RE: Alte Dachwohnung - 4

Lea lächelte und trat auch sofort in die Küchennische.
"Wird gemacht", sprach sie fröhlich und setzte auch sogleich Wasser für den Tee und Kaffee auf.
Natürlich war ihr klar, dass Donnie liebend gerne ein Bier getrunken hätte, aber sie empfand viel Dankbarkeit, dass er jetzt doch nicht danach verlangte.
"Ich war vorhin noch einkaufen. Magst du Cookies, Liyu? Wirklich sehr lecker. Lu, kannst du vielleicht-?"
"Aber na klar."
Der junge Mann erhob sich, lief zu Lea und holte die Keksdose aus dem Schränkchen, das allerdings viel zu hoch für Lea hing.
Donnie in der Zwischenzeit nahm aufmerksam neben Liyu Platz.
"Ich habe deinen Auftritt gesehen gestern", begann er auch schon und fand das eine gute Masche, um einen guten Eindruck zu hinterlassen.
"Ich ähm...wow. Sehr speziell muss ich sagen und-"
"Und talentiert, wie auch Lea schon sagte", mischte sich nun Lu ein, der die Kekse in eine Schüssel kippte und sie auf dem Tischchen platzierte. Er richtete seine Brille und ließ sich auf der Couch nieder.
"Wie lange machst du das schon?"

Liyu blickte Lea hinterher, wie sie in der Nische halb verschwand und teils noch zu sehn war.
Als Donnie dann mit ihm sprach, wandte er seine Aufmerksamkeit dem jungen Mann zu.
Soso, er hatte seinen Auftritt gesehn.
Sehr speziell...
Wie ihn wohl die Typen hier in wirklichkeit fanden?
Vielleicht für völlig behämmert, zumindest musste doch einer der beiden etwas skeptisch sein dem gegenüber.
"Seit 3, 4 Jahren", antwortete Liyu, der sich dann ein Cookie griff und leicht an seinem Sitzplatz zurück lehnte.
"Anfangs musste ich noch sehr viel lernen.
Liu Qian hat richtig eingeräumt in der Show, er ist wirklich ein fantastischer Künstler."

"Ach, der Zauberer?", murmelte Luan, der sich erneut die Brille richtete.
"Jah, der war schon klasse. Aber diese...mhm..wie hieß sie doch gleich-?"
"Das Schneckchen mit der ruhigen Musik, oder wen meinst du?"
"Wang Li-Ping. Ihr habt aber auch keine Ahnung!", lachte Lea nun, die mit dem Kaffee und Tee zurück aus der Küche kam.
Sie platzierte alles gut vor dem jenigen, der es gewollt hatte und setzte sich nun ein wenig unbehaglich auf den Sessel.
"Oh!", erhob sich Donnie sogleich, dem etwas auffiel.
Er trat neben Lea, half ihr auf und bucksierte sie auf den Platz neben Liyu, woraufhin er selbst nun mit dem Sessel vorlieb nahm.
"Hier...gefällts mir eben besser", sprach der Chinese unschuldig. "Wegen dem Licht und so, versteht sich."
"Jah, Donnie ist sehr Licht empfindlich", steuerte nun auch Luan bei, der Donnie erst skeptisch beobachtet hatte.
Lea kicherte leise und drehte sich nun wieder mehr zu Liyu.
"Ich fand trotzdem, dass du besser warst als er."
"Genau."
"Kannn ich nur beipflichten."

"Ja, Wang Li-Ping ist wirklich eine schöne Frau", pflichtete ihnen Liyu bei und da kam auch schon Lea mit den Getränken.
Dankend nahm er seinen Tee an, während er Donnie fragend musterte und dann breit grinste.
Lichtempfindlich...aber sicher.
Wirklich, die Kollegen von Lea waren witzig, sie machten einen lockeren und coolen Eindruck.
Aber als die beiden Lea dann auch noch so scheinheilig zustimmten, wegen seiner Show, verschluckte sich Liyu und er musste laut aufhusten.

Lea sah besorgt zu ihm, als er sich verschluckte und Luan klopfte ihm sogleich auf den Rücken, damit es ihm bald besser ging.
Ja, sicher. Die beiden Chinesen gaben sich heute besonders Mühe, für ihre kleine Lea.
Aber im Grunde empfanden sie Liyu tatsächlich als wirklich sehr sympathisch.
Und daher bereitete ihnen das Freundlichsein gar nicht soo viel Mühe.
Im Gegenteil, sie rissen sich gegenüber sonst einfach ein wenig mehr zusammen, das war aber auch schon alles.
"Jedenfalls...meinst du, du könntest mir von ihr die Telefonnummer besorgen?", wollte Donnie auch direkt wissen, um das ganze ein wenig zu überspielen. Er hatte schließlich mitbekommen, warum Liyu sich verschluckt hatte.
"Von dieser...wie war der Name doch gleich-?"
"Wang Li-Ping."
"Achjah. Mhm Lea...gut gemacht. Kannst du mir vielleicht trotzdem noch etwas Pullver reinschütten?"
Lea erhob sich daraufhin und holte das Kaffeepullver, während Luan und Donnie sich etwas mehr in Liyus Richtung lehnten.
"Also eins muss mal klargestellt werden. Sie ist wirklich eine spitzen Hausfrau.."
"Und hast du sie schon mal tanzen gesehen? Da geht einem doch gleich das Herz auf."
Plötzlich räusperte sich Lea neben ihnen, die ein wenig strafend zu ihnen sah, dann aber grinste und Donnies Kaffee noch verstärkte, der ohnehin schon viel zu stark für den jungen Mann war, da er es nicht gewohnt war. Aber schließlich hatte er eine Ausrede gebraucht, damit sie kurz wegging.

Liyu hustete noch ein, zweimal, bis er wieder frei atmen konnte.
Wirklich, was diese Jungs so alles redeten.
Sie mussten Lea wirklich gerne mögen.
Und als sie von Lea als gute Hausfrau sprachen und vom Tanz, nickte er sogleich.
"Ja sicher, das ist sie bestimmt. Und getanzt habe ich auch schon mit ihr."
Als Lea sich räusperte, blickte er auf.
"Ähm...wie gesagt 4100 710 29 19 ist die Nummer."
Er lehnte sich wieder zurück trank einen weiteren Schluck Tee.
Dieses Mal ohne husten.
"Danke Lea, der Tee ist gut."

Lea hatte sich derweilen wieder neben ihn gesetzt und überschlug gerade etwas die Beine, als sie lächelnd nickte, wegen seinem Kompliment.
"Keine Ursache."
Donnie und Luan warfen sich einen insgeheimen Blick zu und während sie so schweigend kommunizierten, begannen sie zu grinsen.
"Und, Liyu? Wie lange wirst du England mit deiner Anwesenheit beehren? Jedenfalls...hier bist du stets willkommen."
"Auf jeden Fall."
"Lea, willst du Liyu nicht nachher mal ein wenig die Wohnung zeigen?"
"Jah, aber lass ihn doch erst einmal austrinken. Außerdem...ich weiß ja gar nicht, ob er sie sehen will. Willst du?"
Donnie zupfte leicht an seiner Hose herum, wobei kurzes Schweigen herrschte und Lea etwas einffiel.
"Donnie...vorhin im Waschsalon bin ich auf einen alten Freund von dir gestoßen. Du weißt schon. Er meinte, du solltest dich mal wieder melden, wenn du willst."
Der Chinese wusste allerdings sofort, was los war und lächelte scheinheilig.
"Ach, das war sicher Peter! Jah, den hab ich tatsächlich schon lange nicht mehr gesehen. Vielleicht sollte ich nachher mal vorbeischaun."
"Wo wohnst du eigentlich, wenn du in China bist, Liyu?", stellte Luan nun die nächste Frage. "Und wie gefällt England dir?"

Und was ihm alles für Fragen gestellt wurden.
Liyu fühlte sich wohl hier und geborgen.
Er wurde hier aufgenommen und akzeptiert.
Wirklich ein schönes Gefühl.
Alleine zu sein, war auch nicht immer einfach, daher hatte er Lee auch gebeten, mit zu kommen.
Denn, auch wenn er es sich nicht anmerken liess, zu kämpfen hatte der Chinese mit sich selber manchmal schon.
Auch wenn er voll und ganz zu sich stand, die Kritiken und das Getuschel verfolgten ihn gerne bis zum Schlaf.
Und wenn er jeden Morgen vor dem Spiegel stand und sich ansah...ja, da musste er sich jedesmal in Erinnerung wecken, was er denn nun wirklich war.
Wo wohnst du eigentlich, wenn du in China bist, Liyu?
Und wie gefällt England dir?
Jedenfalls...hier bist du stets willkommen.
Liyu blickte um sich her und er merkte, dass man ihn vieles fragte.
Er war schliesslich das neue Date von Lea, der Unbekannte, derjenige, den kennen lernen wollte.
"England, ich...ich wohne in Bejing. England ist schön, ja. Und klein."
Liyu stellte seinen Tee ab und etwas verlegend kratzte er sich am Kopf.
Jetzt war es wohl am besten, die Wohnung zu besichtigen.
Weil neugierig machte es ihn schon.
"Lea, zeigst du mir die Wohnung?"

Lea hatte beobachtet, wie er vor sich hinblickte und scheinbar in Gedanken versunken war.
Sie wunderte sich und senkte dann etwas den Blick, denn nun nach seinen Empfindungen zu fragen, war wohl der falsche Zeitpunkt.
Doch war sie froh, als Liyu danach fragte und sie stand auch sogleich auf.
Lieber wollte sie nun etwas mit ihm allein sein, anstatt Donnie und Luan auch noch drum herum zu haben.
Sie stand daraufhin auf und griff lieblich nach seiner Hand.
Luan und Donnie hingegen hatten gekichert wegen Liyus Äußerung, dass England klein war.
Wie wahr, wie wahr.
Aber wie er es sagte, hatte ihnen schlussendlich das Lachen entlockt.
Wirklich, sie waren sehr zufrieden mit dem Besuch und die anfängliche Skepzis, war schon lang verflogen.
"Genau, geht ruhig. Nur in Zizous Zimmer würde ich nicht gehen...die killt euch."
Lu grinste und nickte Liyu einverstanden zu.
Er war die erste Verabredung, die Lea mitbrachte, aber Luan war wirklich nicht enttäuscht wurden.
Lea lächelte kurz und zog Liyu dann sanft hinter sich her, durch den Durchgang und hielt an der ersten Tür inne, die zum Bad führte.
Diese stieß sie auf und zum Vorschein kam das, was man wohl für so wenig Geld erwarten konnte.
Eine Toilette und alte Fliesen. Eine Dusche ein Waschbecken und ein kleines Spiegelschränkchen.
Durchs Luans Aufopferung allerdings vorhin, glänzte der ganze Raum und strahlte dennoch Freundlichkeit aus.

Liyu ging mit Lea und er legte seinen Arm um seine Liebste, während sie das kleine Bad betraten.
"Ein einziges, für euch alle?", fragte er dann erstaunt und musterte dieses kleine Etwas.

Lea lachte und sie nickte dann.
"Jah, sicher", begann sie zu erklären.
"Das hier ist seine sehr alte Wohnung. Und...wenn man sich's nicht leisten kann, muss man sich auch mit wenigem arrangieren können. Mit der Zeit haben wir uns, denke ich, alle damit abgefunden. Sicher, wenn Donnie mal jemanden über Nacht hier hatte oder so...wird es schon ziemlich stressig, aber sonst haben wir unsere Zeiten, die bereits festgelegt sind. Cool, was?"
Sie schmunzelte und plötzlich fühlte sich ein wenig Stolz in sich aufkommen.
Und zwar, weil sie während des Redens bemerkte, wie gut ihre kleine WG sich doch im Laufe der Jahre organisiert hatte. Völlig abgesehen davon, dass sie es ja irgendwie schaffen mussten, mit den wenigen Mitteln, die ihnen zu Verfügung standen.
"Tja, also. Das war das Bad. Dort, das ist Lu's Zimmer", wies sie nun über seinen Kopf hinweg, trat mit ihm wieder über den Durchgang und öffnete das Zimmer des Chinesens.
Das Fenster stand weit offen und die freundliche Sonne schien genau ins Zimmer. Dadurch war alles hell erleuchtet, was es zu sehen gab. Er hatte einen Schreibtisch, ein Bett, einen Spiegel an der Wand und hier und da ein paar Kartons stehen, in denen er die ein oder anderen Sachen verstaute. Es sah wohnlich, aber nicht unordentlich aus.

Ein Bad, für so viele Leute.
Wie viele lämpereien es dadurch schon nur gegeben hatte?
Doch sie hatten sich orgnanisieren können.
Hut ab!
Sie gingen dann weiter zu Lus Zimmer und Liyu blickte hinein.
Er scheute sich einzutreten und versuchte daher so viel wie möglich vom Turrahmen aus zu erkennen.
Das Zimmer machte einen gemütlichen Eindruck und die Kartoons vielen auf.
Liyu versuchte eines davon zu erkennen.
Er würde vielleicht auch die Titel lesen können, sofern sie nicht mit Lateinischen Buchstaben beschrieben waren.

Aber die Kartons waren nicht beschrieben.
Jedoch stand einer jeweils offen, einer wieder nicht, der andere nur halb...
Darin lagen zum Beispiel klamotten, oder auch Bücher, die er nicht anders verstauen konnte.
Aber zu sehen war auch, dass er viele Dinge sammelte.
Für Lea völlig unnützes Zeug, für Luan hingegen war es aber sehr heilich.
Aber im Grunde war es nichts weiter atemberaubendes, sein Zimmer.
Daher standen die beiden noch kurz dort und Lea lief dann mit ihm weiter, zu Donnies Zimmer.
Dieses öffnete sie und sofort kam ihr ein unangenehmer Geruch nach kaltem Rauch und Asche entgegen.
"Mhm...vielleicht hälst du dir besser die Nase zu."
Donnies Zimmer war im Gegensatz zu den anderen das wohl unordentlichste.
Klamotten lagen auf dem Boden verstreut, die Fenster waren mit Decken verhangen, überall waren Kerzen zu sehen oder das, was von ihnen übrig war. Lea rümpfte die Nase und blickte skeptisch zu Liyu hinüber.
"Ich frage mich immer wieder, wie man so hausen kann. Es ist unmöglich."
"Das hab ich gehört!", erklang es aus dem Wohnzimmer und leises Lachen folgte.

Liyu leiss sich von dem Lachen der beiden anstecken und er blickte nur kurz in das Zimmer hinein.
Ja, wirklich, dieser unangenehme Geruch wollte er sich lieber sparen und so hatte er es auch schnell gesehn.
Nein, Ordnung schien wirklich nicht Donnies Stärke zu sein.
"Donnie, was arbeitest du eigentlich?", rief Liyu, der dann vom Gang aus ins Wohnzimmer zurück spähte.

"Ich?", fragte Donnie erstaunt und er grinste dann leicht.
"Ab und zu arbeite ich auf dem Bau oder treibe kleine Mädchen auf, die ich mit nach Hause bringe."
Dabei war natürlich Zizou gemeint, die ohne ihn überhaupt nie in diese WG gefunden hätte.
"Einfach...mal hier, mal da. Für jemanden wie mich ist es nicht leicht, etwas festes zu finden."
Lea seufzte und nickte. Wie wahr das war. Haargenau auf den Punkt getroffen.
Die junge Asiatin stand nachdenklich neben Liyu und betrachtete ein wenig verträumt seine schönen Gesichtszüge.
Sie war froh, dass sie nun gleich hinauf zu ihrem Zimmer kommen würden, wo sie dann etwas mit ihm allein sein konnte.
Wenigstens für ein paar Momente vielleicht, mehr verlangte sie ja gar nicht.
"Tjah ähm...willst du jetzt mein Zimmer sehen?"