RE: Chile - Erkundungstour - 10

Josh war so vertieft gewesen in seinen Gedanken, dass er für einen Augenblick gar nicht realisierte, wie das Pferd auf einmal aus der Ferne auftauchte und schon stand Taro vor ihm.
Joshua stand auf, er sah auf Taro hinab, mein Gott, der musste ja nächstens erfrieren!
"Ich...komm erst mal rein", sagte Josh und er lief voran in das Zelt.
Dort war es deutlich wärmer als draussen und Joshua warf Taro sogleich einen warmen Pulli entgegen.
"Ich will es dir sagen, Taro, also setz dich."
nein, einfach war das nicht, wirklich nicht, denn vielleicht würde er falsch von ihm denken.
Denken, dass er das alles von Anfang an geplant hätte, doch trotz dieser möglichen Reaktionen, wollte Josh offen sprechen.
Joshua setzte sich und er wartete dann, bis Taro es ihm gleich tat.
Eine zeitlang sah er schweigend zu diesem.
"Taro, ich habe dich von Anfang an geliebt. Seit dem ersten Tag im Zirkus damals."
Er schluckte leicht.
"Und ich liebe dich immer noch", flüsterte er und wich dann seinem Blick aus.

Taro folgte ihm hinein und fing den Pulli etwas abwesend auf.
Dann jedoch setzte er sich erst einmal und blickte Josh die ganze Zeit über an.
Dass er da etwas zum Anziehen in den Händen hielt, bekam er erst sehr viel später mit und zog den Pullover langsam über den noch immer nassen Körper.
Ja, er fühlte Wärme, aber nicht, weil er nun etwas warmes trug.
Nein.
Es waren Joshs Worte, die in sein Herz fanden und von dort ihre Kraft ausstrahlten.
Er schloss darauf die Augen und ließ eben diese immer wieder in sich nachschwingen.
Was für ein Moment das doch war.
Nicht zu beschreiben und schon gar nicht in ungenügsame Worte zu fassen.
Man musste ihn einfach selbst erleben, um fühlen zu können.
Schließlich war seine Miene gar nicht mehr so nachdenklich, sondern wurde von Mal zu Mal weicher, bis er die Augen wieder aufschlug.
"Du bist unglaublich, weißt du das", begann Taro.
"Ich meine...du kommst einfach in mein Leben und krämpelst dieses von heute auf morgen um 180 Grad um. Einfach so und ich kann nichts dagegen tun. Kann nur zusehen...fühlen."
Da war kein Vorwurf in seiner Stimme, eher Überzeugtheit und Empflindkeit.

Joshua hatte eine andere Reaktion erwartet, oder gar keine.
Doch als Taro ihm sagte, dass er unglaublich sei, blickte er zu ihm - erstaunt, ganz berührt.
Er lächelte dann sanft und verliebt.
"nein", sagte er und schüttelte sogleich den Kopf.
"Du bist derjenige, der unglaublich ist, Taro, und niemand sonst. Ich habe nicht geglaubt, dass ich jemals wieder lächeln würde, weisst. Mein Freund Cleveland ist gestorben, es war ganz schön hart für mich."
Er seufzte leicht und sah Taro lange an.
Einfach nur an.
Ja, er war das beste, was ihm überhaupt hätte passieren können.
"Und dann stehst du eines Tages vor meiner Tür und willst mich mitnehmen, ich hab geglaubt ich höre nicht recht. Du hast mir in den letzten Tagen so viel Liebe geschenkt, ich weiss gar nicht ob ich vor Freude lachen oder weinen soll."

Taro schüttelte dann den Kopf und strich Josh vielsagend über die Wange.
Und dann würde seine Miene wieder sanfter und er glaubte kaum, dass das hier wirklich passierte.
War es wirklich echt?
Ihn zu berühren, oh ja, das war echt, also auch kein Traum, außer allerdings er war in der Quelle erfroren und träumte dies nur, bevor er diese Welt verlassen würde. Aber nein, das konnte nicht sein.
Denn er war hier und Josh ebenso.
Was dieser dort sagte, berührte ihn tief und er konnte sich nicht erinnern, dass das jemals irgendjemand zu ihm so gesagt hatte.
So ehrlich vor allen Dingen....von Herzen.
"Meinst du vielleicht, du hast etwas anderes getan?", fragte er.
"Das waren ganz wundervolle Momente mit dir zusammen. Momente, die ich mir hätte träumen lassen. Und du hast mich wandeln lassen...hast mir meine Augen geöffnet. Und nun schau mir in die Augen und sag mir, dass du mich nicht glücklich siehst."
Und das war er, hier und jetzt war er es alle mal.

Joshua genoss es sehr, seine Hand auf seiner Wange zu spühren.
Das hier war real, das hier war, was zählte.
Er nahm Taros Hand und seine Worte taten ihm gut.
Und auch hatte noch niemand solche Dinge zu ihm gesagt.
Wenn jemand, dann Cleveland, doch bei dem war es etwas kompliziert, er war schliesslich nicht das, was man als freundlichkeit in Person bezeichnen konnte.
Josh beugte sich leicht vor und er küsste Taro kurz, aber zärtlich.
Er war ihm dankbar, dankbar für so vieles und auch, dass er nicht gegangen war.

Taro erwiederte den Kuss und nun wurde seine Miene wieder nachdenklich.
Wie sollte es jetzt weitergehen?
Mit ihnen? Mit ihm selbst auch? Im Zirkus? Was sollte werden?
Daraufhin seufzte er schwer und drückte Joshs Hand leicht.
"Ich weiß nicht, was jetzt passiert", gestand er ehrlich. "Ich mein, das wird nicht einfach. Für mich zumindest nicht."

Joshua nickte.
"Ich weiss, Taro. Ich weiss."
Dieser war noch so jung, die ganze Welt stand ihm offen und Josh wollte nur das Beste für ihn.
"Hör zu", sagte er dann, doch wusste auch nicht recht, wie weiter reden.
"Lass es einfach...geschehn. Wenn du...wenn du dich nicht wohl fühlst mit mir, dann geh mir einfach aus dem Weg. Ich wohne bei mir, da bist du immer willkommen. Aber ich verstehe schon, wenn du vorerst mal wieder normal lebst."
Er schluckte kurz.

"Normal leben?"
Taro blickte ernst weg von ihm, zur Seite und betrachtete die Zeltwand.
Wie sollte er das denn fertig bekommen? Jetzt, nach der letzten Nacht und alledem.
Das war doch unmöglich zu bewerkstelligen, zumindest für ihn.
Er konnte jetzt nicht einfach zurückgehen und so tun, als wäre nichts.
Als hätte er nicht mit Josh geschlafen...als hätte er keine Gefühle für ihn.
"Du verstehst mich falsch, Josh", sagte er dann und blickte wieder zu ihm.
"Dich meine ich damit ja nicht. Sondern, den Zirkus...Rabanus. Und alle anderen."

Joshua runzelte leicht die Stirn
Jetzt verstand er und er nickte.
Ein Gefühl der Erleichterung kam in ihm hoch.
Auch wenn er es nicht gezeigt hatte, es wäre ihm unheimlich schwer gefallen, so zu Leben, wie er es eben vorgeschlagen hatte.
Doch ja, der Zirkus, das war verständlich.
"Sag es ihnen einfach nicht", meinte Josh und er fragte sich, ob denn das wirklich möglich war.
Doch jedenfalls Taro war niemandem was schuldig, auch nicht Rabanus.
Seiner Meinung nach konnte Rabanus sogar Taro in einer Art und Weise dankbar sein, dass er so vieles tat.
Denn seiner Meinung nach, hätte er längst eine internationale Karriere verdient.
"Was du willst, ich werde mich deiner Meinung anschliessen."

"Ich werde es ihnen sagen müssen", erwiederte Taro nachdrücklich.
Ja, das musste er tatsächlich. Es war einfach wichtig, sonst müsste er mit einer Lüge leben, die ihn kaputtmachen würde.
Oder...war es vielleicht doch gut, wenn er es verschwieg?
Aber dann würde das Leben der beiden nicht unbedingt die positive Wendung nehmen, die es doch eigentlich sollte.
Er seufzte schwer auf, da er keine Ahnung hatte, was zutun war.
"Das wird nicht leicht werden", sagte Taro erneut, dies mal leiser.
Und was nun aus ihrem Urlaub wurde...da hatte er auch keine Ahnung.
Vielleicht war es besser, ihn abzubrechen.

Joshua setzte sich nun neben ihn und er legte einen Arm um Taro.
Ja, das würde sehr schwer werden.
"Ich werde es Alina sagen", schlug er sogleich vor.
Und vielleicht war es besser, wenn er es möglichst gleich Rabanus erzählte, da konnte dieser ihn wenigstens nicht wegen den Ferien schimpfen, da er sie ja abgebrochen hatte.
"Lass uns nach Hause gehn."

Taro sah leicht fragend zu ihm und überlegte, ob er bereit dazu war.
Rabanus würde einen riesen Aufstand machen, das war schonmal klar.
Und dann würden es alle anderen wissen, bis er sich irgendwann gar nicht mehr dort blicken lassen brauchen musste.
Wer brauchte schon einen Löwenbändiger, der auf Männer stand...
Daraufhin erhob er sich und nickte.
Ja, es war besser, wenn sie nach Hause gingen.
Allerdings-
"Sag ihr bitte noch nichts. Ich muss noch den richtigen Zeitpunkt abwarten, denke ich. Ist das in Ordnung für dich?"

Joshua nickte.
"In Ordnung", meinte er, und es war vielleicht besser so.
Ja, sie sollten nichts überstürzen.
"Ich hab meine Sachen schon gepackt, ich fang mal an mit dem Zeltabbau."
Damit trat er hinaus in die Kälte und er atmete laut aus - vor erleichterung.
Er wusste nicht, wie sie es anstellen würden, doch die Gewissheit, dass jetzt nicht einfach schluss war, machte ihn sehr glücklich.
Er begann dann einige Heringe auszuziehn.

Taro selbst packte auch alles zusammen, was ihm gehörte und schwieg dabei.
Bei dem Gedanken an Zuhause war ihm nicht sehr wohl.
Hier in Chile war alles gut verlaufen und er war sehr glücklich gewesen, aber jetzt wieder in das trübe England zurückzumüssen, wo ihn niemand verstehen würde, störte ihn insgeheim gewaltig.
Jedoch war da ein Lichtblick, weil er jetzt Josh hatte und er lächelte.
Sie würden es schon schaffen, irgendwie.
Und Taro hatte bis jetzt noch nie aufgegeben.
Als er alles fertig hatte, trat der junge Mann wieder nach draußen und wartete bei den Pferden auf Josh.

Joshua lief dann zu ihm und er sah grinsend auf die Pferde.
"Du, also in England steig ich niemehr auf so ein Tier, da musst du mich schon tragen."
Er stieg dann auf und war bereit nach Haus zu gehn.
Ganz nach Haus, als ihm etwas dann auffiel und er sogleich wieder vom Pferd stieg.
"Taro, wollen wir eine Abkürzung nehmen?"
Er streckte ihm seinen Arm entgegen und griff sein Gepäck.
"nimm dein ganzes Gepäck und berühr mich mal. Einfach vertrauen."