RE: Haus der Familie Torvus - 17

Das hatte Fabi nicht erwartet.
Warten Sie... War das jetzt tatsächlich ein Hinweis darauf, dass sie warten sollte?
Oder gar eine unausgesprochene Verweisung des Grundstücks? Dem unhöflichen Ton nach zu urteilen, schloss sie fast letzteres.
Fabi atmete ein wenig aus und erinnerte sich daran, wie düster es in diesem Haus gewesen war. Zumindest der Teil, den sie hatte entdecken können.
Ohnehin musste sie zugeben, dass dieses Haus schon rein äußerlich etwas...düsteres, wenn nicht schon kaltes ausstrahlte.
Ob das wohl bloße Einbildung war?
Fabi frösteltete dennoch bei dem Gedanken.
Schließlich begann sie zu überlegen, was als nächstes zutun war. Warten?
Aber auf was? Dass dieser Junge vielleicht zurückkam und ihr eine vernünftige Antwort gab?
Fabi seufzte.
Na ja...aber es wohl ihre einzige Möglichkeit. Also wollte sie ein wenig warten.

Es dauerte nicht lange und die Türe öffnete sich erneut.
Ein grosser, unfreundlich wirkender Mann stand da mit strengem Blick auf Fabi gerichtet.
"Was wollen Sie?", fragte Fineas mit ungeduldiger Stimme.

Aber Fabi ließ sich von Fineas nicht einschüchtern.
Die junge Frau hatte sehr viel Selbstbewusstsein...denn schließlich war sie in ihrem Zirkus erfolgreiche Künstlerin.
Sie war zwar nicht eingebildet, aber ein wenig selbstsicher aufzutreten, das gehörte allemal dazu.
Ohnehin kannte sie so einen Blick gut genug von Rabanus. Und dieser versah sie jeden Tag damit.
"Guten Tag", entgegnete Fabi daher im Gegensatz zu ihm freundlich und sehr viel geduldiger und ruhiger.
"Ich suche die Familie Stewart. Allem Anschein nach...ist sie hier wohl nicht aufzufinden, aber könnten Sie mir womöglich weiterhelfen? Elén und Leslie Stewart."

"Kaufen Sie sich einen Stadtplan."
Rums, die Türe knallte wieder zu und Fabi stand erneut alleine da.

Fabi sah verdutzt auf die verschlossene Tür.
Kurz schloss sie die Augen und atmete tief durch. Wirklich, ein sehr nettes Völkchen diese Leute hier.
Wenn Elén auch zu so etwas gewurden war, wollte Fabi sich es noch einmal gut überlegen, ob sie die Stewarts tatsächlich aufsuchen sollte.
Jemand anders hätte wahrscheinlich noch eine obszöne Geste gemacht, Fabi allerdings drehte sich ruhig um und Schritt den Weg entlang, von dannen.

Einen langen Spaziergang hatte die Torvus gemacht, denn es gab einiges zu verdauen.
Es stimmte schon, sie hatte gegen eine Wand gesprochen, wie töricht von ihr.
Wirklich gut fühlte sie sich jetzt nicht, nein.
Eher verletzt und als eine Torvus eben, einsam und verachtet.
Bei ihrem letzten Besuch hier, hatte sie wieder schlechte Erfahrungen gemacht, noch einmal hinein, wollte sie nicht.
Doch nichts destotrotz wollte sie die Blumen hierlassen, die sie heute für Sirena und Severa gekauft hatte.
Wennschon etwas, das sie tun konnte.
Magnolia stellte den Korb vor der Haustüre ab und sie seufzte leicht.
Kurz blickte sie hoch zu Levins Zimmer.
Der Vorhang war zu.
Ob er wohl gerade schlief?
Sie trat schliesslich davon und machte sich auf den Weg, nach Hause.

Es war spät in der Nacht, als die Haustüre aufging und Kieran herein trat.
In einer Hand seinen Koffer, in der anderen seinen Zauberstab.
Sirena und sein Vater waren noch auf der Arbeit, bald würden sie nach Hause kommen mit bösem Erwachen.
Und schon jetzt fühlte Kieran, wie ihm die Knie weich wurden und wie sein Körper zitterte.
Wie jeglicher Mut ihn verliess, bei jedem Schritt, den er tat.
Kieran trug das grüne Kettchen von Miranda um den Hals, das ihm so gefiel.
Was er nicht wusste, war, das es ihn beschützen würde.
"Ich bin zu Hause!", rief Kieran durch die Wohnung, als Sicherheit.
Was, wenn doch jemand von den beiden hier war?
Keine Antwort folgte und der junge Mann schloss hinter sich die Tür.
So lange hatte er sich vor diesem Abend gefürchtet.
Seit dem Schulanfang hin.
Aber auch hatte er sich daraufhin gearbeitet.
Für diesen einen Moment gelebt.
Und heute durfte nichts schief gehn.
Der 17 jährige stellte seinen Koffer im Gang ab und lief Richtung Küche.
Niemand war darin.
Er trat dann in das Wohnzimmer, wobei er einen grossen Schreck bekam.
Seine Mutter sass, wie eine Leiche wirkend, auf einem Stuhl und starrte ins Nichts.
Kieran atmete laut auf.
"Mutter", sagte er mit zittriger Stimme und er trat ein.
Er legte dann einen Brief für Levin auf den Tisch und begann sich seinen Plan nochmals im Kopf durchzugehn.
Jetzt hiess es warten.

Severa bemerkte ihren Sohn, sah ihn nicht an.
Und während sich Kieran hier vorbereitete auf das Kommende, und sich auch nicht mühe gab, das irgendwie zu verbergen, blieb die Mutter einfach sitzen und regte sich nicht.
Ihr Gesichtsausdruck war starr und einem Roboter gleichkommend.
Ohne Emotion oder irgend einer Meinung.
Für Kieran änderte es nicht viel, das seine Mutter da war.
Zumindest nicht für den Moment.
Er war sich schon lange sicher, dass sie überhaupt nichts mehr von der Realität warnahm.
Und trotzdem liebte er sie sehr.
Er blickte auf die Uhr.
Gleich würde es soweit sein.
"Mutter, geh in die Küche, du störst!"
Wie auf Knopfdruck erhob sich Severa und sie ging aus dem Raum und verschwand in der Küche.
Kieran blickte ihr hinterher.
Er griff seinen Zauberstab und begann schwer auf und ab zu atmen.

Eine Stunde war vergangen und die Haustüre öffnete sich.
Sirena kam hereingetrottet und sie lachte lauthals vor sich her.
Fineas schubste sie zur Seite, weil sie im Weg stand und er knallte die Tür hinter sich zu.
Kieran musste zu Hause sein.
Bestimmt war er schon am Schlaf.
Und bevor der Vater seine Tochter nach oben bellte, kam Kieran aus dem Wohnzimmer heraus.
"Guten Abend Vater", sagte Kieran, mit ernster Stimme und Fineas sah zu ihm.
Zufrieden nickte er.
"Du bist aufgeblieben. Umso besser. Wir haben Arbeit zu erledigen."
"Ohja, Arbeit! Arbeit!", quickte Sirena und sie hüpfte vor sich her.
Kieran regte sich nicht.
"Nein, Vater", sagte er.
"Du hast genug gearbeitet. Es ist vorbei!"
Er zückte seinen Zauberstab in voller Eile.
"Avada-"
Augenblicklich hatte Fineas abgeblockt und er schoss einen Gegenfluch, woraufhin Kieran nach hinten durch den Gang schleuderte und zu Boden viel.
Gott, das hatte er sich so nicht gedacht!
Was war schief gelaufen?
Wie hatte sein Dad nur so schnell reagieren können?
In all den Jahren hatte er doch sorgfältig dieses Vertrauen aufgebaut!
"D- Dad, ich-"
"Avada Kedavra!"
Sirena gab einen lauten Schrei von sich.
Ein gemisch aus Panik und Freude.
Man hätte sagen können ein typischer Freudenschrei von ihr, endlich war sie ihn los.
Aber Kieran hatte daraus etwas anderes gehört. Verzweiflung und Angst.
Trauer sogar.
Doch ehe sich Kieran darüber Gedanken machen konnte, war etwas anderes, das ihn erschreckte.
Und ebenso Fineas.
Kieran lebte immer noch.
Erschrocken sah er auf sich hinab und er keuchte schwer.
"Was zum Teufel?"
Fineas blickte erzürnt auf seinen Zauberstab, während Kieran beinahe einen Herzinfakt erlitt.
Um ein Haar wäre er umgekommen und alles geschah unglaublich schnell.
"Er lebt noch, er lebt noch!", zischte dann auf einmal Sirena, die ihren eigenen Zauberstab zückte und auf Kieran schiessen wollte.

"Crucio!"
Ein Fluch traf Sirena von hinten und schreiend fiel sie zu Boden.
Fineas drehte sich um.
Entsetzt riss er die Augen auf und sein Sohn war zuerst.
"Avada Kedavra!"
"NEIN!", schrie nun Kieran, der Aufsprang und Fineas fiel.
Fiel tot zu Boden.
Kieran trat vor seinen Bruder, fassungslos sah er zu ihm.
"Nein, wie konntest du nur? ICH WILL DAS NICHT, SAG MIR, DASS-"
"Es ist wahr", sagte Anthony mit ernster Stimme und er blickte zu seinem Bruder.
"Mein Leben für deins."

Kieran fasste Anthony am Mantel und er blickte hoch zu diesem.
"Nein, ich will nach Azkabahn, mich trifft alle Schuld!"
"Wie dumm ich all die Jahre gewesen bin", sagte Anthony und seine Stimme klang enttäuschend.
"Das ich das nicht eingesehn habe. Du bist mein kleiner Bruder, ich bin verantwortlich für dich. Für euch alle."
Und während Kieran zu weinen begann, richtete sich Sirena allmählig auf.
Keuchend und unnötig kichernd stolperte sie durch den Gang, während sie ihren Bruder dann auf dem Boden vorfand und sie vor seine Füsse fiel.
"Nein!", wisperte sie.
"Nein! NEIN!"
Kieran drehte seinen Kopf und er schniefte laut.
"Sirena, es war das Beste für uns alles. Für euch. Verstehst du das denn nicht?"
Doch während er redete, zog sie ihren Zauberstab und richtete ihn an ihren Kopf.
"Avada Kedavra!"

Und es war Kieran, als hätte jemand leise ein Lied über das geschehene laufen lassen.
Ein Lied, das sang über eine junge Frau und ihr Leben.
Und es war Kieran, als wäre gerade jetzt ein ganzer Teil von ihm selber gestorben.
Als wäre sein ganzes Sein zerstört worden.
Auf einen Schlag.
Während Sirena zu Boden fiel und Anthony seinen Bruder packte, schrie der ehemalige Slytherin aus leibeskräften.
Er schrie für all das Leid, dass seiner Schwester die Jahre zuteil geworden waren.
Er schrie über die Ungerechtigkeit alles Leute, die er kannte, einschliesslich sich selber.
Er schrie über das ganze Geschehen heute Nacht, das so unendlich schief gegangen war.
Kieran...Kieran.... ertönte dumpf Anthonys Stimme, wie in einem Echo.
Zeitlupentempo.
Der Todesfluch folgte und Sirena lag am Boden.
Die Augen weit geöffnet, der Zauberstab aus ihrer Hand rollend.
Kieran...

Und sie hat immer gestickt. Nachts ist sie in meinem Zimmer gehockt und liess eine Kerze brennen, weil ich Angst hatte vor dem dunkeln. Wann ich nicht schlafen konnte, habe ich zu ihr geschaut und sie sticken gesehn. Weisst du, so viel älter als ich ist sie gar nicht. Bloss drei Jahre. Du musst dir das vorstellen...ich war sechs und sie war neun. Hat sich um alles gekümmert. Um Mutter, Levin und mich.
Ich mag meine Schwester...für mich ist sie...eine wundervolle Schwester. Lieb, gebildet und schön.

Kieran schlug Anthony zurück und fiel zu Boden.
Er griff seine Schwester und zog sie verzweifelt an sich.
Niemals hätte er sich das erträumen lassen.
Warum hatte sie sich umgebracht?
WARUM?
Hatte sie ihren Vater doch gehasst, warum konnte sie also nicht ohne ihn weiter leben?
Normal leben?
Glücklich leben?
Ein Klagelied ging durch das Haus der Torvus'.
Die Schwester war tot und der Vater gerächt.
Was geblieben war, waren Wunden und Schmerz.
Und es war Kieran, als würde ein Lied durch die Gänge schwirren.
Ein Lied aus alt vergangenen Tagen.
Ein Lied von seiner Schwester gesungen, an Winterkalten Tagen.

Wie weit reichen die Lieder
die eine Königin singt
in den leeren Hallen
wie weit trägt sie der Wind
in den stillen Kammern
in dem weiten Land
in dem langen Winter
mit der kalten Hand.

Könntest du mich sehen
in dem kühlen Tau
könntest du dich führen
in die grüne Au
Wie leicht wären deine Schritte
wie offen dein Gemüt
wie selten leicht die Bürde
wie selten hell das Licht.

Und während sie in seiner Erinnerung sang, rollten Tränen über Kierans Gesicht.
Tränen der Fassungslosigkeit und der Wut.
Er baumelte seine Schwester in seinen Armen und wünschte, gleich in diesem Moment mit ihr zu sterben und mit ihr zu sein.
Auf immer davon.
Es war zuende.
Alles, was ihm am liebsten gewesen war, war nun weg.
Auf einmal davon.

Miranda hatte durch den Stein an der Kette bemerkt das etwas geschehen war und
die Tür der Familie Torvus öffnete sich.
Miranda schaute zu Kieran und dann zu den Toten,
sie schluckte stark und blinzelte.

[Sorry falscher Char.]

Anthony stand hinter Kieran.
Er hatte nicht mehr viel Zeit.
Jeden Moment würden Leute vom Ministerium hier auftauchen und ihn festnehmen wollen.
Wie sein Bruder da kniete und weinte...noch nie, hatte er begriffen, was Familie bedeutete, bis auf heute.
Und der Zauberer zückte seinen Zauberstab.
Er richtete ihn auf Kieran und verpasste dem jungen einen Schlummerzauber.
Nein, er sollte jetzt schlafen.
Schlafen und vergehn.
Heute hatte Anthony einen Entschluss gefasst.
Es war gut, dass Kieran nicht einen Mord auf sich geladen hatte.
Denn solch eine Schuld war unverzeihbar.
Kieran war noch jung und unschuldig.
Heute hatte Anthony - das war er sich sicher - endlich einmal das richtige getan für seine Mutter und seinen Bruder Levin.
Was aus den anderen beiden geworden war...die waren sich selbst überlassen.
Kieran sank bewusstlos zu Boden und Anthony seufzte.
Er blickte zur Küchentür, an der seine Mutter stand.
Mit leblosen Augen sah sie zu Anthony und die drei liegenden am Boden.
Sie hatte wohl schon seit einer Weile da gestanden.
Was sie wohl dachte?
"Ich weiss, du warst nicht immer so", sagte Anthony, der seine Hand hob und auf seine Mutter zeigte.
Diese regte sich nicht und Anthony schluckte leicht.
Ja, was hatte er anderes erwartet?
"Leb wohl."
Daraufhin steckte er sich seinen Zauberstab ein und eilte davon.
Er streifte Miranda noch kurz beim Eintreten, war dann aber schon verschwunden, als diese kam.

Miranda ging langsam zu Kieran und strich im über die Wange,
ihr Blick ging zu Severa die leer drein schaute.
"Guten Tag." sagte sie und überlegte wo sie Kieran hinbringen sollte,
er sollte nicht bei den Leichen liegen.
Ohne jegliche Anstrengung hob sie Kieran hoch und
suchte nach einen Platz für Kieran.