RE: Haus der Vane's - 39

Mary fühlte viel Unmut in sich aufkommen.
Wie schrecklich...
Dabei dachte sie an ihre Joelina und sie war doch von Herzen froh, dass dieser nichts fehlte.
Dass sie glücklich war und lachen konnte, weil sie einander hatten. Denn das war das wichtigste überhaupt.
Aber der Kleine...Gott, sie wusste gar nicht, wohin mit ihren Gedanken.
Es tat ihr so leid um ihn.
Seit sie selbst Mutter war, konnte sie sowas kaum zurückstellen.
Und Marko? Wie ging es ihm dabei? Ob er es wusste?
Mary war wirklich zutiefst entsetzt.
"Kann...kann man ihm denn nicht helfen? Irgendwie? Es muss doch etwas geben, dass ihm hilft!"
Leicht blieb dabei ihr Mund geöffnet und sie konnte nur hoffen, dass niemand sie sprechen hörte.
Schließlich, sich ihm wieder zuwendent, blinzelte sie auf.
"Ich...weiß es nicht", sprach die junge Mara.
Sie wusste ja selbst, dass derartige Erziehungen nichts damit zutun hatten, wie die Personen später schließlich im inneren heranwuchsen. Man kam gut oder böse auf die Welt. Das konnte man nicht erzwingen.

Dylan sah Mary an.
"Ich wusste was Liebe ist. Ich lebte ein normales Leben. Und ich lebe heute noch immer normal. Das Ministerium gab mir den Namen "Monster" erklärte er lächelnd.
Dylan kehrte wieder zurück zum Thema "Tristan."
"Doch, es gibt nur eine einzige Heilung.
Meine Augen."

Mary schluckte.
Seine Augen? Wie meinte er denn das nun wieder?
Waren diese etwa auch mächtig? Oder wie?
Baute sich vielleicht seine ganze Kraft darin auf?
Sie schwieg.
"Wie meinst du das?", wollte sie schließlich wissen.

Dylans Blick wanderte wieder zum Himmel hoch.
"Der erste Vampir, Dracula, war der mächtigste Vampir zu seiner Zeit. Wäre er heute noch unter uns, dann wäre er immer noch der mächtigste von allen. Selbst die Zauberer konnten ihm nichts anhaben. Dracula besaß "verfluchte Augen". Er hatte solche Augen. Wie meine Augen." erzählte er und machte eine kurze Pause beim Erzählen.
Dann fuhr Dylan fort.
"Seine waren allerdings anders. Irgendwann entwickelte einer seiner Söhne neue verfluchte Augen. Diese sahen genauso aus wie meine. Diese Augen sind mächtig. Sie haben viel Macht. Außerdem sind sie die Quelle der Kraft. Außerdem heilen sie alle Krankheiten.
Die verfluchten Augen haben aber einen Nachteil...Sie bringen einem um. Das Leben wird kürzer. Man wird krank."

Mary blickte aufmerksam zu ihm und schwieg, bis er schließlich endete.
Und selbst dann schwieg sie noch.
Es war so unglaublich, was er ihr da erzählte. Wohlmöglich hatte sie also doch recht, dass seine Macht davon ausging?
Aber bedeutete das dann auch, dass er selbst dadurch krank wurde? Oder nur andere, die damit in Berührung kamen?
Mary versuchte zu verstehen und sie lauschte in sich hinein. Wirklich, das war nicht leicht, alles aufeinmal aufzufassen.
Und wieder dachte sie an Joelina. Sie wusste, dass diese ebenfalls heilende Kräfte besaß.
Denn sie war eine Veela und genau aus diesem Grund hatte man sie damals zu Maisha geschickt.
Ob ihre Kraft groß genug wäre, dem Kleinen zu helfen?
Und es war ja nicht so, dass der kleine Tristan bedeutungslos für sie war.
Denn wie schon so oft gesagt...Marko hatte zu ihren besten Freunden gehört, bis er es für besser gehalten hatte, sie letztendlich von sich zu stoßen. Und noch heute schmerzte der Gedanke daran.
"Was ist das für eine Krankheit, an die er leidet?", flüsterte sie.

Dylan war erneut überrascht. Er fand es immer wieder interessant wie schnell Mary alles verstand.
"Es ist ein Fluch der Randels. Wird ein Randel böse, so wird sein Kind mit einem Fluch bestraft." antwortete er.
Dylan sah dann wieder Mary an.
"Die verfluchten Augen zwingen den Zauberer die Seite zu wechseln. Sie sind mächtig und kontrollieren deinen Verstand."

Mary fühlte sich sehr schlecht. Obwohl...sie konnte ja nichts dafür.
Und dennoch, sie war einfach sehr mitfühlend und zu wissen, dass da ein kleiner Junge war, der für das ganz Theater doch am wenigsten konnte und deshalb sterben sollte, machte sie sehr fertig.
Das Herz wurde ihr schwer und sie wandte sich ab von Dylan.
Die junge Mara stand auf und lief zu Joelina.
Langsam beugte sie sich zu ihr runter.
"Mäuschen? Gehst du rein zum Spielen? Großmutter wird sich sicher freuen, wenn du mit ihr ein Lied singst. Ihr habt euch doch gestern ein neues ausgedacht, weißt du noch? Lauf und frag sie, ja?"
Liebevoll küsste sie die kleine auf die Stirn und das Mädchen kam Marys Aufforderung sofort und ohne zu murren nach.
Sie lief knapp an Dylan vorbei, ins Haus, ohne diesen jedoch zu sehen.
Nun kam Mary wieder zurück und ihr Blick war ernst auf den Zauberer gerichtet.
"Sag mir, warum du ihm nicht hilfst, obwohl du doch kannst."
Was er da noch mit den Augen sagte, ließ sie wieder fragend werden.
"Wie? Aber Marko Randel hatte diese Augen doch nicht."

Dylan stand nun auf.
Er sah Mary in die Augen.
"Um ihn zu heilen...muss ich ihm meine Augen geben. Sobald meine Augen nicht mehr da sind...werde ich sterben" sagte er.
"Marko REandel war anfangs ein Halbvampir. Um die Krankheit zu besiegen musste er sich nur für ein Leben entscheiden. Ein Leben als Vampir als Zauberer. Er gab seine Vampirseite auf."

Mary sah ihn immer noch ernst an.
Als er aufstand, hielt sie seinem Blick bestmöglich stand.
"Ihm deine Augen geben?", fragte sie verwirrt.
"Aber...das ist doch gar nicht möglich! Und warum überhaupt...d-du bist doch gar kein Randel, oder?"
Mary verstand die Welt nicht mehr. Nein, so einfach wollte sie das jetzt nicht beenden!
Es musste doch eine Chance für ihn geben!

Dylan schloss dann seine Augen.
"Die verfluchten Augen...haben nichts mit den Randels zutun. Diese Augen gibt es nur in der Familie...Perham."
Er öffnete wieder die Augen.
"Indem Tristan verfluchte Augen erhält, wird seine KRankheit geheilt. Es ist ein uraltes Ritual. Und nur 3 Personen wissen wie man die verfluchten Augen weiter gibt."
Dylan legte den Kopf zurück.
"Mein Bruder und Ich gehören zu diesen 3 Personen."

PERHAM?!
Mary atmete so lang ein, bis sie selbst das nicht mehr konnte.
Sie schloss die Augen und legte sich Zeigefinger und Daumen an den Nasenrücken.
Wirklich. Das war unfassbar. Perham..
"Aha", murmelte sie nun, lief um ihn herum und setzte sich auf ihren Stuhl zurück.
"Aber dieser Bruder heißt nicht zufällig Nathan, oder? Weil...ich weiß auch nicht.."
Dass das alles so zu einem Punkt zusammenfand, war wirklich...unglaublich.

"Nein. Mein Bruder heißt Jayden."
Dylan öffnete wieder seine Augen.
"Nathan hat nicht die verfluchten Augen. Er scheint ein Freund von dir zu sein? Ich kenne ihn kaum. Er ist für mich auch recht uninteressant."

Unnötigerweise fiel Mary ein, wie sie Nathan kennengelernt hatte.
Und sie wusste es, als wäre es gestern gewesen, obwohl die Erinnerung daran sicher schon 10 Jahre alt war.
So lange Zeit...
Sie konnte es kaum glauben, dass es tatsächlich so lang schon her war.
Was in der ganzen Zwischenzeit passiert war. So unendlich vieles.
Sie hatte geheiratet, hatte ein Kind bekommen, hatte Freunde verloren, ihre große Liebe.
All das und so oft war sie knapp dem Tod entronnen.
Mary faste sich an die Stirn. Weil das alles auf sie einstieß wie ein Sturm, wurde ihr sehr übel dabei.
Kaum konnte sie sich noch konzentrieren, aber sie versuchte es.
"Was ist Nathan dann von dir?"

"Er ist mein Cousin. Nur die stärksten Perhams erhalten die verfluchten Augen. Viele sehen die Augen als den Tod..."
Dylan brach für einen kurzen Moment ab.
Er starrte nun seine Handflächen an.
"Doch die Augen sind ein Geschenk. Und nur Wesen die in der Lage sind einen Zauberer mit diesen Augen zu besiegen...dürfen diese augen an sich nehmen."

"Wie kann etwas ein Geschenk sein, was den Tod bringt?"
Sie sah aufmerksam nun wieder zu ihm auf. Nein, das alles durfte sie jetzt nicht an sich heranlassen.
"Na gut, ja. Wegen ihren Kräften. Aber..."
Sie brach wieder ab, um auf das Thema Tristan zurückzukommen.
Das ließ ihr einfach keine Ruh.
"Es muss doch einfach etwas geben. Man kann den Jungen doch nicht sterben lassen. Wo ist sein Vater, hm?"