RE: Hofresidenz Androvski - 16

Joyce sah auf und ging zu ian.
Sie las sich den brief Stirnruntzelnd durch.
"Schon... nur das ich kein Papier mehr verwende. Ich bevorzuge das Handy"
erklärte sie. Sie wandte dann den Blick ab und sah zu Graf von Fernand.
"Wer ist das?" flüsterte sie leise zu Ian.

Ian hatte leicht schmunzeln müssen.
"Von wegen", murmelte er und als Joyce ihn auf den Grafen aufmerksam machte, sah er fragend zu diesem.
Er zuckte die Schultern und Charles ging einige Schritte auf diesen zu.
"Monsieur le conte, was erhoffen sie sich denn hier zu erfahren? In diesen dunklen Räumlichkeiten, ganz alleine und ohne Begleitung?"

Der Graf hatte von der Schwertklinge aufgesehn und er antwortete sogleich.
"Ravinesse, mein Lieber Mr. Bailey, Ravinesse in all ihren Formen", antwortete er.
"Das heisst, wie man besonders raviniert Rache üben kann."

Joyce sah Ian dann an und grinste leicht.
Sie ging dann zu einer anderen Vitrine und sah auf die Schriften.

In der Vitrine war ein weiterer Brief.
Douglas' Handschrift liess sich leicht lesen.

Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühn.
Es gelbt so gelb, wenn uns das Geld entfällt bzw. wegjubelt.
Womit ich auch schon beim Thema bin: Ich könnte dir ja gut schreiben, dass ich überfallen und misshandelt worden wäre - ja sogar von einem Jud, ai! Aber Ehrlichkeit lässt sich leichter aus der Hand aufs Papier schreiben, daher:
Ich bin knebbe mit Gold - das heisst, wie unsere Freunde so schön sagen, es fehlt mir an finanziellen Mitteln.
Salute!
Douglas

Neben dem Brief waren noch andere Sachen in der Vitrine.
Einige alte Siegel und wertvolle Goldmünzen.

Charles sah weiterhin zu dem Grafen.
"Ich verstehe...und Sie sind also hier, diese...brutalen Methoden zu studieren, nicht wa-?"
"Es gibt subtilere Methoden einen Vampir leiden zu lassen", fiehl im der Graf sogleich ins Wort.
"Die zwar weniger gewalttätig sind, aber umso grausamer, da man sie um Jahre verlängern kann."

Joyce hatte am Amnfang des briefes gelnagweilt deine Augenbraue gehoben.
Dann jedoch grinste sie leicht.
Erstaunt betrachtete sie dann die Goldmünzen.

Charles, Joyce und Ian gingen derweilen in Baileys Anwesen.

Zeitsprung

In der Residenz fand ein aussergewöhnliches Treffen statt. Es war die jährliche Androvski-Feier, in der nur die Familienangehörigen gestattet waren und empfangen wurden. Ja, selbst Diener hatten hier nichts zu suchen, alles war ausschliesslich von den Androvskis organisiert. Ob Kinder, Eltern, Ehefrauen und Ehegatten, Nichten und Cousins, jeder der ein Androvski war und diese hohe Ehre genoss, erschien hier einmal im Jahr.
Die Familie Androvski war gross, alleine Douglas alleine hatte bereits schon 27 Kinder und seine Kinder hatten ebenfalls Kinder usw. Der Höhepunkt am ganzen Fest natürlich waren Douglas‘ und Andrejs Eltern, Aleksándra und Maximus, die ältesten der Androvski-Generation. Sie lebten, wie viele der Familie, ausserhalb der Residenz und auch ausserhalb der Lichtvampir-Gesellschaft. Androvskis sind eher Dunkelvampir-orientiert, und so ist es auch kein Zufall, dass meistens nach alt otopianischen Gesetzen gelebt wird. Ausnahmen sind Anlässe wie heute zum Beispiel.
Douglas trat durch die Räume, er hatte bereits all seine anderen Gäste, Hofdamen, Diener und Mätressen hinaus gescheut, denn heute durfte kein fremdes Gesicht hier sein! Ihm war es nicht schwer gefallen alles selber zu organisieren und aufzubauen, zu dekorieren. Nein, es kam sogar schöner als sonst, so fand Douglas, der sich seines früheren Amtes als Organisators alle Ehre zusprach. Einige seiner Söhne und Enkel hatten ihm geholfen. Sean hatte die vielen Blumen besorgt, Laiko war schon seit Stunden am Essen und Sebastien und andere seiner Brüder würden sich um die Musik kümmern. Sie alle würden zugleich Gäste und auch Gastgeber sein. Jeder Androvski war verantwortlich, dass diese Feier seinen Glanz ausstrahlte.
Es wurde sieben Uhr und die ersten Leute kamen. Fineas mit seiner Frau Jean, sie stiegen aus der Kutsche und betraten andächtig die Residenz. Beide hatten sich an der Grenze erstmals die Augen eine Weile zuhalten müssen, denn das lange nicht mehr gesehene Licht blendete sie.
Weitere Familienangehörige trafen ein. Nun hiess es, perfekt auftreten und anständig begrüssen. Andrej, Douglas‘ Bruder würde dabei helfen. Jeder wusste natürlich, wie seltsam Andrej im Kopf war, doch daran hatte man sich gewohnt und es akzeptiert.

Merissa lief die Treppe hinunter, als sie sich der einen Damengruppe anschloss.
„Ah, meine Liebe“, begrüsste sie Nabella und gab ihr je einen Kuss rechts und links auf die Wange.
„Wirklich, hier scheint sich absolut nichts verändert zu haben. Ist das nicht schon fast ein wenig langweilig?“
„Oh, Douglas und ich, wir fühlen uns sehr wohl hier, ich danke dir.“
Nabella spitzte ihre Lippen und Merissa grüsste dann Muriel, die auch hier war.

Peté, der Mann der beiden, kam nun dazu.
„Mutter.“
Er machte eine Verbeugung und Merissa küsste ihren Sohn darauf auf die Stirne.
„Vater scheint wieder einmal alles auf den Kopf gestellt zu haben. Um Himmels Willen, wer hat bloss diese Blumen arrangiert? Einfach grässlich, zu viele auf einem Haufen!“

Sean schlug seinen Bruder auf den Hinterkopf, denn das hatte er gehört.
„Vater ist äusserst zufrieden mit mir, was man von dir nun wirklich nicht behaupten kann! Mutter. Ihr strahlt wie die Sonne.“

Lajos öffnete die Tür der Kutsche und Hazel trat heraus.
Sie atmete die frische Luft.
„Wundervoll“, sagte sie, während Lajos ihr die Stufen hinunter half.
Andrej stand immer noch am Eingang und er räusperte sich immerzu. Die meisten gingen zu Douglas, und so kam es, dass Andrej alleine stand und auf Nichts wartete.

Lajos lief sehr langsam und Hazel runzelte die Stirn.
„Was ist denn?“, fragte sie leicht verwirrt, da sie im Schneckentempo liefen.
Douglas war immer noch im Gespräch mit Jean und Fineas.
„Andrej“, sagte Lajos nur und Hazel sah fragend zu diesem.
Douglas war besetzt, achso, deshalb!
Sie lächelte leicht.
„Darlin‘ ich mache das.“
Sie lief dann mit ihm auf Andrej zu.
„Ah guten Tag Andrej, wir gehören zur Familie, erkennst du uns? Deinen Bruder Lajos…“

Nabelle trat von einem Fuss auf den anderen.
„Ich habe wieder einmal die falschen Schuhe an“, klagte sie und schwankte leicht hin und her.
„Tja, dann wird dieser Abend wohl nichts für dich, zu schade.“
Muriel hob den Kopf und lief davon.
„Blöde Gans“, grummelte Nabelle wütend.
„Darlin…Darlin!“
Peté drehte sich zu Nabella.
„Was ist, ich rede gerade mit Sean!“
„Hast du gesehn, was deine Frau eben gemacht hat? Sie hat mir die kalte Schulter gezeigt!“

„Entschuldige mich bitte“, meinte darauf Merissa und sie entfernte sich von Nabelle und Peté.
Denn Chajek war soeben eingetroffen und sie begrüsste ihren Sohn herzlich.

Marcellus kam herbeigeritten und vor den Toren überliess er sein Pferd an die Wachen.
Eilig trat er durch den Kiesweg, der an der Residenz vorbei, durch den Park, an einigen Museen vorbei führte.
Bis er schliesslich in das neuste davon trat, das Museum von Prinz Joel.
Marcellus hatte bisher keine Zeit gefunden vorbeizuschauen, doch alleine seinem Vater zu Ehre, wollte er das nachholen und er trat durch die Hallen.
Bilder, Schriften und Gegenstände waren darin.
Jedoch Marcellus war fixiert auf den letzten Saal, vondem er gehört hatte, Joels Sarg war darin und oberhalb ein Bild seines Mentoren.
Daher überflog er die anderen Sachen, worunter der König unter anderem ein wichtiges Thema war, und Marcellus trat sogleich zuhinterst in den kleinen Raum.
Wirklich, nichts anderes als der schwarze Sarg und das Bild, waren zu sehn. So wie man es ihm gesagt hatte.
Marcellus ging sogleich auf die Knie und er küsste die Rubinen auf seinem Schwert.
Ich habe geschworen dir zu folgen, Vater. Vergib mir, doch mein Weg führt mich woanders hin. Du wirst mich erst später wieder sehn.
Kaum waren diese wenigen Worte gedacht, stand er wieder auf und strich über Joelssargfläche.
"So sehet und ehret des Königs Stolz, den Prinzen, Erstgeborener. Er ward, ist und wird. Ewiglich."