RE: Haus von Frau Leni - 11

Cheung schloss ein wenig die Augen und atmete tief durch.
Ja, es war eine schöne, angenehme Stille.
Eine Stille mit feiner Musik unterzeichnet, die die Natur ihnen gerade bot.
Tender falls the Rain, eines der wenigen englischen Lieder, die er kannte, und das ihm gerade in den Sinn kam.
Und jetzt waren sie hier.
Es war Nacht und ein neuer Morgen würde kommen.
Es war schön gewesen, nur wie würde es weiter gehn?
Cheung blickte zu Eden und er strich ihr sanft über die Brust.
Warum sich Gedanken machen?
Morgen war ja auch noch Zeit dafür.
Und überhaupt...
Planen nützte sowieso nie etwas.
Man sollte es einfach auf sich zukommen lassen.
Es sollte sich ergeben.
Und wenn es das letzte Mal gewesen sein mochte, so war es bedeutungsvoll genug gewesen, für die restliche Zeit anzuhalten und eben...etwas zu bedeuten.
Cheung schwang sich schliesslich auf, unerwartet.
Doch er deutete Eden mit einer bewegung seiner Hand, liegen zu bleiben.
Nein, rausschmeissen würde er sie nicht, nein.
Der Chinese lief zum Fenster und öffnete dieses.
Kühle Luft kam ihm entgegen und der Regen war nun noch etwas deutlicher zu hören.
Er lächelte.
Ja, so war es angenehm.
Und er wandte sich wieder ihr zu, wobei er die Hände kurz an sein Kinn legte und einen Moment ratlos zu sein schien.
Er griff schliesslich nach seiner Pyjamahose, die geordnet auf seinem Stuhl direkt neben dem Fenster lag und streifte sie sich über.
Danach öffnete er seine Kommode und nahm eine zweite Pyjamahose hervor, die er Eden dann entgegen warf.
Etwas Schlaf konnten beide gut gebrauchen, und er hätte keinen Grund gehabt, sie nicht hier bei sich zu lassen.

Als er sich aufschwang, nickte Eden innerlich ein wenig. Gut, dann war es also Zeit für sie zu gehen.
Etwas betreten blickte sie zu Boden, griff bereits nach ihrem BH und dem Pulli, als sie ihn noch schweigsam dabei beobachtete, wie er zum Fenster trat.
Ihr selbst verpasste der kühle Windstoß eine Gänsehaut, die ihr von den Füßen hinauf bis in den Nacken großes Unwohlbefinden brachte.
Immer noch etwas beklommen wieder zur Seite blickend, als er sich etwas überzog, war sie schon dabei aufzustehen.
Doch ganz unerwartet schmiss er ihr nun auch eine Hose entgegen und sie runzelte leicht skeptisch die Stirn.
Wie? Hatte sie etwas verpasst?
Und für die Erleichterung, die in ihr aufkam, fand sie dennoch keine Worte.
Ihre Miene wurde daraufhin wieder sanfter, wobei sie ihre Klamotten zu Boden fallen ließ und sich die Pyjamahose überstriff.
Das offnene Fenster ließ die junge Frau ein weiteres Mal frösteln, was sie dazu brachte, es für besser zu empfinden, schnell unter die warme Decke zu krabbeln, was sie dann auch tat.
Man sah ihr an, dass es ihr nun wieder schlagartig besser ging und sie so noch die ganze Nacht Zeit hätte, nachzudenken, ohne allein zu sein.

Cheung liess das Fenster einen Spalt offen und er kroch dann zu ihr unter die Bettdecke.
Nein, ein Oberteil hatte er ihr nicht zugeworfen, sie gefiel ihm besser ohne. xD
Er legte dann seinen Arm um sie und küsste sie nochmals zärtlich.
Vielleicht sollte er noch etwas sagen?
Einfach gute Nacht?
Mh...
"Wanan", sagte er schilesslich und stupste kurz ihre Nase, wobei er ihr extra ein Lächeln schenkte.
"Das heisst gute Nacht auf Chinesisch."

Eden ließ sich gerne küssen und erwiederte nicht minder zärtlich.
Und jedes Mal wenn sie seine Lippen berührte, war es wie beim ersten Male. Und sie lächelte sanft.
Schließlich öffnete sie wieder die Augen, kuschelte sich fest an ihn, um nicht frieren zu müssen und um ihn bei sich zu spühren, und zog die Decke so ziemlich noch über ihren Kopf. Gar nichts wollte sie mehr sehen. Nur noch bei ihm liegen und sich wohlfühlen.
Als er ihr auf chinesisch gute Nacht sagte und ihr noch die Nase stupste, lachte Eden hell, jedoch leise auf.
"Wanan", wünschte nun auch sie, legte ihren Kopf wieder zufrieden an seine Brust und schloss erneut die Augen.
Immer wieder strich sie ihm sanft über die Arme und atmete leise.
Und irgendwann...ja, irgendwann überkam sie die Müdigkeit und sie wurde erbarmungslos in einen Traum gerissen.
Einen Traum, der wunderschön war und gleichzeitig so real.

Cheung schloss die Augen und er liess sich von ihr streicheln.
Ihre zärtlichen Berührungen taten gut, nicht nur dem körper, auch seelisch.
Und so kam es, dass auch er bald schlief und den Regen nicht mehr hörte.
Die Nacht kam über sie ein baldiger Morgen erwachte.
Es war Cheungs Wecker, der läutete - etwa zehn Minuten früher, als Edens Wecker jeweils.
Cheung stöhnte leicht auf und streckte die Arme, um sich zu dehnen.
Da aber spührte er Eden auf sich und sein Kopf schnellte zu ihr.
Schnell richtete er sich auf, etwas zu schnell, wobei ihm das Blut in den Kopf raste und er sich kurz daran fasste.
Sofort fiel ihm alles wieder ein und der Wecker piepste immer noch.
"Eden", sagte cheung und er griff sich seine Uhr.
Schnell schaltete er das unerträgliche Gepiepse ab und hob ein wenig die Decke.
Er musterte Eden und ihren nackten Oberkörper interessiert und mit wohlwollen.

Als Cheungs Wecker zu piepsen begann, stöhnte Eden etwas auf.
Warum nur gerade jetzt? Es war doch zum Verrücktwerden.
Etwas unwillig wollte sie die Decke wieder an sich ziehen, weil sie nicht gerade die Lust verspührte, jetzt schon aufstehen zu müssen. xD
Aber da zog er schon die Decke weg und ihr kam abermals die kalte Luft entgegen, woraufhin sie sich schnell aufrichtete und die Hände um ihren nackten Oberkörper schlang. Furchtbar, diese Kälte!
Sie zitterte und blickte dann sichtlich verschlafen zu ihm hin, musste jedoch schüchtern auflächeln.
Nein, diesen Abend würde sie nicht vergessen. Da konnte kommen, was wollte.
Eden fuhr sich an das Gesicht, wandte sich dann aber zu dem offnenen Fenster und seufzte auf.
"Guten Morgen, Fan", sprach die junge Frau noch leise, beugte sich zu ihm und gab ihm noch einen letzten Kuss auf die Wange.
Damit erhob sie sich dann aber voll und ganz, da sie sich ja beide fertig machen mussten.
Eden griff sich ihre Sachen, wartete zögernd ab, ob er noch etwas sagen würde, drehte sich aber schließlich um zur Tür.
Nein, es war jetzt besser, wenn sie ging. So war ihre Meinung.
Zu guter Letzt lächelte sie ihm etwas verstohlen an der offnenen Tür zu, schloss diese allerdings nach sich zu und verschwand in das ihrige Zimmer.

Cheung war aufgestanden und hatte das Fenster zugemacht.
Er blickte kurz nach draussen, als Eden auch schon zur Tür ging und verschwand.
Schliesslich machte sich der Inspektor frisch, wie jeden Morgen.
Unter die Dusche und ab in Schale werfen.
Nur dieses Mal fühlte er sich wirklich gut und fit für den Tag.
Es war als hätte er nach langer Zeit krank sein endlich wieder Genesung gefunden und so pfiff Cheung gut gelaunt vor sich her, während er sich die Kravatte um den Hals band, anzog und den Blazer über sein Hemd schwang.
Noch kurz einen letzten Blick in den Spiegel - das Abzeichen machte sich wirklich gut, merkte er endlich - und ab nach unten in die Küche.
"Ah, da sind Sie ja schon, Herr Cheung!", meinte Frau Leni, die ihm wie immer etwas kleines kochte.
"Ich werde heute Ihre Freundin im Krankenhaus besuchen gehn. Das arme Kind. Ich hoffe Sie haben sich sehrwohl Gedanken darüber gemacht, was ich Ihnen gesagt habe. Man sollt eine Frau niemals in solche Gefahren bringen!"
Cheung setzte sich und er nahm die Zeitung.
"Ja", murmelte er dann kurz und überflog kurz die Titelseite.

Und Eden ging es kein bisschen anders.
Während sie Wyatt fertig machte, lächelte sie immer mal wieder auf und es hatte den Anschein, als würde sie sich gerade heute besonders gut um ihren Jungen sorgen. Wyatt quietschte leise und kuschelte sich an sie, während sie mit ihm durch das Zimmer lief und Eden ihm eine kleine Geschichte erzählte, die ihn sichtlich freute.
Doch irgendwann war er wieder eingenickt und Eden legte ihn bedächtig zurück in sein Bett.
Schließlich nahm sich Eden ihre Sachen, trat unter die Dusche und fühlte sich unglaublich frei.
Ihr tat das warme Wasser gut, es wärmte sie auf.
Kaum war sie fertig mit den morgendlichen Begebenheiten, nahm Eden noch ihre Tasche, gab Wyatt noch einen Kuss und verließ zu guter Letzt das Zimmer.
Die junge Frau trat etwas nach Cheung unten ein und lief sogleich mit einem freundlichen Gesicht zu ihrem angestammten Platz.
"Guten Morgen", sprach sie, setzte sich an den Tisch und blickte einen Moment lächelnd vor sich her.
Wirklich, heute hatte sie genug Kraft, als wäre sie nach einem tausendjährigen Schlafe erwacht.
Es würde ein guter Tag werden, da war sie sich sicher. Und zwar in jedweiliger Hinsicht.
"Haben Sie gut geschlafen, Frau Leni?", fragte die sonst eher minder gesprächsbereite Eden auch schon nach.

"Oh sehr gut, sehr gut!", meinte Frau Leni und sie sah freundlich zu Eden.
"Heute werde ich im Chor erzählen, dass du mir Blumen gebracht hast. Herr Cheung, Eden ist jetzt unten, also legen Sie die Zeitung weg!"
Cheung blickte kurz zu Frau Leni, nein, er dachte auch nicht im entferntesten daran.
Kurz schielte er leicht zu Eden, Frau Leni reichte ihm dann den Kaffee und dieser nahm ihn dankend an.

Eden lächelte sanft über Frau Leni und nickte. Wenn sie das gerne wollte, sie hatte nichts dagegen.
"Schön, wenn sie Ihnen gefallen, Frau Leni", sprach sie nun und tat sich etwas von dem Frühstück auf.
Als die alte Dame plötzlich wieder begann, Cheung zu belagern, was die Zeitung betraf, schüttelte sie im Innern etwas den Kopf.
"Nein, Frau Leni. Das geht schon in Ordnung. Als Polizist muss man immer auf dem neusten Stand sein."
Schließlich griff sie sich sanft ihre Gabel, überschlug die Beine und begann zu essen.

"Ach, du bist einfach zu gutmütig mit Männern", kommentierte nun Frau Leni.
"Ich weiss das, weil ich aus Erfahrung spreche, Liebes!"
Cheung trank einen Schluck Kaffee und räusperte sich kurz.
Frau Leni und Eden in Sachen von Männern tadeln...jaja, konnte nur gut rauskommen.
"Und er kann die Zeitung ja auf dem Revier weiter lesen! In der Gegenwart einer so schönen Dame- Herr Cheung, hören Sie überhaupt zu?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Raymond hat mit immer zugehört. Ein lieber Junge, wirklich."

Als Frau Leni das sagte und Cheung sich kurz räusperte, sah sie zu ihm.
Es war, als würde sie in dem Moment seine Gedanken lesen können, schon nur wegen dem verdächtigen Räuspern.
Sie grinste verstohlen auf, spießte sich eine Bohne auf und steckte sie in den Mund.
Gemütlich begann sie zu kauen.
"Ach Frau Leni", begann sie dann beruhigend und legte ihr kurz eine Hand auf die ihre.
"Ich werde es bestimmt überleben."
Innerlich verzog sie den Mund zu einem Schmunzeln und wandte sich wieder ihrem Essen zu.
"Sagen Sie Frau Leni, was gefällt Ihnen in der Nähe hier besonders?"

Cheung musste innerlich leicht schmunzeln, verzog jedoch äusserlich keine Miene und blätterte die nächste Seite.
Frau Leni blickte etwas fragend zu Eden.
"Bitte, was mir hier gefällt? Oh...nunja, meine Nachbarn sicher. Und die vielen vielen schönen Erinnerungen, als ich noch klein gewesen bin. Ja, wissen Sie Herr Cheung, als ich noch klein gewesen bin, da sind hier überall weite und schöne Felder gewesen", meinte sie.
"Und da war noch kein Polizeiklotzgebäude, dass einem die Sicht versperrt hat!"
Cheung wunderte sich über diesen Vorwurf.
Was um Himmels Willen hatte Cheung schon mit dem Bau dieses Gebäudes zu tun? xD
Kam ja nicht einmal von hier.

Auch Eden wurde etwas fragend, wegen Frau Leni.
Die Gute fand wirklich immer wieder etwas, um Fan einen Vorwurf zu machen. Der Arme.
Etwas kniff sie dabei die Lippen zusammen und fühlte sich in dem Moment schuldig, da sie ja danach gefragt hatte.
"Oh...", murmelte die junge Frau also nur noch und machte sich daran, ihr Frühstück schnell herunterzuwürgen.
Einen kurzen Moment blickte sie zu Cheung, doch sie verwarf die Frage wieder, die ihr auf den Lippen gelegen hatte.
Nein, nein. Sie wollte ihm schließlich nicht auf die Nerven fallen.
Noch denken, dass sie vielleicht eine von diesen Zicken war, die sich mit aller Gewalt an einen Mann henkte, damit er sie ja nicht wieder verließ! Gerade sowas fand Eden mehr als unmöglich.
Und schließlich wollte sie auch keine allzu große Zeit mehr damit aufwenden, noch lange zu bleiben.
Je schneller sie auf Arbeit war, je schneller würde sie ihre frisch gewonnen Energier auslasten können.
Nach einiger Zeit war Eden also fertig und sie erhob sich auch schon.
"Vielen Dank, es war köstlich", lobte sie Frau Leni ehrlich, ging an Cheung vorbei und nahm sich schweigsam ihre Jacke und die Tasche.
"Einen schönen Tag euch beiden."
Eden verließ daraufhin die Wohnung, um nicht noch zu spät zu kommen.

"Auf wiedersehn Kind", rief ihr Frau Leni hinterher und kurz daraufhin ging auch Cheung.
Erstmals würde er bei Trixie vorbei gehn und danach ins Polizeirevier.
Frau Leni wurde alleine gelassen und sie kümmerte sich um Wyatt.