RE: Herrenhaus der O'Neills - 6

Haha, 'nur' Hunde.. Schon klar.. und ich bin der Kaiser von China..
Einen Moment schaute sie ihm noch nach, ehe sie sich in die Bibliothek begab.
Und wahrlich, dieser Raum verdiente diesen Namen.
Unzählige Bücher standen Seite an Seite nebeneinander in den Regalen.
Schwärmerisch lies sie ihren Blick über die verschiedenen Buchrücken schweifen.
Ja, hier konnte man wirklich Jahre drin verbringen, ohne das einem langweilig wird.
Langsam ging sie an den Regalen entlang und suchte nach dem Buchstaben 'N', wie Napoleon.
Dabei atmete sie wohlwollend den Geruch von Papier, Leder und Holz ein.
Ach, wie ich den Duft liebe..
Nach einigem Herumstöbern fand sie dann auch das Gesuchte
und setzte sich unter das Fenster in eine Leseecke. [hoffentlich okey]
Mit dem Aufsatz für Miranda würde sie sofort beginnen, da dieser wahrscheinlich schon überfällig war.

"Ich habe jetzt keine Zeit, Joana!"
"Keine Zeit mir zu erklären warum du die Uniform der Armee in deinem Schrank hast?" rief sie und
lief ihm wütend hinetrher. "Ja genau ich habe keine Zeit dafür mich zu rechtfertigen" meinte er.
Streitend verschwanden sie in Johns Arbeitszimmer.
Da sie so laut waren, konnte man sie immernoch hören.
"John sei doch kein Dummkopf! Für diesen... diesen Engel kämpfen ist der pure Selbstmord!"
Kopfschüttelnd ging John auf seine Schwester zu. "Nein ist es nicht"
"Du wirst dich noch umbringen!"
John öffnete wieder die Tür und beide setzten ihren Streit auf dem Flur fort.
"Nein ich werde mich nicht umbringen Joana. Und nein ich werde dich auch nicht alleine lassen.
Das habe ich dir damals versprochen und was ich verspreche halte ich auch."
Joana lief ihm hinterher. "Du hast mir versprochen nicht zum Militär zu gehen! Du weißt genau, dass es dich umbringen wird!" Joana wollte einfach nicht locker lassen
John blieb abrupt stehen und drehte sich zu Joana um.
"Nein, weißt du was mich umbringt? Es macht mich Krank seit neun Jahren meine Tochter nicht mehr gesehen zu haben.
Es bringt mich um nicht zu wissen, wo sie ist oder wie es ihr geht! Ich weiß verdammt noch mal nicht mal ob sie überhaupt noch lebt" wütend drehte er sich wieder um und lief auf die Bibliothek zu.
Joana lief ihm nicht mehr hinterher, sondern schaute ihm einfach nur nach.
Er lief an den vielen Regalen vorbei nach hinten zur Sitzecke.
Dort ließ er sich in einen Sessel nieder und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück.
Plötzlich kam ihm Kalif in den Sinn und sein Kopf drehte sich zur Seite, wo die Knoblauchkette hing, die er ihm mal gegeben hatte. Gott sei dank gab es Zaubersprüche die die Kette nicht faulen ließen und sie geruchslos machten.
"Sie soll dich vor bösen Kamis schützen" flüsterte er und zog die Augenbrauen zusammen.
Aber was verdammt nochmal waren Kamis? Fragend stand er wieder auf und verschwand zwischen den Regalen seiner Bibliothek.

John war sehr erleichtert gewesen, als Kageyasu verschwunden war und
auch Joana war froh zu wissen, dass John nun nicht mehr beim Militär war.
Doch bedauerlicherweise hatte John jetzt keine Ablenckung mehr und dachte wieder täglich an seine Tochter.
Irgndwo musste sie doch sein. So groß war die Welt nicht, zumindest in seinen Augen nicht.
Warum sonst trafen manche Leute durch zufall ihre Nachbarn oder Bekannten am anderen Ende der Welt?
Wiedereinmal saß John in seinem Arbeitszimmer und betrachtete die Weltkarte.
In Neuseeland hatte er sie das letzte mal gesehen. Sie hatte aus ihrem Fenster geschaut und sich
gewundert, warum ein Fuchs sie anschaute. Dann war er einfach weggelaufen.
Hätte er sie mitnehmen sollen? John fuhr sich mit einer Hand durch das kurze Haar.
"Wo bist du?" fragte er leise und seufzte. Ein Mensch konnte doch nicht einfach so von der
Bildfläche verschwinden... oder? Hatte Victoria ihr vielleicht einen anderen Namen gegeben?
Wollte seine Jill denn nichts von ihm wissen? Nicht wissen, wer ihr Vater war?
Sein Magen zog sich bei dem Gedanken zusammen, dass Victoria ihr vielleicht erzählt hatte,
dass er Tod war. Hatte sie ihr erzählt, dass er keine Zeit für sie gehabt hatte?
Er verabscheute sich selber für das, was er damals getan hatte. Es war seine alleinige Schuld, dass er
Jill verloren hatte. Um Victoria ging es ihm schon lange nicht mehr. Am Anfang wollte er
sie einfach zurück, doch jetzt lag sein Focus auf Jill. Ewig konnte Victoria sie nicht verstecken oder
sie von ihm fernhalten. Aber er wurde doch auch nicht jünger!
Auf einmal kam Joana in sein Arbeitszimmer gestürmt und John schaute erschrocken auf.
"Ich hab sie gesehen!" aufgebrachte lief Joana hin und her und John zog seine Augenbrauen zusammen.
"Wen hast du gesehen?" fragte er und stand auf.
"Victoria" flüsterte Joana und ihre Worte hallten in Johns Kopf. Sein Blick fiel auf die Weltkarte.
"Wo?" fragte er und nahm seine Jacke. "Wo?!" wiederholte John nun lauter und
ging auf seine Schwester zu. "Joana verdammt, sag mir wo"
"In England. Sie ist über den Markt gelaufen und abgehauen, als sie mich gesehen hat.
Sie ist in ein Auto gestiegen."
"Das Kennzeichen... hast du es dir notiert?" John schaute Joana an und seit langem verspührte er
wieder ein gefühl von Hoffnung. "Joana" bat er und ließ sich von ihr einen Zettel geben.
John lief an ihr vorbei, rannte die Treppen hinunter und stürzte aus dem Herrenhaus.
Joana fasste sich an den Kopf und konnte es immernoch nicht glauben.

Joana hetzte die Treppen hoch und stollperte beinahe über ihre eigenen Füße.
Sie lief in die Bibliothek, wo John am Fenster stand und hinausschaute.
"John, Wales, Irland und England wurden eingenommen" sagte sie und lief auf ihn zu.
"Ich weiß" antwortete John nüchtern. Diese Nachricht hatte sich wie ein lauffeuer verbreitet.
Ein jeder schien es schon zu wissen. Vampire.
"Was sollen wir machen?" fragte Joana hilflos. Sydney kam zwischen zwei regalen
herbei gelaufen und John hob sie lächelnd hoch. Dann schaute er zu Joana.
"Uns anpassen" antwortete er und wollte gehen, doch Joana hielt ihn auf.
"Wie meinst du das?" fragte sie und schaute einen Moment aus dem Fenster nach draußen.
"Damit uns nichts passiert und damit wir kein aufsehen erregen, werden wir uns ihrer Kultur anpassen müssen."
Joana ließ ihren Bruder los. Genervt verdrehte dieser die Augen. "Hast du denn überhaupt garkein Buch
in der Bibliothek gelesen, als du in Hogwarts warst?"
Trotzig nahm Joana ihm Sydney ab. "Sag mir einfach was ich machen soll"
"Halt einfach den Mund. Sobald es an der Tür klopft gehe ich und öffne sie. Du wirst
dich im Hintergrund halten. Das ist das gröbste was du wissen solltest"
John ging zu einem Tisch und drückte ihr drei Bücher in die Hand. "Achja, lesen, verstehen und umsetzen" Kopfschüttelnd schaute Joana ihn an. "Wir leben nicht im Mittelalter, Freundchen"
John lachte leise und wandte sich ab. "Jetzt schon"
Er verließ dann die Bibliothek und ließ Joana zurück, die ihm wütend hinterher schaute.

["Wir leben nicht im Mittelalter, Freundchen"
John lachte leise und wandte sich ab. "Jetzt schon"

cooler post ]

Es klopfte an der Tür und Joana lief schnellen Schrittes die Treppe hinunter.
Ehe sie jedoch die Tür öffnen konnte, wurde sie am Arm zurückgezogen.
Wütend schaute sie zu ihrem Bruder hoch, der sie zur Treppe schob und hoch deutete.
Wortlos starrten sie sich eine Weile an, bis es nocheinmal klopfte und Joana schließlich aufgab und ein paar Stufen
nach oben ging. Sobald John sich abgewandt hatte, blieb Joana stehen und schaute zur Tür.
John öffnete sie und hob überrascht eine Augenbraue.
"Bonjour Monsieur O'Neill. Ist Joana da?" fragte Amélie ein wenig schüchtern und schon stand Joana
neben ihrem Bruder und zog Amélie mit sich. John schaute den beiden Frauen hinterher und schüttelte seufzend den Kopf.
Noch eine Weile schaute er nach draußen und betrachtete die Hunde, die auf der faulen Haut in der Sonne lagen.

Joana zog Amélie in die Bibliothek, dann umarmten sich die beiden.
"Amélie, schön dich zu sehen! Nach so vielen Jahren" Joana ließ von Amélie ab und beide setzten sich.
"Wie ist es dir ergangen in Frankreich?" fragte Joana weiter. Lächelnd schaute Amélie sich in der großen
Bibliothek um und hörte ihrer Freundin nur mit halben Ohr zu.
"Ganz gut eigentlisch. Besser als 'ier im Krieg zu leben"
Joana zuckte kurz mit den Schultern. "Also wie du siehst ist uns nichts passiert"
"Oui, schon. Wenn isch so viel Geld 'ätte wie ihr, wäre isch sischer auch 'ier geblieben.
Aber es ging nischt. Es war zu gefährlisch. In meinen Augen zu mindest"
Die Tür öffnete sich und Joana und Amélie drehten sich um.
John trug ein Tablett herein und stellte es auf den kleinen Tisch. "Tee und Gebäck für die Damen" meinte er
und richtete sich wieder auf. Er wandte sich an Joana. "Keine Teeflecken und wehe ich entdecke
einen Krümmel zwischen den Seiten meiner Bücher"
Als antwort verdrehte Joana nur die Augen und John verließ die Bibliothek wieder.
Amélie war ihm mit ihrem Blick gefolgt und fragend schaute sie zu Joana. "Was ist ihm denn über die
Leber gelaufen?" fragte sie, doch Joana wank ab. "Er hat manchmal diese Phasen in denen er
nett tut-" sie deutete auf das Tablett und fuhr fort. "-aber eigentlich nur eine Ermahnung aussprechen will"
Amélie nickte leicht. "Aber er sah nischt sehr zufrieden aus" bemerkte sie und Joana stimmte ihr nickend zu.
"Ja da hast du Recht.... Naja Themawechsel. Was ist mit Martin? Hattet ihr Kontakt während du weg warst?" grinsend nahm Joana sich eine Teetasse und stutzte, als Amélie den Kopf schüttelte.
"Nein isch 'abe misch nischt bei ihm gemeldet. Er 'at so viel für misch getan und isch bin
ihm dafür sehr dankbar, aber naja... isch weiß auch nischt" Amélie betrachtete hatte den Blick nachdenklich
gesenkt. Joana legte den Kopf schief. "Gibt es da etwa einen anderen?" Hakte sie nach und ging leise
an zu kichern. Doch wieder schüttelte Amélie den Kopf. "Isch war viel zu beschäftischt.
Die Arbeit als Krankenschwester und nunja... isch 'abe wieder angefangen meinen Vater zu suchen"
Joana blintzelte. "Hast du ihn denn... gefunden?" fragte sie.
"Oui" Amélie nickte und nahm sich eine Teetasse. "Ja und wie ist er?"
"Weiß isch nischt" antwortete Amélie und nahm einen Schluck.
Verwirrt stellte Joana ihre Tasse wieder ab. "Wie? Ich dachte du hast ihn gefunden?"
"Oui das 'abe isch auch" bestätigte Amélie und mied Joanas Blick.
Dann leuchtete es ihr ein. "Aber du hast nicht mit ihm gesprochen"
"Rischtisch" Amélie seufzte. "Isch konnte nischt."
"Aber die Möglichkeit muss man doch nutzen"
Erschrocken drehten sich Amélie und Joana zu John um, der in der Tür lehnte und anscheinend
jedes Wort mitgehört hatte. "Wieviel hast du gehört?" fragte Joana und John zuckte mit den Schultern.
"Ich tu nicht so als wäre ich nett, ich bin nett und außerdem muss man dich Ermahnen" meinte er und schaute zu Amélie.
"Wie hast du deinen Vater gefunden?" "Oh jetzt geht das große Suchen wieder los" murmelte Joana und schüttelte den Kopf.
Amélie zögerte einen Moment. "Isch 'abe nocheinmal ganz von vorne angefangen. Isch brauchte schließlisch
seinen Namen. Oui und dann 'abe isch das Internet benutzt. Von den Muggel"
John schwieg einen Moment und nickte dann leicht.
"Suchst du immernoch deine Tochter?" fragte Amélie schließlich, doch anstatt zu antworten wandte sich John ab und ging.
"Ja er sucht sie immernoch und er gibt einfach nicht auf" antwortete Joana für ihren Bruder.
"Aber wieso sollte er denn aufgeben?" fragte Amélie.
Joana zuckte mit den Schultern. "Weil seine Ex Himmel und Hölle in Bewegung setzt damit John seine
Tochter niemals sehen wird" Amélie schaute zu der Tür, wo John vor ein paar Sekunden noch gestanden hatte.
Dann schaute sie wieder zu Joana. "Isch muss jetzt wieder gehen. 'ier scheint schon wieder irgendetwas zu passieren."
"Haust du etwa wieder ab?" fragte Joana und Amélie stand auf.
"In Frankreisch lebe isch wenigstens nischt in Armut" erklärte Amélie und wandte sich ab. Joana jedoch blieb sitzen
und schüttelte den Kopf. "Und was soll ich ohne dich machen?"
"Isch 'abe nur eine kurze Zeit in England gelebt und ich war nur dein Babysitter. Also übertreib nischt"
Joana schanubte verachtend und stand dann schließlich doch auf.
"Und wenn ich dich ein paar Jungesellen vorstelle?" schlug sie vor und verschränkte die Arme.
"Nein danke Joana. Isch 'eirate nur aus Liebe" Die Stimmung zwischen den beiden Frauen war angespannt
und Joana ging auf Amélie zu. "Na schön. Wenn du so weiterleben willst"
Augenverdrehend ging Amélie durch den Flur auf die Treppe zu, dann blieb sie einen Moment stehen und drehte sich
zu Joana. "Isch würde etwas dafür geben so ein Leben zu führen wie du es tust.
Keine Verpflischtungen, keine Arbeit und wenn du mal deine Ruhe 'aben willst rufst du einen Babysitter.
So einen Luxus können sisch nunmal nischt alle Leisten" Amélie stieg die Treppen hinab und verließ das Anwesen.
Eingeschnappt reckte Joana den Hals und John trat aus seinem Arbeitszimmer und schaute Amélie hinterher.
"Wahre Worte" sagte er und schaute seine Schwester an. Diese verdrehte die Augen und verschwand wieder in der Bibliothek.
"Es kommt immer der Zeitpunkt in dem man anfängt dich zu durchschauen Schwesterchen.
Immer kannst du nicht das liebe süße Mädchen spielen." rief er ihr nach.
"Ach Leck mich" giftete sie und John verschwand wieder lachend in seinem Arbeitszimmer.

Schon seit einer ganzen Weile saß John an seinem Schreibtisch und las immer und immer
wieder den Zeilen eines Briefes den er bei seiner Schwester gefunden hatte. Rein zufällig natürlich.

[Wohha Vera du beeindruckst mich immer wieder
Seehr toller Post]

[ich glaubs nicht, joana ist die verräterin *kopfschüttel* armer john]

Marcellas' Werbung war bis nach Irland vorgedrungen.
So also auch zu den O'Neils und ein Flyer für At Gille's fand sich in ihrer Post.

[naja, man kann ja schliesslich hoffen xD]

[alle sind gegen ihn... :/]

John kam mit einer Weinflasche aus dem Keller und ging
zu der Kommode, wo Joana und er immer die Post hinlegten.
Die Rechnungen nahm er an sich und betrachtete dann den Flyer.
"Gehst du mit mir hin?" fragte Joana, die plötzlich neben ihm stand.
Schuldbewusst und unsicher schaute sie ihn an. Wartete auf eine Reaktion.
"Du bist alt genug, du brauchst keinen mehr, der dich reinschmuggelt" bemerkte er und
ging an ihr vorbei, auf die Treppe zu. Joana ließ die Schultern hängen und drehte sich
zu ihm um. "Bitte?" versuchte sie es nocheinmal und John blieb auf der Treppe stehen.
"Warum? Ich hab keine Lust mit dir irgendwohin zu gehen" meinte er, schnippte mit dem Zauberstab
und öffnete mit dem Flaschenöffner desinteressiert die Weinflasche.
"Vielleicht triffst du ja jemanden" bemerkte Joana und senkte den Blick, als John auflachte.
"Nein wirklich? Jemanden? Meinst du Victoria? Oder Jill?" er nahm einen Schluck aus der Flasche
und schaute dann nachdenklich an die Wand. "Irre ich mich, oder bist du daran schuld,
dass ich sie nie gefunden habe. Wieso sollte ich dir jetzt glauben, dass ich jemanden
dort treffen würde?" fragte er und wollte weiter gehen, doch Joana lief auf die Treppe zu.
"Ich habe nicht von ihnen geredet. Ich meine Jennifer. Deine Kollegin... Exkollegin"
John hielt wieder inne und schaute Joana an. "Schreibst du etwa auch mit ihr?"
Genervt seufzte Joana und schüttelte den Kopf. "Nein natürlich nicht"
John betrachtete seine Schwester und ging dann weiter die Treppe hinauf. "Eine Stunde"
"Eine Stunde was?" "In einer Stunde apparieren wir" damit verschwand John in seinem Zimmer.
Joana atmtete tief durch. Auch wenn sie und John in der Disko die entgegengesetzte Richtung gehen würden,
kam er wenigstens unter Leute und ließ den geliebten Weinkeller ihrer Vorfahren in Ruhe.

Nach einer Stunde stand John wirklich unten, in einem weinroten Hemd und schwarzer Hose.
Joana lief ihm in enger Jeans, High Heels und Top entgegen.
Unbeeindruckt wandte sich John ab und öffnete die Tür. Dann jedoch blieb er stehen und
drehte sich zu ihr um. "Was ist mit Sydney?" fragte er und hob eine Augenbraue. "Ich habe einen
Babysitter für sie" erklärte Joana brav und John wandte sich wieder ab.
Zusammen gingen sie dann hinaus. "Wieso apparieren wir draußen und nicht drinnen?" fragte Joana und schaute John zu,
wie er das Haus abschloss. "Wenn du gerne drinnen apparieren möchtest" meinte er, nahm einfach ihren Arm und
beide verschwanden.

Joana hatte John nach dem Konflikt im Gilles drei Tage nicht mehr gesehen.
Er war nicht nach Hause gegangen und Joana hatte keine Ahnung wo er sich aufhielt.
Sie rechnete schon mit dem schlimmsten, doch spät Abends kam John irgendwann zurück.
Sein Hemd und seine Hose waren zerissen und blutig. Er hatte kratzer im Gesicht und ohne etwas
zu sagen, lief er in die Küche und öffnete einen Schrank.
"John wo warst du?" besorgt lief sie auf ihren Bruder zu, doch der schwieg immernoch.
Stattdessen lief er mit Salben und Verbandzeug an Joana vorbei und verschwand nach oben.
Joana folgte ihm und schaute dann im Badezimmer zu, wie er sich das Hemd auszog.
"Hast du dich geprügelt?" fragte sie geschockt und John schaute auf, als hätte er nicht mitbekommen,
dass sie ihm gefolgt war. Er ging auf sie zu und wollte die Tür zu machen, doch Joana hielt eisern dagegen.
"John, was ist passiert?" fragte sie wieder. "Hast du dich geprügelt?"
"Aus dem Alter bin ich raus. Ich hab mich mit einem Fuchsclan angelegt und jetzt lass mich in Ruhe"
mit diesen Worten schob John die Tür zu und verriegelte sie. Joana schüttelte über ihren Bruder den Kopf
und legte eine Hand auf die Tür. "Warst du schon beim Arzt?" fragte sie, doch John antwortete wieder nicht.
"John?" wiederholte sie nun lauter und klopfte gegen die Tür. "John, warst du schon beim Arzt?" fragte
sie wieder. "Ich bin geimpft Joana. Jetzt geh einfach. Bitte" wies er sie an.
Kaum hatte er ausgesprochen, machte er die Dusche an. Er setzte sich auf den Boden vor die Tür
und lehnte sich dagegen. Er hörte wie Joanas Schritte leiser wurden und seufzend schloss er die Augen.
Erschöpft zog er die Knie an und legte seinen Kopf auf die dreckige Jeans.
Er schloss seine Augen und versuchte, das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit zu
akzeptieren. Doch da war nichts. Er fühlte sich rastlos. Ununterbrochen wollte er laufen.
Wollte nicht stehen bleiben und zur Ruhe kommen. Schließlich stand John auf, weil er es nicht
mehr aushalten konnte. Der Spiegel war mittlerweile beschlagen und der Fußboden nass, da er
den Vorhang nicht zu gemacht hatte.
Müde entledigte John sich seiner letzten Kleider und wusch sich den Dreck der vergangenen drei Tage von der Haut.
Danach verarztete er seine Kratz- und Bisswunden und verschwand in seinem Schlafzimmer.
Langsam fielen ihm die Augen zu.

John rannte einen Gang entlang. Er war dunkel, doch am anderen Ende schien etwas zu sein.
An den Seiten waren fiele Türen, doch er hatte kein interesse daran sie zu öffnen.
Er rannte und rannte immer weiter, starr nach vorne Blickend.
Mit jedem Schritt jedoch, entfernte er sich von seinem gewünschten Ziel und verlor es
immer mehr aus den Augen. Er fiel immer weiter zurück, in ein schwarzes Loch.
Doch bevor ihn die Dunkelheit erdrücken konnte, wachte John auf.

Es war früher Morgen und der Nebel bedeckte noch die Landschaft.
John brauchte einen Moment um zu verstehen, wo er war. Er war nicht in irgendeiner Höhle.
Er war zu Hause. Seufzend stand er auf und fuhr sich mit einer Hand über sein Gesicht.
Wieder durchflutete ihn das gefühl der Rastlosigkeit und wenig später rannte er über die Wiese, durch das
Tor, gerade wegs auf die Küste zu, nur um sich im nächsten Sprung in ein Fuchs zu verwandeln
und davon zu flitzen.
Joana wusste nicht, dass sie John diesmal länger als drei Tage nicht sehen würde.

Auf wackligen Beinen kämpfte sich Ivy durch den morastigen Boden. Der kalte Wind blies ihr unaufhörlich ins Gesicht und
zog störrisch an ihre zum Zopf gebundene Haare. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte sie das Herrenhaus.
Mit zittrigen Fingern kramte sie in ihrer Tasche herum, hohlte den Schlüssel heraus und schloss die Tür auf.
Wie lange sie schon nicht mehr hier gewesen war. Was hatte John in der letzten Zeit gemacht? Seufzend hängte sie ihre Jacke an die Garderobe
und schaute sich um. In der Eile hatte sie nicht darauf geachtet, ob in einem der Zimmer Lichter brannten. Der Eingangsbereich lag zumindest im Dunkeln,
doch dies musste nichts bedeuten. Vielleicht befand er sich ja auch in der Bibliothek?Oder er war womöglich doch gar nicht zu Hause?
Dann hatte sie den kleinen Umweg zu ihrer Cousine umsonst getan, doch so schnell wollte Ivy noch nicht aufgeben. Dafür war ihr sein Rat zu kostbar.
Auf der Suche nach John oder Joana stieg Ivy die Treppen hinauf, wobei sie deren Namen rief.

Die Tür der von Johns Arbeitszimmer war einen Spalt geöffnet und als
John Ivy hörte, hob er den Kopf. Er sah müde aus, doch aus Ivys Stimme konnte er hören,
dass irgendetwas passiert war. Also stand er auf, trank noch einen Schluck von seinem Tee
und trat dann zur Tür. Er öffnete sie ganz und sah Ivy, wie sie an der Tür vorbeilief.
"Ivy, schön dich zu sehen" sagte er. Er hatte einen dicken Pullover und sogar einen Schal an.
Auch hörte er sich ein wenig heiser an. "Komm rein, ist etwas passiert?" fragte er und
deutete in sein Arbeitszimmer.
Es hatte sich verändert, seit Ivy das letzte mal hier drin gewesen war.
Der Atlas, der an der Wand war, war immenoch weg und auch die Bücher hatte John
in dem Regal niciht ersetzt. "Setz dich" sagte er und deutete auf den Sessel vor seinem Schreibtisch.

[ich will dich nicht vom lernen abhalten, nur damit du bescheid weißt]

Beinah wäre Ivy einfach weiter gerannt, doch dann drehte sie sich um und schaute mit gemischten Gefühlen zu John.
Er war in seinem Arbeitszimmer, also hatte sie ihm wahrscheinlich bei wichtigen Dingen gestört.
,,Es freut mich auch dich zu sehen. Ich habe dich doch nicht etwa gestört?'' fragte sie kleinlaut und musterte sein Erscheinungsbild.
,,Du siehst nicht gerade gesund aus.'' bemerkte Ivy besorgt und betrat dann das Arbeitszimmer.
Überrascht zog sie eine Augenbraue nach oben, als sie das Fehlen sämtlicher Bücher und des Atlanten feststellte.
Hatte John mal ausgemistet? Doch sie sprach ihn nicht darauf an. Schließlich gingen sie seine Aufräumaktionen nichts an.
,,Ja, es ist was passiert. Aber nichts schlimmes. Im Gegenteil.. Sven hat mir einen Heiratsantrag gemacht.'' platze es aus Ivy heraus,
ehe sie sich setzte. ,,Und das ist eigentlich auch das 'Problem'.'' setzte sie zögerlich nach und hoffte, John würde verstehen.

[Passt schon =)]

John lehnte wieder die Tür an, doch als die Tür unten aufging und er Joana mit
Sidney reden hörte, schloss er doch die Tür und wandte sich an Ivy.
Kurz fuhr er sich durch die Haare und nickte leicht. "Ja mag sein" antwortete
er, räusperte sich und ging dann um seinen Schreibtisch herum.
Mit gehobener Augenbraue blieb er dann stehen. Er hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht?
"Und was genau ist daran ein Problem?" fragte er und setzte sich. "Wie lange seit ihr schon zusammen?"