RE: Markt - 1. Etage - 15

"Oh...ich glaube...für Sie, ja."
Er musterte Mischa.
"Nehmen Sie das nicht persönlich. Aber ja, ich denke, für Sie wird es schwer werden, Mischa. Bei Eichenberg leichter, Sie sind eher der ernste Typ nehme ich an."

"Allerdings, ich bevorzuge es... eher gleich zum Punkt zu kommen, nicht gerade bei jedermann beliebt", meinte Mischa.
"Sie müssen wissen, mein Vater interessiert sich hauptsächlich fürs Theater, Señor.
Ich weiss höchstens nur über den unterhaltungsgeschmack bei den Adligen bescheid, nur selten habe ich wirklich etwas über einen Adligen vernommen, sei es auch durch einen Geschäftsmann.
Ich bin nicht allzugut informiert und daher verzeiehn Sie bitte meine Frage, aber ich möchte es lieber aus Ihrem eigenen Munde erfahren, als von einem Buch.
Wie sind Sie genau zu den beiden gekommen?"

"Oh, damals waren Sie noch alles andere als adelig", erklärte Carlos und er freute sich über diese Frage. Nicht oft kam es vor, das er sich mit andern über die alte Zeit unterhielt. Meistens nur mit Douglas und Eichenberg.
"So um 1500, 1600 herum, soweit ich mich entsinnen mag. Oder ach Gott, vielleicht schon 1300, 1400. Ich müsste in einem Geschichtsbuch nachschlagen. Jedenfalls sind die beiden damals noch gejagd gewesen - nein, das ist nicht korrekt. Joseph ist gejagd gewesen, Douglas bereits nicht mehr. Aber beide waren verachtet und ich auch. Weil wir Neuvampire sind. Und ich habe sie kennen gelernt durch den Handel in Venedig."
Carlos nickte.
"Ja, das sind schwere Zeiten gewesen damals. Harte Zeiten. Wenn ich bedenke wie es heute ist. Sie als Neuvampir können hier frei herumlaufen. Das konnten wir erst mit der Zeit und auch dort wurde man oftmals herumgeschubst. Douglas hat sich einmal mit seinem ganzen Geld einen Zylinder gekauft."
Er musste lachen.
"Joseph ist fast an die Decke gesprungen, aber der Gute war clever. Und Eichenberg - Gott segne ihn - ist so mager gewesen, das wir ihm stets ein Kissen unter den Bauch stopfen mussten, es tut sich schliesslich bei Kunden nicht gut, wenn der eigene Partner sich nicht einmal ein Brot leisten kann. Ausserdem mussten wir ihm eine Kette kaufen mit einem Kreuz, damt auch ja niemand zweifelte, daser Christ sei."
Er schüttelte den Kopf.
"Aber ich möchte Sie nicht langweilen, wirklich nicht. Sie sehen schon, die Erinnerungen in mir. Eine schreckliche Zeit und trotzdem die schönste meines Lebens. Seltsam, nicht wahr? Wirklich, es ist furchtbar gewesen. Und doch vermisse ich sie. SIe hätten dabei sein müssen, Douglas in seinem Element, Joseph und ich hatte das vergnügen die beiden des öftern zu sehn."

[oooh =)]

Mischa hörte ihm zu und er glaubte ihm jedes Wort.
So hatte er es sich nciht vorgestellt, zu Ohren ist ihm mal gekommen, dass Sire Douglas und Sire Eichenberg ganz unten angefangen haben, aber dass es ihnen so schlecht ging... nein.
"Ich danke Ihnen für Ihre offenen Worten.
Ich fand es schöner und besser erzählt als in einem der Biograhien die ohne Gefühle und Meinungen die Leser unterrichten", sagte Mischa und nickte ihm kurz anerkennend zu.
"Ein harter Weg bis oben an die Spitze, ich habe gehört Sire Douglas war Pegasus Organisator gewesen, wie kam es dazu, dass er vom Handel abliess?
Oder kam das viel später?"

Florentino kratzte sich am Kopf.
"Oh, also Sie haben ja sicher davon gehört, das Sire Eichenberg den Sklavenhandel angefangen hat. Und Douglas wollte auch etwas eigenes machen. Damals ist es endlich besser gegangen für uns und wir alle haben uns getrennt. Ich habe meinen Handel fortgesetzt und Douglas ist Diener im Schloss geworden. Sehr wohl, Diener."
Er nickte stolz.
Ja, er war stolz auf Douglas.
"Und er hat sich aufgearbeitet - trotz Neuvampir! Er hat begonnen kleine Dinge zu organisieren, wurde dann immer höher und hat letzten Endes vom Frühstück des Königs bis zu den Kaiserbällen A bis Z alles organisiert. Durch Joseph hat er die besten Diener bekommen, durch mich und andere Handelsleute hat er sich die exotisten Delikatessen herbestellt und der Wein von Lady Esther."
Er nickte.
"Schockoladen und Pralinen gab es damals auch. Heute finden Sie das nirgend wo mehr, ist aus der Mode gegangen, weil König Tarabas keinen Gefallen daran findet."

Mischa hob leicht seine Augenbrauen, schon verblüffend wie sich alles änderte als Tarabas kam.
Früher so festlichkeiten und heute war es bei dem Schloss wie ein Grab, zumindest kam es ihm gerade so vor.
"Als er geadelt wurde, verliess er kurz danach das Schloss, oder als dieser Traum mit all den Dingen zerplatzt wurde?"
Mischa nahm sich vor in den nächsten Tagen unbedingt ein Buch über Sire Douglas und Sire Eichenberg zu lesen und nicht zu vergessen über Florentino!

"Also geadelt wurde er so um...1670 rum. 1674 wenn ich mich recht entsinne. Nein, Douglas ist am Hof geblieben bis 1700. Bis König Pegasus leider schmerzens gegangen ist", sagte er.

"Das kann ich gut verstehen", sagte Mischa ehrlich und blickte einen Moment zu ihm.
"Sagen Sie mir, was halten Sie eigentlich von Cyrill.
Er kann auch viele seltene Dinge beschaffen, ist mir oft zu Ohren gekommen, glauben Sie er würde es noch heute tun?"

"Mhhh davon würde ich abraten. Er ist Schattenvampir und würde Sie nur übers Ohr hauen."
Er schüttelte den Kopf.
"In Ihrem Fall, suchen Sie nach Rodrigues."

"Rodrigues?", Mischa hatte von diesem Namen noch nie gehört, aber hörte sich jetzt schon nach jemanden an, der starken Charakter besass.
Ebenfalls spanischer Name, daran lag kein Zweifel.
"Und wo kann ich diesen Mann bekommen?
Handelt er mit Seide, oder weswegen raten Sie mir gleich von ihm, Señor Florentino?", fragte Mischa und war sehr interessiert, dass war keines falls eine Abwendung, nein, er wollte gerne mehr von ihm erfahren.

"Tut mir leid, aber ich bestehe darauf, dass Sie das selbst herausfinden", sagte er freundlich.
"Sie sind jung und haben das Leben noch vor sich. Sie werden sehn, Mischa. Es ist leichter als Sie denken."
Er streckte ihm dann seine Hand entgegen.
"Viel Glück."

Mischa nahm die Hand an und blickte weiterhin zu ihm.
Ja, Florentino hatte ihm genug geholfen.
"Vielen Dank, ich werde es brauchen", meinte auch Mischa.

Florentino schüttelte sie und ging dann davon.

Antonia stand etwas abseits vom Markt und sie biss in einen Apfel.
Misstrauisch beobachtete sie die Leute, die vorbei gingen.
Immer bereit weg zu springen.

Tirus stand an eine Mauer gelehnt und er beobachtete das Geschehene.
Er betrachtete die Leute und musterte einige.
Ein Strassenjunge kam auf ihn zu und sah fragend zu ihm.
Tirus nickte schliesslich.
Der Strassenjunge namens Ian zwinkerte.
Er rannte dann los und riss einem reichen Adelsman seinen Stock weg.
"Was zum- Hilfe! Dieb!"
Das war sein Stichwort.
Tirus rannte los und er verfolgte Ian.
Dieser wartete hinter einer Ecke und reichte Tirus dann den Stock.
Tirus gab ihm darauf ein kleines Büchlein mit silbernem Einband und Ian verschwand.
Tirus hingegen eilte dann zurück zu dem Mann und reichte ihm den Stock.
"Tut mir leid, ich konnte den Dieb nicht fassen", sagte er leicht ausser Atem und strich sich über die Stirn.
"Man kann nie genug vorsichtig sein, danke Junger Mann. Gott segne dich."
Tirus nickte.
"Mein Name ist Tirus", sagte er.
"Wie? Oh...ähm...ja...na schön, hier hast du eine Belohnung."
Er reichte Tirus ein Goldstück.
"Nein Sir, das kann ich nicht annehmen. Ich diene nur der Grechtigkeit."
"Nehmen Sie es, nehmen Sie es!"
Tirus lächelte und machte dann eine Verbeugung.
"Für die Kirche werde ich es gerne spenden."
Er nahm das Goldstück und ging dann.