RE: Elis zu Haus - 101

Danny blickte etwas betreten zur Seite.
In dem Moment fühlte er sich aus irgendeinem Grund wie ein Stück Fleisch.
Schließlich aber knöpfte er sein Hemd langsam auf, schob sich am Scheinwerfer vorbei und ging langsam - seine Augen wegen dem grellen Licht verdeckt haltend - auf die gegenüberliegende Wand zu und stellte sich etwas unwissend davor.

Roxana liess etwas Musik laufen im Hintergrund.
"Gut, Danny. Steh seitwärts zu mir gerichtet und schau mich an."

Danny atmete leise aus und tat, wie ihm geheißen wurde.
Auch wenn er immer noch sichtlich blinzelte und die Augen hin und wieder zusammenkneifen musste.

Roxana betrachtete Danny und sie überlegte.
Dann fiel ihr etwas ein und sie holte einen alten, etwas zerfestzten Teddy aus einer Truhe.
Sie lief zu Danny und drückte ihn ihm in die linke Hand.
"Einfach runter hängen lassen", sagte sie.

Dannys Augen weiteten sich sichtlich, als sie plötzlich die halbzerfetzten Teddy hervorholte.
Sie nahmen etwas schmerzliches an, während er sich diesen in die Hand drücken ließ.
Aber noch bevor er dem nachkommen konnte, was Roxana ihm gesagt hatte, hob er den Teddy lieber höher und betrachtete ihn.
Ohne etwas zu sagen, glitt sein Blick darüber und seine Gesichtszüge waren ausdrucklos geworden.
Oho Daaanny..., hörte er eine Stimme in seinem Kopf, die direkt darauf von einer anderen Erinnerung abgelöst wurde.
Wie er da sitzt! Wie ein Baby. So erbärmlich!
Der Atem des Chinesens ging etwas schneller, aber schließlich schüttelte er den Kopf, um das zu verscheuchen.
Es gehörte der Vergangenheit an.
Danny ließ den Teddy darauhin hängen, wie gewollt.

"So ist es gut", freute sich Roxana und sie stellte sich vor ihre Palette.
"Und jetzt nicht bewegen, immer zu mir schauen."
Ehe sie mit der Farbe beginnen würde, begann Roxana die Grundrisse von ihrem Bild mit Kohle zu skizieren.
Roxanas Strichfürhungen waren gezielt und sehr bewusst.
Sie sah immerzu zu Danny und studierte seine Propositionen.

Danny presste leise immer wieder die alte Luft zwischen den Lippen hervor, um kurz darauf wieder neue 'einzusaugen'.
Roxana schien konzentriert und gezielt zu arbeiten, und Danny versuchte sich damit abzulenken, sie dabei zu beobachten.
Mit den immer länger werdenen Minuten wurde es sichtlich schwerer für ihn, still zu stehen.

Ja, jetzt hiess es Warten.
Warten und warten.
Die Sekuden wurden zu Minuten.
Die Minuteen zu...naja, nich gerade Stunden, aber zumal zu mehreren Minuten. xD
Roxana begann schliesslich mit den Ölfarben und trug die Schichten auf.

Es verlangte dem Chinsen wirklich viel ab, wirklich still zu stehen.
Mit der Zeit strengte er sich nochmehr an, nichts davon zu verpassen, was Roxana tat.
Immerhin war das seine einzige Möglichkeit, sich irgendwie abzulenken.
Doch dabei entwich ihm ein kleines kindliches Lächeln.
Dass sie sich überhaupt mit ihm abgab...wo er doch so ganz anders war als sie.
Von nichts eine Ahnung hatte.

"Ich bin gleich fertig", sagte Roxana nach gut einer Stunde, die sich nun noch an die Details wandte.
Sie summte ab und zu mit der Musik mit, die im Hintergrund spielte.
Für sie war diese Arbeit hier entspannend und sehr schön.

Danny hatte sich mit der Zeit schon etwas verkrampft, durch das unentspannte stehen.
Vergebens suchte er nach weiterer Ablenkung und lauschte dabei der Melodie des Liedes.
Innerlich seufzte er.
Warum sie ihn wohl überhaupt hatte malen wollen?
Und wie es wohl aussehen würde?
Danny kannte es schließlich nicht, sich selbst auf einem Bild zu wissen.

Endlich die erlösenden Worte.
"Ich bin fertig!", sagte Roxana.
Sie stellte die Musik ab und liess den Lichtschalter an.
"Du warst tapfer, jetzt bin ich gespannt, was du dazu meinst. Meine anderen Bilder sind leider zerstört worden. Ich hatte hier viele über meinem Bett hängen."

Danny ließ sich direkt etwas zusammensacken, als sie die erlösenden Worte sprach.
Oh, was für ein Gefühl!
Sofort schloss er die Augen und blieb noch einige Augenblicke lang in dieser Position stehen.
Daraufhin umgriff er den Teddy in seiner Hand etwas fester, trat von dem Scheinwerfer weg, neben Roxana.
Doch Danny konnte nichts erkennen, nur hässliche kleine Punkte, die vor seinen Augen hin und her schwebten.
Schließlich musste er sich hier erst mal wieder erneut an die Dunkelheit gewöhnen.
"Ich...warte", kniff er die Augen zusammen und fuhr mit der Hand darüber.

Roxana blickte zu ihm.
Sie verstand nicht, was war und sah dann wieder auf ihr Bild.
Sie hoffte, dass es ihm gefiel.
Roxana hatte Danny gemalt vor einem blauen Hintergrund.
Der Asiate stand da, mit Blick zum Betrachter und dem Teddy in der Hand.
Neben Danny war ein kleines Bild aufgehängt, das wahrscheinlich Danae abbildete.
Roxanas Stil war sehr flächig und impressionistisch.
Sie hatte Danny schwarze Augenringe gemalt und sein Oberkörper hatte warme farben.
Viele Details waren nicht zu erkennen, aber man sah schon, dass er es war und auch, dass er einen Teddy bei sich hielt.
Stolz und zufrieden sah Roxana auf ihr Kunstwerk.
"Und?"

Als Danny endlich so weit war, dass er ihr Kunstwerk betrachten konnte, trat er seitlich hinter sie und schielte über ihre Schulter.
Danny war baff!
Seine Lippen öffneten sich, doch er konnte keinen Ton herausbringen. Nichts.
Er war erstaunt.
Baff.
Sprachlos.
Wenn nicht schon fasziniert.
Ja, dass er darauf zu sehen war, das konnte man erkennen, auch den Teddy.
Dannys Gesichtszüge nahmen etwas liebliches an und er fühlte Stolz für Roxana.
Wirklich.
Das war atemberaubend.
"Wow...", murmelte der Asiate, drehte nach einiger Zeit leicht seinen Kopf zu ihr und betrachtete die junge Künstlerin, wie sie so dort stand und ihr gerade entwurfenes Bild ansah.
Zögernd hob er seine rechte Hand, da er ja mit der linken noch den Teddy hielt und streckte sie nach der Mara aus.
Es war ein innerer Zwang, ihr nicht mit Worten sagen zu wollen, was er dazu fand.
Langsam konnte sie schließlich seine Fingerspitzen an ihrem Rücken spühren, während er aufmerksam auf ihre Schulter und darüber hinweg wieder zu seinem Abbild blickte.