RE: Haus der Vane's - 38

"Vergesst es einfach wieder. Ich darf die Vision nicht weitergeben, tut mir Leid."
Reece lächelte schwach.
"Dem König ist es verboten die Vision weiterzu erzählen. Das versteht Ihr hoffentlich."

Mary nickte schließlich nach einiger Zeit.
"Wenn du meinst", erwiederte sie. Wenn er sich so strickt dagegen wehrte, konnte sie ihn ja nicht zwingen.
Und vielleicht war es ganz einfach so, dass Dylan sich geirrt hatte.
So war das nunmal und es war nicht zu ändern.
"Dann trotzdem danke, für deine Mühe."

"Auf Wiedersehen."
Reece verließ dann das Haus.
Seine Suche würde er nun abbrechen. Es hatte wohl keinen Sinn...Alle hatten Recht...Man durfte nicht in der Vergangenheit leben...

Mary saß im Garten des Hauses und las gerade ein Buch.
Joelina spielte weiter hinten mit ihrem Spielzeug-Besen, der etwa einen Meter hoch flog.
Es war schönes Wetter und das kosteten die beiden Damen auch gerne aus.
Während Mary eine Seite umblätterte, hörte sie, wie ihre Mutter von drinnen leise etwas Musik anstellte.

Dylan tauchte neben ihr auf...Er war einfach so erschienen. Allerdings konnte nur Mary ihn sehen.
Dylans Augen waren geschlossen.
"Deine Tochter ist gewachsen."
Er setzte sich auf den Boden und sah dann zu Mary.

Mary schreckte etwas auf, als Dylan plötzlich neben ihr erschien.
Schockiert hielt sie sich die Hand an die pochende Brust und versuchte sich wieder zu beruhigen.
Kaum tat sie die Augen wieder auf und merkte, dass Dylan kein Tagtraum war, schloss sie auch schon ihr Buch.
Musste ja niemand wissen, was das war.
"Das ist sie. Und sie wird von Tag zu Tag schöner", konnte die junge Frau nur bestätigen.
Man hörte die kleine Joelina glücklich auflachen und sie brauste weiter durch den Garten.
Jedoch, was er denn hier bei ihr wollte, fragte sie nicht. Er würde es ihr sicher sagen, wenn er es Zeit dazu fand.

"Sie geht wohl nach ihrer Mutter" meinte Dylan und warf dem kleinen Mädchen einen kurzen Blick zu.
Dann wandte er sich wieder an Mary.
"Die Vampire sind weg. Wohin wirst du gehen?"

Ein seinen ersten Kommentar hin wurde ihr Blick ein wenig fragend.
So?
Sie legte dabei ihr Buch zur Seite und sah ebenso zu ihrer Tochter.
Ihr Blick wurde sanfter und wärmer.
Ihr kleiner Engel.
Dass die Vampire wegwaren, wusste sie...ja. Und dennoch stand ihr eigener Weg in den Sternen.
"Ich weiß es nicht", antwortete sie ruhig und wahrheitsgemäß.
"Wahrscheinlich werde ich bleiben."

Dylans Augen waren wieder geschlossen.
Er war leicht überrascht, doch man konnte e sihm nicht ansehen. Eigentlich konnte man ihm nie etwas ansehen.
"Verstehe." antwortete er.
Dylan öffnete wieder die Augen.
"Sag mir...Was ist deine größte Sünde? Jedes Wesen hat eine Sünde.
Ich habe viele Sünden...Ich habe getötet, ich habe Herzen gebrochen, ich habe Wesen verletzt oder verunstaltet. Das sind meine Sünden."

Jedoch Mary sah man an, dass sie überrascht war.
Nein, diese Frage hatte sie tatsächlich nicht erwartet. Alles, nur das nicht.
Und ihre Miene wurde daraufhin leicht ausdruckslos, während sie auf ihre Hände hinabblickte.
Was war wohl ihre größte Sünde? Eigentlich hatte sie darüber in ihrem ganzen Leben noch nicht nachgedacht.
"Ich...dass ich so oft getötet habe vielleicht?", fragte sie und hob den Blick.
"Ich weiß es nicht. Ehrlich nicht. Du musst wissen, dass ich weniger bereue, als ich vielleicht sollte."

"Du hast getötet, weil man dich töten wollte, richtig?"
Dylan schloss wieder die Augen.
"Ich habe nicht getötet, weil man mir Schaden zufügen wollt. Mir, oder meiner Familie. Ich habe getötet, weil ich es wollte. Außerdem bin ich in einer Organisation, wie du weißt. Und ich befolge Befehle."

Mary nickt. Ja, deswegen hatte sie es getan.
Sie schwieg und hörte ihm weiter zu. Ja, auch das wusste sie.
"Aber warum gehörst du dieser Organisation an? Warum bist du nicht dein eigener Herr?"
Es war einfach, weil sie ja gesehen hatte, dass er viel Macht besaß.

"Ich bin mein eigener Herr, Mary Vane. Ich bin freiwillig bei Dark Cloud. Jeder ist freiwillig dort. Aber wir alle haben ein gemeinsames Ziel."
Dylan dachte darüber nach. Ja, er war sein eigener Herr. Alle in der Organisation...Noah war wahrscheinlich der Einzige, der Timotheus für immer dienen möchte. Ihm sein Leben geben.
"Töten kann jeder. Gefühle verletzen, Herzen brechen nicht. Das habe ich nie verstanden. Erst vor kurzem habe ich ein Auge von Marko Randels Sohn entfernt." erzählte er.

Mary sah erstaunt zu ihm auf. Was hatte er getan?
Sie war entsetzt! Schließlich konnte der Kleine ja nichts für Markos Fehler und ohnehin...sie verstand es nicht.
"W-was?", brachte sie heraus und blinzelte.
"Warum denn bitte das?"
Wirklich, sie war entsetzt. Und dass er einfach so darüber sprach.
Sie empfand in diesem Moment großes Mitgefühl für den kleinen Tristan, den sie noch nie gesehen hatte.
Auf das, was er davor sagte, wusste sie erst selbst nichts zu sagen.
"Weil du noch nie selbst geliebt hast?", versuchte sie zu verstehen.

Dylan legte den Kopf zurück. Er starrte den Himmel an.
Ein wunderschöner Himmel bei diesem Schönwetter.
"Ich habe ihn nicht für Markos Taten bestraft, falls du das nun denkst. Ich habe dem Jungen ein neues Leben geschenkt. Eine Chance. Du kennst die Geschichte nicht.
Der Junge wird schon bald sterben. Er hat eine tödliche Krankheit. Er leidet seit seiner Geburt. Ich nahm ihm sein Auge damit er endlich versteht, dass er anfangen muss zu leben. Außerdem habe ich ihm versprochen..."
Dylan machte eine kurze Pause.
"Sollte er eines Tages bereit sein, dann darf er mich aufsuchen und mich in einem Duell töten."
Dylan schloss wieder die Augen.
"Denkst du, dass ich eine schreckliche Kindheit hatte? Dass ich niemals Liebe empfunden habe oder dergleichen?"