RE: Haus der Familie Torvus - 16

Levin war oben und unten hörte man das Geschreie schon den ganzen Tag.
Schnell schrieb er einige Zeilen an Kieran.

Lieber Bruder,
Schwester hat das Kind bekommen,
Dad ist wütend weil es einen Finger zu wenig hat.
Er meint es wäre das Gift, bitte schreib mir nicht zurück!
Levin

In aller Eile reichte er seiner Eule den Brief und schon ging die Tür auf.
Sirena war da und sie sah zu ihrem Bruder.
Sie verfiel kurz in eine Art halbes Gelächter, da schubste sie auch schon ihr Vater zur Seite und er packte Levin.
"Ab in den Keller!"

Sirena rannte die Treppe auf und ab.
"Ich hab einen Brief, ich hab einen Brief gefunden!", schrie sie laut, während Levin hinter ihr herrannte und Sirena laut durch das Haus kreischte.
"Ich hab, ich hab-"
Sirena stolperte und sie fiel die Treppe runter, während sie sich unten aufrichtete und ihr Vater auch schon aus dem Wohnzimmer kam.
Sirena strich sich über den Kopf, während sie zu ihrem Vater eilte und ihm lachend den Brief überreichte.
"Satan, Satan!", rief Sirena laut, während Levin auf halber Treppe stand und sein Vater den Brief durchlas.

Fineas las den Brief durch und seine Augen verengten sich.
"Wie viele Briefe hat er dir geschrieben?", fragte er mit strenger Stimme und lief auf Levin zu.
Dieser wich ängstlich eine Treppenstufe weiter nach oben.
"P- Papa, keine mehr!"
"Du lügst!"
Bei Levin angekommen, packte er ihn am Kragen und schlug ihn fest ins Gesicht.
Sirena weiter unten lachte laut und entsetzlich auf.
"Keine mehr, Papa, Papa, keine!"
"Weisst du was Gott mit solchen Lügnern wie dir macht? Er schickt sie in die Hölle!"
Er schlug Levin erneut und trat ihn dann die Treppe hinunter, während Sirena lachend und unruhig zugleich wie irre sich im Kreis drehte.
"Sirena, meinen Revolver!"

Magnolia stand mit einem Strauss Blumen vor dem Haus der Torvus' und sie klopfte.
Ehrlich gesagt, kostete es sie ganz schön Mut, hierher zu kommen.
Doch sie hatte sich entschieden und da ging auch schon die Tür auf.
Magnolia lächelte.
"Tag Onkel", grüsste sie Fineas freundlich.
"Ist Severa zu Hause?"
Sie trat sogleich an ihm vorbei hinein.
Natürlich war sie das.
Severa war niemals nie zu Hause.
Fineas schlug hinter sich die Türe zu.
"Sirena!", bellte er.
"Besuch ist da!"
Er reckte nach den Blumen, doch Magnolia wich rechtzeitig zurück.
"Ähm nein, aber die möchte ich ihr lieber selbst geben. Ist sie in der Küche, wie immer?"
Sie lief dann schonmal vor in die Küche, wo Severa sich aufhielt und ein Regal abstaubte.

Sirena kam die Treppe hinunter geeilt und sah zu ihrem Vater.
Sie krallte sich an ihn.
"Was ist, wer ist da?"
Fineas scheute sie etwas von sich.
"Deine Cousine Magnolia", sagte er mit unzufriedener Stimme.
Sirena blickte auf zu ihrem Vater.
Sah aufmerksam zu ihn und beobachtete seine Gesichtszüge.
Doch sie konnte nicht wirklich erkennen, ob er nun zufrieden war oder eher ratlos.
"Ist sie...ist sie erwünscht?", fragte nun Sirena, da sie wissen musste, wie sie zu reagieren hatte.
"Nein", sagte Fineas und er trat in die Küche.
Magnolia dort hatte sich eine Vase gegriffen und füllte sie mit Wasser.
Sie begann auf Severa einzureden, während diese schweigend und emotionslos auf dem Stuhl sass und ins Leere starrte.
Sirena strich sich über den Hals.
Nicht erwünscht, sprach sie im innern auf sich ein.
Nicht erwünscht, nicht erwünscht.
Als hätte jemand einen Schalter betätigt und bei ihr Klick gemacht, hob diese ihr Kleid und folgte ihrem Vater in die Küche.

Magnolia liess sich von den Kritischen Blicken ihres Onkels nicht beeiren, nein.
Sie wusste, wie krank diese Familie war.
Doch als sie gehört hatte, dass Sirena eine Fehlgeburt gehabt hatte und auch noch wegen Julie, da hatte sie sich verantwortlich gefühlt, doch einmal zu kommen.
Und da kam auch schon Sirena herein.
"Maggiiiiiieeee!", rief diese und breitete ihre Arme aus.
Magnolia wurde etwas überrumpelt von dieser gepackt und umarmt.
"Oh, hallo Sirena", freute sich Magnolia und mit so einer freundlichen Begrüssung hätte sie nicht gerechnet.
Doch falsch gedacht.
Sirena kratzte Magnolia mit ihren Fingernägeln dem Rücken entlang und schubste diese von sich.
Magnolia prellte hart auf den Tisch und griff nach ihrem Zauberstab, doch Sirena kam zuvor.
Ihre Augen funkelten und hasserfüllt blickte sie zu ihrer Cousine.
"Du bist hier nicht erwünscht!", zischte sie und Magnolia keuchte.
Dieses Miststück!
Severa sass regungslos auf dem Stuhl und rührte keinen Finger.
Magnolia richtete sich auf und strich sich die Haare zurück.
"Du bist sowas von krank!", sagte sie wütend und griff ihre Tasche.
Nein, keine Sekunde länger blieb sie in dieser Irrenanstalt.
Sie hatte sich mühe gegeben, ja.
Aber sie hatte auch wieder das Recht zu gehn.
Und so eilte sie aus dem Haus hinaus und verschwand.

Leviathan stand am Fenster und er sah, wie seine Cousine aus dem Haus schnellte.
Wutentbrannt fuhr sich diese über die Haare und hastete der Strasse entlang.
Bis Levin sie nicht mehr sah.
Von unten her konnte man Sirena lachen hören.
Levin setzte sich dann wieder an seinen Schreibtisch und überlegte.
Nicht viel hatte er von ihr gesehn...doch die junge Frau war schön gewesen.
Ihr Haar zwar schrill, doch was machte das schon für eine Rolle.

Joyce Brief kam an.

Sehr geehrter Mr Torvus,
ich habe ihren Brief zur kenntnis genommen und bestätige hiermit
die Dispenz Kieran Torbus für 2 Wochen.
Mit freundlichen Grüßen
Joyce Bailey

"Ein Brief, ein Brief!", kreischte Sirena und sie hüpfte durch das ganze Haus.
Unten in der Küche angekommen, stolperte sie über ihr Kleid und fasste sich am Tischtuch, wobei sie und alles auf dem Tisch klirrend auf den Boden fiel.
Severa sass hinter dem Tisch, regungslos und auf die Becherung am Boden blickend.
Erschrocken, sprang Sirena auf, die nun laut ihre Mutter zu beschimpfen genann.
Fineas kam herein.
"Was ist hier los?", zischte er, während Sirena auf ihre Mutter zeigte.
"Sie war es! Sie hat alles ausgeschüttet! Ein Brief für dich, Vater."
Severa stand auf und sie hob schweigend das zerbrochene Porzellan am Boden, während Severa über ihr Kaffeebeflektes Kleid strich.
"Oh Sataaan!", schrie sie nun, während sie hinaus lief und Fineas den Brief öffnete.

Sehr geehrter Mr Torvus,
ich habe ihren Brief zur kenntnis genommen und bestätige hiermit
die Dispenz Kieran Torvus für 2 Wochen.
Mit freundlichen Grüßen
Joyce Bailey

Fineas blickte zufrieden auf.
"Wenn du hier fertig bist, kommst du zu mir nach oben", sagte Fineas, der nun auch aus der Küche trat und Severa dann alleine liess.

Kieran lag in seinem Bett und blickte auf die Decke.
Das hier war ein Gefängnis hier, mehr als das.
Nur noch vier Tage, nur noch vier Tage, schoss es ihm immer wieder durch den Kopf, und das war sein einziger Trost.
Ja, sein guter Vater hatte ihn bisher zum Glück noch nicht zur Arbeit genommen.
Ob er es wohl vergessen hatte?
Kieran fuhr sich über die Stirn und er musste einen Moment lang an Eliza denken.
Lange war sie weggewesen. Wie sie wohl seinen Brief aufgefasst hatte?
Alles war irgendwie schief gegangen, sobald er wieder in Hogwarts wäre, würde er das sofort nachholen.
Alles!
Ja, das alles dort drüben war besser als hier.
Und vielleicht war gerade das der Sinn, sich selbst wieder klar zu werden, wie gut es ihm eigentlich ging.
Bei Sirena hatte sich leider so gut wie nichts geändert.
Das Erlebnis mit den Slopes damals war so etwas wie ein Ausnahmefall gewesen.
Hatte er doch tatsächlich gedacht, es würde besser werden.
Doch sie verhielten sich wie eh und je.
Als wäre nichts gewesen.
Kieran stand auf und er trat ans Fenster.
Nicht wie Levin konnte er auf die Strassen Little Pangletons sehn, denn sein Fenster war auf die andere Seite gerichtet und zeigte in die Landschaft dahinter, Gassen und einige Gärten.
Er zog den dünnen Seidenvorhang zu und drehte sich wieder Zimmerwärts.
Seufzend lehnte er sich gegen die Fensterbank.
Seit gut drei Tagen war Levin jetzt im Keller eingesperrt.
Ob er überhaupt jemals noch mit ihm sprechen würde?
Kieran plagte das schlechte Gewissen sehr, doch zu ihm runter und mit ihm reden, durfte er nicht reskieren.
Sonst wäre das ganze erst recht für nichts gewesen.
Wenn du mich hasst, dann ist das dein Recht dazu, war Kierans Ansicht über die Sache und sein Blick wurde leicht leer.
Noch vier Tage...
Noch vier Tage...

Der junge Mann lag in seinen Kellerräumen eingesperrt und wartend auf nichts.
Seid Kieran hier war, war Levin bereits eingesperrt und am vor sich her kränkelnd.
Oben hörte man hie und da etwas zu Boden fallen oder das laute Gekreische seiner Schwester Sirena.
Mit leeren Augen starrte Levin hinauf auf die Decke und beobachtete zwei Fliegen, die immer wieder ihre Bahn umkreisten. Regelmässig und in einem Rechteck.
Na wennschon konnte der junge Zauberer hier unten vor sich hinsingen und das tat er auch.
Ein Lied, das ihm durch den Kopf ging und er von früher herkannte.
"Es führt über den Main, eine Brücke von Stein.
Wer darüber will gehn muß im Tanze sich drehen.
Fa la la la la, fa la la la..."

Fabienne kam auch am Hause der Torvus vorrüber.
Immer wieder schielte sie auf ihren Umschlag und suchte nach den Namensschildern.
Komisch, besaß denn hier niemand eines? Hatte sie's wohl übersehen?
Leichtfüßig und guter Laune, entschied sie sich, nun einmal irgendwo zu klingeln.
Und da kam ihr dieses Haus hier gerade recht.
Fabi strich sie die Haare zurecht, summte leise vor sich hin und klopfte schließlich erwartungsvoll an.

Vom oberen Stock her war gepolter zu hören.
"Ich mach auf! Ich mach auf!"
Das Gekreische verstummte sogleich wieder, so schnell es auch gekommen war und nach einigen Sekunden der Stille, war es Kieran, der öffnete und zu Fabi sah.
"Ja?", fragte er in gelangweiltem Ton.

Fabi wunderte sich, über das Gekreiche und den kurzen Krach, der veranstaltet wurde.
Das hörte sich aber so gar nicht nach Elén oder gar einem ihrer Verwandten an.
Ein wenig fragwürdig hob sie kurz eine Augenbraue, hielt damit jedoch inne, als ihr geöffnet wurde und sie Kieran vor sich sah.
"Oh hallo", sprach die junge Frau und kam nicht umhin, ein wenig an ihm vorbeizuschielen, um vielleicht einen Blick auf das innere des Hauses erhaschen zu können.
Natürlich war sie neugierig. Welcher Mensch war das nicht? Das war völlig normal, wenn vielleicht auch nicht die feine englische Art.
"Ich such die Familie Stewart. Wohnt...diese vielleicht hier? Oder jemand, der mal so geheißen hat?"

Es war etwas düster im Haus drinnen, daher konnte man auch nicht viel sehn.
Doch was man erkennen konnte, war die Treppe rechts, die nach oben führte und die Garderobe gleich links von Kieran.
Das hier war sozusagen ein kleiner Gang, der zur Küche geradeaus führte.
Stewart...nein, das sagte Kieran überhaupt nichts.
Und selbst wenn er es gewusst hätte, mit dieser Frau mehr als zwei Worte zu sprechen, würde seinem fein aufgebautem Image schaden.
"Warten Sie", meinte daher Kieran in leicht unhöflichem Ton und er knallte die Türe wieder vor Fabis Nase zu.