RE: Reich von Saélu - 66

Und so verbrachte Miranda die nächsten Tage hier.
Sie bekam alles, was ihr Herz begehrte und sicherlich auch viel Schlaf, den sie die letzten Monate überhaupt nicht gehabt hatte.
In ihrem Zelt besuchte sie Djano täglich und auch ihre Wasserfee, war Mirandas stätige Begleiterin.

Irgendwann saßen Djano und Miranda gemeinsam in ihrem Zelt und auch etwas Essen stand auf dem Tisch.
"Ich werde bald gehen." sagte sie flüsternd zu Djano und blickte kurz traurig zu ihm hinüber.
Sie würde schon bald wiederkommen, aber trotzdem wollte sie eigentlich nicht gehen.

Djanos Herz begann schneller zu schlagen.
Sie würde bald wieder kommen.
Ja.
"Dann werde ich auf dich warten", sagte er.
"Und alle Vorbereitungen treffen."

Dann werde ich auf dich warten
Miranda lächelte sanft und küsste ihn ganz leicht auf die Lippen.
"Ich freu mich schon auf das nächste Mal hier zu sein."
Und genau mit diesen Worten zog den Ring vom Finger und
war nun vollkommen verschwunden.

Cyrill und Chaya erschienen auf einem Hügel.
Unten im Tal waren die Zelte der Izhiken.
Die beiden hatten Einhornstropfen genommen, die der kleine Zigeuner dann in seinem Beutel verstaute.
Sie liefen hinab und nicht lange dauerte es, da hatten sie Laurus gefunden.
Freundschaftlich begrüssten sie sich, während Chaya in Laurus Zelt die Rolle der Dienerin einnahm und beide Herren bewirtete.
"Ich weiss nicht mehr, wo das Buch ist", sagte Cyrill, der unsicher zu Laurus sah.
"Denkst du, sie hätten es dem Prinzen entwendet?"
"Wahrscheinlich erkannten sie den Wert nicht darin."
"Hab ich mir auch schon gedacht", sagte Cyrill, der sich dann eine Traube füttern liess.
Chaya übernahm das Wort.
"Es sind seltsame Aufzeichnungen, die ich nicht übersetzen kann."
Sie reichte Laurus dann ein Pergament und beide sahen nun erwartungsvoll zu Laurus.
Ehe dieser etwas sagen konnte, kam Cyrill ihm zuvor.
"Schattensprache, ich weiss."
Die Buchstaben waren in einem anderen Alphabet geschrieben.
Sie bestanden aus schwarzem Pulver, und jedesmal wenn Laurus das Papier anders drehte, verwischten die Zeichen und bildeten neue.
Cyrill lächelte, als er Laurus faszinierenden Gesichtsausdruck erblickte.
Und so blieben die beiden als seine Gäste, während er versuchte die Sprache für sie zu übersetzen.
Chaya zbd Cyrill wussten, dass sie bei ihm richtig waren.
Er war wohl der einzige, der ihnen helfen konnte.

Monate vergingen, während es in der Menschenwelt bloss Stunden waren.
Cyrill vertraute auf seine Leute.
Er wusste: Làzló würde ihn holen, ginge sein Aufenthalt hier auch nur einen Tag zu lange.
Und wärhrend sie hier Gäste waren, konnte Cyrill ruhig werden.
Er konnte üben in seinem neuen Körper zu leben.
Die Izhiken halfen ihm dabei es zu akzeptieren.
Vom Prinzen hatte er gelernt sein leichtes Gewicht zu nützen und so vergingen die Tage.
Chaya war bei Laurus und büffelte Schattensprache.
Sie weinte oft, weil es schrecklich für sie war.
Jeder Buchstabe war ein Dolchstich in ihre Haut und belastete sie sehr.
Auch Laurus brauchte ab und zu seine Pausen, weil diese Sprache schreckliche Träume aufrufte und böse war.
Und doch lebten sie Tag für Tag.
Jeder mit seinen Aufgaben und seinen Zielen.
Es war der letzte Abend, als Cyrill die junge Chaya über Mirandas Wiesenführte.
Djano hatte für seine Verlobte ein schönes Plätzchen ausgesucht.
Ebenmässig und friedlich.
Und jetzt, da die Zeit kam sich zu verabschieden, taten sie es auch.
Cyrill ging in seine Welt zurück, Chaya blieb hier.

Der Tag ihrer Rückkehr.
Miranda erschien auf einer weiten Ebene, die ihr so bekannt war wie ihre zweite Heimat.
Sie trug ein weisses Seidenkleid mit langer Schleppe, das vor sich herwehte im Wind - genauso wie ihr rotes Haar.
Sie war schön in ihrer Natürlichkeit und willkommen hier in dieser Welt.
Sanfter Gesang der Frauen tönte durch das Feld, denn Miranda war nicht alleine.
Neben ihr gingen kleine Mädchen, die Blumen streuten und eines, das eine dünne Krone trug aus gläsernen Dornen.
Djano war am Ende des Feldes.
Er trug ein silbernes Gewand und sein Haar war zu einem Zopf geflochten.
Seine klaren Augen zeigten Liebe, Sehnsucht und etwas, das Miranda fremd war in ihrer alten Welt: Verständnis.
Neben Miranda gingen weitere Izhiken, sie liefen alle auf den Prinzen zu, denn heute sollte er sein: Der Tag der langersehnten Hochzeit.

Erst war die junge Frau überrascht hier zu sein und ein so schönes Kleid zu tragen.
Es war ein weißes Seidenkleid was sich angenehm auf ihrer Haut anfühlte.
Ihre Augen schlossen sich einen Moment, um den Gesang der Frauen in sich aufzunehmen.
Doch nebenbei tat sie einen Schritt nach dem Anderen und schaute auch nach kurzer Zeit sich um.
Von ihrem Platz aus konnte sie Djano sehen und sie musste sofort Strahlen.
Wie immer sah er so wunderschön und liebenswürdig aus, das es Miranda den Atem nahm.
Manchmal konnte sie es gar nicht fassen wie sehr sie ihren Prinzen liebte.
Die junge Frau lächelte Djano ebenso voller Liebe und Sehnsucht an,
wobei sie ihm am Liebsten sofort küssen wollte.

Jeden Schritt den sie tat, war ein Geständnis.
Jeden Schritt den sie tat, war ein Versprechen.
Es war ein Bündnis, ein Eid, eine Weissagung, ein Liebesbeweis...
Und als sie bei ihm ankam, war es Djano so, als würde sein Herz zerspringen, so fröhlich war er.
Langsam und gemächig bot er ihr seinen Arm.
Ihr, seiner liebsten, die Liebe seines Lebens.
Waren es tausende Jahre her, als er sie kennen gelernt hatte.
Der eine Besuch im Zelt.
Hätten sie es jemals gedacht?
Djano blickte lieblich zu seiner Braut.
Er war sehr glücklich.
War sie es auch?

Miranda machte einen leichten verlegenden Knix vor Djano und sie atmete dabei zitternd ein und aus.
Ihr Herz fühlte sich an als würde es gleich vor Aufregung und Liebe zerspringen.
Sie hob leicht lächelnd ihren Kopf und legte ihre Armen in Seinen.
Einen Moment lang blickte sie zu den Wesen hinter sich,
um dann wieder zu Djano zu schauen.
Ich liebe dich wollte sie flüstern, aber Miranda schluckte die Worte runter.
Als Braut wollte sie jetzt nicht die angenehme Ruhe unterbrechen.

Djano nahm Mirandas Hand und er schenkte ihn noch einmal ein sanftes Lächeln.
Dann liefen sie einem Blumenteppich entlang, der sich auf dem Feld ausbreitete.
Viele Izhiken fanden sich am Rand links und rechts des Teppichs, ebenfalls einige Zwerge und weitere Wesen waren anwesend.
Malénto nickte Miranda zu, als sie vorbei lief.
Am Ende des Teppichs stand ein schwebendes Zelt, das offen war und in dem Saya stand, der sie nun trauen sollte.

Mach Wesen begrüßte sie mit einen vorsichtigen Nicken, aber Malénto schenkte sie ein kurzes Lächeln.
Ihr Blick ging dann nach vorne zu dem offenen Zelt wo sie Saya sah und kurz schluckte sie.
Jedes Mal wenn sie ihn sah fühlte sich Miranda unwohl in ihrer Haut, wobei sie genau das jetzt nicht zeigen wollte.
Sanft drückte die junge Frau die Hand ihres baldigen Mannes und bei den Gedanken machte ihr Herz ein Sprung.

Djano trat mit Miranda unter das schwebende Zelt.
Saya stand dort und hatte seine Hände erhoben.
Glücklich sah Djano zu Miranda und nahm ihre Hand.
Eine gläserne Musik in der Luft erklang und die Izhiken sahen zu.
Saya hatte seine Hand über einem steinernen Becken gehoben und daraus schwebte blau glitzerndes Wasser hervor.
Es schlängelte sich langsam um Djanos und Mirandas Hände, die es zusammenschloss wie bei einem Bund des Lebens.

Miranda erwiderte es vorsichtig und schaute dann aufmerksam zu.
Natürlich war sie schon an der Magie in der Welt gewöhnt und trotzdem fand sie es immer noch faszinierend.
Fast zuckte sie zusammen als das Wasser ihre Hand berührte und die Beiden umschloss.

Djano schloss seinerseits die Augen.
Er genoss jeden Atemzug in diesen Moment und das Gefühl, dass Miranda allmählich zu seiner Frau wurde.
Bei dieser Hochzeit wurden keine Worte gefällt, denn jeder sollte in sich drinnen entscheiden, was er empfand.
Mirandas Körper erwärmte sich und innerlich konnte sie sich selbst die Frage stellen hören, ob es gut war.
Das Wasser floss um ihre Arme, während leuchtende Lichter an ihnen empor stiegen und das Becken sich von blau auf grün Färbte.
Dann wurde es sehr hell und Miranda verwandelte sich.
Sie wurde grösser und leichter.
Ihre Ohren nahmen eine spitze Form an und die Augen veränderten ihre Farbe.
Als der Bund des Wassers endete und alle wieder nüchtern im Raum standen, war eine andere Miranda vor ihnen.
Àmàela hatte sich soeben in eine Izhikin verwandelt.

[und wie sie jetzt aussieht, beschreibst du selbst ganz frei =) ]