RE: leurya ki là zyklopei - 6

"Naja...", sagte sie leise.
Sie musste an die Zeit denken, in der er zu Marcus gegangen war. Natürlich hatte sie ihn nicht gehasst! Das niemals! Aber irgendwie war es ihr damals noch sehr schwergefallen, Dinge zu akzeptieren...Ansichten und Entscheidungen anderer zu akzeptieren und das machte sie auch sehr traurig. Wenn sie an die jetzige Situation dachte, wollte sie so gerne so vieles anders machen, aber sie konnte nicht...das wusste sie.
"Nun einige Zeit...kurz nachdem wir uns kennen lernten, gab es einige Sachen, die für mich damals noch sehr schwer zu begreifen waren. Vielleicht war ich auch viel zu naiv damals...ich weiß es nicht. Doch sonst...ja, eigentlich haben wir uns immer gut verstanden."

Cyrill überlegte.
Welche Dinge meinte Mary bloss?
"Aber ihr habt euch dann immer besser kennen gelernt?"

Mary nickte.
"Jah, das schon. Und irgendwann kannten wir uns wahrscheinlich schon so gut...dass...ich weiß nicht. Wenn wir zum Beispiel am See spazieren gegangen sind...es kam mir manchmal so vor, als würde er mich verstehen, auch wenn ich nichts sagte."
Sie lächelte sanft und blickte zu Cyrill.

Cyrill lächelte sanft.
Ja, bei Joel konnte er sich das gut denken.
"Er versteht vieles. Ich glaube, Tarabas muss ihn gut leiden können."

"Jah, das glaube ich auch.", gab sie ihm lächelnd recht.
"Manchmal ist es schon etwas komisch, darüber nachzudenken, dass er einmal König dieser Welt sein wird. Aber ich bin mir sicher, dass er es gut meistern wird. Meinst du nicht auch, Cyrill?"

Cyrill grinste.
"Ach, damit muss ich mir Gott sei Dank erst in tausend Jahren Gedanken drüber machen. Ehe wird ihn Tarabas kaum an die Macht lassen. Wer weiss...vielleicht wird Joel diese...Welt auf den Kopf stellen. Oder vielleicht wird er sie retten."

Mary grinste auch etwas.
"Aber ich denke, er wird das Richtige machen. Egal wie er sich entscheidet, was zutun ist. Ich glaube an ihn."
Das Mädchen hob lächelnd den Blick und sah nach oben in den Himmel.

Cyrill musste darüber nachdenken.
Joel würde das Richtige tun, bestimmt. Das richtige für Otopia zumindest.
Womöglich würde sich der Prinz aber schon bald für das Volk, oder für den Adel entscheiden würden.
Und für diesen Weg würde er dann richtig handeln.
So wie Tarabas damals den Weg des Volkes gewählt hatte, musste Joel ebenfalls eine Seite suchen.

Als Cyrill schwieg, schwieg sie auch und ihre braunen Augen schauten weiterhin nach oben.
Dort konnte sie den blauen und wolkenlosen Himmel sehen, der wieder ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen zauberte.
Sie dachte etwas nach und dachte auch an Joel. Wie es ihm jetzt wohl ging? Oder was er wohl gerade machte? Sie wusste es nicht.

"Mary?", unterbrach sie Cyrill schliesslich aus ihren Gedanken.
"Glaubst du, dass es möglich ist, eine gerechte Welt zu haben? Gerecht für alle?"

"Eine gerechte Welt?", fragte sie nach und runzelte leicht nachdenklich die Stirn.
"Naja, weißt du, ich glaube, das ist nur ein Wunschtraum. So schmerzhaft und real das auch klingen mag, aber ich glaube nicht, dass es sie gibt. Denn jede Person hat einen anderen Charakter und andere Ansichten...die einen haben mehr Macht das durchzusetzen und die anderen nicht. So ist nun mal leider der Lauf der Dinge...", sagte Mary leise.

Cyrill nickte.
"Ja, dieser Meinung bin ich auch. Aber hier...hier verstehn sich alle Wesen. Also sie...verstehn sich wirklich. Sie sagen etwas, und du brauchst niemals zu fragen, was sie dabei meinen, weil sie...es eben wissen."
Weiter vorne schienen die Felsen zu Enden, ein strahlend roter Himmel entgegen.

"Ich glaube, es gibt keinen schöneren Ort als die Sümpfe", sagte sie und sah nach vorne, zu dem Punkt, an dem die Felsen endeten und der rote Himmel zum Vorschein kam.
"Manchmal wünsche ich mir, einfach hier zu bleiben und nicht zurück zu müssen. Hier, in dieser wundervollen Welt."
Sie lehnte wieder ihren Kopf an seine Schulter.

Cyrill schloss die Augen.
"Manchmal erinnerst du mich ein wenig an mich. Natürlich abgesehn von all meinen schrecklichen Eigenschaften."

Mary lachte leicht und legte eine Hand an seine Brust, wobei sie auch die Augen öffnete und ihn ansah.
"Und warum kenn ich deine schlechten Eigenschaften nicht, hm?"
Das Mädchen lächelte ihn an und wartete ab.