RE: Anwesen Jerome Renouard - 12

Robina nickte.
"Da hast du vollkommen recht."
Sie sah sie fragend an.
"Warst du schon einmal verliebt, hast aber deinem Vater und mir nicht davon erzählt?"
Ihr Blick sollte zeigen, dass sie es gerne wissen wollte und ihr, wenn es wirklich so war, sicher nicht den Kopf abreißen würde.

Olena hielt den Atem an.
Sie verzog leicht den Mund.
"N- nein, ich..."
Sie errötete.
"Ich habe mich verliebt in seine Worte", sagte sie und ihre Augen glitzerten nun.
"Ich habe ihn noch nicht gesehn, Mutter. Aber was er schreibt ist mir lieb und teuer."
Sie stand dann auf und holte ein Buch aus einem der Regale hervor.
Sie kniete sich dann vor ihre Mutter hin.
Dann öffnete sie es und las vor.
"Leid. Leidenschaft. Leidenschaft der Leidenden. Oh, welch töricht Wort es spricht! Ein unendlich Wesen. Im Winde gleitend, hindurch das ewig Licht."
Sie sah zu ihrer Mutter auf.

Robina lauschte ihr schweigend.
Und mit jedem Wort mehr wurde ihr klar, wer dieses Buch geschrieben hatte.
"Es sind wundervolle Worte. So ausgewählt und voll Gefühl."
Sie strich ihrer Tochter lächelnd über den Kopf.
"Du weißt, wer es geschrieben hat, nicht?", fragte sie mit sanfter Stimme.

Olena nickte.
"Ja", sagte sie und erfurcht lag in ihrer Stimme.
Sie senkte dann den Blick.
"Ich werde niemals einen anderen Mann lieben als ihn."

Robina schwieg.
"Aber du weißt, dass das Probkeme mit sich bringt."
Sie wusste nicht, wie Jerome darüber denken würde, doch sie wusste, dass er es sicher nicht für gut befinden würde.
"Du weißt, wie dein Vater über seine Bücher denkt?"

Olena seufzte.
"Ja, Mutter", sagte sie dann.
"Aber da irrt er sich! Und da irrt sich auch Sire Douglas!"

"Ich verstehe dich, Kind.", sagte sie leise.
"Aber zweifle niemals an deinem Vater oder Sire Douglas."Nein, das durfte Olena wirklich nicht.
Es gab nun mal Grenzen und diese durfte man nicht überschreiten.

Olena seufzte leise.
"Ja, Mutter. Ihr habt recht."
Sie schloss das Buch.
"Aber nicht alle seine Bücher sind schlecht. Nicht wahr, Mutter?"

"Meiner Meinung nach ist keines seiner Bücher schlecht, ganz im Gegenteil. Aber hier zählt nun mal nicht meine Meinung."
Sie sah sie mitfühlend an.
"Vielleicht lässt es sich einrichten, dass du einmal mit dem Grafen sprechen kannst."

Olena fiel nun das Buch auf der Hand und sie fasste die Hände ihrer Mutter.
"Oh bitte! Ich flehe dich an, ich muss ihn kennen lernen!"

Robina verstand ihre Tochter.
"Ich werde mich darum kümmern."
Sie überlegte kurz, wie sie es schaffen konnte mit dem Grafen zu sprechen und nickte dann.

Olena umarmte daraufhin ihre Mutter.
"Ich danke euch!"
Sie lächelte und eine Freudenträne lief ihrer Wange entlang.
Sie hatte keine Angst davor, was man sich unter den Leuten erzählte.
Egal ob Edoardo adelige getötet hatte, egal ob er Nachts in seinem Garten Leichen ausgrabte, sie wollte ihn kennen lernen!

Robina war etwas überrascht, ließ sich allerdings umarmen und strich ihrer Tochter auch leicht über den Rücken.
"Nichts zu danken...", sagte sie leise.
"Und nun ist es besser, wenn du gehst, damit ich mich darum kümmern kann."

Olena erhob sich.
Sie räumte das Buch zurück und verbeugte sich dann.
"Danke."
Dann ging sie.

Robina sah ihr kurz nach.
Da Jerome es ihr erlaubt hatte (ja, hab erlaubnis xD), ließ sie kurz darauf eine Kutsche vor fahren.
Damit fuhr sie zu Lorena Neroni.

Anwesen Lorena Neroni