RE: Küsten am Meer - 9

Und so gehet über das Wasser und lasset die tobende See stillen.
Denn ihr seid Krieger des Königs und des Königs Gunst soll auf eurer Seite stehen.
Das Wasser soll werden ein Kind in euren Armen.
und es werdet euch nicht beissen.
So seit die Boten des Landes und überbringet der Ferne das Wort.

Starke schritte berührten den kargen Felsboden.
Dürres Gras wuchs aus seinen Spalten und streiften die starken Füsse jenes wunden Mannes.
Mit ernstem Blick und funkelnden Augen blickte er auf die See hinaus:
Wie sie da wallte und tobte.
Otopia hatte stets die See gefürchtet.
Und doch hatte er sich nie in seinem Leben gescheut sich diesem Feind zu stellen.
Marcellus war in seinen Gedanken an fremdem Ort.
Er dachte an Edo, an seine Soldaten - wie sie in den kleinen Sümpfen dem tosenden Abgrund entkommen waren.
Wasser hatte ihre Haut geäzt und sie gebrandmarkt.
Ich gehe mit dir General", hörte er eine entfernte Stimme sagen.
"Durch Feuer und Wasser. Ich kann kein Merchist sein, ohne du es bist."
Es war seine Stimme und sie hallte in seinem Ohr von früher.
Er dachte auch an Cyrill und an Lótius, wie er sich ihm damals verweigert hatte.
Ob er letzten Endes nicht nur für König Tarabas' Tod büssen würde?
Marcellus verdrängte die Gedanken und er wagte sich nun bis zum Rand der Klippen hinaus.
Verführerisch schöne Augen blickten seinem geistigen Innern entgegen.
Askasha...sie war der Grund gewesen, weshalb er Yvonne gegenüber nie mehr so gewesen war wie früher.
Doch auch dies zu bedauern, dazu hatte er die Liebe nicht.
Was er nur noch sah, war die Frau, die ihn einst beinahe getötet hätte.
Hätte sie es damals getan, wäre der König heute noch am Leben.
Aber Cyrill hatte ihn mit seiner übertriebenen Güte wieder einmal retten müssen.
Hatte wieder einmal den Helden spielen wollen.
Doch war er damals gekommen, als er den König im Schloss getötet hatte?
War er jemals eingeschritten, wenn es dann notwendig war?
Finsternis zierte Marcellus' Gesicht.
Seine Augen verengten sich.
Kühler wind durchwehte seinen langen Umhang.
Der Zwerg belügte lediglich sich selbst, das wusste er.
Im Grunde half er den andern nur, um sich im Grunde selbst zu helfen.
Einen Moment lang seufzte Marcellus.
War er wirklich bereit.
Hier und jetzt zu sterben?
Mit Edos Schwert an seiner Kehle.
Ja, er war bereit.
Bereit durch jenen Merchisten zu sterben, der als einziger diese Tat verdiente.
Und doch waren seine Gedanken zornig, die Stimmung trüb.
Kein Gefühl von Ehre pulsierte in seinem Herzen.
Mit einem Schlag war seine Stimmung auf den Tiefpunkt gesunken.
Allein Cyrills Name hatte ihn vergessen lassen, dass eigentlich er - Marcellus selbst - heute hier Busse tun wollte und deshalb gekommen war.
An jene Klippen der tosenden See, um sein letztes Ritual zu halten.
Marcellus wandte sich ab.
Er fuhr sich über das Haar und lief über den kargen Fels.
Heute nicht, so wusste er.
Noch nicht.

Edo sass an der Küste am Meer an einem Feuer.
Finster legte er die dünnen Äste hinzu und liess das Feuer am leben bleiben.
Seine Gedanken hingen an Marcellus.
Helle Blitze leuchteten in der Ferne auf, Gegensatz zu den otopianischen lebten diese und wütetenden über das Land.
Dies hatte Edo noch früh genug erfahren dürfen, als er einst Schutz vor den Regen in den Wäldern suchen wollte...
Im Grunde hoffte Edo auf Besuch von Xellesia, die ihm zu dieser Gestallt erst wieder zurück "verholfen" hatte.
Gedankenversunken legte Edo ernst ein neuen Ast in das Feuer hinzu.
Ein Ehrenhafter Tod Marcellus war nicht auszuschliessen, aber dennoch waren ihm die harten, aber ehrlichen Worte Cyrill im Gedächtnis geblieben.
Edo seufzte und müde legte er seine Kopf in die Arme.
"Als wäre der Tod eines Freundes nicht schon ein Schrecken genug", grumelte Edo.

Möwen flogen in der Ferne.
Das Meer rauschte und die Welle schlugen an den Felswänden auf.
Es war ein feuchter Windstoss, der die Grashalmen hin und her bewegen liess.
Die Natur harmonierte und es schien alles in bester Ordnung zu sein.
Doch nichts war in Ordnung... das Bild täuschte!
Kalif lief ergriffen über das Land und suchte nach Hilfe.
Chan war nicht bei ihm... noch Edo.
Noch Marcellus.
Kalif war allein und irrte über die Küsten am Meer.
Etwas schreckliches war passiert und es hatte mit Chan zu tun.
"Sie haben ihn mitgenommen!", rief Kalif entrüstet und hämmerte an einem kleinen Holzhaus.
Die Tür wurde Kalif aufgemacht und er alte Mann bat um Einlass.
Stunden waren vergangen...
Ein Mann kam heraus, mit samt Holz und Hammer, eilig rannte er Richtung Klippen damit.

Vorsicht! Gefahr! Nicht weiter gehen!
Ein Totenschädel kennzeichnete das Schild, das der Mann an dem Fleck aufrichtete.
Der Weg sollte gemieden werden.

Kevin lief schon seit einigen Stunden an der Küste von Schottland entlang.
Es war ein merkwürdiges Gefühl nicht mehr Schüler zu sein, sondern bald im Ministerium zu arbeiten.
Plötzlich hielt der Ex - Schüler inne als er einen bestimmten Geruch wahrnahm und atmete tief ein und aus.
War das nicht Kalifs Geruch und wieso war er in Panik?
Mit zusammen gezogenen Augenbraue versuchte er der Geruchsspur zu gut wie möglich zu folgen.
Kevin blieb nach einiger Zeit des Suchens bei einem alten Häuschen stehen aus welchen der Geruch von Kalif kam.
Sichtlich unsicher klopfte er an der Tür, aber so wirklich sicher warum er das alles tat war er nicht.

Stille herrschte.
Doch auf einmal hörte man von drinnen Schritte, die sich der Tür näherten.
Knarrend wurde sie geöffnet und an der Tür stand ein kleines Kind, das Kevin mit grossen Augen anstarrte und den Mund aufgeklappt hielt.
"Ach du liebe Güte!", konnte man hören und es war Kalifs Stimme.
Er sass nicht weit von der Tür weg an einem Tisch, auf dem noch mehr Kinder sassen und mit verdutzten Gesichter zu Kevin starrten.
Eine Frau mit einem Kopftuch sass ebenfalls dort und blickte ebenfalls zu dem Schulabgänger.
"Mein Junge, wie kommt Ihr hierher?", fragte Kalif ihn sogleich.
"Kevin habt Ihr etwa auch von dem Unglück erfahren, das Chan zu gestossen ist?"

Kevin wich etwas zurück als er das Kind sah, weil er erst dachte das wäre Kalif.
Vielleicht war er ja auch wie dieser Cryill oder wie der hieß...durch einen Zauber zu einem Kind geworden.
Doch als er den Kopf hob, entdeckte er mit erleichterter Miene den richtigen Kalif im Raum.
Gott sei dank..!
Er blickte genau wie die anderen Kinder verdutzt drein, um schließlich zu einer Antwort anzusetzen.
"Ich naja.."
Meine Güte war das hier ein Kindergarten oder warum waren hier so viele Kinder?
Mein Junge, wie kommt Ihr hierher?
Was sollte er darauf jetzt antworten?
Ich habe sie erschnüffelt?
Nein danke, da würde er nur noch mehr so ne Blicke ernten.
"Nicht ganz..ich habe es gespürt..?"
Es war eher eine Frage als eine Antwort und er hoffte Kalif fragte nicht weiter nach.

Ein Kind fing auf Kalifs Schoss an zu weinen.
Kalif begann es daraufhin väterlich an zu schaukeln, wobei es sich dadurch etwas beruhigte.
"Da besitzt Ihr aber eine grosse Gabe", sagte Kalif und er war froh Kevin hier zu sehen.
Es war lange Zeit her und dennoch schien es jetzt der passende Moment zu sein, der Kevin zu einem wichtigen Zeugen machte.
"Seht Ihr die ganzen Schar Kinder die sich hier in diesem Raum aufhalten?"
Kalif wies mit seinem freien Arm.
"Und es werden noch mehr zu ihnen, wenn wir dem nicht ein Ende setzen!
Ich bin beruhigt, dass es nur ein Fluch ist, so hat es Chan wenigstens noch verschont", seufzte Kalif auf.

Kevin schloss hinter sich einfach Tür, um plötzlich irgendwas an seinem Bein zu spüren.
Sichtlich verwirrt bemerkte er das Kind, welches sich an seinem Bein festgeklammert hatte.
"Ja..ja, die sehe ich."
Nicht ganz sicher was er tun sollte lief er etwas näher zu den Beiden heran, wobei das kleine Kind immer noch an seinem Bein hing.
"Wer sind diese Kinder und was ist das für ein Fluch?"
..Nur ein Fluch?
Selbst Flüche waren schlimm und was eigentlich nun mit diesen Chan?
"Chan?"

"Das hier", er wies um sich, wobei das kleine Kind beinahe von seinem Knie herunter rutschte, "waren alles Mitarbeiter dieser netten Familie."
Kalif wies auf die zwei Babys, die am Fussboden spielten.
"Die zwei waren schon so."
Die Frau begann histerisch auf Serbisch Kalif zu unterbrechen, der ihr zustimmend zu nickte.
"Gewiss meine Liebe", bestätigte er ihre Aussage und er sah dann wiederum zu Kevin, wobei er einen seufzenden Blick aufsetzte.
"Ich hoffe, er ist nicht von den Klippen gestürzt.
Ich hab ihn seid Xellesia nicht mehr gesehen...
Das ganze ist ausser Kontrolle gegangen!
Hach Kevin, Ihr wisst nicht wie froh ich bin Euch zu sehen.
Der Vater der Familie hat sich auf den Weg gemacht, um die Stelle des Zeitportals zu markieren, damit nicht noch weitere dem tragischen Ort zum Opfer fallen."

Kevin blickte unsicher zu der Frau als diese sichtlich laut und schnell auf Kalif einredete.
Klippe..
Xellesia..
Zeitportal?!!!
"Wie bitte was?
Was und wo ist dieses Zeitportal?
Und wer ist bitte diese Xelia?"
Von all diesen Informationen kriegte er noch Kopfschmerzen.
Einen kurzen Moment lang schloss er die Augen und atmete herzhaft ein und aus.
"Soll ich ihren Mann suchen gehen?
Oder wie kann ich Ihnen sonst helfen?"

"Ihr könnt es nicht aufhalten", eine Gestallt hatte sich hinter Kevin gestellt.
Ein mittel grosser Magier, der in einem violletten Umhang gehüllt war und die Kapuze ins Gesicht gezogen hatte.
Weisse Haarsträhnen hingen bei der Kapuzenöffnung sanft heraus, doch seine Stimme wirkte jugendlich und sein Trotz verriet, dass er im Grunde noch sehr jung war. Seine über 300 Jahre waren ein zu junges alter für einen Magier in Otopia.
So wie die Vampire nur langsam alterten, so musste auch ein Magier ein gewisses Alter erreichen, um tatsächlich in die Jahre zu kommen.
Mâric blickte auf, seine Augen schimmerten wie gold und er trug einen Stab bei sich.
"Meine Schwester hat ihn mitgenommen", sagte er an Kalif gewannt und blickte zu ihm herab.
Er wandte sich dann an Kevin.
"Wenn du helfen möchtest, Junge.
Dann geh hinaus und sorge dafür, dass niemand neben dem Schild jemals vorbei kommen wird!
Denn falls jemand vorbei kommen wird, werden sie nicht mehr so weise daher reden wie dein alter Freund", lächelte Mâric böse und heimtükisch hörten sich seine Worte an.

Kalif blickte entgeistert zu Mâric, ihm fielen die Worte.
Doch etwas wichtiges fiel ihm noch ein.
"Wohin hat sie ihn gebracht."
Mâric runzelte die Stirn und sein böses Lächeln starb.
"Zu der Zauberschule, oder wie ihr Sterblichen sie auch immer nennt", ernst blickte er zu den beiden.
"Ich habe nicht mehr viel Zeit.
...
Auf bald."

Ihr könnt es nicht aufhalten
Kevin drehte sich erschrocken um als plötzlich Mâric die Worte flüsterte.
Fast wäre der Schulabgänger zu Boden gestürzt da immer noch das kleine Kind an seinen Beinen hing.
Unsicher musterte er den Magier und überlegte innerlich, ob eine Waffe wirklich notwendig sein würde.
Nein, sonst würde vielleicht etwas nur noch schlimmeres passieren.
Meine Schwester hat ihn mitgenommen
Seine Augen suchten Kalfis Blick, um die Reaktion auf die neue Informationen sehen zu können.
"Wer bis-..."
Seine Frage wurde durch die nächsten Worte einfach abgeschnitten.
Dann geh hinaus und sorge dafür, dass niemand neben dem Schild jemals vorbei kommen wird!
Wieder huschte unsicher sein Blick zu Kalif, aber er bleib weiterhin auf der Stelle stehen.
"Wie nennt man dich?" fragte er vorsichtig und versuchte respektvoll zu klingen.
Dieser Mann war nicht von hier, aber vielleicht hatten andere Menschen seinen Namen auch schon gehört.

Zu der Zauberschule..
Wieso dorthin?
Wieso ausgerechnet Hogwarts?
Und was war der Sinn dahinter all diesen Menschen so etwas anzutun?
Wieso Kinder?
Und wieso dieses Portal?
"Hogwarts..?" brachte er schließlich nur heraus und blinzelte verwirrt.
"Was haben deine Schwester und du geplant?"
Jeder Muskel war voller Vorsicht angespannt und dazu bereit in Angriff über zu gehen.
Wer wusste schon, ob nicht auch noch dieser Mann Kalif etwas antun wollte.

[respekt! echt super post clara! =)]

Mâric hatte sich bereits von den beiden abgewandt, blieb aber an der offenen Tür stehen als Kevin zu reden begann.
Ein böses, amüsiertes Lächeln zierte Mârics Gesicht.
Die Kapuze war soweit ins Gesicht gezogen, dass man seine Augen unmöglich hätte erkennen können.
"Du willst also meinen Namen wissen?" fragte Mâric und freundlich hörte sich seine Stimme an.
Doch er öffnete nun entschieden seine Augen und blickte klar nach vorn Richtung Sonne.
'Den Respekt muss ich dir lassen, aber dennoch nenn ich ihn dir nicht.
Kevin, so nennt man doch dich?', hörte auf einmal Kevin eine Stimme direkt in seinem Kopf.
Mâric blickte auf seinen Stab und berührte ihn behutsam, während er weiterhin den Kontakt mit Kevins Kopf pflegte.
Noch immer stand Mâric mit seinem Rücken zu Kevin gewandt.
'Solltest du nicht am Besten wissen, dass Namen ohne Bedeutung sind?', wurde er von dem Magier gefragt.
Kevin wurde von der Kraft los gelassen und Mâric ging ohne noch was zu Antworten los.
Er verschwand und hinter dem nächsten Baum sah man noch Rauch aufsteigen...
Mâric war verschwunden.

[danke, deiner auch! *____*]

Du willst also meinen Namen wissen?
Kevin nickte nur vorsichtig als Antwort, obwohl er wusste das Mâric es nicht sah.
Seine Augen weiteten sich vor Schreck als er die Stimme in seinem Kopf vernahm.
'Den Respekt muss ich dir lassen, aber dennoch nenn ich ihn dir nicht.
Kevin, so nennt man doch dich?'
'Ja' gab er nur gedanklich als Antwort und hoffte das der Magier weiter sprach.
Er wusste nicht wieso, aber dieser Mann oder besser gesagt Junge faszinierte ihn.
Doch bei den nächsten Worten erschien wieder eine leichte Verwirrung auf seinen Zügen.
Unsicher was er sagen sollte, ruhten seine Augen still auf den Rücken des Magiers.
Erst als Mârec hinter dem Baum verschwunden war, erwachte er aus seiner Starre.
"Ich muss mir das anschauen.." sagte er zu sich selbst und schüttelte leicht den Kopf.
"Wa-wie..ich meine..ich denke ich sollte mir das ansehen."
Die Worte hatte er sichtlich unsicher in die Richtung von Kalif gesprochen.
Sollte er oder lieber doch nicht..?
Sein Inneres schien wie leer gefegt und er musste sich kurz schwer atmend an den Kopf fassen.

[danke =)]

Kalif seufzte hinter Kevin betrübt auf.
"Ach mein lieber Junge.
Es gibt nichts mehr nachzusehen.
Denn wenn man erst dieses Portal überqueren möchte... dann wird man seine Jahre verlieren", sagte er.
Kalif schob das Kind zur Seite und erhob sich.
[color=tomato"Kevin-san.
Ich möchte, dass du die Leute, die an dem Portal vorbei möchten, warnst.
Ich werde ebenfalls hier verweilen, doch zuerst muss ich zum Zauberschloss."[/color]