RE: Markt - 1. Etage - 20

Luciana hatte ihre Augen geschlossen und sie fühlte sich ihm ausgeliefert.
Sie versuchte sich durch Treten und Schlagen zu befreien, doch was hatte sie schon
gegen einen Soldaten auszusetzen?

Luciana hatte keine Chance und während die anderen Soldaten herbei kamen und Pablov von ihr zerren wollten, zerrte er sie mit sich und die Hexe war umzingelt von einer Horde Vampirsoldaten.
"Hey Pablov!", rief Cyrill und ein Eimer mit einer schleimigen Flüssigkeit fiel auf sie hinunter.
Der kleine Cyrill war schweissgebadet und er stand auf dem Dach, mit einem weiteren Eimer in der Hand, den er auf die Gruppe zuwarf.
Die ersten Soldaten dachten es sei Wasser und schreiend traten sie zurück.
Aber es war Öl und diesen Geruch kannte Komawroski zur genüge.
"Schiesst ihn ab!", rief der Russe und die Soldaten griffen ihre Schusswaffen.
"Luciana, renn weg!", rief Cyrill, der ein Streichholz entfachte und Komawroski löste sich aus dem Gemenge.
Luciana befand sich mitten unter ihnen, aber fest hielt sie niemand mehr.
"Renn!"

Luciana wusste nur, dass es Cyrills Stimme war und sie tat wie ihr geheißen.
So schnell ihr Beine sie tragen konnten rannte sie los.
In eine unbestimmte Richtung. Sie wollte nur noch weg von dem ganzen.

Kaum setzte sie den ersten Schritt an, feuerte auch schon der erste mit seiner Pistole los und Cyrill liess das Streichholz fallen.
Er rannte über das Dach und fiel hinunter, während die Soldaten am Markt Feuer fingen und laute Schreie hinter Luciana erklangen.
Es war ein Spektakel und hinter Luciana schien einiges zu explodieren und die Stände fingen nach und nach Feuer.
Es war eng auf dem Markt und Luciana konnte nicht leicht durch die Leute hindurch rennen.
Weiter vorne war das Mirabellenmädchen, das sie auffing.
"Komm mit mir!", sagte sie, da die Soldaten laut schrien und riefen:
"Fangt den Jungen! Fangt das Frauenzimmer!"
Mirjelle eilte in eine Seitengasse mit Luciana.

Als es hinter ihr explodierte, spührte Luciana die Hitze und sie versuchte schneller
zu werden. Sie nickte Mirijelle nur zu und ließ sich von ihr mitziehen.

Mirjelle huschte mit der halb nackten Luciana durch die Gassen und schubste sie dann schnell in einen Eulenstall.
Hinter sich verriegelte sie die Türe und versteckte sich mit ihr im Heu.
Zehn Minuten vergingen, kurz hörten sie Soldaten vorbei rennen, doch dann war der Spuck zuende.
Sie waren in Sicherheit.
"Wir sind sicher", sagte die Frau und half Luciana aus dem Heu.
Sie öffnete dann die Stalltüre und blickte kurz hinaus.
"Die Soldaten sind weg. Welch ein Glück."
Der Stall war dunkel und aus Holz gebaut.
Über ihnen befanden sich tonnenweise Eulen die vor sich herschliefen und leise schuhuten im Schlaf.

Luciana hatte sich die ganze Zeit über in dem Heu die Augen zu gehalten.
Als es dann vorbei war ließ sie sich aufhelfen.
"Hast du etwas zum anziehen? Zufällig?"
Sie versuchte ihren Körper mit den Armen zu bedecken.

Mirjelle sah zu Luciana.
Oh, das sah aber nicht gut aus.
"Ich habe dir eine Decke", sagte sie und lief dann zu den vielen Körben indem Stall.
Sie nahm eine und reichte sie ihr.
"Tut mir leid, mehr habe ich nicht.
Warte lieber hier drin, vielleicht kommen sie zurück."

Luciana nahm dankend die Decke und wickelte sich dann darin ein.
"Ja du hast recht"
Den Beutel hatte Luciana noch retten können und sie hielt ihn in ihrer Hand.
Sie holte zwei Goldstücke heraus und reichte sie Mirjelle.
"Ich danke dir"

Mirjelle nahm sie dankbar an.
"Du bist sehr grosszügig", sagte sie.
"Danke dir auch für die anderen Goldstücke. Gott schütze dich!"
Sie setzte sich dann ins Heu und sah zu Luciana.
"Du bist keine Mara, nicht wahr?
Kennst du keine Furcht, das ein Mann dich beissen könnte? Jederzeit und du würdest ihm gehören auf ewig."

Luciana setzte sich neben sie.
Sie lachte leise und schüttelte den Kopf.
"Ich höre erst jetzt davon, dass ich jemandem gehöre wenn ich gebissen werde"
sagte sie ehrlich. Aber sie zuckte mit den Schultern.
"Das würde mich aber nicht davon abhalten nocheinmal auf den Markt zu gehen"
Sie schaute zu ihr.
"So lange der kleine Junge bei mir ist fühle ich mich sicher"
Luciana wollte Cyrills Namen nicht erwähnen, da sie nicht wusste wie Mirjelle reagieren würde.
Außerdem wollte sie ihn nicht verraten.

Der kleine Junge, ja.
Nach dem suchten sie wohl auch.
"Vielleicht haben sie ihn schon erwischt. Die Soldaten hier sind gut, du solltest ihn lieber nicht zurück erwarten."
Mit diesen Worten öffnete sich das Dach einen kleinen Spalt und Cyrill fiel hinein in das Heu.
Mirjelle schrie laut und sprang auf.
"Wie bist du hier rein gekommen?"
Cyrill war es nicht zum Reden zumute, denn er tat etwas ganz anderes: Er weinte.

Luciana wollte gerade sagen, dass sie sich sicher war, dass der kleine Junge
es schaffen würde, als er auch schon in des Heu fiel.
Als er anfing zu weinen zog sie ihn zu sich auf den Schoß.
"Alles in Ordnung?" Sie strich ihm sanft die Tränen von den Wangen.

Doch Cyrill weinte weiter und Mirjelle setzte sich wieder ins Heu.
"Oh, hat er sich vielleicht etwas gebrochen?", fragte sie mitleidig und sie griff nach seinem Arm.
Cyrill schrie kurz auf und zog ihn weg.
"Nicht anfassen!", wimmerte er und kuschelte sich an Luciana, während er dann weiter weinte.
Nein, Cyrill wollte nicht weinen!
Aber es kam einfach so, und er konnte es nicht stoppen.
Gut waren Toni und Làzló nicht hier.
"Schau doch mal nach, ob ihm was fehlt."

Luciana legte die Arme um ihn.
"Tut dir irgendetwas weh?" fragte sie ruhig.
Dass er geschrieen hatte, als Mirjelle seinen Arm angefasst hatte, konnte auf einen
Bruch hindeuten.