Argeno übersflog erneut die Zeichen. "Staub mit Blut getränkt, Eitelkeit und Licht. Die Quelle hin zur Ausfahrt. Elben vereint und fort." Er sah zu Edo. "Es war die Zeit, indem die letzten Elben aus dem Land gegangen sind. Hin in die Grossen Sümpfe."
Edos Blick wurde erstaunt. Staub mit Blut getränkt, Eitelkeit und Licht. Haargenau so hatte es ihm Cyrill zitiert! Nur wusste er nicht, dass dies auf der Karte gestanden hatte. Was er wohl damit bezwecken wollte? "Habt ihr irgendeine Ahnung weswegen die letzten Elben dies auf die Karte geschrieben haben? Bemerkenswert ist auch, dass nicht nur das Gebiet der Lichtvampire zu sehen ist, sondern alle", meinte Edo und fand da was faul, wenn es wirklich von den Elben gestammt hätte. Da musste es doch eine Erklärung dafür geben. "Schliesslich nützt es ihnen wohl kaum etwas, wenn sie mit ihr in die Sümpfe gehen wollten, da sie nur die Gebiete der Vampirwelt enthält."
"Es sind Kriegeszeiten gewesen, ich glaube diese Karte stammte von Rebellen", sagte Argeno und er war sich ziemlich sicher. "Diese Worte konnte man in dieser Zeit sicherlich oft hören. Es war sozusagen das Motto, die Hymne der otopianischen Elben. Aber allzuviel weiss ich darüber nicht, Merchist Edo. Ich kann Ihnen nur sagen, dass diese Karte sehr alt und sehr wertvoll ist. Woher habt Ihr sie?"
"Der Name Cyrill, sagt Ihnen bestimmt etwas", sagte Edo. "Er hat sie mir anvertraut, allerdings blieb keine Zeit für lange Erklärung wegen der Karte und was er damit bezwecken wollte, ist mir leider auch unbekannt."
Argeno kannte den Namen Cyrill und er reichte ihm die Karte nun ganz zurück. "Ihr werdet es bestimmt heraus finden. Am besten Ihr vergesst die Karte, man findet Dinge meistens dann, wenn man sie nicht erwartet."
Edo blickte ihn lange an, er nickte dann. "Das ist wahr" Er legte die Karte darauf wieder weg. "Habt Ihr mit Cyrill früher einmal die Sumpfwelt bereist, oder seit ihr bereits schon alleine dorthin gelangt?"
"A-a. Keine Privatgeschichten", Argeno hatte die Hand gehoben. "Vers 59: Wir knien uns, Prinz, dir zu Füssen und flehen um Gnade. Auf das du gut von uns denken mögest, sobald die Stunde nahet. Heute nicht, doch bald werden unsre Kinder dir zu Füssen liegen und du wirst richten alles. Auf das du deines Vaters Ehre weiter trägst. Heute und morgen." Sprecht offen, was fühlt Ihr bei diesem Vers?
Edo hatte ihm zugehört und dachte über die Worte nach. Es war schon gewöhnungsbedürftig sich wieder ganz an einem Unterricht zu gewöhnen und zu bedenken, dass der Mentor einem zurecht wies. *g* 'Wie lange ist's wohl bereits schon her, als Kalif mir das gesagt hatte?', dachte Edo über die Zurechtweisung. "Ich fühle Ehre, Ehrfurcht, Unruhe, Ungewissheit und die Wahrheit hinter diesem Vers", äusserte sich Edo darauf ruhig.
"Ja...aber auf das zweite bezogen, Auf das du gut von uns denken mögest, sobald die Stunde nahet. Heute nicht, doch bald werden unsre Kinder dir zu Füssen liegen und du wirst richten alles." Argeno musterte Edo. "Es ist einfacher, als Ihr denkt. Mit der Stunde ist gemeint, indem der Prinz zum König wird. Der ganze Vers ist an den Prinzen gedacht."
Nun verstand Edo ganz. Er runzelte leicht die Stirn. Das war ja wirklich einfach. "Ist dies mit allen der 900 Versen so? Sie hören sich zwar fast wie ein tiefgründiges Gehemnis an, aber der Sinn ist einfacher zu erkennen als es sich anhörtt?"
"Der Sinn liegt darin, das jeder Vers mit dem vorher zu tun hat", erklärte er. "So haben wir einen Vers vorher, in Vers 58, die Lobpreisung des Königs und des Prinzen. Brüder, sehet hinauf auf den Höchsten und des Höchsten Sohnes. Denn er wird einst der Höchste sein und einen Sohn neben sich haben. In Vers 59 wird schliesslich ganz der Prinz angesprochen. Wichtig ist bei den 900 Versen, das man sich immer bewusst ist, wer gemeint ist. Ob es nun der König, der Prinz, die Bürger und soweiter."
"Verstehe", Edo wirkte leicht nachdenklich und es begann ihn zu beschäftigen. "Wer hat diese 900 Versen überhaupt alle aufgefasst? Existierten sie schon immer in den Herzen der Vampire?"