vernünftige Klamotten geben kann?".

Rabanus sah angewiedert zu ihm, als er die Maus verschlang.
"Jaja, schon gut. Und nun geh, ich hab noch zutun."
Daraufhin wollte er sich schon wieder seiner Arbeit zuwenden, horchte aber leicht auf.
"Geh zum Wagen Nummer 8, der wird dir weiterhelfen."
Und ja, es war Rabanus egal, dass er Taro immer so viel aufhalste. Schließlich wäre dieser ohne ihn ein Nichts.

Evra verließ den Wohnwagen wieder. Sorgfältig verschloss er die Tür und machte sich auf die Suche nach Wagen Nummer 8.
Nach einem paar Minuten fand er ihn schließlich und klopfte an.

Für Taro und Josh war es sozusagen schon der nächste Morgen, als es klopfte.
Sofort riss der junge Artist, der wirklich schlecht geschlafen hatte, die Augen auf und blickte wie erstarrt an die Decke.
Beklommen atmete er ein, sah leicht hinüber zu Josh, sprang aus dem Bett, zog sich schnell etwas über und ging an die Tür.
"Ja?"

Jetzt war Evra wieder verschüchtert. "Guten Tag, entschuldige das ich sie störe, aber der Herr Direktor sagte das sie mir ein paar Klamotten geben könnten. Ich bin auf Probe hier." erklärte Evra leise und mit Blick auf den Boden. Seine Schuppen glänzen in der Sonne in allen Farben und seine Schlange zischte müde.

Taro, der zwar einen wundervollen Abend, aber eine grauenvolle Nacht hinter sich hatte, was das Schlafen betraf, rieb sich müde die Augen.
Daher bekam er erst bei genauerem Hinsehen mit, dass dieser Junge...dass er Schuppen an sich trug!
Seine Augen wurden größer und er schritt leicht zurück. Würde hier dieses Skelett nun auch noch auftauchen, würde er sofort kündigen.
Leicht atmete der Artist ein und aus und dachte nicht gerade gut über Rabanus in dem Moment...
"Etwas zum Anziehen? Ich glaube nicht, dass du in meine Sachen passt."
Taro lehnte sich leicht an die Wohnwagentür und überlegte.
"Geh besser mal zu Rabia. Ihr Wohnwagen ist nur 3 Stück von hier weg. Sie hilft dir sicher besser."

Evra war die Reaktion Taros aufgefallen und er erklärte schnell "Ich bin weder gefährlich noch böse. Ich bin nur halb Mensch, halb Schlange. Danke für den Tipp.".
Er wand sich wieder ab und marschierte in Richtung der nächsten Wohnwagen.
Von einem zum Nächsten geschickt. Mal sehen ob ich jetzt mehr Glück hab.
Unruhig klopfte er an die Tür des Wohnwagens.

Taro hatte die Tür wieder geschlossen und war zurück in den Wohnwagen.
Einen Moment strich er sich müde über die Stirn und über das verknautschte Gesicht, lief dann ins Schlafzimmer zurück und legte sich wieder neben Josh, den er leicht in den Arm nahm, während sein Kinn nachdenklich an dessen Kopf ruhte und er zu dem Schrank starrte.

Einige Tage waren vergangen und Rabanus wartete in seinem Büro auf Taro.
Dieser kam mit etwas Verspätung zu ihm und klopfte leichthin an.
Daraufhin ging er hinein und setzte sich auf den Sitz vor seinem Chef.
"Also...", begann Rabanus, ohne aufzublicken. "Das halbe Jahr ist um, du musst für mich mal wieder nach Italien."
Taro lehnte sich leicht zurück und hob die Augenbrauen an.
"Schon? Hm. Okay, ich weiß ja, dass es sein muss."

Lau befand sich hinter dem Zirkuszelt und schob sich gerade ein Brötchen in den Mund.
Sam war am Apparat.
"Ich sage es nicht noch einmal, Lau, Sie haben nicht das Recht anderen die Stelle zu kündigen!"
Lau kaute kurz und nickte dabei.
"Mhm", er schluckte, "und wenn ich doch sage", beteuerte er nun ruhig, "dass es sich hier um einen Verwandten geht.
Nichts weiter.
Hören Sie Cheffiinspektr Lee", er spähte dabei zu den Wohnwagen, die sich weiter vorne befanden.
"Das es sich hierrum nur um eine Familienplage handelt."
"Familienplage, tztz... Sie sind mir vllt einer!
Das gehört doch alles zum Fall!
Für wie blöd halten SIe mcih eigentlich? Ihm gleich den erst besten Job im Zirkus zu geben!"
Lau rollte etwas mit den Augen, wie viel hatte ihm diese Wang Jiazhi denn noch erzählt?
Kurz schwieg er.
"Er ist nun mal Elektriker", griff Lau dann erklärend von der Luft.
"Und hier war zufällig eine Stelle frei.
Ich bin froh, wenn der Junge sich die Welt anschaut."
"Welt anschaut! Das ich nicht lache!"
Lau verzog den Mund, als er diese kalte Abwehrung hörte.
"Wissen Sie denn nicht, dass die Hälfte der Leute die ich verfolge meine eigenen Verwandten sind?
Da darf ich doch noch mal so freundlich sein und einen vor dem Knast grosszügig bewahren und ihn bekehren."
"Ach Sie!
Gehen Sie doch gleich in die Kirche!", schnaubte Sam an der anderen Leitung empört.
"Guter Einfall", Lau klappte sein Handy zu und spähte dann weiter zu den Wohnwagen, kurz blickte er sich um, richtete noch seine Kravatte und ging auf die Wohnwägen zu.
Er kam bei dem an von Meguro und klopfte.

Taro war mittlerweile wieder in seinem Wohnwagen und packte einige Sachen zurecht, die er für die Reise brauchen sollte.
Sollte er vorher nochmal bei Josh vorbeischaun? Aber nein, er würde schon eher wieder hier sein, als dieser es überhaupt merken würde.
Und dann hatte er vielleicht etwas schönes zu erzählen; Taro lächelte etwas in sich hinein.
Schließlich stieg er hinaus, entfernte den Wohnwagen hinten am Auto, setzte sich in dieses hinein und brauste entspannt davon.

Evra saß auf den Stufen seines Wohnwagens. In einem Kessel voll mit Wasser schwamm seine Schlange, die er grade badete. "Happy Birthday to me, happy birthday to me." sang er leise. Neben ihm lag sein kleines Album mit Erinnerungen, das er durchgeblätert hatte.

Taro lag in seinem Bett und starrte an die Decke über sich.
Seit Tagen konnte er sich kaum richtig konzentrieren, da er immer wieder überlegte, wie er es Rabanus richtig beibringen konnte.
Richtig in dem Sinne, dass er ihn nicht rauswarf oder dergleichen.
Er stöhnte zum sicher hundertsten Male auf, wobei er die Augen schloss.
Aladar war noch mal für einige Tage fort, das war schon mal ganz gut.
So hatte er es vielleicht leichter.
Plötzlich klopfte es an der Tür seines Wohnwagens.

Rabia stand draußen und hüpfte ungeduldig auf und ab.
Wo blieb Taro nur? Wusste dieser eigentlich wie spät es bereits war?
Sonst war er doch immer derjenige, der am frühsten auf den Beinen war und mit seinen Löwen tranierte.
Und zur Zeit...schien alles wie aus dem Ruder zu laufen. Sie war mit dem Zirkus hier aufgewachsen und kannte Taro dementsprechend auch schon seine ganzen 10 Jahre, die er hier in England lebte.

Taro drückte daher seine Decke zur Seite und ohne auf die Uhr zu gucken oder sich besonders viel überzuziehen, ging er an die Tür.
Wirklich sehr zerknautscht aussehend blickte er zu Rabia und hob leicht die Augenbrauen.
"Sie wünschen?"
"Was wünscht sich das liebe Kind am Morgen? Natürlich, dass der Taro hat keine Kummer und Sorgen!, reimte sie sogleich drauf los, legte beide Hände an Taros durchtranierten Body und drückte ihn ohne Vorwarnung wieder in den Wohnwagen zurück.
Taro blinzelte leicht und ließ sich ohne großen Widerstand auf seine Couch schieben.
Rabia stämmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf.
"Hast du die letzten Tage mal in den Spiegel gesehen?"
"Hab dich dich gebeten, mich mich Beleidigungen wachzuhalten?"
"Mensch Taro!", maulte Rabia auch schon weiter drauf los und lief in den angrenzenden Küchenteil.