RE: Anwesen Joseph Eichenberg - 16

Es war D'Epinay, der geschickt wurde und ihm war das alles mehr als unangenehm.
Ja, gerade heute wo schliesslich Eichenbergs Geburtstag war.
Er salutierte kurz vor dem mächtigen Herrn.
Eichenberg hatte sich nicht die Mühe gemacht aufzustehn.
Heute war er nicht in Stimmung dazu, den Gesunden zu spielen.
"Im Namen aller Offiziere und Generäle, wünsche ich Ihnen alles Gute zum Geburtstag, Sire Eichenberg. Mögen Sie Wohlstand und Ehre erlangen in ganzer Fülle!"
"Danke, junger Mann", bedankte sich Eichenberg leicht nickend.
D'Epinay machte eine Verbeugung.
"Leider muss ich Ihnen eine unangenehme Botschaft übermitteln. Ihr Gefangenenlager...es..."
Eichenberg wurde aufmerksamer.
"Sprechen Sie, D'Epinay...ist die Pest ausgebrochen? Gab es Fluchtversuche?"
D'Epinay seufzte leicht.
"Ich fürchte schlimmer, Sire. Die Diener und Mätressen sind alle tot aufgefunden worden."
"Alle Diener?"
"Alle. Und die Sklaven sind verschwunden - ich nehme an, dass sie es verursacht haben, bevor sie geflohen sind."
Eichenberg schwieg stille.
Er wandte seinen Blick von D'Epinay und fasste sich dann am Kinn.
D'Epinay verbeugte sich.
"Es tut mir leid. Gestatten Sie, mich zurück zu ziehn."
Eichenberg winkte ab und D'Epinay ging.

Jessica sass an ihrem Tisch, sie hielt eine Brosche in der Hand und blickte zu ihrem Spiegelbild. Gegensatz zu normalen Vampiren, war das bei Otopianer durchaus vorhanden. Jessica war in Gedankenversunken, so einiges spielte sich in ihrem Kopf ab… Erinnerungen, Wünsche. Sie blinzelte kurz, als ihr jemand in den Sinn kam und legte die Brosche auf den Tisch ab.
Sie seufzte und fuhr sich dann ins Haar und dachte dabei weiterhin nach.
An Douglas, die Überraschung- bei Douglas blieb es wiederum hängen. Sie war froh, nicht oft bei den Adligen sein zu müssen, sie fühlte sich nicht zu ihnen hingezogen, noch glaubte sie, dass diese sie ernsthaft aufnehmen wollten.
Jessica lächelte heiter über den Gedanken doch ein weiteres Geheimnis von der reichen Gesellschaft zu bleiben.
Zufrieden über diese Tatsache stand die Mara auf und ging zum Fenster, es war hell und ein herrlicher Tag.
So wie immer bei den Lichtvampiren.
Jessicas Herz wurde bei diesem Anblick wieder wärmer und die Ansprannung lockerte sich.
Sie machte sich nämlich oft Sorgen um ihren Vater. Die vielen letzten Nachrichten, die Tatsache, dass er nicht mehr richtig laufen konnte und selbst mit dem Stock mühe hatte, war nicht gerade aufheiternd.
Jessica brauchte ihn doch schliesslich und er sie...
'Und wenn sich das Tor für einen Christen öffnen würde?', Jessica strich mit ihren Händen dem feinen Seidenstoff des Sessels entlang und war in Gedanken vertieft. Sie stellte sich ein Leben vor, dass anders sein würde... anders als das hier.
Weg von dem engen Haus, in dem sie sich so viele Jahre geborgen fühlte.
Konnte sie es aushalten?
Jessica schluckte leicht und blickte beunruhigt zu einem Gemälde.
'Was Mutter wohl an meiner Stelle getan?', dachte sie.
Doch dann lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Nein!
Sie griff sich auf die Schnelle eine Haarspange und eilte aus dem Zimmer hinaus.

Narissa sass auf den Knien am Bett von Eichenberg und hielt seine Hand.
Ihre Augen waren wässrig und besorgt sah sie zu diesem auf.
Der Arzt war soeben gegangen und hatte seine neuerdings tägliche Kontrolle durchgeführt.
"Es wird sicherlich besser werden", sprach Narissa, um sich selbst und auch Eichenberg Mut zu machen.
Doch Eichenberg, so wusste sie, glaubte nicht daran, schon lange nicht mehr.
Ich bin schon alt, Narissa, pflegte er immer zu sagen, und auch wenn das jeder leicht sagte, so war es bei Eichenberg doch definitiv der Fall.
Ganze 1'000 Jahre älter als Douglas, das musste man sich klar werden.
Während drüben in der Nachbarschaft gefeiert wurde, dass man es sogar bis hierher hören konnte, herrschte in diesen jüdischen Räumen eine bedrückte Stille.
Schon Wochenlang und man fürchtete Eichenberg könnte ein weiteres Mal zusammen brechen.
Douglas kam nicht gerne hierher.
Und so viel wie letztens hatte er sich hier nicht blicken lassen.
Man merkte gut, das etwas anders war, als sonst.
Selbst Lady Esther hatte sich auf den weiten Weg gemacht gehabt, Eichenberg einmal zu besuchen.

Maximilian wurde durch die kleinen Räumlichkeiten geführt und er klopfte schliesslich an Jessicas Zimmertüre.
"Jessica? Ich bin es, Maximilian Morrel."

Jessica sah fragend zu der Tür, sie sass bei ihrem Frisiertischchen mit dem grossen Spiegel.
Sie erhob sich und öffnete die Tür.
"Maximllian, was verschafft mit die Ehre deines Besuchs?"
Hatte es mit dem Ball zu tun?
Sie hoffte es würde einen anderen Grund dafür geben.

Eichenberg lief durch sein Arbeitszimmer.
Er hielt sich am Rücken und stützte sich an der Wand ab.
"Isabella!"

[oha! tut mir leid, dass ich es erst heute gelesen hab!!]


Isabella kam sogleich zur Tür herrein.
Sie verneigte sich und kam näher auf ihren Herren zu.
"Sire Eichenberg, was kann ich für euch tun?"
Die Mara mochte den ehrenwerten Vampir und es tat ihr sehr leid, dass er Schmerzen erleiden musste.
Wenngleich Vampire ein schier endloses Leben hatten, schien es an dieser Stelle keine Freude mehr zu bereiten.

"Ich wünsche meine Strikjacke, sie liegt dort."
Er zeigte leicht gequält auf den Fenstersims und stützte sich weiterhin an der Kante seines Schreibtisches ab.
Er wollte Jessica zur Abwechslung einmal nicht belästigen, sie sollte auch einmal zur Ruhe kommen.
Auf dem Fenstersims lag die Strickjacke und nebendran war ein kleines Büchchlein aufgeschlagen, mit der Stelle:

Damals gesehn,
noch nie berüht.
Meine Lippen beben für den einen Kuss,
den du mir geschenkt im Traume.
Schlaflose Nächte,
wie ein junger Bub wünschend,
versinkend in deinem schwarzen Haar.

[schöne Worte!]


Isabella nickte sogleich und ging zum Fenstersims.
Mit zarten Händen nahm sie die Strickjacke und sah auch das aufgeschlagene Büchlein aus den Augenwinkeln, mit den geschriebenen Zeilen.
Aber die junge Mara blickte nicht wirklich darauf, sondern brachte die Strickjacke zu Eichenberg.
"Bitte, Sire" half sie ihm in die Ärmel.

[hoffe is ok]

Eichenberg liess sich helfen beim anziehen und er setzte sich dann auf den Stuhl.
Dann deutete er mit seiner Hand auf den Fenstersims und die Worte, die dort geschrieben standen.
"Kennst du das?"

Isabella legte die Hände zusammen und blickte auf die Worte von Eichenberg hin nocheinmal zu dem Büchlein.
Jetzt erst las sie die Zeilen richtig und ein unbewusstes, leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen.
"Die Worte sind sehr schön, doch ich kenne es nicht, Sire."

Eichenberg öffnete eine Schublade und deutete nun auf eine weitere Seite in einem Büchlein.
Isabella...
Erhaben reitest du den Gezeiten entgegen.
Mit erhobenem Haupt, hoch zu Ross und offenen Haaren.
Dein Schwert wird dich leiten, mein Herz wird dir Kraft und Quelle sein.
Du kämpfst für die Unsren. Für die Deinen, Liebste.
Du kämpfst für den König und für dich selbst, Schönste.
Du kämpfst für die Feinde. Für die Leidenden, Gerechte.
Du kämpfst, weil du kämpfen musst, Isabella.
Egal wo du sein wirst, egal was dir geschieht;
Meine Gedanken werden dich stärken und begleiten.
"Und das hier kennst du?"

Isabella blickte auf die Seite des Büchleins und währe sie nicht schon so trainiert in Haltung und Mimik, währe sie wohl mit offenem Mund dagestanden.
So blickte sie ruhig auf die Zeilen, die ihr sofort wieder ins Gedächtnis stiegen, als ob der Diener sie erneut vorlesen würde.
Die junge Mara erinnerte sich natürlich an den Tag, andem sie diese Worte in Zipora's Zimmer vernommen hatte.
Isabella nickte.
"Ja, Sire. Das kenne ich" bestätigte sie demütig.

Eichenberg schwieg darauf.
Er faltete die Hände und sah mit einem vielsagenden Blick zu Isabella.
Sein Schweigen war Aussage genug.

Isabella spürte seinen Blick auf sich ruhen und sah vorsichtig zu Eichenberg auf.
Sofort fühlte sie sich betroffen und Joseph Eichenberg gab ihr das Gefühl, dass sie sich schämen musste.
Demütig sänkte sie ihren Blick.
Isabella fühlte sich nicht gut.