RE: Quelle - 15

Kellas Augen funkelten rötlich auf und sie liess extra eine Flamme in ihrem Auge erscheinen, so dass es teuflischer aussah.
"Oh, wie schön", sie lächelte lieblich.
"Eine sehr frustierende.
Der Prinz und die kleine Prinzessin sollten mal ein Leben von reinster Armut erleben."

Als er lächelte, erwiederte sie dies ohne Umschweife.
Ihre Augen leuchteten leicht und sie war noch immer so froh, ihn zu sehen. Das erste Mal seit wirklich langem ging es ihr ernsthaft gut.
"Nein, Joel, du denkst falsch von mir. Ich nehme es ihm nicht übel, ich wusste doch, wie er ist. Zumindest von den Sachen, die mir über ihn erzählt wurden. Egal was er durchgemacht hat, ich bin mir sicher, dass es schlimm war. Und das tut mir leid, das hat er nicht verdient. Es hat mich ja selber so überrascht, dass er dem Tarabas meiner Fantasie so glich."
Als das Maulchen auftauchte, wandte sie sich sofort danach um und runzelte die Stirn, als sie merkte, was die beiden besprachen.
Mary stellte sich neben Joel und sah fragend zu ihm auf. Konnte sie ihn von hier wegbringen? Aber er gehört doch hier her, in diese Erinnerung!

Natigu wurde zabbelig, das würde ein Spass werden!
Mit aller Freude traten nun auf einen Schlag und mit lautem getöse tausende von Maulchen aus ihrem Körper und in sekundenschnelle hatten sie Joel und Mary jeweils ganz umschlungen und den Körper bedeckt.
Ehe Mary und Joel es sich versahen, standen sie da, zerlumt und die Maulchen verschwanden wieder in Natigus Körper.
Diese lachte.
"Das passende Gewand für einen Prinzen!"
Mary trug ein dreckiges kleid, das einst weiss und nun beige war.
Sie hatte keine Schuhe und ihr Gesicht, so wie die Füsse und Arme waren schmutzig. Doch ihre Haare waren wieder lang, jedoch etwas zerlaust.
Joel trug einen langen, einst weissen Rock mit schlichtem Gürtel.
Er trug Sandalen und einen roten Filzhut auf dem Kopf.

[xD
ich hasse dich! ]

Joel wusste garnicht wie ihm geschah.

Kella begann zu lachen und hielt sich die Hand vor dem Mund.
Wie genial!
"Ooh schönste Natigu!
Wie grissen!
Und welche Erinnerung wäre da wohl am besten?", erkundigte sich Kella grinsend.

Mary sah an sich hinunter und glaubte gar nicht, was sie sah.
Mit fragendem Blick sah sie zu Joel hinüber und schüttelte fassungslos den Kopf.
Was hatten die beiden vor? Wenn sie sie so leiden lassen wollten in einer Erinnerung, dann bitte, aber nicht Joel!
Die junge Frau fror bereits jetzt schon an den nackten Füßen, zeigte das aber nicht.

"Eine Erinnerung?"
Natigu lachte.
"Nicht eine Erinnerung, ein ganzes Zeitalter! Lass uns tausend Jahre zurück gehn, wollen wir?"

Joel blickte ernst zu den beiden.
Nein, er konnte sich ehrlich nicht vorstellen, dass so seine wirkliche Erinnerung ging.
Kella musste mit Mary gereist sein und Natigu dazu gekommen sein.

Kella blinzelte.
Sie grinste dann und schenkte Natigu einen Luftkuss, rote Roseblüten begleteiteten den Kuss gleich mit bis zu ihr.
Es war eine Art Anerkennung zu zeigen.

Natigu nahm die Rosenblüten an und steckte sie in ihr Haar.
Dann klatschte sie in die Hände und alles um die beiden herum begann sich aufzulösen.
Ebenfalls die beiden Schatten verschwanden.
Eine Reise durch die Zeit.
Eine Reise von 1'000 Jahren.
Mary und Joel landeten auf einer engen, sehr wackligen Hängebrücke und unter ihnen ging es sehr tief.
Oberhalb von ihnen gab es weitere solche Hängebrücken, die noch bis zu 1'000 Meter höhe oben lagen.
Eindeutig, dieses Gebiet hier bestand aus mehreren Stockwerken und musste womöglich einst das Schattenvampir-Gebiet gewesen sein.
Ein Mann trat an Joel vorbei und er hätte ihn beinahe von der Brücke geworfen.
"Hey! Betreten dieser Brücke ist verboten!", schrie er wütend und verschwand dann.
Einige Leute schrien auf.
"DIe Pest!"
Schnell machten sie kehrt, als sie Joel und Mary sahen.
Nur einige Schritte mussten sie tun um dann bereits an die Klippe, also an festen Boden des ersten Stockwerkes zu gelangen, denn Mary und Joel waren bereits ganz am Ende der Brücke.
Aus Holz geschnitzten Brettern waren Plakate angefertigt, die am ganzen Markt verteilt waren.
Achtung Juden!, stand überall, wo man auch hinsah.
Ab hier Pestgebiet, umkehren!

Joel half Mary auf die Beine und sah dann vielsagend zu ihr, eindeutig etwas stimmte hier nicht.
Und ganz bestimmt behandelten diese Leute nicht alle so.
Er blickte sich um, eindeutig so musste früher das Schattengebiet ausgeschaut haben.
Als er die Plakate erblickte öffnete er leicht seinen Mund.
Natürlich! In dieser Zeit waren ja viele Verfolgungen gewesen, besonders Juden hatten viel gelitten.
"Diese Leute müssen uns für Juden halten, Mary.
Sieh dir diese Schilder an", sagte Joel und wies sie auf sie hin.
Das der rote Filzhut dies aufwies, wusste er nicht.
Einige Vampire tauchten auf und zeigten wütend auf die beiden.
"Da sind sie!
Los schnappt euch dieses Gesindel!"
Joel blickte beunruhigt zu den Vampiren, er griff Mary sofort an der Hand und rannte mit ihr los, zu kämpfen wäre zwecklos, er hatte ja kein Schwert mehr, noch einen Dolch.
Sie rannten in die Gasse hinein.

[so genial!!!!]

Mary sah sich erschrocken um, als sie auf der Brücke landeten.
Was war das hier? Sie konnte sich nicht daran erinnern, so etwas je gesehen zu haben.
Sie schenkte Joel einen dankbaren Blick, als er ihr aufhielf und blickte erschrocken zu den Plakaten, dann zu den Vampiren.
"W-was? Joel? Was...ist hier los??", sie sah ihn erschrocken an, doch da griff er schon ihre Hand und lief mit ihr los.
Sie wusste nicht, was hier passierte, wo sie war, wusste sie auch nicht. Aber all das war kaum so schlimm, weil Joel bei ihr war.
Wenn die Schatten gewollt hatten, dass es ihr schlecht ging, wenn sie sie in ein anderes Zeitalter verfrachteten, waren sie auf dem Holzweg. Solang Joel bei ihr war, ging es ihr gut.

Man konnte die Männer von lautem Schreien hören und als Joel mit Mary um die Gasse abbog, rannten sie beinahe in einen Älteren Mann hinein.
Dieser sah erschrocken zu den beiden.
Er trug ebenfalls zerlumpte Kleidung und eine rote Judenkappe.
"Vater Abraham, was schenkt mir denn da der Himmel?"
Das war mehr zu sich gesprochen, denn von weitem konnte man die Leute hören und nun war auch er selbst gewarnt!
"Schnell, schnell! Hier draussen ist es zu gefährlich."
Er zog dabei Joel an der Schulter mit sich in eine Seitengasse und lief von da an eilig voraus.
"Nicht weit von hier ist meine Hütte", sagte der Jude.
Natürlich war es Joseph Eichenberg, das musste Joel aufgefallen sein.
Er war bereits gut 2'000 Jahre alt und hatte seine alten Züge, bereits angenommen.
Jedoch ging er etwas schneller und das ohne immense Rückenbeschwerden.

Joel sah verblüfft zu dem jüngeren Eichenberg.
Er hatte schon mal eine Erinnerung von ihm gesehen, aber da hatte er nur noch zugesehen.
Er sah kurz zu Mary und ging ihm dann nach, er hielt immer noch Marys Hand.
Er gab acht auf das was Eichenberg ihm sagte.
Um selber was zu sagen, war Joel zu überrumpelt und ausserdem wurden sie verfolgt, da war es besser still zu sein.

Eichenberg war schnell und immer wieder bog er in Seitengässe und unterirdische Orte.
Er kannte sich gut aus und es ging nicht allzu lange, da hatten sie die Vampire bereits abgehängt.
Sie gingen an einer Mauer vorbei auf der stand:

Nieder mit den Neuvampiren!
Pestgebiet!
Achtung Juden!

Weder Christen noch Juden waren geduldet. Es war die Zeit König Pegasus' und der vielen Kriege.
Es war das Jahr 1000. Ein schweres und trübes Jahrtausend für alle.
In einer Nebengasse konnte man die lauten, im Gleichschritt laufenden Armeetruppen hören.
"Dieser verfluchte Komawroski, auf den müsst ihr acht geben", sagte Eichenberg mit leiser Stimme und sie hatten sich vom Armeegebiet entfernt.
Nun hiess es nur noch gerade aus gehn, denn von weitem konnte man bereits seine Hütte sehen.
Die Hütte war am Rande der Klippe und davor war alles mit Stacheldraht versehen und mindestens 20 Schilder auf denen "Achtung Juden" "Pestgebiet" oder vielleicht auch "Es lebe der König!" standen.
Eichenberg öffnete die Hütte und trat ein.
Darin roch es nach Weirauch und als erstes entzündete er einige Kerzen.
Der Raum wurde leicht erhellt und man konnte am Boden einige Tücher, Stroh und viele Notizen wahrnehmen.
Die Fenster waren abgedunkelt und mit brettern geschützt.
Am Rand waren einige Tische auf denen viele Bücher und anderes Zeug.

Mary drückte Joels Hand leicht, sah ihn aber nicht an, da sie alles um sich herum aufnehmen musste.
Es sah aus wie im Krieg und wahrscheinlich war es das auch. Das alles erinnerte sie stark an die Muggelwelt, vor ein paar Jahren sah es dort bestimmt auch so ähnlich aus. Nur das hier war Otopia und egal wie es aussah und wirkte, es war Otopia.
Sie war froh, dass sie den Mann getroffen hatten und folgte ihm, da er sich anscheinend bestens auskannte.
Als die Hütte nah vor ihnen war, atmete sie erleichtert aus und folgte Eichenberg hinein.
Drinnen sah sich die junge Frau aufmerksam um. Sie hatte Mitleid mit dem Mann. Wie er doch hier leben musste, es sah schlimm aus, grade, weil Mary auch ganz anderes gewohnt war. Nicht, dass sie den puren Luxus liebte, aber es gab doch einige Sachen, die sie sich nie wünschte. Zum Beispiel so hausen zu müssen. Dann blickte Mary wieder zu Joel.

Eichenberg schloss die Tür und legte sich eine kleine Glocke um den Hals.
Dann nahm er sich die Judenkappe ab und begann seinen Kopf nach vorn und dann wieder nach hinten zu bewegen.
Für ihn war es Zeit zum Gebet und weil er etwas spät war, legte er sogleich los.
Leise murmelte er einige Worte vor sich her, indem er immer wieder seinen Körper nach vorn und dann wieder nach hinten beugte.
Seine Augen waren geschlossen und die Hände zum Gebet geschlossen.
"Adonaj Sefatai tiftach, uFi jagid Tehilatekha. Barukh atah Adonaj, Eloheinu, v'Elohei Awotenu, lohei Awraham, Elohei Jizhak, vElohei Ja'akow, haEl haGadol haGibor vehaNorah."