RE: Chile - Glashaus - 5

Und plötzlich konnte Joshua ein Knacken hinter sich hören, das von einem etwa 100 Kilo schweren Tier ausgelöst wurde.
Aus den dunklen Winkeln des Dickichts konnte man zwei grellen Augen aufblitzen sehen.

Josh blieb stehn und er hob eine Augenbraue.
Ärger?
Er glitt seinem Hemd entlang und hätte sich in diesem Moment am liebsten umgebracht, denn sein Zauberstab war in seiner Jackentasche, und die Jackentasche war nicht hier.^^
nichtmal Messer hatte er dabei, er, der Messerwerfer.
Josh hatte sich umgedreht und er blickte auf die glühenden Augen im Gebüsch.
Er trat daraufhin langsam einen Schritt zurück.

Und schon im nächsten Moment trat aus dem Gebüsch ein ausgewachsener schöner Puma hervor.
Seine Augen schienen gierig und das waren sie auch.
Eigentlich gehört der Mensch zu den Feinden des Pumas und ist wahrscheinlich auch sein größter Feind, jedoch war dieses Tier mehr als nur ausgehungert. Man konnte sich gerne darum streiten, um festzustellen, wie die Wildkatze auf die Insel gekommen war.
Eins war jedoch klar...hier gab es so gut wie nichts zu essen und Josh kam ihm daher sehr gelegen.
Einen Moment hielt das Tier inne, aber da es merkte, dass Josh keine Waffen dabei zu haben schien, ging es weiter auf ihn zu.

Josh blinzelte kurz.
nein, das konnte doch nicht wahr sein! Das konnte nicht wahr sein!
"Was soll das den werden, willst du mich jetzt etwa auffressen? Jetzt?"
Josh rührte sich nicht, zumindest fast nicht.
Er fühlte, wie er leichenblass wurde und selbst seine Hände zitterten, die eigentlich nie zitterten, worauf er sehr stolz war! Messerwerfer mit zitternden Händen, das würde sofortiger Ruhestand bedeuten.
"Ähm...Taro?", quickte er anfangs.
"Taro!", dann etwas lauter.
"Komm mir...nicht...zu nahe. Altes Fleisch ist nicht gut."

Aber Taro war weit und breit nicht zu sehen.
Der Puma hielt erneut leicht inne, als Josh mit ihm zu sprechen begann und erneut blitzten seine Augen auf.
Schließlich öffnete er sein Maul und seine Reißzähne kamen zum Vorschein, wobei er einen meschenähnlichen Laut von sich abgab, das dem 'Gebrüll' eines gewöhnlichen Pumas entsprach, jedoch auch bewies wie hungrig er war.

Josh trat einen weiteren Schritt zurück.
Ookay...ookay! Das wird zu viel, einfach zu viel!
"Weisst du, ich bin viel zu jung und wertvoll zu sterben. Ich töte Leute, die Tiere wie dich töten."
Mein Gott, jetzt red ich auch noch mit einem Puma. Was geschieht als nächstes in diesen Ferien? Falls was nächstes geschieht.
"Taro!"

Und plötzlich ertönte ein Schuss und der Puma brach von einer Sekunde auf die nächste zusammen.
Taro stand weiter hinten von Josh und dem nun schlafenden Tier und ließ die 'Pistole' sinken.
Gewissensbisse zeichneten sich in seinem Gesicht ab und er sah Josh starr an.
Nein, er hatte den Puma nicht getötet...das hätte er nicht übers Herz gebracht, aber er hatte mal von einem Tierarzt so eine Waffe erhalten, die Schlafspritzen enthielt, extra für seine vielleicht krankwerdenen Löwen.
Irgendein Gefühl hatte ihn dazu gebracht, diese auch heute bei sich zu tragen.
"Josh", schluckte er.

Josh atmete laut auf und er fasste sich am Kopf.
"Gott, ich hatte schon Angst, du würdest nie kommen!"
noch vom Schock gezeichnet sah er auf das Tier, dass am Boden lag und er schluckte.
Wäre Taro nicht gewesen, wäre er jetzt Eidechsen- und Ameisenfutter. xD

Taro nickte nur benommen von dem Schreck, ging an Josh vorbei, beugte sich zu dem Puma und überprüfte, ob dieser wirklich schlief.
Schließlich richtete er sich wieder auf und stellte sich direkt vor Josh.
Einen langen Moment sah er diesen an, atmete aus und wandte sich wieder ab.
Taro war verwirrt, über sich selbst und die ganze Situation.
Und er war der Meinung, dass es besser war, wenn sie jetzt zurück ins Haus gingen.
Zur Vorsicht vor allem. Er wusste immerhin noch nicht, was seit seiner Abwesenheit noch anders gewurden war.

Josh sah prüfend zu Taro.
War alles okay mit diesem?
Etwas stimmte nicht, das roch er bis zu sich - hatte dieser ihn eben nicht mit einer kleinen Spur Verwirrtheit angesehn.
Fragend sah er hinab zu dem Puma und dann wieder zu Taro.
"Am besten wir gehn ins Haus zurück", schlug er vor und er sah leicht skeptisch zu Taro.
War er jetzt gerade wütend?
Schuldbewusst dem Puma gegenüber?
Bereute er etwas?
Oder hatte er auf dem Weg hierher sonst irgend ein Erlebnis gehabt?

Taro bemerkte seinen skeptischen Blick, sagte aber nichts, weil er die Antwort selbst nicht kannte.
"Jah...lass uns gehen", war er einverstanden und ging mit Josh wieder aus dem Wäldchen hinaus.
Als sie am Boot ankamen, wartete er wieder, bis Josh einsteigen würde.
Derweilen strich er sich etwas über das Gesicht.
Was für ein Tag.
War irgendjemand aus seiner Umgebung eigentlich schon mal aufgefallen, dass seit einigen Tagen vieles anders in seinem Leben lief?
War es ihm selbst überhaupt bis zu dem Moment gerade eben bewusst geworden.
Dass der Puma Josh angegriffen hatte, hinterließ sichtlich mehr Gedanken in seinem Kopf als gedacht.

Joshua setzte sich in das Boot und er sah weiterhin zu Taro.
Vorher hatte er sich noch den Volleyball geholt.
Sollte er jetzt etwas sagen?
Vielleicht Danke?
Oder doch etwas später?
Das war wirklich schwer, so ratlos hatte er Taro bisher noch nie erlebt.
"Übrigens danke", sagte er dann, da es aus ihm schliesslich heraussprudelte.
So etwas wie: Alles okay? Wollte er auf keinen Fall fragen! Das war Rul-style, ihm persönlich ging solches getue in falschen Zeitpunkten enorm auf die nerven.

Taro setzte sich ihm wieder gegenüber und als Josh sich bedankte, hob er überrascht den Kopf an.
Erst wollte er etwas sagen.
Etwas erwiedern.
Ihm vielleicht sagen, dass es doch kein Problem war und er sicher das Gleiche getan hätte.
Aber nichts passendes fiel ihm ein und er wollte kein unnützen Worte von sich geben.
"Du brauchst mir nichts zu danken", hob er die Ruder an und schon ging die Fahrt zurück los.
Durch das Rudern wühlte er das Wasser wieder hier und dort auf und kleine Wellen entstanden in dem sonst so ruhigen See.
Taros Blick war noch weiterhin auf die Insel gerichtet und er machte sich so seine Gedanken.
Aber wirklich klar werden wollte ihm trotzdem nichts.
"Kannst du kochen?"
Ja, Taro war dafür bekannt von einer Sache mit einer nächsten ganz entgegengesetzten Frage abzulenken.

Kochen?
Joshua schmunzelte.
Okay, krasser Themenwechsel, er hätte lieber seinen Mund gehalten.
"Ein wenig."
Er räusperte sich kurz.
'Ein wenig' war zumindest besser als wenn er mit 'natürlich' gekommen wäre.
Und jetzt?
Ferien vermasselt?
Verdammte Scheisse, warum hatte er das nicht voraussehn können.
"Gib mir das Ruder, komm wir wechseln", sagte Josh dann schliesslich, der lieber nicht auf das Thema Kochen einging.
nein, in diesem Falle war es vielleicht einfach am besten, still zu sein und Taro etwas für sich zu lassen.
Er sollte auch mal vorne an der Spitze sitzen und ausspannen.

Als Josh ihn aufforderte, ihm das Ruder zu geben, wollt er erst widersprechen.
Dann allerdings schwieg er nur, da Josh ihn wohl irgendwie durchschaut hatte.
Taro hob die Ruder gleichmäßig an und reichte sie ihm hin.
Danach lehnte er sich zurück und blickte hinauf in den Himmel.
Es war ein Fehler gewesen, Josh allein gehen zu lassen.
Einfach ein Fehler.
Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie er wohl reagiert hätte, wenn er zu spät gekommen wäre..
Aber jetzt...jetzt gab er nur wieder den coolen, der nur etwas nachdachte.
Fast lächerlich, wie er es nennen würde.