RE: Markt - 1. Etage - 16

Komawroski lief mit Tirus dem Markt entlang.
Der junge Lichtvampir trug seit neuem eine Offiziersuniform und war sich noch etwas ungewohnt darin.
Besonders, weil sie nicht so aussah wie bei Marcellus.
Einen Umhang hatte er nicht mehr.
Stattdessen trug er einen grünen Anzug, Stiefel und beige Hosen.
Als Waffe hatte er einen Dolch, eine Pistole und eine Peitsche bei sich, auch sehr ungewohnt.
Und was ihn vielleicht am meisten störte, war die Offiziersmütze auf dem Kopf.
Ein grund mehr, möglichst bald aufzusteigen, um aus diesem Ding rauszukommen.
"Hier geht alles nach Plan, mein lieber", meinte Komawroski, der angewidert auf einen Bettler spukte.
"Disziplin und ordnung! Zeit und genauste Angaben. Über alles wird Buch geführt."
Tirus lief dem General hinterher und kam sich hier so fremd vor wie noch nie zuvor.
Einige Tage zuvor war er wie ein König durch diese Gassen gelaufen, nun fühlte er sich wie ein Sklave, ein wertloser Diener, ein Schosshündchen dieses miesen Komawroskis.
"Gute Taktik, General."
"In der Tat."
Er blieb dann stehn und strich einer Hure über den Hals.
Schliesslich schubste er sie weg und lief weiter.
"Nichtmal schöne Weiber gibt es hier. Suchst du Lust und Erlösung, gehe nach Westen. Hier findest du nur Bauerntrampel und der Krieg. Ja, Krieg..."

Amon flog hinunter auf die 1. Etage und verwandelte sich dort wieder in einen Vampiren.
Er lief dann durch einzelne Stände und griff sich, was ihm gerade passte und wenn es niemand sah.

Fionn ging mit Mischa durch die Strassen des Marktes.
Vieles wurde dort verkauft, etliche Vampire fanden sich hier auf und kauften und verkauften.
"Wirklich, ich könnte mich vergangenheitlich nicht mehr vorstellen, dass dieser Ort hier einmal der Dreck auf Erden war", begann Fionn und blickte dabei auf die Marktstände.
Mischa schwieg und blickte ebenfalls zu den Ständen.
Er öffnete schilesslich den Mund.
"Und wofür habe ich diese Ehre?", er blickte nun abwartend zu Fionn.
Fionn sah ihn freundlich an.
"Erinnern Sie sich noch an den Unterricht letzlich?
Wir waren uns damals niht einig gewesen und im nachhinein, fragte ich mich, weswegen Sie gerade mit dem ganz grossen und schweren beginnen wollen?", Fionn sah ihn aufmerksam an.
"Mr. Fionn, ich kann mir vorstellen, dass so etliche misstrauisch sind, aber es ist mir egal, was andere Vampire davon halten, über mich denken und über mich urteilen", sagte Mischa um dies nun mal klar zu stellen.
"Natürlich, ich wäre enttäuscht gewesen, wenn sie anderer Meinung sind", erwiderte Fionn.
"Aber gerade Seide, wie stellen Sie sich das vor?
Selbst die erfahrensten Handelsmänner, gehen diesem aus dem Weg."
Mischa ging neben Fionn her, dieser war um einiges grösser als er selbst.
"Nun, ich habe die Absicht dies zu tun, weil es so selten ist. Wenige Konkurenz und es ist schwer zu beschaffen.
Stellen Sie sich einmal einen Wassersucher vor in einer Wüstengegend, er muss wissen wo die Quellen zu suchen sind und sie gut verdecken, dass nicht ein anderer sie noch nach ihm findet.
Verstehen Sie?"
"Aber selbstverständlich", sagte Fionn.
"Nur weiter Mr. Mischa... ich höre zu."

Mischa blieb nun stehen und blickte Fionn an.
"Sehen Sie, es ist im Grunde ganz einfach.
Selbst in einer Wüste brauchen die Menschen Wasser, in Otopia ist dieser Begriff uns fremd.
Aber eines können Sie nicht ausschliessen.
So wie die Menschheit das Wasser braucht, brauchen die Adligen in Otopia auch Seide.
Ohne Seide würde sich eine Geschichtliche Entwicklung statt finden, zwar sterben sie nicht, aber etwas würde von den Adligen entrissen werden", erklärte nun Mischa.
Fionn blickte ihn lange an.
Er sagte dazu nichts und wollte sich auch nicht äussern, nun wusste er jedenfalls weswegen Mischa dies vor hatte und so bewusst war, damit einen Gewinn zu machen.

Señor Florentino ging durch den Markt und seine Hände glitten einigen Stoffen entlang.
Er wartete hier auf seinen neuen Praktikanten.

John erschien. Er betrachtete kurz die Vampire und ging dann zielstrebig auf Señor Florentino zu.
"Guten Tag Sir" grüßte er ihn höflich.

Florentino musterte John kurz und nickte ihm dann zu, während er einer Verkäuferin zwei Goldstücke bezahlte.
"Ah, Mr. Bowler, nicht wahr?"
Er reichte ihm die Hand.
"Ich bin Señor Florentino, wir hatten ja bereits in der Universität das Vergnügen. Sind Sie oft hier?"

John ergriff seine Hand mit einem für ihn typischen, festen Griff. "Nein Sir" antwortete er ein wenig knapp.
Er hielt den Markt zwar für interessant, aber meistens war er lieber in seiner Wohnung und studierte dort einige Bücher.
"In letzter Zeit zumindest nicht" fügte er etwas nachdenklich hinzu.

Florentino nickte und er lief dann mit John ein Stück.
"Sie werden diesen Platz vortan gut kennen lernen. Die Waren, die Orte, die Leute..."
Er blickte dabei zu ihm.
"Regel Nummer eins eines Kaufmannes ist stets Kontakte knüpfen und Leute gewinnen! Wenn niemand Sie kennt, weiss auch niemand, womit Sie handeln. Also junger Mann, haben Sie bereits eine Ahnung in welche Richtung Sie gerne handeln möchten? Vielleicht irgendwelche Ziele?"

John schüttelte bedächtig den Kopf. "Ich habe mir während meines Studiums bereits einige Gedanken gemacht" begann er.
"Aber ich fürchte, ich bin noch zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen."
Er versuchte sich all die Ratschläge Florentinos gut einzuprägen.

Florentino nickte und er grüsste einige Leute, die vorbeigingen.
"Welche Leute wollen sie gewinnen? Die Armen? Die Bürger? Die Reichen? Die Soldaten?"
Er blieb stehn und deutete in eine Seitengasse.
"Schaut her, die eine Zielgruppe ist dort. Und die andere vielleicht-"
Er deutete mit seinen Händen nach oben in die weiteren Etagen, wo eher reichere Leute lebten.
"Dort. Gewinnt Ihr alle, dann werdet Ihr euch hier einen Namen machen. Kennt Ihr irgendwelche Gedichte? Sagen vielleicht? Was wisst Ihr über die 900 Verse?"
Unzählige Fragen, die Florentino zu stellen wusste, und daher stellte er sich schliesslich an einen Stand mit John und begann einige Stoffe zu betrachten, damit dieser jetzt nun auch etwas Zeit und Raum finden würde, zu Antworten.

John seufzte innerlich, doch äußerlich blieb sein Gesicht ausdruckslos.
Er hatte gewusst, dass er sich solchen Fragen früher oder später stellen musste.
"Ich will die Bürger gewinnen" begann er nach einer Weile.
"Ich will nicht den Reichen dienen, sondern dem einfachen Volk, das es aber leisten kann bei mir zu kaufen.
Die 900 Versen..." Für diese Antwort ließ er sich noch länger Zeit, da er nicht genau wusste wie er sie am besten definieren könnte.
"Es sind alte Schriften, die etwas über das Leben der jeweiligen Vampire und Bevölkerungsschichten aussagen.
Sie sagen etwas über den König, oder den Prinzen. In meiner Freizeit habe ich mir einige von ihnen schon einmal angesehen."
Er betrachtete die einzelnen Händler auf dem Markt und die vorbeieilenden Vampire.

Florentino blickte nicht zu John, als dieser erzählte.
Er hatte sich viel mehr den Waren zugewandt und musterte diese.
Die Bürger wollte John also gewinnen, das machte das ganze Einfacher, hiess aber auch, dass er zwischendurch immer wieder etwas unternehmen müsste, weil die Bürger nicht überall regelmässige Kunden waren.
Als der John geendet hatte, wandte sich Florentino wieder an ihn.
Er lächelte leicht.
"Die 900 Verse helfen in manchen Geschäften. Halten Sie sich stets vor Augen, John, dass das Volk König Tarabas verehrt...und somit also auch die 900 Verse. Bei den Reichen wäre da andere Lektüre nötig."
Damit lief er wieder weiter mit John, wobei dann ein Mann mit langen braunen Haaren an ihnen vorbeilief und stehn blieb.
"Oh Pablo, ich wollte dich heute noch sprechen!"
Florentino sah fragend zu diesem.
"Oh, ja natürlich, William. Ich bin gerade beschäftigt, das ist John Bowler, mein Praktikant. John, Mr. Gilles ist ein guter Bekannter und enger Freund meinerseits. Er hat gute Beziehungen zu Sire Eichenberg und somit zu jeder Handelskette weltweit."

William lächelte bescheiden.
"Oh, nun wenn du Venedig als weltweit bezeichnest. Freut mich."
"Mr. Bowler hat mit soeben erzählt, dass er das Bürgertum erobern möchte", erklärte Florentino und William hob die Augenbrauen.
"Aaahh...dann würde ich doch einmal den Kontakt mit Lazaros aufsuchen, da lernt man sprechen. Nun, ich wünsche Ihnen Hals und Beinbruch, Mr. Bowler."

"Danke Sir." John sah William erfreut an.
"Ich werde es mir merken" sagte er und meinte sowohl die vorangegangenen Sätze Florentinos, als auch die Worte von Gilles.
"Es war sicherlich ein weiter Weg bis zu ihrer Stellung" Es klang mehr nach einer Frage als nach einer Feststellung.