RE: Grenze - 20

Cyrill nickte.
"Gut", sagte er und reichte Draco einen nächsten Pfeil.
"Nochmal."

Draco nahm den Pfeil ohne wiederrede an und spannte wieder den Bogen.
Als er meinte, gut gezielt zu haben. ließ er den Pfeil los und schaute zu, wie er auf den Baum zuraste... ihn jedoch verfehlte.
Er stampfte einmal auf den Boden und nahm Cyrill wortlos einen Pfeil aus der Hand.
Wütend spannte er den Bogen und hielt die Luft an. Dann ließ er den Pfeil wieder los und schaute zu,
wie er nur knapp am Baum vorbei flog. "Das gibts doch nicht!"

Draco hatte den ganzen Köcher zur verfügung und Cyrill liess den jungen Mann fluchen und schiessen.
Natürlich war das ganze niemals so einfach, wie es aussah.
Als alle Pfeile abgeschossen waren, vielleicht hie und da auch ein treffer, sammelte Cyrill die Pfeile ein und er stellte eine grössere Distanz ein.
"Ich will drei Pfeile in diesem Baum unter einer geraden Linie", sagte er.

Draco schaute ihn verdattert an.
"Also falls es dir nicht engangen ist, aber ich habe gerade nur ein paar Mal getroffen! Wie soll ich da eine
Linie hinkriegen?" fragte er und ging zu der Markierung, die Cyrill nun vorschrieb.
Er nahm wieder einen Pfeil aus dem Köcher und schaute Cyrill an. "Wie soll das gehen?"

Cyrill lachte leicht.
"Na das ist eben der Witz.
Ich geb dir ne Aufgabe, die du nicht lösen kannst.
Dann freu ich mich.
Na los, Draco, sei mal nicht so zimperlich.
Schiess einfach, ich will endlich nach Hause gehn."

Draco schnaubte, doch er tat wie ihm geheißen.
Er spannte wieder den Bogen und schoss wieder den Pfeil- er verfehlte.
Dies tat er mit den ganzen Pfeilen die ihm zur Verfügung standen, doch er schaffte nur
zwei von drei Pfeilen und sie waren alles andere als in einer Linie.

Mit dieser Leistung gab sich Cyrill mehr als zufrieden.
"Tip top", sagte er und erneut wurden die Pfeile eingesammelt.
"So, und jetzt wirst du zu deinem Spass kommen", sagte er.
"Ich fliege, du schiesst auf mich.
Alles klar?
Fragen, nein? Dann los!"
Ehe Draco etwas erwidern konnte, schwebte Cyrill auch schon über ihm und flatterte dreimal um Dracos Kopf herum.
Dann flog er etwas höher - jedoch nicht zu hoch - damit er freie Schussbahn hatte.

"Äh-was?" Draco blintzelte, griff jedoch automatisch nach einem Pfeil.
Ein leichter schleier der Mordlust legte sich auf seine Augen und er zielte in die Luft.
Er spannte den Bogen, folgte mit der Pfeilspitze Cyrills Bewegungen und schoss dann den Pfeil nach oben.
Direkt nahm er einen neuen, spannte wieder den Bogen, doch was er nicht beachtet hatte war,
dass auf diesem Planten die Erdanziehungskraft herrschte. Der Pfeil flog wieder hinunter und Draco sprang zur Seite.
Nur Momente später spannte er wieder den Bogen und schoss den nächsten Pfeil ab.
Dies tat er oft hintereinander nur mit ein paar Sekunden Pause, da er vor den Pfeilen zurückweichen musste.
Als der Köcher leer war, nahm Draco die Pfeile, die auf dem Boden lagen, spannte wieder den Bogen
und schoss wieder auf Cyrill.

[mordlust ]

Cyrill derweilen flatterte mal höher, mal tiefer und Draco lud nach.
Na das schien ihm einiges mehr Sinn zu machen, als auf einen Baum zu schiessen. xD
Als es dann genug war, landete Cyrill und er riss Draco den Bogen aus der Hand.
"Genug!", sagte er.
"Wir gehn nach Hause."
Sie gingen dann.

Es war eine weite und anstrengende Reise.
Seit sie über die Grenze gegangen sind, funktionierte Valerias Zauberstab nicht.
Licht konnte ihr nun lediglich eine Taschenlampe geben, sofern sie den eine Eingepack hätte, sonst würde sie aber im Dunkeln tappen.
In den oopianischen Wäldern war viel Nebel angesiedelt und immerzu konnte man grüne Lichter vom Himmel wahrnehmen, die zwischendurch stroboskopartig aufflakerten.
Nervtötend für die Augen, wenn man den Rhytmus noch nicht gewohnt war.
Cyrill setzte zwischendurch eine kurze Verschnaubpause ein.
In der Menschenwelt wurde es bereits morgen, doch hier schien die Zeit still zu stehn: Denn es war immer noch so düster, als wäre es Nacht.
Dann endlich ein Zeichen von Leben und Katsumi blieb stehn.
Zufrieden nickte er.
"Gut gemacht, Long."
Ein Asiate mit langem weissen Haar und Kimono trat auf die beiden zu.
Ihm folgte ein weiterer Geselle, den man durch den Nebel noch nicht ganz so deuten konnte.
"Katsumi-san, sei mir gegrüsst", sagte Cyrill in erschöpfter Stimme, der sogleich zu seinem Freund zulief und ihn umarmte.
"Saleiko", grüsste Katsumi seinerseits, der die Umarmung sanft erwiderte - wobei ihm Cyrill sowieso nur zum Bauchnabel reichte - und er dann fragend zu Valeria sah.
Cyrill merkte sofort und er drehte sich nach ihr um.
"Das ist meine Begleiterin, Valeria.
Sie ist sehr taff, hat es bis hierher geschafft."

Cén war der zweite Geselle, der dann aus dem Nebel trat und auf die Anwesenden sah.
Er war der grösste von allen und verschränkte leicht die Arme.
"Saleiko-de Cyrill", rief er dann und es gab ein warmes Wiedersehn zwischen ihm und dem Zigeuner.
Cyrill lachte und trottete über ein paar Hindernisse zu ihm, während sie sich die Hand gaben.
In einer Unbekannten Sprache, redeten sie dann miteinander.
Katsumi blieb immer noch da stehen, wo er war.
Sein Blick war auf Valeria gerichtet.

Valeria kniff ihre Augen zusammen um mehr sehen zu können. Sie hatte zwar eine Taschenlampe eingepackt,
aber als sie versucht hatte diese zu benutzen musste Valeria feststellen,
dass die Batterie alle war und packte sie entteuscht wieder weg.
Nach schier endloser Wanderei trafen sie beide endlich auf Zivilation. Cyrill schien die Beiden gut zu kennen,
doch auf Valeria wirkten sie unheimlich. Besonders der, der nicht sein Blick von ihr lassen konnte.
'Hatte er etwa noch nie ein schwarzhaarigs Mädchen gesehen? Und in welcher Sprachen reden die denn?'
Ganz viele Fragezeichen bildeten sich in ihrem Kopf und das wiederspiegelte sich auch in ihrem Gesicht wieder.

Katsumi sah ruhig zu Valeria.
Und da sie nicht sprach, sprach er auch nicht.
Cyrill beendete dann möglichst rasch sein Gespräch und stellte sich dann wieder neben seine Begleiterin.
"Valeria, das sind Katsumi und Cén.
Sie werden uns beide begleiten, wenn dir das nichts ausmacht."

"Valeria, das sind Katsumi und Cén.
Sie werden uns beide begleiten, wenn dir das nichts ausmacht."
Ihr Entsetzen über diese Nachricht war Valeria deutlich im Gesicht geschrieben, dennoch nickte sie.
Was sollte sie denn auch sonnst machen? Sich trotzig auf den Boden setzen und dagegen protestieren?
Bestimmt nicht! Also fügte sie sich und trat neben Cyrill, wobei sie darauf achtete einen möglichst großen Abstand zu Katsumi zu halten.
So schnell würden die beiden bestimmt keine Freunde werden.
,,Ich bin soweit fertig.'' sagte sie und blinzelte. Diese Blitze begannen allmählich zu nervten.

Cyrill bemerkte Valerias Missmut und er musste leicht schmunzeln.
Ebenso bemerkte er Katsumis Fragenden Blick und er zwinkerte leicht.
Na das würde sehr spannend werden.
"Also Mädels, wir brechen auf in Armons Tümpel", sagte er und lief dann mit Valeria voran.
Katsumi hielt sogleich Schritt und hackte nach.
"Warum?
Der Palast wurde zerstört, Amon wird dort nicht zu finden sein."
"Das ist mir auch klar", meinte Cyrill, der dann auf Valeria deutete.
"Sie wird uns helfen.
Vielleicht gibt es dort unten doch noch etwas.
Rul hat zwar schonmal gesucht. Aber trotzdem sollten wir es versuchen.
Du kannst doch schwimmen, Valeria, nicht?"
Katsumi trat neben den beiden her, während Cén das Schlusslicht bildete.
Der Japaner runzelte leicht die Stirn.
Ein wagemutiges Vorhaben.
Hatte Cyrill die junge Zauberin etwa deswegen mitgenommen?