RE: Quelle - 16

Joels Blick ruhte auf die vielen Dinge.
Als Eichenberg dann betete beobachtete ihn Joel schweigend.
Es war seltsam.
Er hatte weder jemals einen Juden im Gebet zu gesehen noch sonst jemand anderes.
Selber hatte er noch nie gebetet, Joel wurde ein wenig bedenklich, dieser allgemeinen Fage zu Gott ist er immer ausgewichen und hat sich nie wirklich danach gefragt.
Auch wenn er schon desöfteren Begegnungen mit Priestern hatte, wie zb. Jonas.

Mary wandte den Blick zu Eichenberg und runzelte bei den Worten, die sie hörte, die Stirn.
Sie hatte noch nie jemanden so reden hören, auch wenn sie schon die verschiedensten Sprachen gehört hatte und hin und wieder etwas kannte. Es war ihr fremd und dennoch vertraut. Wie er so betete, es bewegte ihr Herz. Nur zu gerne hätte sie gewusst, weswegen er betete oder wofür, aber eigentlich war das, dass er es machte, mehr als genug. Und deshalb wurden so viele Menschen und Vampire verfolgt? Wegen dem Glauben? Mary konnte das nicht verstehen und sah weiter auf den Vampir hinab.
Vielleicht wollte sie etwas sagen, aber nein, sie wollte ihn doch nicht stören. Denn das Gebet, so schien es, war wahrscheinlich das einzige, was ihm noch geblieben war.

Eichenberg führte das Gebet noch zu Ende.
"El eljon, gomel Chasadim towim vekone hakol. Vesokher Chasdej Awot uemewi Goel liWnej nejhem, lemaan Shemo beAhawah."
Schliesslich öffnete er wieder die Augen und als wäre nichts gewesen, trat er zu seinem Schreibtisch und setzte sich.
Er nahm eine Brille und setzte sie sich auf.
Sie war sehr schmal und liess ihn etwas strenger aussehn.
Dann griff er nach einer Pergamentrolle und entrollte diese.
Er musterte einige Zahlen, nahm dann Feder und Tinte zur Hand.
"Soso, man hat euch gejagd", sagte nun Eichenberg, ohne auf seinen Notizen aufzusehn und immer noch etwas niederschreibend.
"Wo ist eure Herkunft?"

Joel sah leicht fragend zu ihm und blickte kurz zu Mary ehe er wieder zu Eichenberg sah.
"Wir kommen von den Dunkelvampiren", antwortete Joel ihm.
Sire Eichenberg wollte er ihn lieber nicht nennen, er wusste ja selber noch nicht dass er mal Adlig werden würde.
Und am Besten war es auch so zu tun als würde man ihn nicht kennen.
Es würde nur weitere Verwirrungen verursachen, am Ende würden sie vielleicht noch rausgeworfen werden. *g*
Joel würde Mary dann noch früh genug sagen wer das dort war.

"Mhm."
Eichenberg nickte und er zog nun die Brille wieder ab.
Er legte sie beiseite und musterte die beiden.
Sie waren jung. Noch fast Kindern in seinen Augen, aber handelbar?
Nein, es waren Juden, Leute die vom Aussterben bedroht waren, sollte man schützen und nicht noch weiter auslöschen!
"Bitte setzt euch."
Er deutete auf einige Kissen am Boden.
"Ist sie deine Frau?"

Mary hatte etwas angespannt zu den beiden gesehen. Wie schön wäre es doch, wenn sie wirklich von den Dunkelvampiren kommen würde und nicht von der Zauberwelt. Sie fror, da ihr Kleid zerissen war und es hier nicht sehr warm war. Deshalb zitterte sie leicht und blickte Eichenberg einfach nur an. Sie waren hier in Otopia und in der Lage, in welcher sie sich nun befanden, sollte sie wohl besser den Mund halten und Joel reden lassen. Nicht, dass sie am Ende noch wegen ihr auf der Straße saßen. *g*
Bei der letzten Frage zuckte sie etwas zusammen und sah zu Joel auf. Was er wohl nun sagen würde?
Und setzen wollte sie sich erst, wenn Joel es tat. Nicht, dass sie sich nicht auch allein setzen konnte, aber wusste sie, wie die Ansichten dieses Vampirs waren? Nein.

Joel war auf die Frage nicht richtig vorbereitet gewesen, aber dieses Mal reagierte er trotzdem nich überrascht.
In Otopia heiratete man ja schilesslich früh und er und Zipora waren ja bereits verheiratet.
"Sie ist es", gab Joel die Antwort und zog nun seine Sandalen aus und überreichte sie Mary.
Er wollte keinen misstrauisch erren und daher hatte Joel gelogen.
Wie Geschwister sahen sie nämlich nicht aus und Mary war ja nicht einmal ein Vampir.

Eichenberg ging nicht weiter darauf ein und er trat durch den Raum.
Einige Blätter am Boden hielt er aus, während er sich am Kreuz hielt und acht auf seinen Rücken gab.
"Hier ist es auch nicht besser", sagte Eichenberg.
"Ich würde euch raten die Weiten des Meeres zu suchen. Dahin getraut sich niemand. Ans Ende der Welt. Hier findet ihr bloss den Spott und das Verderben. Deine Frau wird nur noch mehr leiden müssen, geschweige eure Kinder. Flucht führt bloss zu weiterer Flucht."

Mary sah fragend zu Joel und runzelte die Stirn, als er die Sandalen auszog und sie ihr reichte.
Nein, das konnte sie nicht annehmen! Er brauchte sie genauso dringend wie sie und Mary würde es schon aushalten.
Deshalb schüttelte sie den Kopf leicht und lächelte, damit es ja nicht in Eichenbergs Augen so aussah, als würde sie ihrem Mann etwas abschlagen.
Die junge Frau sah wieder zu Eichenberg und nickte leicht, wobei sie über seine Worte nachdachte.
Wie recht er doch hatte. Das waren weise Worte, wie sie fand.

Joel hielt die Sandalen immer noch in seinen Händen, na wegnistens sollte sie jetzt setzen da könnte sie Füsse ein wenig weg vom Boden lassen.
Er setzte sich daher hin und legte die Sandalen aber trotzdem noch neben sich und Mary.
Auch Joel hatte Eichenberg zugehört.
"Hattet Ihr denn schon mal etwas mit der See zu tun, Herr?", fragte Joel ihn nun und wollte sich erkundigen, wie weit Eichenberg schon war mit seinen ganzen Erlebnissen, in seinen Büchern stand sehr vieles über sein altes Leben. Er wusste nämlich von dem See in dem Eichenberg geholfen hatte.

Eichenberg drehte sich zu Joel.
Wirklich, der Bursche war höflich, das kam heutzutage nicht mehr oft vor unter den jungen Leuten.
Aber er war schliesslich Jude, da konnte man sehn wer wieder einmal am vorbildlichsten war. xD
"Oh, aber gewiss doch, doch das ist lange her. Damals habt ihr beide noch nicht gelebt. Den grossen See haben wir frei gemacht, freilich habt ihr davon gehört."
Eichenberg nahm nun ein Kissen und öffnete es an zwei Knöpfen.
Dann zog er ein Brot daraus und stopfte die herausgeflogenen Federn wieder hinein.
Schliesslich nahm er sich ein Messer und setzte sich nun zu den Beiden.
"Aber ich bin Handelsmann. Handel auf dem Lande und Handel auf der See."

Mary hatte sich zu Joel und Eichenberg gesetzt. Ihr Blick striff im Raum umher und ab und zu über die Gesichter der beiden.
Irgendetwas...Mary merkte, dass Joel diesen Mann kannte. Na ja, sie merkte es nicht, aber sie hatte es im Gefühl und ihr Gefühl betrog sie nur ganz selten. Sie strich die Hände aneinander und hauchte sie an, damit sie wärmer wurden. Es kam ihr so vor, als würde sie Otopia das erste Mal wirklich erleben. Als würde sie erst heute das erste Mal dessen Kälte spüren und es fühlte sich so an, als würde sie von dieser eingehüllt werden, wie in einen Konkon, der sie allerdings nicht schützen, sondern ihr schaden wollte.
Mary sah zu Joel und versuchte so nah wie es ging neben ihm zu sitzen. Vielleicht würde sie durch seine Körperwärme nicht mehr so frieren und vielleicht tat es ihm auch ganz gut.
Die junge Frau fand Eichenberg ziemlich interessant und dementsprechend sah sie ihn auch an.

"Ihr habt ihn damals frei gemacht?", fragte Joel, natürilch wusste er das bereits, aber er würde trotzdem nun den Ahnungslosen spielen, da dies sonst zu verdächtig wäre.
Joel hatte beobachtet wie Eichenberg das Brot aus dem Kissen geholt hatte.
Wirklich, hier war also immer noch alles wie bei der Erinnerung die er vor einer Weile mal gesehen hatte.
"Verzeiht meiner Frage, Herr.
Aber ist die Chance denn nicht ein wenig gring zu handeln, wenn man weiss, dass die Geschäfte in Wirklichkeit von einem Juden kommen?", fragte Joel ihn nun.
Er bemerkte das Mary frohr und sich näher zu ihm setzte, Joel legte ihr daher seine Hand in ihre und blickte sie ihr in die Augen.
Sein Blick war vertraut und auch sagte der Ausdruck: Ich werde mich schon um alles kümmern Mary, mach dir keine Gedanken.
Joel drückte ihre Hand ein wenig mutmachend und blickte dann aufmerksam zu Eichenberg.
Ehrlich fand Joel dies einmal interessant mit Eichenberg ins Gespräch zu kommen.

Eichenberg lächelte sanft.
Ehe er antworten konnte, sprang die Tür auf und eine junge Version von Sire Douglas Androvski trat ein.
"Achtung, Pest!", rief er und lachte.
Douglas war hier erst um die 1'000 Jahre und hatte im gegensatz zu seinen grauen Haaren blond-braune. Er war ganz magert, schien aber sonst in tip topper Form.
Im gegensatz zu den dreien hier trug er eher bunte Kleider.
Jedoch waren genauso schäbig wie die von Mary und Eichenberg.
Ja, vielleicht noch schäbiger sogar.
Douglas trug einen blauen, durchlöcherten und abgetragenen Anzug. Darunter ein paar zu kurze Hosen, lange dreckige Socken und Sandalen mit selbst gebastelten Mäschelchen. xD
Das ganze sah schon fast ein bisschen lächerlich aus.
Und das I-Tüpfelchen war sein Hut, der so schäbig war, das ihn ein normaler Vampir überhaupt erst gar nicht getragen hätte. Jedoch Douglas war anders.
Hätte er auch nur ein bisschen Geld gehabt einen Hut zu kaufen, würde er es jederzeit tun, ohne zu zögern. Egal ob er somit einen Monat hungern musste.
"Oh, wir haben ja besuch. Allons, allons! Eichenberg und Freunde? Ich dachte er hat nur mich."
"Das sind Juden", erklärte Eichenberg und Douglas warf seinen "Hut" in eine Ecke.
"Juden? Ach!"

Als Joel seine Hand in ihre legte und ihr in die Augen sah, lächelte sie ihm sanft zu.
Natürlich verstand sie den Ausdruck, der in seinem Gesicht zu lesen war und sie vertraute ihm, voll und ganz.
Nachdem Joel ihre Hand leicht gedrückt hatte, ging es ihr schon besser. Wärme durchströmte ihren Körper und half ihr ein wenig gefühlvoller drein zu blicken und den ausdruckslosen Ausdruck von ihren Augen zu jagen. Vielleicht war es nur der Schein, der sie trügte oder der Wunsch nach Wärme und vielleicht war ihr noch immer gleich kalt, aber wenn, dann war diese anderen Empfindung viel stärker. Mary glaubte sogar zu wissen, welche Empfindung das war...
Als Douglas hereinkam, sah sie mit großen Augen zu ihm. Sie musterte ihn, aber nicht abschätzig, eher neugierig und mitleidig.
Juden?..., es war ihr noch sehr fremd, so genannt zu werden, aber sie sagte nichts. Ob Joel diesen Herren wohl auch kannte?