RE: Haus von Frau Leni - 3

Cheung lehnte sich zurück.
Dachte er sichs doch.
Und dieser jemand war vielleicht auch ihr Ex Freund, zumindest wäre das nicht der erste Fall.
Einen Tipp?
Kam draufan.
Wie gut war der Typ, der sie bedrohte und wie ernst war das ganze?
"Suchen Sie sich einen Job, der nicht allzu sehr in der Öffentlichkeit ist", war daher sein Rat und Frau Leni brachte ihm den Kaffee.
Schon der vierte diesen Morgen. xD
Langsam musste er sich sorgen machen.

Eden blinzelte auf seine Antwort. Gut, er hatte ihre Bitte wohl nicht verstanden.
Dann musste sie also deutlicher werden.
"Genau, deshalb will ich ja auch nicht in ein Krankenhaus oder so. Aber ich rede von meinen Papieren...wie...wie komm ich da ran? Ihre Kollegin will spätestens in einer Woche meinen richtigen Ausweis. Kein Einwohnermeldeamt würde mir einen ohne Geburtsurkunde ausstellen."

"Hören Sie, ich komme aus Hong Kong und kenne die Reglemente hier nicht", sagte Cheung, der keine Ahnung hatte, was zu tun war in so einer Situation.
Aber er konnte ja noch Trixie fragen.
"In Hong Kong würde ich Ihnen raten sich erstmals einen einfachen Job zu suchen, in einer Wäscherei, oder sonst wo. Der Rest, ergibt sich von selbst. Ist Ihre Frage damit beantwortet?"

Eden nickte. Das würde zwar nichts bringen, aber da er aus Hong Kong kam...jap, da konnte sie eben nichts machen.
"Danke trotzdem", sprach sie, drehte sich von ihm leicht gerade hin und blickte auf ihren leeren Teller.
Was hatte sie eigentlich verbrochen, dass ihr Leben auf einmal wieder so eine Wendung nahm.
Es war doch unmöglich.
Und sie wusste einfach nicht, was sie dagegen tun sollte.
So langsam verließ sie der Mut.

Frau Leni merkte erst jetzt, dass ihr Teller bereits leer war.
"Hat es dir geschmeckt, Eden? Übrigens Herr Cheung, ist Ihnen etwas aufgefallen? Edens Name klingt wie der Garten Eden. Der kommt in der Bibel vor! Aber davon verstehn Sie natürlich nichts, was? Sie denken doch sicher an Wiedergeburt und solches Zeug. Soll ich dir etwas zu Essen nachschenken, Liebes?"
Cheung wandte sich wieder seinem Kaffee zu und er hörte gar nicht zu, was Frau Leni da sagte.
Während diese so sprach, fiel ihm ein, dass er eben wohl etwas gefühlsslos gewesen war.
Einer studierten Ärztin einen Job in der Wäscherei vorzuschlagen, ohne mit der Wimper zu zucken war vielleicht doch etwas taktlos. xD
Was hatte ihm Carol immer vorgeworfen?
Zu unbeteiligt und desinteressiert zu sein. Gefühlstot, wie sie ihn beschimpft hatte.
Na bitte!
"Miss Eden, am besten Sie lassen sich etwas Zeit", sagte nun Cheung, wieder an Eden gerichtet um es wieder gut zu machen.
"Sie sind hier unter Polizeilichem Schutz und das mit Grund. Arbeit sollte nicht im Vordergrund stehn, die Polizei verlangt das normalerweise sehr früh, weil sie wahrscheinich hier wöchtentlich irgendwelche Leute aufnimmt, die Asyl suchen und die sie versorgen müssen, während sich die Leute auf die faule Bank setzen. Es geht hier eher um das Prinzip, aber nicht, dass Sie sich zu tode schuften. Suchen Sie sich etwas kleines und belassen Sie es dabei fürs erste."

Eden war schockiert über Frau Leni! xD
Was war nur der Grund, dass sie ihm solche Sachen an den Kopf warf und dann auch noch so herablassend wirkte?
So viel sie wusste, war es eher unangebracht in Sachen Glaubensfragen so unverschämt zu sprechen.
Und schließlich war sie ja zu ihr so lieb und freundlich. Wirklich komisch.
Wohl nur, weil er geschieden war?
Sie sah zwischen den beiden hin und her, nickte aber schlussendlich.
"Gerne noch etwas, ja", sagte sie und da begann auch Cheung wieder zu sprechen.
Er war ja fast ein wenig zu beneiden, dass sie ihren Anspielungen immer so cool wegstecken konnte.
Und während er sprach, merkte sie seinen guten Willen darin, dass er es gut machen wollte, eben so gefühlslos gewesen zu sein.
Eden lächelte warm auf.
Das hatte sie nicht gedacht.
Endlich mal ein Mann mit Stil. Sowas fand man ja nicht gerade wie Sand am Meer.
Und während sie ihn so betrachtete, verfiel die junge Frau in Gedanken und hatte schlussendlich noch Mühe, wirklich zu kapieren, was er ihr da sagte.
Daher richtete sie sich wieder gerader und nickte unsicher.
"Ich werde schon etwas finden. Und die Zeit, die ich hier sein werde, ist ja auch nicht allzu lang. Es wird sich schon etwas finden."
Doch runzelte sie plötzlich etwas skeptisch die Stirn.
Er war Inspektor! Was suchte eigentlich ein Inspektor bei einer Frau, die ihn ohnehin nur schikanierte und dann noch Asylanten beherbergte?

"Aber bestimmt, wirst du etwas finden, Kindchen", sagte Frau Leni und sie tätschelte Edens Hand.
Cheung stand auf.
Zeit zum Arbeiten.
"Sie haben Ihren Kaffee ja noch gar nicht ausgetrunken!"
"Glauben Sie mir, Molly, wenn ich noch einen Schluck mehr trinke, werde ich hyperaktiv."
Er richtete sich seine Kravatte und legte sein Teller in den Geschirrspühler.
"Auf wiedersehn Miss Eden, Molly."
Er nickte den beiden nochmals zu und ging dann.
Frau Leni sah ihm hinterher und sie schüttelte den Kopf.
"Diese jungen Männer heutzutage. Gut, dass du nicht heiraten willst, Kindchen."

Eden sah Cheung nach und aß dann noch das Essen auf.
Schließlich stand auch sie auf.
"Heirat...wer glaubt schon an sowas? Glücklich werden wir Frauen doch nur ohne sie", sagte Eden, die sich bestens damit auskannte.
Daraufhin nahm sie Cheungs Teller und Tasse, die ihren Sachen und machte sich daran, das Geschirr abzuspühlen.
"Darf ich fragen, warum er gerade hier wohnt? Nicht, dass es nicht schön hier ist. Ich frage mich nur."

Frau Leni blinzelte leicht.
Ja, warum war er eigentlich hier?
"Oh, er wurde schon von anfang hierher eingewiesen. Er ist ja nur ein Austausch. Ich glaube er hätte eigentlich bloss ein paar Tage bleiben sollen, aber ha, wie man sich irren kann! Wirklich aufmerksam, dass du mir hilfst. Ach, mir fehlt mein Raymond...er hat mir stets auch immer geholfen."

Es war bereits spät in der Nacht, als die Türe aufging und ein lachender Tony hereinkam.
Er und Trixie stützten beide den betrunkenen Cheung, die beiden jedoch waren ebenfalls ziemlich angetrunken und daher waren sie auch laut genug um Frau Leni aufzuwecken.
Diese machte Licht in den Gängen, während sie dann vor sich herschimpfte und Trixie sich mit wenigen Worten leicht lachend entschuldigte.
Oben angekommen, schlug Tony die Türe auf und schwankend brachten sie Cheung auf das Bett.
Dieser sackte dort gleich zusammen und hatte nicht vor sich die Mühe zu machen, sich erst die Kleider auszuziehn.
Tony und Trixie umarmten sich noch ein paar Mal xD und gingen dann schliesslich wieder.
"Also wirklich, so eine Unsitte!", hörte man Frau Leni ihnen noch hinterher rufen und wieder wurde das Licht gelöscht.
Jetzt war erst mal Ruhe.

Am nächsten Morgen sass Cheung nicht wie üblich am Frühstückstisch.
Frau Leni las seine Zeitung und sie rührte etwas in ihrem Kaffee.
Was für eine Nacht!
Sie stand dann auf und begann Essen für Eden und ihren Sohn zu kochen.
Für Cheung schlug sie dann auch noch ein Ei auf.
Auch wenn er jetzt schon mindestens eine Stunde verschlafen hatte, so rechnete sie doch damit, dass er jeden Moment kommen würde und sie ihm ihre Strafpredigt halten konnte.

Eden war in der Nacht sichtlich kaputt gewesen und hatte daher von alle dem nichts mitbekommen.
Auch Wyatt hatte gut in seinem Bett verbracht, bis schließlich morgens Edens Wecker klingelte.
Wie immer kümmerte sie sich zuerst um ihren Sohn, dann ging sie duschen und zog sich an.
Aus Not hatte sie sich gestern eine Hose und einen neuen Pulli besorgt.
Heute musste sie zu sehen, sich noch einige andere Sachen zu kaufen.
Die junge Frau trat aus ihrem Zimmer, blickte einen Moment auf die Tür des Inspektors und ging schließlich schleichend wie eine Katze die Treppe hinab, wenngleich sie gar nicht so unhörbar auftreten wollte.
Doch eines war ihr heute nicht aufgefallen!
Da sie sich grundsätzlich nachts unebewusst verwandelte, musste sie ihr Aussehen morgens immer bestmöglich richten, doch nicht heute.
Ihr fielen die schwarzen langen Locken über die Schultern, während sie ein wenig vor sich hingähnte und bei Frau Leni ankam.
Auch ihre Augen hatten etwas leicht grünliches angenommen, was aber keineswegs irgendwie unecht rüberkam.
"Guten Morgen, Ma'am", sprach sie und setzte sich vorsichtig an den Frühstückstisch.

Frau Leni war gerade dabei sich Kaffee einzuschenken, als sie Eden sah und erschrack.
"Ach du meine Güte, Kindchen! Wie siehst du denn aus?"

Eden blickte etwas stirnrunzelnd zu Frau Leni auf und dann an sich hinab.
"Jah, ich weiß...die Sachen sind nicht gerade der Brüller", sprach sie einsichtig und nästelte unzufrieden an ihrem Pulli herum.
Noch immer war ihr nicht bewusst, was die alte Dame denn eigentlich wirklich von ihr wollte. xD
"Aber nachher werde ich das ändern", versprach sie lächelnd und blickte dann zu dem Kaffee.
"Kann ich auch etwas haben?"

Frau Leni klappte den Mund auf und zu.
"Nein, aber...aber was hast du denn mit deinen Haaren angestellt? Und deine Augen..."

Eden blinzelte etwas und als sie das sagte, bemerkte Eden nun auch, das etwas nicht stimmte.
Ihre Augen weiteten sich etwas und ihr Mund zuckte zu einem ungläubigen, wenn nicht schon beklommenen Lächeln.
"Ha...ha", murmelte sie, nahm eine Strähne an sich und betrachtete ihre Augen an einer Pfanne.
Sie blinzelte noch einmal einen Augenblick und während sie sich noch konzentrierte, über eine passende Antwort, fand sie es für besser, ihre Verwandlung erst einmal so zu lassen, um Frau Leni nicht noch mehr zu schocken.
"Sieht es...nicht gut aus?", fragte sie nun noch nach, drehte sich von der alten Dame aber etwas weg und suchte sich einen Punkt in der Küche, auf den sie blicken konnte, damit sie nicht zu ihr sehen musste.