RE: Am Fuss des Berges - 5

Schatten
Rusty blickte eingehend zu Cyrill und machte sich da eine klare Vorstellung daraus.
In ihrem Kopf war da aber nur ein Umriss einer grauen Gestallt, ohne Mund, Nase oder Augen.
"Aber sie... sie leben nicht in Häusern und so?", fragte sie, eigentlich eine unnötige Frage, doch für Rusty ein spannender Gedanke.
Die Vampire hatten schliesslich Gemäuer um sich und tranken Blut.
Menschen konnten das Leben geniessen und Engel schwebten im Himmel.

Jacky dagegen hatte eine andere Vorstellung von Schatten, er sah in ihnen mehr ein Spiegelbild von der dazugehörende Person.
Bestimmt war jeder Schatten abhängig von einem Meister dessen Umriss sie geklont hatten.
"Also sieht Jasko genauso aus wie du?", fragte Jacky nun Cyrill.

Cyrill blickte kurz zu Rusty.
Ehe er ihr antworten konnte, kam auch schon Jacky mit seiner Vermutung.
Interessiert wandte er sich zu ihm um.
"Ja, du kommst der Sache näher, Jacky.
Sehr gut.
Er sieht vielleicht nicht so aus wie ich, aber vielleicht so wie du.
Oder wie Rusty.
Oder wie eure Freunde."
Er sah zwischen den beiden umher.
"Die Sache ist die, Schatten haben drei ganz besondere Eigenschaften.
Einen davon hast du eben genannt: Sie sind allgegenwärtig.
Das heisst, dass sie überall sein können, jetzt in diesem Moment.
Sie können gleichzeitig an mehreren Orten sein und egal in welchem Körper.
Ob in einem Stein oder in einem Tier, jede erdenkliche Form ist möglich."

Jacky blickte dieser Tatsache erschüttert entgegen.
In allem und jedem?!
Rusty sah betroffen zu Cyrill, das hörte sich zumindest nicht gerade an, als könnte man ihnen was entgegen haben.
"Kann man sich denn dagegen wehren, wenn so ein Schatten... die Kontrolle über einem übernimmt?"

Cyrill blickte Jacky kritisch entgegen.
Nun, sollte er das mit ihnen schon thematisieren?
"Also theoretisch könnte man schon, aber das ist sehr schwer.
Im Moment könnt ihr euch auch nur verteidigen indem ihr einfach dafür sorgt, dass keine Schatten bei euch auftauchen."
Cyrill zwinkerte.
Natürlich war das nicht möglich.
Sie gingen nun weiter und der Zigeuner fuhr seinen Bericht fort.
"Hier in diesem Teil der Sümpfe lebt eine mächtige Königin namens Epona.
Sie ist wunderschön und sie würde niemals zulassen, dass Schatten ihre Grenze überqueren.
Also ist es sehr unwahrscheinlich, dass ihr gerade hier auf Jasko stossen könnt.
Aber es gibt einen Teil in den Sümpfen, zu dem kommen wir später, in dem es nur so von Schatten wimmelt.
Also, wo waren wir schon wieder?
Achja, bei den drei Eigenschaften.
Schatten haben drei spezifische Eigenschaften, die ich mit der Zeit entdeckt habe:
Die Allgegenwärtigkeit, die Allwissenheit und die Unsterblichkeit."

Rusty musste immer zu mit dem Kopf schütteln.
Wie konnten sie denn gegen einen Feind antreten, der Unsterblich war?
"Cyrill was haben die Schatten hier denn getan, dass wir gegen sie antreten?", fragte sie auf einmal offen heraus.
Diese Welt war doch so schön.
Wie konnte ein Wesen sie nur so verderben?
Rusty dachte dabei natürlich nicht, dass es etwas tieferes mit Cyrill zu tun hatte.
Das er noch ein Versprechen einhalten musste und falls er es brechen würde, es schwerwiegende Konzequenzen nach sich ziehen würde!
Die Seele war immerhin das wichtigste das man besass...

Jacky sah nun auch gebannt zu Cyrill.

Während sie nun weiter gingen, blickte Cyrill zu Rusty.
Ja, die Frage war berechtigt.
Schliesslich sollten Rusty und Jacky erfahren, weshalb sie ihn auf dieser Reise begleiteten.
"Nun, vor einiger Zeit ist ein bestimmter Schatten - nämlich Jasko - aus dieser Welt hier ausgebrochen und
hat die Vampirwelt attakiert.
Wir haben ihn zwar besiegt, doch er ist immer noch nicht ganz tot.
Denn, wie gesagt, Schatten sind unsterblich.
Und ich habe mir lange Zeit überlegt wie man ihn endgültig auslöschen könnte.
Und ich glaube, dass ich die Antwort gefunden habe."

Sozusagen war dieser Schatten wohl jetzt daran die andere Welt zu bedrohen.
Jacky verstand, er hatte Mal gehört, dass auch die Zauberwelt lange vor vielen Gegner attackiert wurde.
Warum sollte es in Otopia nicht anders sein?

Rusty schluckte und blickte gebannt zu Cyrill.
Was er wohl vorhatte?
Spannung folgte in der Luft.
"Was wäre die Lösung?", fragte nun Rusty hoffnungsvoll.

Cyrill blieb nun stehen.
Er blickte sich kurz um und wank die beiden näher an sich ran.
Mit bedächtiger Stimme erzählte er ihnen einen Teil seines Plans.
"Also, ihr erinnert euch an die drei Eigenschaften der Schatten?
Allgegenwärtigkeit, Allwissenheit und Unsterblichkeit?
Wir sind auf der Suche nach drei Gegenständen, die genau diese Eigenschaften verkörpern.
Denn nur dann können wir einen Schatten endgültig besiegen, wenn wir ihn in all seinen Eigenschaften besiegen.
Die Gegenstände wurden magisch geschaffen und einen davon haben wir damals auch zerstört.
Es war eine Kette, die die Unsterblichkeit symbolisierte.
Als wir sie zerschlagen haben, hat sie sich in Einzelteilen zersplittert und ist verschwunden.
Wir müssen also zum einen diese Splitter wiederfinden.
Hier, in dieser Welt."

[einfach brillant diese lösung! hut ab!]

Jacky merkte sich diese drei Eigenschaften und prägte sie sich von nun an gut im Gedächtnis ein.
Das alles hörte sich sehr realistisch an und auch so für Rusty, jetzt kam Cyrill zum komplizierteren Teil.
Bei hörten ihm mit ganzer Aufmerksamkeit zu.
Es war eine Kette, die die Unsterblichkeit symbolisierte.
Als wir sie zerschlagen haben, hat sie sich in Einzelteilen zersplittert und ist verschwunden.
Wir müssen also zum einen diese Splitter wiederfinden.
Rusty verfiel in Schweigen, innerlich dachte sie gebannt nach.
Also mussten sie einzelne Teile der Kette finden?
Jacky blinzelte kurz.
"Wurde die Kette denn in dieser Welt zerstört?", fragend sah er zu Cyrill.
Jetzt gab es immerhin zwei Welten die man auseinander halten musste: Die Vampirwelt und diese Welt hier.

Cyrill schüttelte den Kopf.
"Aufmerksame Frage, Jacky.
Nein.
Sie würde in den Wäldern der Vampirwelt zerstört.
Doch die Splitter sind verschwunden.
Ich habe lange danach gesucht und bin mir mittlerweile sicher, dass sie sich hier irgendwo versteckt halten.
Also haltet immer ausschau danach, ok?
Die Stücke sind hellblau und gläsern.
Soviel mal zu dem einen Gegenstand.
Wir suchen noch zwei weitere."
Cyrill sah sich um.
Er entschied sich dann, mit Rusty und Jacky weiter zu gehen, damit sie die Holzbrücke und das Moor um sich verlassen konnten.
"Was wir jetzt im Moment suchen, ist ein Buch.
Das Buch der Allwissenheit - Corvus.
Ich habe es einst bessesen und einem guten Freund von mir geschenkt.
Prinz Joel."
Cyrill hielt kurz inne.
Womöglich sagte den beiden der Name etwas.

Jacky und Rusty folgten Cyrill hinterher.
Jetzt war es für den kleinen Jungen mit den Locken nicht mehr nötig nachzuprüfen ob auch einer der beiden plötzlich nicht mehr mithalten konnte.
Die beiden hatten sich entschieden.
Rusty sah fragend aus und sie trat neben Cyrill.
"Steht es denn in diesem Buch wo sich die Teile der Kette zerstreut hatte?"
Jacky sagte der Name Joel leider nichts, doch Rustys Miene hellte sich auf.
Ein dankbarer Blick, Joel hatte viel für die Zauber- und Menschenwelt einst getan.
"Cyrill du bist mir ungeheuerlich.
Wie bist du sein Freund geworden?"

Cyrill freute sich über Rustys Wachsamkeit.
"Du bist wirklich ein helles Köpfchen", sagte er beeindruckt.
"Ja, wenn wir das Buch einmal haben, können wir es alles Fragen.
Alles über Otopia.
Wen Kennedy ermordert hat, werden wir leider nie erfahren."
Er zwinkerte leicht.
Dann endlich erreichten sie das Ende der mystischen Brücke, an dessen Seite zwei Fackeln mit brennendem blauen Feuer leuchteten.
Cyrill passierte die Fackeln und sprang dann auf dunkelgrünes, weiches Gras.
Er drehte sich um und lief rückwärts, während er ging.
"Ich war einmal sein Lehrer.
Wenn man um die Welt geht, lernt man so einige Leute kennen.
Das wird euch beiden dann auch blühen."
Der Zigeuner blieb dann schliesslich stehen.
Sie waren an einer schönen Lichtung angelangt, wo schützende Bäume um sie herum lagen und genügend Platz da war zum Ausruhen.
"Wir rasten hier."

genial das wegen Kennedy schade eigentlich xD

Rusty musste schmunzeln wegen Kennedy.
"Das ist wohl ein Fall der bleibt für immer unaufgeklärt.
Ist Corvus denn vor Kennedy zu ende geschrieben worden?"
Jacky runzelte unmissverständlich die Stirn.
Weshalb fragen? Konnte es denn sprechen?
Rusty vermutete das man es nur Lesen konnte, doch der Asiate war aufmerksamer bei Cyrills gewählten Worten.
Sie kamen bei der Raststätte an und Rusty sah sich verträumt um, sie lächelte auf und blickte dankbar und offen zu Cyrill.
"Jetzt verstehe ich langsam weshalb du sein Lehrer warst.
Dieser Ort muss dir alle Türen geöffnet haben, nicht wahr Cyrill?
...
Du musst weiter sein als andere Vampire."

Cyrill setzte sich nun ins Gras.
Er schlang seine Arme um die Beine und blickte zu den beiden auf.
Ist Corvus denn vor Kennedy zu ende geschrieben worden?
"Corvus weiss alles über Otopia.
Es wird dir leider keine Fragen über die Menschenwelt verraten können.
Noch über die Zauberwelt."
Müde strich er sich über die Augen.
"Seid ihr hungrig?"

Rusty blinzelte.
Also stand alles drin, oder das Buch wusste es als... eigenständige Person?
Sie setzte sich dann ihm gegenüber vors Gras und blickte ihm gebannt entgegen.
"Sag einmal ist dieser Corvus... ein eigenständiges Wesen?"

Jacky lehnte sich an den Baum und er nickte auf die Frage.
Sehr sogar.
Sie waren spät in der Nacht ausgerückt, für ihn kam es vor als wären sie schon Tage hier, obwohl vielleicht nicht einmal ein Augenblick in der Menschenwelt verstrichen war.
Bestimmt dauerte es noch bis sie bei diesem Markt waren.
"Hast du denn Proviant bei dir?"