RE: Markt - 1. Etage - 19

Mirjelle blinzelte ein wenig, als Luciana sprach und Cyrill verzog leicht die Lippen.
Na hoffentlich hatte sie nichts gemerkt wegen den Zähnen.
Mirjelle lächelte schliesslich und nahm das Goldstück nickend an.
Sie reichte Luciana eine Mirabelle und kramste aus der eingenähten Tasche ihres Rockes vielerlei Silbermünzen heraus, während sie zählte.
Cyrill derweilen griff in den Goldbeutel von Luciana und nahm eine Hand voll weiterer Goldstücke hervor.
"Ist schon okay, wir müssen weiter", sagte Cyrill, während er die Goldstücke schnell ein den Korb zu den anderen Mirabellen legte und Luciana am Ärmel griff.
Mirjelle hatte nichts davon bemerkt, denn sie war immer noch angestrengt am zählen.
70 Silberlinge, hatte sie denn so viele?
"Tut mir leid, ich bin gleich soweit", sagte sie mit entschuldigender Stimme und zählte die Münzen in ihrer Hand.
Cyrill lief dann schnell voran von der jungen Frau weg, weiter dem Markt entlang.

Luciana ließ sich von Cyrill mitziehen.
Sie schaute nicht zurück sondern hatte ihren Blick wieder gesenkt.
Das wa rungewohnt. Sie durfte nichts sagen.

Als sie ausser Mirjelles Reichweite waren, verlangsamte Cyrill seinen Schritt.
Er sah kurz auf zu Luciana und lächelte ihr mutmachend zu.
"Propaganda hier, überall. Hab ichs doch gewusst.
Schau mal, in den Gebirgen gibt es zwei Merchisten...einer ist Feres, ich glaub den hast du schonmal kennen gelernt und der andere heisst Vladimir."
Er kramste seinen Oh-gesegneter-Vladimir-Zettel hervor und tippte darauf.
"Feres möchte selbst König werden und Vladimir will Otopia in ein Kommunistisches Regime umwandeln.
Verrückt."
Einige Soldaten liefen vorbei und Cyrill blieb stehn.
"Hoch lebe Prinz Joel!", rief er und einer von ihnen blieb stehn.
Er tätschelte Cyrill zufrieden auf den Kopf.
"Na kleiner, magst du den Prinzen?"
"Ja", sagte Cyrill.
"Sehr sogar. Und die Soldaten. Ihr seid alle so mutig! Wenn ich gross und stark bin, will ich genauso werden, wie Ihr, mein Herr!"
Der Soldat lachte und er reichte Cyrill dann ein Goldstück.
"Hier, mein Sohn."
Er trat dann davon und Cyrill reichte Luciana das Goldstück für den Beutel.
Er trat dann weiter und hielt Ausschau nach weiteren Schriften und Plakaten.

Während Cyrill mit den Soldaten sprach, hatte Luciana den Blick gesenkt.
Dann steckte sie das Goldstück in den Beutel.
"Interessant" sagte sie dann leise.

"Nein, eher verrückt das ganze", meinte Cyrill, der dann weiter vorne Tirus sah.
Tirus stand am Waffenstand und er strich über die verschiedenen Pfeile.
"Siehst du den?"
Cyrill versteckte sich mit Luciana hinter einem Pfosten und deutete auf den langhaarigen Soldaten.
"Der tut mir ganz fest leid, er hat seine Seele an die Schatten verkauft.
Genauso wie Katsumi damals."
Er schüttelte den Kopf und sah dann wieder zu Luciana.
Wie schön sie doch war.
Ihre Gesellschaft war ihm mehr als angenehm.
"Es gibt noch eine Gruppe die gegen den König kämpfen wird, abgesehn von den Merchisten.
Das sind die Magier und Schatten."
Tirus trat dann von dem Stand weg und lief dem Markt entlang ihnen entgegen.
Cyrill drehte sich von ihm weg und biss in seine Mirabelle.

Seine Seele verkauft?
Luciana wandte sich genauso wie Cyrill ab.
Dann jedoch beugte sie sich etwas vor und putzte Cyrill die Mundwinkel.
"Nicht so schnell essen liebling" flüsterte sie dann.

Etwas verdattert schaute Cyrill zu Luciana.
Was tat sie da?
Gerade in dem Moment passierte Tirus und er blickte kurz zu den beiden.
Dann lief er vorbei und Cyrill sah ihm nach.
"Mh...danke...gut gemacht", sagte Cyrill, der sich dann über den Mund strich und sein Blick fiel dann auf ein Plakat direkt hinter Luciana.
Es war gross und eine grosse Skizze von Joel war abgebildet.
Ja, Joel Brown.
Cyrill vermisste ihn ehrlich gesagt, er ist ein guter Schüler gewesen.
Auf dem Plakat stand folgendes über der Skizze:
Warum ist der Prinz gestorben?
Es lebe Prinz Joel in Ewigkeit!
Er gab unserer Stadt Ruhm und Schönheit zurück.
Auf das Otopia lebe für ihn!

Luciana stellte sich dann wieder normal hin.
Dann strich sie ihm über den Kopf und musste sich ein lachen verkneifen.
Sie folgte dann seinem Blick und schaute auf das Plakat.
Sie erkannte Joel. Schließlich waren sie auf der selben Schule.
Er war der Prinz von Otopia gewesen?

"Weisst du, was die hier machen?", fragte sie Cyrill dann und er sah zu Luciana hoch.
Er beantwortete die Frage gleich selber.
"Das ist eine clevere Strategie, Vladimir macht solche Dinge gerne.
Er setzt den König eigentlich indirekt an zweite Stelle, indem er den Prinzen todlobt.
Prinz Joel als grosses Idol der Welt."
Cyrill schüttelte den Kopf und er las den Text erneut.
Warum ist der Prinz gestorben?
Es lebe Prinz Joel in Ewigkeit!
"Joel ist für die Schattenvampire schon fast so etwas wie ein Gott, weil er hier recht viel aufgeräumt hat.
Er war gut, das will ich nicht leugnen.
Aber sie verehren ihn mehr als den König und weil Tarabas ihn vor einem guten Jahr getötet hat, machen sie dem König jetzt den Prozess. Voilà, gehn wir weiter?"

Luciana nickte.
"Warum hat der König ihn umgebracht?" fragte sie und schaute zu Cyrill runter.
Sie blieb stehen, anstatt ihm zu folgen.

Die heiss geliebte Frage, die auch auf allen Zettel stand.
Und da rief auch schon ein Soldat hinter ihnen, was Luciana ihn ebenfalls fragte:
"Warum ist der Prinz tot?
Was will der König von uns?
Wie sieht die Zukunft Otopias aus?"
Cyrill lief mit Luciana weiterhin dem Markt entlang, als er zu ihr hoch schaute.
All diese Leute wussten die Antwort nicht, also warum fragte sie ihn?
"Tarabas hat Joel gern gehabt" sagte Cyrill.
"Darum hat er ihn getötet.
Weil er damit nicht klar gekommen ist."
"Gesegnet sei Merchist Vladimir!"
Ein Offizier stellte sich ihnen in den Weg und blickte dann zu Luciana und ihren Korb.
"Na süsse, wie viel bekommt man für deine Früchte?
Und ich will nicht nur von denen in deinem Korb naschen!"

Luciana schaute zu Cyrill und erschrack kurz, als sie angesprochen wurde.
Nicht nur von dem in ihrem Korb naschen?
Ich geb dir gleich nicht nur von denen in dienem Korb naschen
dachte sie und sie hatte mühe ihm nicht einfach eine zu kleben.
"Die Feigen kosten 40 Silberlinge das Stück"

Der Soldat blinzelte.
"Hey, bist du ein Mensch?", fragte er dann und griff sie fest an ihrem Kiever.
Cyrill weitete die Augen und schrack auf.
"Merchist Vladimir!", schrie er laut und der Soldat drehte seinen Kopf zu ihm.
"Merchist Vladimir ist da, hoch lebe er!", rief Cyrill und die umliegenden Leute reagierten darauf.
Sie traten an die Seiten, verneigten sich automatisch oder begannen laut seinen Namen auszurufen.
Schon hatte der Soldat Luciana vergessen und Komawroski kam des Wegs.
"Hört auf ihr Narren, der Merchist ist nicht hier!", schrie der Russe wütend und Cyrill rannte los in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
"H- hey!", rief der Soldat und er griff nach Luciana.

Wie ich diese Welt hasse... schoss es Luciana durch den Kopf.
Sie wollte Cyrill hinterher, doch sehr weit kam sie nicht, da der Soldat nach ihr Griff.
Beinahe hätte sie die Feigen fallen lassen.
Erschrocken starrte sie den Soldaten an.

Der Soldat schlug ihr den Korb aus der Hand und zog Luciana mit einem festen Ruck an sich und fuhr mit seiner Zunge begierig an ihren Hals.
Er umklammerte ihren Bauch und drückte sich an sie, während Dimitrij daherkam und von den anderen Soldaten her ein Chaos herrschte.
"Pablov!", rief Komawroski, doch Pablov machte weiter und zerriss Lucianas Kleid, während die anderen Soldaten das gemeine Bürgertum wieder beruhigte und erklärte, Vladimir käme heute nicht.
"Pablov!"