RE: Elis zu Haus - 86

Danny aß weiter und als er schließlich fertig war - im Grunde dauerte es gar nicht lang und zugegeben, er verbrannte sich dabei auch einige Male den Gaumen - lehnte er sich zurück und seine Miene war sichtlich weicher geworden.
Nein, diese Leute hier wollten ihm nichts böses, genauso wenig, wie Sibylla und die anderen.
Er fühlte Wärme in sich aufkommen, die sicher nicht nur von dem Gratin stammte.
Und da hörte er, wie Cathy ihn ansprach und blinzelte ein wenig.
Spielzeug?
Davon hatte er ein Bild in seinem Buch gehabt und er wusste, dass Kinder damit gerne ihre Zeit vertrieben.
Andere Kinder jedenfalls.
"Spielsachen?", fragte Danny nach.
Man konnte ihm ansehen, dass er sich im Grunde nur eine Sache darunter vorstellen konnte.
Den Teddy den er in dem Buch gesehen hatte und den Teddy, der nur noch zur Hälfte ganz in seinem Verließ hing.
Gleichzeitig verriet seine Miene, dass er nichts dagegen hatte und Danny nickte schüchtern.

Cathy nickte freudig.
"Jaaa!", sagte sie glücklich, während Artemis miteinstimmte.
"JAAAAH!"
"Jaaaa!"
Die beiden begannen sinnlos aufzujubeln, während Eli Dannys leeres Teller nahm.
"Willst du noch bisschen?"
"Spielsachen wie das da!", sagte Artemis und sie riss Danae einen Maiskolben aus Plastik weg.
Ihre älteste Schwester war von allen hier die einzige, die Spielzeug zum essen hatte, damit sie sich dabei fühlte am Tisch.
Artemis hielt Danny das Plastikteil unter die nase.
"Spielzeuge sind doof."
"Sind sie nicht!"
"Sind sie dooooooooch!"

Danny ersckreckte, als die beiden losjubelten. Was war denn?
Er drückte sich etwas in seinem Sitz zurück und blickte ihnen weiterhin gespannt entgegen.
Und da nahm Artemis ihr auch schon die Spielzeug-Maiskolben weg und hielt ihm diesen hin.
Danny selbst kannte das ja nicht und dachte im ersten Moment, es wäre auch Essen.
Komisch, dass sie es Spielzeug nannten! Er hatte früh gelernt, dass es dafür zu kostbar war.
Er berührte es vorsichtig und war schockiert, dass es so glatt und kalt war.
Seine Augen wurden großer.
Stellten sie also Nahrungsmittel her, die man gar nicht essen konnte? Aber, wo war da der Sinn?
"Das ist...das ist nicht schön", erwiederte Danny, um seine Meinung auszudrücken.
Natürlich musste man, was er sagte, nicht allzu wörtlich nehmen. xD
Darunter zu verstehen war einfach, dass es ihm fremd war und dass er nicht sonderlich Gefallen daran finden konnte.
Als Eli ihn fragte, nickte er vorsichtig, dennoch war seine Miene immer noch friedlicher.

Artemis blinzelte und ganz verdutzt sah sie zu Danny, während Cathy ihren Mund aufklappte.
"Daddy...der Mann hat eben gesagt dass das nicht schön ist! Das ist nicht nett!"
Artemis hingegen begann zu kichern und sie warf das Plastikteil an Danaes Kopf.
"nicht schön! nicht schön!", wiederholte sie triumphierend, während Medea dann wieder die Treppe hinunterkam und sich setzte.
Sie blickte zu Artemis und diese verstummte augenblicklich.
Eli derweilen reichte Danny den Teller zurück mit dem Restchen Essen, das es noch hatte.
Medea begann zu Essen, während sie kurz zu Eli sah.
Dann wiederrum wandte sie sich an Danny.
"Hast du Familie hier?"

Danny senkte bedrückt etwas den Kopf. So hatte er das ja nicht gemeint.
Er verzog den Mund und nahm den Teller dankend von Eli an.
Sogleich machte er sich wieder daran, mit samt der Gabel und noch immer ein wenig dabei verkrampft aussehend, das Essen zu verspeisen. Es schmeckte ihm wirklich sehr gut.
Und da kam auch Medea und er hob etwas den Kopf an, wobei er gerade einen Bissen herunterschluckte.
"Familie?", fragte er, immer noch etwas im Mund habend, was er dann aufkaute.
"Keine Familie, nein. Mein Onkel lebt in....woanders."
Schließlich wusste er ja nicht einmal, wo genau das war.

"Ach, du hast einen Onkel?", fragte Eli verwundert.
"So", meinte Medea.
"Tja...dann werden wir ihn am besten suchen. Damit er sich um dich kümmert, wir sind hier schliesslich kein Hotel."
Daraufhin sah sie vorwurfsvoll zu Eli und sie stand auf.

Danny hatte sich nichts weiter dabei gedacht.
"Er ist nicht mein richtiger Onkel", sagte er sogleich und aß noch seinen Teller auf.
Der junge Chinese wischte sich über den Mund, um die Reste zu entfernen und legte die Gabel an den Tellerrand, die etwas verbogen aussah.

Eli staunte über den Appetit von Danny.
"Du meine Güte", sagte er und Medea fühlte sich ignoriert.
"Ich verstehe", war ihre Antwort darauf.
Doch das sollte sie lieber mit Eli regeln und nicht hier.
"Ich werde dir die Räume zeigen. Kinder, ihr kümmert euch um den Abwasch!"

"Räume?", fragte Danny nach und hob unschuldig den Blick.
Ihm war ja sowas nicht bekannt. Zumindest...erst das Essen und jetzt wollte sie ihn auch noch herumführen.
Seine Miene wurde wieder etwas weicher, obwohl er sichtlich Respekt vor der Mara hatte.
Um sie nicht noch zu verärgern, stand er schnell auf und stellte sich gehorsam, wenn auch noch zurückhaltend neben sie.

Medea lief daraufhin los, die Treppe hoch, während Eli lächelnd zu Danny sah.
Mit seinem Blick versuchte er ihm etwas Mut zu machen.
"Tschüüss!", winkte ihm Cathy schonmal hinterher, während Medea im ersten Stock ankam.
Sie deutete auf die erste Tür gleich links von der Treppe.
"Zimmer von Roxana, betreten auf eigene Gefahr!"
Schnell ging sie bereits weiter, während sie dann auf ein weiteres Zimmer deutete.
"Artemis und Danae zusammen. Da hier Eli und ich. Hinten Cathy."
Sie standen bereits hinten in einem zweiten Gang und liefen weiter nach hinten.
"Geradeaus das Bad, hier rechts dein Zimmer."
Sie öffnete es.
Es war das Gästezimmer, indem Tirstan vorher gehaust hatte.
Ein Bett war darin mit einigen langweiligen Landschaftsbildern.

Danny merkte sich Elis Blick und erwiederte ihn noch kurz, bis er den Kleinen wank und Medea schnell hinterher eilte.
Er begutachtete, oben angekommen, die Zimmertür von Roxana und konnte nichts sonderlich schlimmes daran feststellen.
Betreten auf eigene Gefahr? Warum denn?
Dannys Blick wurde etwas neugieriger. Bisher waren doch alle so nett gewesen. Sollte sie wirklich so schlimm sein?
Doch er ging vorerst weiter, um Medea nicht zu verlieren.
Der junge Chinese, versuchte sich bestmöglich jede der Türen einzuprägen, was ihm auch gut gelang.
Schließlich trat er nach ihr auf den zweiten Gang und folgte ihr bis zu seinem Zimmer.
Als sie es öffnete und er hineinsehen konnte, hellte sich seine Miene auf.
Dass er ein Bett hatte, war mehr, als er sich erhofft hatte.
Dankend sah er zu ihr auf.
"V-vielen Dank", sprach er, während er sich etwas an den Türrahmen lehnte.
Wenn Medea hinten auf sein Halsband sah, konnte sie dort groß den Namen Danny eingraviert sehen.

"nicht der Rede wert...", sagte Medea mit kühler Stimme.
Sie schielte kurz auf sein Halsband, wofür trug er das überhaupt?
War er ein Hund, oder was?
"...Danny."
Jetzt sag nicht, dass das sein name ist.
"Ist das dein name, Danny? Heisst du so?"

Als sie seinen Namen sagte, schreckte er augenblicklich zusammen und seine Hand verkrampfte an sich am Türrahmen.
Er schluckte auf und sah wie gebannt auf sein erstes und wohl auch einziges Bett, ohne es wirklich zu sehen.
Woher...woher wusste sie denn-?
Aber da fiel es ihm auch schon ein.
Er fuhr sich mit der Hand an das Halsband und strich gedankenverloren über die Gravur.
"Jah", hauchte er, sich wieder zu ihr umdrehend. "So ist mein Name."

Medea war einen kurzen Moment still.
Die Art und Weise wie er reagiert hatte, das alles...nun wurde sie ernst.
Wie ein Scherz wirkte es jetzt nicht mehr.
"Wer hat dir dieses Halsband gegeben, Danny?", fragte sie ihn dann.

Aber Danny schwieg. Darüber wollte er nicht reden.
Schon allein, weil sie das Gespräch sicher vertiefen würde und dann würde er ihr sagen müssen, wofür es da war.
Wohlmöglich würde sie es ihm abnehmen wollen und Danny wusste nicht, wie er dann reagieren würde.
Er wollte niemandem mehr etwas böses tun.
Er wollte nie wieder töten.
Keine Menschen leiden sehen.
Ihnen das Licht ausschalten, nur weil sie die Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlt hatten.
Er wollte doch nur leben.