RE: Chile - Glashaus - 4

Josh schlug sogleich zurück und es stimme, jetzt waren die beiden wirklich in etwa eingewährmt und der eigentliche Mach begann.
Dieses Mal würden nicht mehr Punkte innert zwei Minuten fallen, da brauchte es wenigstens ganze fünf, wenn nicht auch länger.
Denn auch wenn Josh älter geworden war, er war immer noch ein hartnäckiger Gegner, und besonders da ihm so viel an Taro lag, wollte er sicher nicht den Schwächling rauslassen!

Taro stieß sich vom Boden ab, wie einige Tage zuvor seine Löwen an den Podesten, erreichte den Ball und schmetterte ihn wieder zurück.
Es machte ihm Spaß und er war froh, sich auf diese Art bewegen zu können.
Ganz anders als bei ihm im Zirkus.
Klar, dort war auch jeder Tag etwas anderes und dennoch hatte sich da ebenso eine eintönige Routine eingeschlichen, wie sonst bei anderen Menschen, die nur 'normalen' Berufen nachgingen.
Sein gutgebauter Oberkörper glitzerte leicht in der Sonne, die bereits schon auf ihrem höchsten Stand hing.
Er war wirklich gespannt, wie lang das Match dauern würde.

Josh erwiderte die Schläge geschickt und sehr intensiv.
Jetzt dauerte es jeweils seine Zeit, bis endlich ein Punkt erzielt wurde.
Kurz strich er sich einige Schweissperlen von der Stirn und nun machte er einen auf "hard guy."
Denn jeder Ball der jetzt von Taro folgte, blockte er, oder smashte er mit voller Wucht zu Boden.
Das kostete doppelt Energie, doch für eine Kurze Zeit reichte es sehr gut aus.
Immer wieder grinste er zu Taro.
Sätze wie: "Wärm dich schonmal vor für die Zielscheibe", oder: "Wird langsam Zeit, das ich fertig mache", sollten ihn provozieren und gleichzeitig animieren.
Es machte Spass mit Taro und Josh war erleichtert, dass er immer noch gut genug war sich nicht zu blamieren.

Taro setzte alles dagegen, was in seiner Macht stand und dennoch versuchte er sich zusammenzureißen, um nicht unnötig Punkte zu verlieren. Das war nämlich das letzte, was er jetzt wollte.
Daher strengte er sich an, auch um zu zeigen, dass er auch sportlich gut drauf war und nicht nur mit seinen Babys gut konnte.
Das Spiel ging vorran und schien kein Ende zu nehmen.
Nicht, dass er das wollte! Aber die Punktezahl blieb lange Zeit in etwa gleich.
Ja, mit Josh hatte er wohl wirklich seinen Meister gefunden und es ging ihm gut, wie lang schon nicht mehr.
Irgendwann jedoch verhaute er noch einen Ball und kam mit der Zeit ganz schön aus der Puste, was wohl auch mit der Sonne zutun hatte.
Wie lang spielten sie jetzt? Stunden? Und dennoch kam es ihm so kurz vor.
Und Joshs Sätze erreichten, was er wohl vorhatte. Jedoch hoffte er natürlich inständig, dass er das nicht musste! xD

Josh keuchte schwer und auch er musste zugeben, hier hatte er einen Gegner fürs Leben gefunden.
Die Schwierigkeit für Josh war es besonders, da Taro grösser war als er und seine Smashs auch viel leichter blocken konnte.
Einen solchen Block dann noch zu halten war sehr schwer, doch mit ein bisschen Beinarbeit und gutem Reflex hatte er bis jetzt seinen Punktestand retten können.
"Wie viele Punkte?", fragte Josh, während er einen Ball nahe gegen die Endlinie heranwarf, aber noch knapp genug um drin zu sein.
Wirklich, so lange mit dieser Effizienz würde er nicht mehr durchhalten. xD

Taro fuhr sich nun leicht an die Stirn, als Josh den nächsten Punkt bekam.
Das war doch unmöglich. xD War es tatsächlich so, dass er hier verlor?
Leicht verzog er den Mund, bückte sich zum Ball hinunter und hob ihn auf.
Während er sich zu Josh drehte, ließ er das runde Dinge einige Momente lässig auf den Fingern wippen.
"Puh...10 zu 6?", kam es von ihm und nur zu gerne hätte er in dem Moment gewusst, dass das seine 10 Punkte waren.
"Mhm...für dich", murmelte er unverständlich vor sich hin, lief zum See, beugte sich hinab und kühlte sich leicht ab mit dem kühlen Nass.
Schließlich stand er dann wieder bereit auf dem Feld und spielte den Ball wieder an, wobei dieser recht gut über das Netz flog.
Vielleicht...hatte er Glück?

Doch kein Glück, Josh schlug wieder zurück. xD
Wirklich, erst 10:6?
Man, wenn das so weiter geht, lieg ich bald flach am Boden.
"Am besten wir machen so spätestens in zwanzig Minuten eine Pause. Später kann man das ganze...ja...immer noch vortsetzen."
Eben war Josh ein wenig in Stress gekommen und Taro erzielte 10:7.
Wirklich, sie mussten verrückt sein, so lange zu spielen!

Taro nickte und das ganze ging weiter.
Der junge Artist zeigte noch immer allen Einsatz, den er geben konnte.
Jedoch, irgendwann waren die zwanzig Minunten um und Taro fing den Ball auf.
Er atmete schwer und sah ziemlich kaputt aus. So lang hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gespielt.
"Oh Mann...wenn ich, wenn ich aufgeben würde, würde ich jetzt sagen...ich höre deine Messer schon rufen", lächelte er ein liebliches schiefes Lächeln, während er mit geschlossenen Augen an einem Baumstamm gelehnt stand und sich daran hinabgleiten ließ.
"Wenn ich das mal so sagen darf...das heißeste Spiel, dass ich je gespielt hab."

"Heiss? Ja, ziemlich heiss", sagte Josh, und er kniete sich keuchend zu Boden.
Aber es könnte heisser zugehn.
Über den Kommentar vorhin mit den Messern hatte Josh grinsen müssen.
Ja, er würde daran sehr gefallen finden, Taro einmal als seine Zielscheibe zu fixieren. Ihn mit seinen Blicken und seiner Konzentration zu durchbohren.
Derjenige, der warf, nahm automatisch den ganzen Hochstatus an sich, das Gefühl von Macht dem Opfer gegenüber war interessant und es wäre doch interessant zuzusehn, wie Taros versuchte diesen tieferen Status, dass das Opfer automatisch nunmal annahm, zu vertuschen. Ja, Josh war sich sicher, würfe Taros seine Zielscheibe spielen, würde er möglichst versuchen den Lockeren, mutigen zu spielen, was ja auch nicht falsch war.
Doch er war jetzt schon gespannt, wie dieser es anstellen würde.
Josh war sich sicher, er würde gewinnen, durch diese Motivation, die ihn gerade eben beflügelte.
Doch die Zeit war vergangen wie im Flug, jetzt war erstmals Pause angesagt.
Schlimmstens könnten sie auch noch morgen weiterspielen? Jedenfalls nicht in den nächsten zwei Stunden, dafür musste er erstmals ruhen.

Taro hatte es sich mittlerweile auf dem Boden gemütlich gemacht und lehnte erschöpft mit dem Kopf am Stamm des Baumes.
Ihm gefiel der Ausblick nicht, bald als Zielscheibe dienen zu müssen.
Leicht verschrenkte er daher die Arme und blinzelte schweigend zu Josh hinüber.
Was dieser wohl dachte?
Wirre Gedanken machte sich in seinem Kopf breit und jetzt noch mehr, da er keine Ablenkung mehr fand.
Alina kam ihm in den Sinn und die Frage, die sie immer zu gestellt hatte.
Nun, er allein wusste, warum er so lang niemanden angefasst hatte.
Es war die Unschlüssigkeit.
Ja, Unschlüssigkeit.
Schließlich lehnte er die Arme hinter seinen Kopf und betrachtete die Sonne.
Wie spät es wohl war? Nachmittag schon? Ihm war nicht danach, auf die Uhr zu schaun.
Es war schön so, wie es war.
Und je mehr Zeit verstrich, desto müder schien er zu werden.
Das Spiel hatte mehr an seinen Kräften gesogen, als gedacht.

Josh gab einen leichten seufzer von sich und er rapelte sich schliesslich wieder auf.
"Ich geh die Insel absuchen. Bleibst du hier? Kommst du mit?"
Egal ob Taro mitkommen wollte, Josh war nun daran interessiert einfach ruhig einmal zu laufen und Fotos zu machen für Erin, aber auch für sich selber dann später.

Taro drehte sich leicht zu ihm um und lehnte seinen Kopf leicht an die Hand.
Aufmerksam blickte er zu ihm und überlegte einen Augenblick.
Vielleicht war es besser, wenn Josh allein ging.
Nicht, dass er jetzt schon genug von ihm hatte, aber schien vielleicht Erinnerungstücke sammeln zu wollen und da wollt er nicht stören.
"Geh du ruhig allein. Aber...wenn du nicht wieder auftauchst, muss ich dich wohl oder übel suchen kommen", schmunzelte er und war zuversichtlich.

"Wenn ich nicht wieder auftauche, musst du keine Angst haben den Mach zu verlieren."
Er zwinkerte und lief dann los tiefer in das Wäldchen hinein.
Bei sich hatte er die Fotokamera und noch ein Pack mit Zigaretten.
Josh liess sich nun Zeit zum laufen, vorher war er ja genug gerannt, nun wollte er es gemütlich nehmen.

Wenn Josh sich genau umsah, konnte er gut einige der chilenischen Tierarten sehen.
Über den Waldboden huschten Eidechsen, die wohl auf dem Weg zum nächsten Wasser waren und wiesen ihm einen versteckten Weg.
Taro selbst hatte schon vor Jahren die ganze kleine Insel mehr als nur einmal erkundet.
Josh war der erste Mensch, den er hier mit hergenommen hatte.
Er schien Vertrauen in ihn zu haben, denn nicht für um sonst zeigte er einer neuen Bekanntschaft sein eigenes kleines Paradies, das er nicht mal seine Eltern sehen lassen hat.
Im Gegensatz zu Europa war der Boden hier nicht sonderlich bewachsen.
Vom weiten konnte man ein kleines Rauschen vernehmen.
Ameisen bahnten sich ihren Weg neben Josh vorbei und auch andere schon bekannte Kleintiere ließen sie sich nicht von ihm stören.

Josh lief den Weg entlang und sah zwischendurch immer wieder eine Eidechse an ihm vorbeihuschen.
Auf die Idee, eine davon zu fotographieren, kam er nicht, denn damals in Ibiza hatten seine Kollegen stunden damit verbracht, eine anständige Aufnahme zu machen, jedoch ohne Erfolg.
Ein zweites Mal würde er sich das nicht antun! Beim gehen liess er seinen Fotoapperat seinem Hals herunterhängen da er ihn mit einem Band befestigt hatte.
Seine Hand kramte in die Tasche, wo er sich schliesslich eine Zigarette griff und sie anzündete.
Taro hatte aufgehört wegen den Wildkatzen.
Die Vorstellung, er selbst müsste das Rauchen aufhören, war für ihn unvorstellbar.
nein, ohne Zigaretten konnte Joshua nicht sein. In den letzten Jahren hatte seine Sucht so stark zugenommen, dass er sich oftmals Gedanken machte, ob er es nicht doch einmal mit Kaugummi versuchen sollte.
Der Match mit Taro war anstrengend gewesen. Zweierkämpfe waren generell immer anstregender als alles andere, denn man musste alle Spielerfunktionen gleichzeitig übernehmen.
Ja, Taro...
Ein leicht verträumtes Lächeln huschte über Joshuas Lippen und er blieb schliesslich stehn.
Er fand nämlich einen Ort, für ein erstes Foto und richtete seinen Fokus leicht schräg nach oben.
Er war kein Fotograf, nein.
Im gegensatz zu Erin, die wohl etwas kreativer war als er, schoss er einfach die Aufnahmen, ohne gross lange zu studieren, wo das Licht denn am besten war und welche Winkel gut passten.
Schliesslich hatte er sein erstes Foto im Kasten.