RE: Herrenhaus der O'Neills - 7

Bedrückt biss sich Ivy auf die Lippe und senkte kurz ihren Blick. Argh. Wieso war sie nur hierher gekommen?!
Sie würde wahrscheinlich nur Johns Zeit rauben. Ach, es war zum Haare raufen.
,,Naja, also..'' setzte Ivy zögerlich an, ,,es ist so. Wir sind zwar schon fast 3 Jahre zusammen, aber..
Ich meine, ist das nicht zu früh? Dazwischen war der Krieg, wir waren oft voneinander getrennt, dann seine Krankheit.''
Leichte Verzweiflung machte sich in Ivy breit, als sie ihre Bedenken aufzählte. Wie konnte solch eine Entscheidung nur so kompliziert sein?
Oder stellte sie sich zu viele Fragen die mit 'Was wäre wenn...' beginnen? ,,Ich weiß einfach nicht, wie ich mich entscheiden soll.
Ich liebe Sven. Wirklich. Noch mehr, als das ich bisher glaubte, imstande zu sein. Aber sollte man nicht zuerst zusammen auf Reisen gehen?
Etwas unternehmen, was einen noch mehr zusammenschweißt oder auch womöglich trennt?
Ich habe einfach Angst etwas falsch zu machen.'' Mit einem flehenden Ausdruck in den Augen schaute sie zu John.
Hoffentlich konnte dieser ihr weiterhelfen.

John hörte sich ihre bedenken an, ihre Fragen und ihre verzweifelten Versuche das Richtige zu tun.
Er dachte an seine Situation damals. "Ich habe meiner Ex einen Antrag nach einem Jahr gemacht"
erzählte er und zuckte leicht mit den Schultern, als würde er selber nicht wissen, was
er Ivy nun raten könnte. "Ich habe sie damals geliebt und habe sie geheiratet"
Nun dachte er daran, ob Victoria nicht auch diese zweifel hatte, hätte er warten sollen?
Sie besser kennen lernen sollen? Hätte er dann gemerkt, was für ein verlogenes Stück sie war?
"Ivy ich kann dir nur raten: Hör auf dein Herz. Es weiß am besten was gut für dich ist"
John lächelte nun aufmunternd. "Vielleicht ist er der richtige. Es gibt kein richtig oder falsch in
diesem Moment" erklärte er. "Und sollte er nicht der richtige sein, dann wirst du es
früher oder später schon merken"

Nickend nahm sie seine Ratschläge zur Kenntnis und faltete ihre Beine zum Schneidersitz, die Ellenbogen auf die Knie gestützt,
die Hände vorm Gesicht gefaltet. In dieser Position verweilte sie eine Weile und dachte nach. Ja, John hatte recht.
Sie musste in sich hinein hören. Sie musste selbst wissen, wie sie sich entscheiden sollte. Diese Aufgabe konnte keiner übernehmen.
,,Ich-, ja, du hast recht.'' sagte sie etwas zögerlich. So recht sicher war sie sich immer noch nicht, doch zumindest schon auf einem guten Weg.
Zudem würde sie bei Mayleen zu Haus bestimmt die nötige Ruhe finden, um herauszufinden, was sie wirklich wollte.
Etwas ermutigt von seinen Worten stand Ivy auf und strich sich ihre Hose glatt.
,,Ähm, dann werd ich mich wohl wieder auf den Weg machen. Ich hatte nicht beabsichtigt, Sie lange aufzuhalten..''

John nickte, doch dann hob er wieder den Kopf.
"Warte noch einen Moment Ivy" bat er sie und beugte sich leicht vor.
"Erzähl mir von Hogwarts. Haben die Otopianer vieles verändert?"

Ivy hielt in der Drehung inne und wandte sich dann wieder zu dem ehemaligen Professor um.
,,Ja, zum Teil. Es gibt Geschlechter- und gesellschaftlich getrennten Unterricht.
Die Schüler aus reichem Hause müssen eine bestimmte Schuluniform während des Otopiaunterrichtes tragen.
Der Schulleiter ist Otopianer und wird von zwei grusligen Gestalten vor dem Büro bewacht.
Alles ist recht altmodisch und sehr auf Tradition, Ordnung und Disziplin getrimmt.
Die Lehrer sind zum Teil recht Streng und verstehen keinen Spaß.
Aber immerhin besser, als ein rassistischer Kageyasu.'' Sie zuckte mit den Schultern.
Ihrer Meinung nach konnte es nach Kageyasu nur noch besser werden,
also war ihre letzte Aussage auch nicht besonders verwerflich.

John nickte. Ja das stimmte mit dem überein, was er gehört hatte.
"Viel Spaß noch in Hogwarts" sagte er. "Du wirst schon das Richtige tun, Ivy"
Er wandte sich dann seinen Pergamenten zu.

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen bedankte sich Ivy noch einmal für seine Hilfe und verließ dann sein Arbeitszimmer.
Zügigen Schrittes lief sie zur Gaderobe, zog ihren Mantel wieder an und streifte ihre Tasche über die Schulter.
Noch im Eingangsbereich apparierte sie zu ihrer Cousine.

Der erste Schnee war gefallen und John betrachtete die weiße Decke,
die sich über das Anwesen ausgebreitet hatte, als er durch das Tor ging.
Vor ihm erstreckte sich die ehemals grüne Wiese. Jetzt war sie weiß, fast unberührt.
Nur ein paar Tiere hatten ihre Spuren hinterlassen.
Lächelnd dachte John an damals, als er sich mit Hilfe des Schnees eine schützende
Wand gebaut hatte, viel höher und stärker als die seiner Schwester oder seiner Freunde.
Mit einem Vorrat an Schneebällen, verteilt und gut erreichbar, wenn es mal brenzlich wurde.
Meistens war Joana nach 5 Minuten weinend ins Anwesen gerannt, über und über mit Schnee,
da es bei John nie bei einem Schneeball geblieben war. Joana ließ sich schon
immer gut Ärgern und das hatte John ausgenutzt. Mit einer Handvoll Schnee war
er immer hinter ihr her gerannt und wenn er sie erwischt hatte...
Kopfschüttelnd grinste John in sich hinein, als er daran dachte wie er damals den Schnee
in Joanas Gesicht gerieben hatte. Sie hatte geweint, er hatte gelacht und sein Vater hatte ihn
dann schmunzelnd auf sein Zimmer geschickt, während seine Mutter ihm tadelnd hinterher gesehen hatte.
Doch das war einmal. Wie ein Schlag ins Gesicht holte ihn die Wahrheit wieder in die Realtität zurück.
Würden sie noch hier Leben, wenn sie in dieser Nacht zu Hause geblieben wären?
Oder hätte sein Vater das Herrenhaus doch verkauft?
Eigentlich hatte John nie das Anwesen übernehmen wollen. Damals musste es noch dringend
renoviert werden und hatte kaum noch an Wert.
Mittlerweile saß John in seinem Arbeitszimmer und kramte in der Vergangenheit herum.
Er betrachtete das Testament seiner Eltern.
Seufzend betrachtete er die Unterschrift seines Vaters, die er, als er noch jung war so oft gefälscht
hatte um keine schlechten Noten beichten zu müssen. Und das waren damals viele.
Ihm gehörte das Anwesen. Diverse Wohnungen und Häuser.
Und Joana? Er hatte es nie verstanden, aber alles was sie bekommen hatte, waren dreiviertel
des Vermögens, was seine Eltern in ihrem Verlies in Gringotts hinterlassen hatten.
Das was über war, bekam er. John.
Seiner Mutter war es noch nie Recht gewesen, dass John immer nur weg wollte.
Fast jeden Tag kam er mit einer neuen Idee zu ihr. Austauschschüler, Auslandsjahre, Travel an Work,...
er hatte damals alles versucht um einmal ins Ausland zu kommen.
Vielleicht hatte sie ihn einfach nur hier binden wollen? Mit Immobilien im Nacken konnte
man schlecht einfach weg gehen oder sich ein neues Leben aufbauen in einem anderen Land.
Es sei denn, er würde alles verkaufen, doch dazu fehlte ihm die Kraft.
So viele Erinnerungen steckten in diesem alten Gemäuer. Einmal hatte John es beinahe verkauft.
Damals, als Victoria mit Jill abgehauen war, doch er hatte es nicht übers Herz gebracht.
Nachdenklich nahm John einen Schluck von seinem Whiskey und wandte sich zum Fenster um.
Er drehte das Glas in seinen Händen und dachte nach.
Noch einen Schluck... noch einen.... dann drehte er sich wieder zurück zum Schreibtisch, griff zielstrebig in seine Schublade
und zückte seine Feder. Mit einem Zug, trank er das Glas leer, verzog kurz das Gesicht und stellte
dann das Glas weg. Er räusperte sich und tunkte die Feder in das Tintenglas, bevor er das Pergament beschriftete.

Liebe Jennifer,
vier Jahre, vier Jahre hat es gebraucht, bis ich dir einen Brief schreibe.
Bevor ich Hogwarts damals verlassen habe, habe ich einem Kollegen
von uns versprochen, dass ich dich aus diesen Mauern befreien werde.
Ich bin wohl kein guter Ritter, findest du nicht auch?
Ich würde dich gerne wieder sehen, Jennifer und mein
benehmen wieder gut machen. Damals bin ich einfach gegangen und
habe mich nicht mehr gemeldet. Ich kann verstehen, wenn du sauer auf mich bist.
Ich warte geduldig auf eine Antwort.
John

John betrachtete den Brief und faltete ihn dann sauber zusammen und ließ ihn in einem Umschlag verschwinden.
Mit schnipsen öffnete sich das große Fenster hinter ihm und ein großer Uhu flog hinein und setzte sich neben
den Schreibtisch auf eine extra Vorrichtung.
Ein wenig nervös stand John auf und band den Brief am Bein des Vogels fest.
"Jennifer, du erinnerst dich?" begann er. "Versuche sie zu finden und überreiche ihr den Brief"
Einen Moment hielt John inne. "Wenn nicht, bringe ihn zurück"
Er hielt dem Vogel, während er redete seinen Arm hin und bereitwillig ließ er sich auf dem Unterarm von John nieder.
Sanft strich John dem Tier über das Gefieder und trug ihn zum Fenster.
"Pass auf dich auf" sagte er und streckte den Arm aus.
Eine ganze Weile schaute er dem Tier hinterher, bis es wieder anfing zu schneien und er
das Fenster schloss. Dann lief er die Treppen hinauf, in das höchste Zimmer, wo
alle Eulen des Anwesens sich vor dem Wetter schützen konnten.
Er stellte sich an das Fenster und öffnete es. Meistens machte es Joana immer zu, da
das Anwesen schnell auskühlte. Kaum war es offen, kamen schon die ersten Eulen, die
sich vor dem Schnee schützen wollten.
Zufrieden verschloss John die Tür sorgfältig, reparierte und dichtete sie mit Hilfe
seines Zauberstabs ab und stieg die Treppen wieder hinab.

[spam: echt ein toller post!
ich mein jetzt nicht nur wegen jennifer, auch wegen der vergangenheit!
wunderschön beschrieben! :-*]

John war auf dem Weg nach Hause. In seiner Hand hielt er eine Tüte.
Sein Blick war nach vorne gerichtet und mit ausdruckslosem Gesicht
lief er weiter. Schritt für Schritt.
Heute war ihr Geburtstag. Sie wurde heute wieder ein Jahr älter. Ohne, dass
er dabei sein durfte. Hatte sie lange Haare? Oder hatte sie sie kurz?
Waren sie gelockt wie bei seiner Mutter, oder glatt wie bei ihrer? Hatte sie die
schönen blonden Haare ihrer Mutter geerbt oder waren sie dunkel, wie bei ihm?
War sie groß? Klein? Höflich? Oder stur?
John wurde schneller und schließlich begann er zu rennen, als wolle er die
verlorene Zeit einholen. Die Tüte hielt er fest in seiner Hand, er beschützte sie.
Er setzte einen Fuß vor den anderen. Immer wieder, doch er hatte das Gefühl nicht voran zu kommen.
Vor seinem Auge tauchte ihr Bild auf. Wie sie ihn damals angelacht hatte.
Wie sie in seinem Arm eingeschlafen war.... Wie er ihr Zimmer leer aufgefunden hatte.
Das große Tor des Herren Hauses öffnete sich und John hastete über die weite Wiese,
direkt auf das Haus zu. Er schaute hinauf zu einem Fenster. Ihrem Fenster.
Ihr Zimmer. In 10 Tagen war Weihnachten. Wieder ein Weihnachten ohne sie.
Ein Heiligabend wie jeder andere in Johns Leben, seit Victoria ihn verlassen hatte.
Er würde wieder alleine vor dem Kamin sitzen und eifersüchtig auf seine Schwester sein.
Er würde sie wie jedes Weihnachten für ihr Glück hassen.
John stieß die Tür auf und hastete die Treppen hinauf.
Was würde er dafür geben, dieses Weihnachten mit seiner Tochter verbringen zu dürfen?
Er kam in seinem Arbeitszimmer an und blieb stehen. Er lehnte sich gegen den Türrahmen
und schloss die Augen. Seine Stirn berührte das kalte Holz und eine Träne lief
ihm über die Wange. Die Tüte hielt er immer noch fest umschlossen in seiner Hand.
Langsam trottete er in das Zimmer und schmiss die Tür hinter sich zu. Behutsam
legte er die Tüte auf den Tisch und schaute einen Moment hinaus in die Ferne.
Seufzend nahm er zwei verpackte Päckchen aus der Tüte und verstaute sie in seinem
Schrank. "Happy Birthday mein Engel" flüsterte er und schloss die Tür
des Regals sorgsam ab. Seufzend verließ er das Arbeitszimmer wieder und lief durch
den Korridor. Vor den Gemälden seiner Vorfahren blieb er stehen, doch kopfschüttelnd
lief er weiter, bis er schließlich im Badezimmer verschwand.

Es war der 24 Dezember. Es war Weihnachten und im Herrenhaus lief Joana schon den ganzen Tag aufgeregt
hin und her. Ihre Tochter saß in ihrem Zimmer, spielte mit ihren Puppen und wartete sehnsüchtig auf den
Weihnachtsmann. John hingegen hatte es letzte Nacht spät werden lassen
und wachte erst am späten Nachmittag auf. Er hasste diesen Tag. Schon der erste Gedanke
an diesem Tag war negativ und zusätzlich mit Kopfschmerzen geprägt.
Seufzend stand er auf und stand eine Weile vor dem Fenster und beobachtete die weißen Flocken, die
vom Himmel tanzten. Ruhig und unbeschwert landeten sie auf dem Boden und breiteten
so eine weiße Decke aus.
John lief durch die Gänge des Herrenhauses und fuhr mit der Hand über das steinerne Geländer.
In der Küche angekommen wuselte seine Schwester schon herum und bereitete das Weihnachtsessen
vor. "Guten Morgen! Frohe Weihnachten" Joana umarmte ihren Bruder kurz
und ließ ihn dann wieder in Ruhe. An Weihnachten war John immer unausstehlich,
doch sie hatte gelernt damit umzugehen. Sie redete einfach mit ihm, auch
wenn er ihr nicht antwortete oder eine übertrieben schlecht gelaunte und negative Antwort von
sich gab. "Ich habe ein paar Leute Eingeladen. Wie jedes Jahr... ja ich weiß du bist
da nicht sehr glücklich drüber, aber hey, es gibt auch Leute die gerne Weihnachten
feiern... ja und einen Weihnachtsmann habe ich auch schon......"
John wandte sich von Joana ab und nahm sich seine Kaffeetasse. Er ließ sie reden,
so wie sie es immer wollte. John goss sich Kaffee ein und fuhr sich dann
über das Gesicht. Er gähnte herzhaft und trank dann einen Schluck.
Desinteressiert verließ er die Küche wieder, auch wenn Joana noch dabei war ihm
alles zu erzählen. Ignorant wie er war verschwand er in der Bibliothek, verkrümelte
sich in eine Ecke und nahm sich das dickste Buch, was er finden konnte.
Sein Alibi. Seine Ausrede, dass er nur kurz beim Essen sein konnte...
vielleicht konnte er sich heute sogar ganz drücken? Auf verbrannte Pute hatte er
eh keinen Lust. Zufrieden mit der Stille um ihn herum, schlug er das Buch auf
und starrte auf die winzigen Buchstaben. Genervt atmete er einmal durch und legte
das Buch auf den Tisch vor sich. Er schaute aus dem Fenster und erinnerte sich zurück
an das erste Weihnachten, das er zusammen mit Victoria und seiner Jill gefeiert hatte.
Auch wenn Jill schon in der Kirche geschlafen hatte und auch nicht wach geworden
war, als die Geschenke getauscht wurden, war es das schönste Weihnachten, was
er jeh hatte. Das einzige Weihnachten, was er mit seiner Jill gefeiert hatte.
Der Gedanke daran war schmerzlich und betäuben ließ er sich auch nicht.
"Wie lange willst du eigentlich noch leidend aus dem Fenster starren?"
Joana stand in der Bibliothek und hatte die Arme verschränkt.
Schweigend trank John einen schluck seines Kaffees und stand auf.
"Oh ja schweigen, das kannst du ja am besten" provozierte Joana,
doch John ging darauf nicht ein. Stattdessen drückte er ihr seine Kaffeetasse in die Hand
und verschwand aus der Bibliothek. Joana ahnte nichts gutes, als er die Treppe hinunter ging.
"Ich warne dich John, wenn du jetzt wieder abhaust..." sie lief ihm hinterher,
doch ihr Bruder hörte nicht. Er öffnete die Tür des Anwesens und trat hinaus.
Dann sah Joana nur noch einen Fuchs über die Wiese rennen. "John!" schrie sie wütend und warf
ihm sogar die Kaffeetasse hinterher. "Beweg deinen A**** wieder her!" schrie sie,
doch John war schon durch das Tor gelaufen und rannte auf den Wald zu.
Joana ließ noch einen wütenden Schrei von sich und stapfte dann auf die kaputte Tasse zu.
Wütend räumte sie die Scherben zusammen und ging wieder ins Herrenhaus.

Ein paar Stunden nach Johns Verschwinden erschien eine Afrikanische Graseule bei den O'Neils.
Die Eule fand ein Fenster, das offen stand und flog hinein.
Mit einem leichten "Plotsch" landete der Brief auf dem Esstisch und die Eule flog wieder davon hinaus dem Schnee entgegen.
Auf ihr Trinkgeld beharrte sie nicht.

Sidney hatte den Brief auf dem Esstisch gefunden und lief damit
auf ihre Mutter zu. "Mama! Guck mal was ich gefunden hab" rief sie
und Joana nahm ihr lächelnd den Brief ab.
"Danke meine Süße." sagte sie und ging hinauf in Johns Arbeitszimmer.
Dort legte er den Brief auf seinen Schreibtisch.
Seufzend stellte sie sich ans Fenster und schaute hinaus.
Nachdenklich setzte sie sich dann in seinen großen 'Chefsessel' und zog
ein Pergament hervor. Einen Moment betrachtete sie es, doch dann zückte
sie auch die Feder und begann zu schreiben.
Am Ende unterschrieb sie ihn mit ihrem Namen und lief hinauf zu den Eulen.
Sie gab Johns Eule den Brief und schaute ihr hinterher.
Vielleicht konnte ihr Onkel, Harry O'Neill, John wieder aus dem tiefen Loch ziehen.
Hoffend und betend ging Joana wieder hinunter.

John lief niedergeschlagen auf das Herrenhaus zu- dem Höllenhaus, was ihn
seit Jahren festhielt. Verwundert blieb er stehen, als er viele Autos auf dem Rasen stehen
sah und sogar den geliebten Mustang seines Onkels entdeckte.
"Nein Joana, bitte nicht" murmelte er und schaute zu den erleuchteten Fenstern.
Seufzend lief er weiter und stieß schließlich die Tür auf.
Er lief an dem übertrieben großen Weihnachtsbaum in der Eingangshalle vorbei und lief weiter
in den Wintergarten. Er öffnete die Tür und die gesamte Runde verstummte.
Sie hatte es wirklich getan. So wie John es vermutet hatte.
Joana hatte die gesamte Familie O'Neill und die Familie Terelll eingeladen.
"John! Da bist du ja!" Harry, Johns Onkel, stand auf und ging auf seinen Neffen zu.
Beide umarmten sich kurz und ausdruckslos schaute John zu seiner Schwester.
Sie schaute ihn mit einem du-hast-es-nicht-anders-gewollt Blick an und zuckte leicht mit den Schultern.
"Ist ein Brief für mich angekommen?" fragte John, ohne sich nach dem Befinden seiner
Familie zu erkundigen. "John, setz dich doch erstmal. Es ist Weihnachten genieße den Tag-"
Harry verstummte, als er Johns verletzten Blick sah. "Es ist der 24 Dezember. Ein Tag wie
jeder andere" sagte John. "Ein verdammter Tag wie jeder andere" John drehte sich wütend um
und lief wieder auf die Tür zu.
Sofort sprang Joana auf und lief ihm hinterher. "John bleib hier!" rief sie, doch Harry legte ihr eine
Hand auf die Schulter. "Ich mach das schon."
Joana vertraute Harry und schaute den beiden Männern hinterher.
Harry ließ John vorauslaufen. Irgendwann blieb er stehen und Harry holte ihn ein.
"Ist alles in Ordnung?" fragte Harry und John seufzte.
"Joana hat euch alle geholt. Warum?"
Beide Männer standen nun weit vom Herrenhaus entfernt auf einem Hügel.
Es war kalt, der Wind pfiff den beiden um die Ohren und Harry war froh, dass es nicht
schneite. "Sie macht sich sorgen um dich" Harry schüttelte über Johns Benehmen den Kopf.
"Verstehst du denn nicht? Sie sagte du seist oft Tagelang verschwunden, kämst
verwundet nach Hause..." "Na und?!" John unterbrach Harry wütend. "Das kann ihr
doch egal sein! Ich bin erwachsen, ich lebe mein eigenes Leben!" rief er.
"Ich war lange genug da eingesperrt, ich habe mich genug um sie gekümmert!"
Harry nickte ruhig. "Ja, mag sein, aber-" "Aber was?! Ich brauche Joana nicht!
Ich brauche euch nicht! Ich brauche niemanden!" John wandte sich von Harry ab
und lief weiter. Harry folgte ihm. "Du bist wie dein Vater!" rief Harry dann, als John schneller
geworden war. Plötzlich blieb John stehen und drehte sich um. "Was?"
"Verdammt du redest genauso dumm wie Jeffrey! Diese großen Pläne, ich will weg, ich
will in andere Länder reisen! Schwachsinn!" rief er aus. "Schwachsinn John! Man muss
nicht in andere Länder reisen um sein Glück zu finden! Dein Vater war
ein Dummkopf und hat aus dir einen gemacht!!"
"Mein Vater war kein Dummkopf!"
Harry hatte erreicht was er wollte. John kam auf Harry zu gerannt und riss ihn zu Boden.
John schlug wie Blind auf seinen Onkel ein und dieser wehrte sich, sorgte dafür,
dass John sich immer mehr in Rage redete und immer wütender und verzweifelter wurde.
Er nahm dafür eine blutige Nase in Kauf und zum Schluss auch eine blutige Lippe.
Irgendwann hörte John auf und ging auf die Knie. Er legte seinen Kopf in den Schnee.
Sein Körper bebte und seine Hände waren zu Fäusten geballt.
Schwer atmend stand Harry auf und spuckte Blut auf den Boden.
"Schön" er ging neben John auf die Knie und legte eine Hand auf dessen Rücken.
"Das wird schon John, ist schon okay" sagte er immer wieder leise.
"Er war kein Dummkopf und Mama hat ihn geliebt. Sie wollte nicht nur sein Geld" flüsterte John,
weinend wie ein kleines Kind. Harry nickte. "Ich weiß John, ich weiß"
"Sie haben uns einfach alleine gelassen" wieder nickte Harry und kämpfte mit den
Tränen. "Haben die Kurve einfach nicht gekriegt!"
Harry fehlten die Worte. Er dachte an seinen Bruder, der voller Lebensfreude gewesen war.
Jeden Tag wirklich gelebt hatte und seine Kinder über alles geliebt hatte.
John hob seinen Oberkörper und fuhr mit seiner Hand über sein Gesicht.
Er schaute zu seinem Onkel, der sich schnell eine Träne wegwischte.
"Sie sind Tod" flüsterte John wieder, als wäre ihm das alles jetzt erst klar geworden.
"Was ist wenn ich für Jill auch gestorben bin? Einfach nie da war. Wenn sie nicht mal an mich denkt?
Schließlich war ich nie für sie da. Hatte immer nur meine Arbeit im Kopf..."
Harry schüttelte den Kopf. "Nein John, rede dir das nicht ein"
"...und dann komme ich nach Hause und..." John schluckte. "Sie sind weg... einfach nicht mehr da..."
John redete wirres Zeug. "John, du hast keine-" doch er hörte nicht zu.
Harry holte aus und gab ihm eine Ohrfeige. John verstummte und starrte seinen Onkel an.
"Endlich" seufzte er und stand auf. Er half seinem Neffen auf und betrachtete ihn.
"Arbeitest du?" fragte Harry und nickte verstehend, als John den Kopf schüttelte.
"Warum nicht?" fragte er weiter und musste einmal nachhaken, als John nicht antwortete.
"Ich wollte sie suchen" Harry lachte laut auf. "John du glaubst doch nicht wirklich, dass
Victoria es dir einfach macht" Er hatte die kleine Victoria von damals von Anfang an durchschaut.
Als sie dann weg war, hatte sich sein Gefühl bestätigt. Leider war es zu spät gewesen.
John schaute zu Boden und Harry zog ihn in eine Umarmung. "Wie geht's dir jetzt?" fragte er
und John lachte leise. "Besser" gab er zu und zufrieden nickte Harry.
Er klopfte ihm auf die Schulter und schaute ihn an. "Geh wieder arbeiten John.
Unterrichte wieder lustlose Kinder. Bring denen bei wie man am besten Bier brauen kann"
"Tränke" "Ja das auch" Harry lächelte und war froh John wieder lächeln zu sehen.
Auch wenn er dafür ein paar Schläge einkassieren musste.
"Du hast recht, ich sollte aufhören zu suchen" Dafür fing er sich wieder eine leichte Ohrfeige ein.
"Lernst du eigentlich gar nicht? Du bist wirklich- ich sollte dich Jeffrey und nicht John nennen"
kopfschüttelnd tippte er John auf die Brust. "Such weiter nach ihr. Aber mach es nicht
zu deiner Lebenseinstellung! Jill ist noch jung. Glaub mir früher oder später wird auch sie
merken, dass an den Lügen ihrer Mutter nichts wahres dran ist"
John nickte leicht. Gemeinsam liefen die beiden zurück.
"Tut mir leid... wegen deiner Nase und..." "Ist schon okay" Harry wank ab.
Beide betraten wieder das Herrenhaus und während Harry der Familie eine aufregende
Geschichte erzählte, wie er sich die Verletzungen zugezogen hatte,
saß John stumm daneben und starrte vor sich hin. Irgendwann hielt er die freudige
Stimmung nicht mehr aus und verschwand lautlos in die Bibliothek.

[toller post! der hatte irgendwie so alles: action, trauriges und sehr schönes
sehr mutig von harry john in diesen anfall zu treiben, hat schön weh getan
er ist ein guter kerl =)
und das hier ist der brüller: Bring denen bei wie man am besten Bier brauen kann"
"Tränke" "Ja das auch

ein hoch auf harry =)]