RE: Grenze - 17

Draco Schaute Cyrill hinterher. Ob er das extra machte, falls er sich doch nicht beherrschen konnte?
Neugierig und interessiert betrachtete er dann Katsumi. Er sollte sich selbst sehen?
Wie sollte er das machen? Er dachte an nichts anderes mehr als daran, wann er endlich
Blut bekam. Immer wenn er veruschte sich zu beruhigen, indem er die Augenschloss,
tötete er in Gedanken irgendwelche Personen?
"Ich versuchs" sagte er, schaute kurz an sich runterdan und dann schloss die Augen. Gerne tat er dies nicht. Er kannte Katsumi nicht und
ehrlich gesagt, vertraute er ihm nicht. Was, wenn Katsumi nur so freundlich tat?
Im ersten Moment schaffte Draco es sich zu sehen, doch es wurde zerstört, von der Sucht nach dem Blut.
Kopfschüttelnd öffnete Draco wie Augen und atmtete durch.
Er versuchte es 4 mal, doch immer wieder scheiterte er, da seine Gedanken immer wieder abdrifteten.
Sie waren immer woanders und nie da, wo sie sein sollten.

Draco hatte recht mit dem Vertrauen.
Besonders Katsumi konnte man nicht vertrauen, was er aber nicht wissen konnte.
Man würde es ihm schon erklären, doch wenn die Zeit reif war.
"Du konzentrierst dich nicht", sagte Katsumi, der ebenfalls die Augen geschlossen hielt, Dracos Scheitern aber hörte und spührte.
Er blickte den jungen Mann dann an.
"Das ist kein Spiel, Draco.
Wenn ich dich jetzt angreifen würde könnte ich dich leicht töten.
Um dich in eine Fledermaus zu verwandeln brauchst du höchste Konzentration.
Versuche es noch einmal."

Draco senkte den Blick und schaute Katsumi dann an.
"Das ist echt beruhigend, danke" sagte er und schaute wieder nach vorne.
Jetzt konnte er sich sicher beruhigt kontzentrieren, jetzt wo er wusste,
dass Katsumi ihn töten konnte. Kurz schnaubte er und schloss die Augen.
Er atmtete tief durch und versuchte sich einfach zu entspannen, sich vorzustellen,
dass er in einen Spiegel gucken würde. Ohne zu wissen, dass ein fremder Otopianer neben ihm saß, der
gesagt hatte, dass er ihn umbringen könnte. Das Spiegelbild verschwamm wieder
und genervt öffnete Draco seine Augen. Er dachte zu viel nach.
Draco war kurz davor sich die Haare zu raufen, doch er straffte wieder die Schultern, reckte
den Hals und schloss wieder die Augen. Aufgeben wollte er nicht.

Katsumi merkte, dass es nichts bringte.
Draco hatte einfach zu viel gemacht die letzten Tage und zu wenig Blut in sich.
Sein Verhalten war kein Zeichen von Schwäche.
Es war einfach, dass der Geist und Körper versagte, so beschloss Katsumi das Fledermaustraining auf später zu verschieben.
"Ist gut, öffne die Augen wieder", sagte Katsumi dann.
"Schau mich an und erklär mir, wie die Leute hier denken."

Draco atmtete durch, als Katsumi ihn 'erlöste'. Er drehte sich zu ihm um und
schaute ihn an. So fühlte er sich schon wohler, da er seinen vielleicht Feind
in den Augen hatte, auch wenn das nichts bringen würde. Katsumi war einfach
besser in allem und Draco konnte nichts und hatte dementsprechend auch keine Chance.
"Wie die Leute denken..." wiederholte er nachdenklich, schaute sich jedoch nicht um,
während er nachdachte, sonder zwang sich Katsumi anzuschauen.
"Nunja, die Ehre steht bei Otopianern über alles, noch über der Liebe, wenn ich das richtig
verstanden habe. Frauen sind weiter unten in der Rangordnung, ich meine sogar tiefer als
die Söhne, oder?"

Katsumi nickte.
Er musste leicht schmunzeln, weil Draco die Frauen aufzählte.
Wahrscheinlich, weil es den Jungen Zauberer beeindruckt oder verärgert hatte.
Was es auch war, es schien ihn zu beschäftigen, ihm auf irgend eine Art Eindruck zu machen.
Wie eben die typischen Klischees eines jeden Landes, von denen Mann als erstes sprach.
Aber Katsumi wollte mit Draco nicht über Frauen reden.
Denn das war kompliziert und eine heickle Angelegenheit.
Frauen hier behandelte jeder auf seine Weise.
Draco würde schon selbst merken, was für ihn am besten war.
"Lass uns über Ehre sprechen", schlug er hingegen vor.
"Du nennst den Begriff.
Doch kannst du ihn auch beschreiben?"

Ehre? Für jeden war Ehre doch anders? Draco überlegte und unterbrach nun doch den
Blickkontakt. Als er dies jedoch merkte, schaute er schnell wieder Katsumi an.
Er war es nicht gewöhnt jemanden so lange anzuschauen. Wieder schüttelte er den Kopf
und schickte seine Gedanken wieder zurück. Ehre...
"Es... also respektiert zu werden und von anderen Leuten geachtet werden."
Man kannte so viele Worte, doch beschreiben bzw zu umschreiben konnte man kaum.

"Achtung, Respekt", wiederholte Katsumi das wichtigste, das Draco ihm gesagt hatte.
Er nickte leicht.
"Ja, das stimmt.
Aber du hast von dir geredet.
Das man dich achtet.
Das man dich respektiert."
Katsumi schwieg kurz und Blickte Draco ins Angesicht.
Der Japaner hatte keine Mühe dem Blickkontakt stand zu halten.
Für ihn war es angenehmer seinem Gegenüber in die Augen zu sehn.
"Das ist nicht, was wir unter Ehre verstehn, Draco.
Das ist belanglos...etwas, wonach wir uns vielleicht sehnen.
Ehre ist, den König zu achten.
Ihn zu respektieren mit all unseren Mitteln.
Seis ein Sklave, ein Diener, ein Soldat, ein Adelsmann.
Sie alle haben eine Aufgabe: Dem König treu zu sein.
Nur dann bist du ehrenhaft, wenn du dem höchsten treu dienst."

Draco schaute ihn an. "Nichts geht über den König" schlussfolgerte er.
Auch wenn er das Volk schlecht behandelte. "Aber als der König, Gott hab ihn seelig, sehr krank war,
haben sich doch viele gegen ihn gestellt. Diese Menschen haben doch dann ihre Ehre
verletzt, oder?" Draco schaute Katsumi an. "Den Otopianern ist die Ehre doch so wichtig,
wieso zerstören sie es dann?"

Katsumi nickte langsam und sehr vorsichtig.
Ja, da hatte Draco recht.
Was da geschehen war, war nicht ganz so einfach zu erklären.
Bis heute mussten die Bürgersleute deshalb Trauer halten.
"Sie haben ihre Ehre verletzt", bejahte er.
"Aber lass mich dir erklären, wie das geschehen ist."
Und so erzählte Katsumi Draco, was der junge Mann bisher noch nicht gewusst hatte.
Dinge von grosser Bedeutung die Wesen hier besser zu verstehn.
Denn jeder Vampir war anders, Draco musste lernen aus den Klischees rauszudenken und dazu half Katsumi ihm.
Der Japaner erzählte ihm die nächste halbe Stunde alles, was sein Verständnis hergab und wie es zu dem Verrat gekommen war.
Seitdem es in Otopia fast nur noch Neuvampire gab, hatte sich das Ehrdenken grundlegend verändert.
Bei vielen Vampiren war es sogar verschwunden, zumindest bei solchen, die nichts davon verstanden.
Jeder Reinvampir, von denen es so wenige nur noch gab, hatte in sich automatisch das Streben nach Ehre.
Neuvampire hingegen, die durch die Vermischung mit Menschenblut gekennzeichnet waren, aber mussten dieses Verständnis erst erlernen, so wie es Draco tat.
"Viele der Bürgersleute sind ungebildet", erklärte Katsumi ihm.
"Sie haben niemals eine Schule besucht.
Das Lesen nicht erlent."
Die Bewegung gegen den König ist von Seiten der Armeen ausgegangen, erklärte Katsumi Draco.
Von Merchisten, die durch zunehmenden Machteinfluss erblindeten und stolz wurden.
"Der König ist ein Jahr lang krank gewesen und hat nicht zu seinem Volk gesprochen.
In dieser Zeit hatten die Merchisten an den Fronten das sagen und dienten dem Volk als Vorbild...als Wegweisung."
Als dann die Zeit gekommen war, beschlossen sich viele von ihnen den König zu stürzen.
Alle hatten sie andere Gründe gehabt.
Die Schattenvampire wollten die Macht haben, Marcellus wollte Rache und das Geheimnis über die Verborgenen Sümpfe lösen, während Edo als einziger treu auf der Seite des Königs blieb.
Das Volk war bloss ein Instrument, das man benutzte und leicht manipulierte.
Die Bürgersleute, naiv und unwissend, glaubten ihren Generälen und entwickelten Hass.
Warum hatte er den Prinzen getötet?
Warum meldete sich der König nicht mehr bei ihnen?
Warum blieb er seit einem Jahr in seinem Schloss, ohne Botschaft an sie?
Katsumi schwieg eine Zeit und er hoffte, dass Draco ihn verstand.
Was er dem jungen Mann hier beibringen wollte, war, dass alle Wesen, nicht nur die Menschen, manipulierbar waren und Politik in jeder Welt eine wichtige Rolle spielte.
"Was das Volk gegen seinen König getan hat, ist unverzeihbar", sagte er.
"Und im Nachhinein weiss es das.
Doch jetzt ist es schon zu spät.
Im Nachhinein...ist es immer zu spät", wisperte er.
Katsumi senkte traurig seinen Kopf und blickte Draco nicht mehr an.
Dann, wortlos, ohne etwas weiteres zu sagen oder auf Draco zu reagieren, erhob er sich.
Dann ging Katsumi davon.

Doch Draco schüttelte den Kopf, nicht weil er es nicht verstanden hatte. Er hatte es sogar
sehr gut verstanden. "Es ist nie zu spät" sagte er leise und schaute Katsumi hinterher.
Er dachte über das nach, was Katsumi ihm erzählt hatte.
Natürlich der König war krank gewesen, aber wenn er krank war, wollte er meistens auch keinen
sehen. Besser gesagt, durfte er dann nichtmal sein Zimmer verlassen, denn sein Vater
zwang ihn dann immer zu gnadenloser Bettruhe. War das denn nicht normal?
Welcher König wollte sich seinem Volk schwach und krank zeigen?
Könige wollten machtvoll und stark wirken, da war es doch selbstverständlich, dass man im
Schloss blieb um gesund zu werden.
Draco schaute ins Feuer und begann es zu löschen, indem er Erde hineinschob.
Nach und nach erstickten die Flammen und Dunkelheit breitete sich aus.
Es war komisch, aber er hatte das Gefühl, dass er mit jeder erstickten Flamme, mehr und mehr den alten
Draco erstickte. Als der junge Vampir wieder aufschaute, war Katsumi bereits weg und Rauch stieg auf.
Nachdenklich schaute Draco hinauf in den Himmel, dann setzte er sich im Schneidersitz hin, reckte den Hals
und schloss die Augen. Kein Flackern, kein Knistern, kein fremder Mensch neben ihn.
Dennoch war es schwierig sich zu kontzentrieren, vorallem, da er wusste, dass nun keiner mehr
hier war, der ihn aufhalten könnte. Er könnte jetzt einfach seinen Durst stillen, doch er blieb standhaft.
Er zwang sich sitzen zu bleiben, zwang seinen Körper zur Ruhe und zu Kontzentration.
Wieder stellte er sich vor, dass er in den Spiegel schaute. Dann begann er den Rahmen des Spiegels auszublenden.
Vor seinem inneren Auge stand er selber und starrte ihn an.
Hier und da knarrte ein Ast oder es raschelte, doch Draco versuchte sich dadurch nicht
aus der Ruhe zu bringen. Er versuchte einfach an sich selbst zu denken. Wie er selber vor sich stand.

Ein Schrei aus näher Ferne ertönte.
Fabiola war von ihrem Pferd gefallen, dass in eine von Cyrills Fallen getapt war.
Die junge Frau erhob sich und versuchte das Tier zu besänftigen, das gefährlich ausschlug und sie beinahe traf.
Ihr Schwert lag am Boden und beinahe wäre sie in die zweite Falle getappt.

Den Schrei jedoch konnte Draco nicht überhören. Er öffnete seine Augen und sein imaginärer
Draco verpuffte. Er stand auf und schaute in die Richtung, aus der der Schrei kam,
dann begann er zu rennen und war bald darauf bei Fabiola angekommen.
Er schaute zu dem Pferd und dann zu Fabiola.
"Nicht bewegen" wies Draco die junge Frau an, da er nicht
wusste, wieviele Fallen hier noch waren, und ging erst auf das Pferd zu.
Er hob die Arme. "Ruhig, ganz ruhig" erst jetzt viel sein Blick auf das bein des Pferdes,
welches in der Falle war. Ups... Trotz das das Pferd so ausschlug, bückte sich Draco und versuchte das
Tier zu befreien.

Draco schaffte es, das Tier weitgehend zu besänftigen.
Doch aber nur ein kleines Stück, soweit es eben ging.
Fabiola blieb wie angestarrt stehn.
Sie warf einen Blick auf das Schwert in ihrer Nähe.
Sie musste da ran kommen, was, wen der Typ danach doch nicht helfen würde?
Sie machte einen Schritt und lehnte sich dann so weit wie möglich zum Schwert, um danach zu greifen.
Hinter ihr aber schnappte dann versehentlich eine Falle auf und Fabiola erschrack.
Angespannt und ganz gerade blieb sie dann dort stehn, wo sie gerade war.

Draco hatte das Pferd dann befreit, was ihm leichter gefallen war, als es sich beruhigt hatte.
Er betrachtete kurz das Bein, hob es an und zog die Falle darunter weg, damit es sich nicht
nocheinmal verletzte. Er wandte sich dann um und schaute Fabiola an.
Sein Blick wanderte dann zum Schwert und er hob eine Augenbraue.
Draco ging auf das Schwert zu und hob es hoch. "Wohin des Weges schönes Frau?" fragte er,
doch auch wenn er mit ihr redete, betrachtete er doch das Schwert.
Er freute sich schon darauf, wann Cyrill ihm endlich beibrachte, wie er sich richtig verteidigte.
Dass er es noch nicht konnte, brauchte Fabiola ja nicht wissen, also schaute er sie jetzt an.