RE: Die Wälder von Irland - 16

Ivy staunte nicht schlecht, als Tristan von seiner bisherigen Lage sprach. Und von seiner
Vergangenheit. ,,Uh. Das tut mir leid.'' sagte Ivy, wusste aber nicht so recht, ob das jetzt
wirklich angebracht war. Tristan hatte nie wirklich damit geprahlt sich als Prinz wohl zu fühlen,
geschweige denn mit seiner Familie. Ivy setzte sich wieder ins Gras und bedeute ihm, sich zu
ihr zu setzen. ,,Tja.. Also.. Wenn du jetzt eigentlich nichts wirklich zu tun hast.. Wieso kommst
du dann nicht wieder zurück nach Hogwarts? Es hat sich eigentlich wieder alles normalisiert.
Der Mensch vergisst schnell. Es wird keiner merken, dass du wieder da bist.'' sagte Ivy schulter-
zuckend. Sie hatte Tristan sehr vermisst und Elio ging es genauso. Es würde auch ihm sicherlich
eine große Freude bereiten, Tristan mal wieder zu sehen.

Tristan setzte sich zur ihr ins Gras.
Er schüttelte leicht seinen Kopf.
"Nein, ist schon okay. Ich habe nie viel von meiner Familie gehalten. Es tut mir nur wegen meinem Vater leid. Er hat mir so viel hinterlassen. Ein Haus, viel Geld...Aber was fange ich damit an? Als er stab, wusste er ganz genau, dass ich das richtige tun würde als Prinz. Ich würde die Vampire befreien. Das habe ich getan. Sie schlafen und das ist gut so."
Tristan war der letzte lebende Prinz. Und er fühlte sich dabei gut, denn die Vampire würden es nie wieder wagen die Menschen anzugreifen. Aber darüber wollte er nicht mit Ivy reden. Diese Zeit musste er genießen.
"Nach Hogwarts? Das würde ich gerne. Aber ich darf nicht. Fluch der Randels. Randels, die als Vampire durch diese Welt spazieren, dürfen in Hogwarts nicht unterrichtet werden. Aber...Wie geht es dir? Was machst du so und..erzähl mir irgendetwas, bitte. Ich habe so viel verpasst."

Traurig schaute Ivy aufs Gras. Also nix da mit gemeinsame Rückkehr nach Hogwarts.
Schade, sehr sehr schade. Also fing Ivy an von sich zu erzählen. Wirklich, je länger
sie darüber nachdachte, desto mehr hatte Tristan verpasst. ,,Also.. du erinnerst dich
doch sicherlich noch an den Kräuterkundelehrer damals, oder? Professor O'Neill. Er ist
jetzt Schulleiter. Zu Anfang gab es auch Vertrauensschüler, aber die konnten sich bei
der Wahl zum Schulsprecher irgendwie nicht einig werden und am Ende hätte es sogar
beinah ein Duell gegeben. Gerüchten zufolge sollen die Slytherins daran Schuld gewesen
sein, weil sie nicht mit dem Ergebnis zufrieden waren. Schlussendlich musste O'Neill ein-
greifen und die Sache schlichten. Er hat jedem das Amt des Vertrauensschülers entzogen.
Gerüchten zufolge wartet er auf eine Entschuldigung aller Beteiligten, doch irgendwie
regt sich da nichts.'' erzählte Ivy schulterzuckend. ,,Tja, was gibts noch.. Also recht viele
neue Lehrer und Schüler. Richtige Ekelpakete sind dabei.'' sagte sie leicht grinsend. Schade
eigentlich, dass Tristan auch diese nie zu sehen bekommt.

Tristan musste darüber grinsen. Es war ein normales Leben in Hogwarts. Sie hatten ihren Spaß, es gab Ärger unter den Schülern. So sollte das Hogwartsleben sein. Ein Leben, das er nie hatte in diesem rieisgen Schloss. Aber er hatte sich immer soe in Leben gewünscht.
"Naja, hört sich doch toll an. So sind doch Schüler,oder nicht?"
Tristan legte sich dann hin und starrte nach oben. Er sagte nichts und konnte fühlen, dass Ivy etwas enttäuscht oder traurig war. Aber Tristan konnte nicht zurückkehren.
"Und was hast du gemacht? Wie läuft es mit Sven? Und wie geht es ihm eigentlich?"
Tristan wollte einfach alles wissen.

Ivy verzog ihren Mund. ,,Also wenn es danach geht, könnten einige Schüler weniger 'Schüler'
sein.'' sagte sie leicht lachend. Aber es stimmte. Das waren nunmal alles normale Schüler-
verhaltensweisen. ,,Ich, joa, ich lebe momentan mehr oder weniger für die Prüfungen. Ist gar
nicht so einfach den ganzen Kram im Kopf zu behalten.'' Missmut klang in ihrer Stimme mit.
Doch ihre Miene erhellte sich wieder, als sie anfing von Sven zu sprechen. Glücklich zeigte
sie den Verlobungsring. Auch das hatte Tristan verpasst. ,,Sven geht es schon besser. Die
Ärzte meinen, dass der Tumor doch gutartig sei und deswegen mit Medikamenten zu behandeln.
Diesen Sommer haben wir vor zusammen zu ziehen.'' erzählte sie lächelnd weiter. ,,Mal sehen,
wie das wird. Vorher immer durch Hogwarts getrennt und dann auf einmal immer zusammen.''

"Wow...Das freut mich für euch! Ehrlich! Ihr habt vieles durchgemacht und habt alles überstanden. Gemeinsam. Ich bin mir sicher, dass ihr glücklich werdet."
Tristan freute sich wirklich für die beiden. Er wusste zwar nicht, wie lange sie schon zusammen waren, aber das war egal. Sie waren bestimmt glücklich. Tristan wusste gar nicht, ob er jemals jemanden finden würde. Ein Mensch und ein Vampir...Komische Vorstellung. Das hatte er bereits einmal versucht und es lief schief.
Aber im Moment war er wieder verliebt. In einen Menschen. Und das würde auch schief laufen...Aber sie wusste nicht, dass es ihn gab.
"Ihr zieht also zusammen, ja? Das wird sicher toll, Ivy. Verlobt, wahnsinn...Ich kann das irgendwie nicht glauben. Noch vor 1-2 Jahren warst du das Gryffindor-Mädchen, das mit mir durch Hogwarts gegangen ist und sich immer mit mir unterhalten hat."
Auch noch mehr. Die Abenteuer waren auch noch da.

Ivy fing an zu Lachen. ,,Mensch Tristan. Du lässt mich ja als alte Frau dastehen.''
Grinsend betrachtete sie ihn. Wie sehr sie ihn doch vermisst hatte. Seine Anwesen-
heit war heute auf alle Fälle der Retter des Tages. ,,Genau genommen bin ich
jetzt immer noch ein Hogwartsmädchen und ich unterhalte mich mit dir. Soo viel
hat sich in der Zwischenzeit auch nicht verändert. Nur die Zahl auf dem Papier.''
Touché. 1 zu 0 für Ivy. Seine leicht naive Art hatte sie schon immer gemocht. Das
war eben so typisch Tristan, wie er leibt und lebt. ,,Was hast du eigentlich in Zukunft
vor? Wo könnte man dich denn antreffen? Kevin und Elio werden aus dem Häuschen
sein, wenn ich ihnen von dir erzähle.''

Tristan lachte.
"Hey...Lass mich doch! Du bist älter als ich und es ist einfach komisch, wenn man hört, dass eine gute Freundin verlobt ist" versuchte der junge Vampir zu erklären.
Er hatte das alles hier vermisst. Das Lachen. Die Plauderei mit einer sehr guten Freundin. Das könnte er wieder machen.
"Ich weiß gar nicht, was ich in Zukunft so vor habe, ehrlich. Das ist gar nicht einfach, weil ich ein Vampir bin. Ich möchte, dass die Menschen mich nicht sehen. Hier kennen mich so viele Menschen...Mensche, die mich auch hassen. Weißt du...Mein Vater wollte immer, dass ich ein normales Leben führe. Aber tief im Inneren wusste ich immer, dass das unmöglich ist. Irgendjemand musste die Familie Randel endlich befreien. Und das habe ich getan. Meine Familie war immer böse...Und ich habe es irgendwie geschafft da raus zu kommen. Jetzt weiß ich gar nicht mehr, was ich möchte." sagte Tristan.
Tristan seufzte.
"Ich würde gerne mit Elio und Kevin wieder reden. Aber im Moment möchte ich nicht auf sie zugehen. Ich brauche noch Zeit. Ich weiß nicht, wer ich bin."
Und wo Tristan zu finden...Das wollte er ihr nicht sagen. Konnte er auch nicht, denn er war überall.

Ivy nickte. Ja, das leuchtete ein. Wie schwer muss es doch sein die Bürde eines
Vampirs zu tragen und dann auch noch dieser Familiengeschichte. Ja, diese Frage
stellte sie sich nicht zum ersten mal. ,,Aber. wieso hörst du nicht einfach auf dein
Herz und entscheidest danach? Alt bewehrter Rat und er funktioniert wirklich.'' sagte
sie lachend. Das muss sich wirklich bescheuert anhören, was es ja genau genommen
auch tut, aber naja. Fakt ist Fakt. Ivy zog die Stirn kraus. ,,Hm, wie meinst du das
mit 'du weißt nicht, wer du bist'?'' So recht konnte Ivy sich nichts genaues drunter
vorstellen.

"Keine Ahnung...Wenn ich auf mein Herz höre, dann möchte ich zu einer Person zurückkehren, die ich über alles liebe. Aber das darf ich nicht, weil sie ein Mensch ist. Eine Muggel und ihr Job lässt es nicht zu, dass sie sich verliebt" erklärte er.
Tristan wollte unbedingt auf sein Herz hören und endlich ein normales Leben führen. Als Mensch? Vampir? Das war egal, solange er diese Person in seine Arme shließen konnte.
"Wer bin ich, Ivy? Ich bin Tristan Randel. Ich war ein Prinz der Vampir. Aber jetzt bin ich nur noch Tristan und bin fast nur alleine unterwegs."
Natürlich hatte er seine Gründe, warum er sich all die Monate zurückgezogen hat. Damit wollte er aber Ivy nicht belasten. Früher erlebten Ivy und Tristan Abenteuer. Heute erlebte Tristan diese Abenteuer alleine.
"Mein Dad hat mir mal erzählt...Als er 15 war, war er in seine beste Freundin verliebt. Er hat sie so sehr geliebt und hat sich auch schon die Namen seiner Kinder ausgedacht. Sie liebte ihn auch. Aber irgendwann war sie verschwunden."
Tristan lächelte. Er wusste noch ganz genau, wie Marko ihm diese Geschichte erzählte.
"Solange sie da war, wusste er, wer er war. Als sie verschwunden ist, wusste er nichts mehr. Er meinte zu mir, dass es Menschen gibt, die einen anderen Menschen brauchten, um das alles zu wissen.
Chris Randel zum Beispiel hat einen Vampir geliebt. Das war meine Großmutter, Lady Death hieß sie. Sie haben sich geliebt. Immer, wenn sie zusammen waren, waren sie glücklich und alles war okay. Auch, als sie gegeneinander gekämpft haben, weil sie böse wurde...Sie kannten, liebten und respektierten sich. Sie ist gestorben, weil sie ihren Sohn retten wollte. Genauso wie Chris Randel. Irgendwo sind sie jetzt zusammen.
Ich kann es nicht erklären...Es ist schwierig zu erklären, sorry. Und oh mann...Ich komme mir gerade so dumm vor, weil ich als Teenager übersowas rede."
Er wurde leicht rot.

Ivy lächelte leicht und nahm Tristan in den Arm. ,,Du bist und bleibst auch immer
der gutherzige, treue und leicht naive Tristan, den ich in Hogwarts kennen gelernt
habe.'' sagte sie schon fast mütterlich. So wie sie es immer tat, wenn sie Tristan
helfen und sogleich beruhigen wollte. ,,Wenn du sie liebst und dich nur mit ihrer
Hilfe definieren kannst, dann geh zu ihr. Liebe kennt keine Grenzen, hörst du?
Wenn es danach ginge, hätte ich Sven nie kennen gelernt. Du weißt, er war ein
Slytherin. Gryffindor und Slytherin sollten sich eigentlich auch nicht abkönnen,
doch wie du siehst, geht es auch anders. Wer sagt dir denn, dass du nicht das
machen darfst, was du wirklich willst?'' fragte sie aufmunternd und schaute
Tristan ins Gesicht.

Tristan zuckte mit den Schultern.
"Ja, ich weiß." sagte er nur.
Tristan wusste selbst nicht weiter. Vielleicht sollte er sich überraschen lassen. Am Ende würde alles ein gutes Ende nehmen. Hoffte er.
"Na ja...Ich sehe sie vielleicht einmal im Monat. Ist etwas kompliziert" meinte er und drehte den Kopf zu Ivy.
"Wie geht es eigentlich Elio? Elio und Dark-Elio?"
Er grinste. Er mochte die dunkle Seite von Elio nicht, denn er befürchtete, dass diese irgendwann die Oberhand gewinnen könnte. Aber wer würde schon so eine Seite mögen können? Außer Petra...Und Tristen wusste auch, wo sie im Moment steckte.

Ivy lächelte leicht. ,,Na siehst du. Einmal im Monat ist besser als nie.'' Ivy war
ein unverbesserlicher Optimist, manchmal wahrscheinlich ein bissche zu viel
gutgläubig, aber besser so, als anders. ,,Also Elio gehts gut. Erasmo, oder auch
'Dark-Elio', wie du ihn nennst, hat sich schon ne Weile nicht mehr gemeldet.
Also zumindest nicht aktiv. Ich vermute mal, dass er Petra nachtrauert, weil
sie sich schon so lange nicht mehr gesehen haben. Aber ich glaube auch nicht,
dass sie sich jemals wieder sehen werden. Elio ist in dieser Hinsicht sehr vor-
sichtig geworden.'' erzählte sie nachdenklich. Erasmo wollte sie nicht so schnell
wieder begegnen. Erst recht nicht mit dieser Petra, von der Elio ihr erzählt hat.
Sie soll wohl genauso berechnend wie Erasmo selbst sein. Kein wunder also, dass
er sie so sehr mag.

"Freut mich. Denn Dark-Elio war gefährlich. Der hätte mich bestimmt schon getötet, wäre Elio nicht so stark gewesen..."
Tristan dachte zurück, als sie Kageyasus Basis gestürmt haben, um die Schreckensherrschaft endlich zu beenden. Und soweit er weiß, war auch der dunkle Elio dabei. Und...Petra.
"Und Kevin? Was macht er so?" wollte Tristan nun wissen.
Es war interessant zu hören, wie alle anderen ihr Leben weiter gelebt haben. Er würde sich freuen sie wieder zu sehen. Irgendwann...

Ivy nickte wissend ihren Kopf. Ja, sie konnte sich gut vorstellen, wie Erasmo
damals auf Tristan reagiert hatte. Keine schöne Vorstellung um genau zu sein.
,,Erasmo würde jeden töten, der ihm nicht irgendwie vom Nutzen sein kann oder
ihn sonst irgendwie beeindruckt hat.'' sagte sie trocken. In dieser Hinsicht war
Erasmo wirklich einfach gestrickt. ,,Kevin.. puh, ja. Also ihm scheint es in letzter
Zeit nicht mehr ganz so gut zu gehen. Er versucht es zwar so gut wie möglich zu
überspielen, doch man merkt seinen starren, leeren Blick. Manchmal scheint er
unruhig und im nächsten Moment wieder still und in sich gekehrt. Ich vermute mal,
dass es was mit den Wölfen zu tun hat. Du weißt doch, dass Kevin ein Werwolf
ist, oder?'' fragte sie sicherheitshalber noch einmal nach. Hatte Tristan die gesamte
Verwandlungsphase mitbekommen oder war er da schon verschwunden gewesen?