RE: Quelle - 20

"Theater?", fragte Mary, hielt inne und sah ihn an.
Darüber musste sie jetzt eine Weile nachdenken, das war nicht leicht.
War sie denn gut im Schauspielern? Nein, eigentlich durchschaute man sie doch sehr oft. Obwohl, im Theater ging es ja nicht darum, zu lügen, sondern das rüberzubringen, was die Worte, die man sprach, auch bedeuteten. Und das am besten nicht zu übertrieben.
"Ich weiß nicht genau, aber es könnte gut sein."
Mary lächelte ihm sanft zu, drehte sich und grinste ihn wieder an.
"Oder traust du mir das nicht zu?"

Joels Miene wurde wärmer, er lächelte leicht und nickte dann.
Das könnte bei Mary kein Problem werden, selber hatte er noch nie gespielt, aber er hatte die verschiedenen Gefühle und viele Situationen schon erlebt, also sollte dies auch bei ihm nicht wirklich ein Problem sein.
Nun hiess es abwarten und den beiden von der Idee erzählen, vielleicht wären sie bereit ihnen eine Aufmachung zu besorgen.
"Besser wir warten hier, bis die beiden zurück sind", meinte Joel dann.
"Mit unserer Aufmachung können wir kaum auf die Strasse."

Mary erwiderte das Lächeln und nickte dann.
"Ja, wir sollten wahrscheinlich besser warten, bis sie zurück sind. Aber sag, was ist, wenn sie jetzt wieder kommen und uns dann schon verkaufen wollen? Ich weiß nicht, ob ich mich gegen die beiden wehren kann, auch wenn sie noch so ausgehungert sind. Mein ganzer Körper...ist fast wie eingeforen."
Sie senkte etwas den Blick und versuchte sich selber mit Reiben über ihre Haut zu wärmen.
Mary wollte nicht schon verkauft werden! Nein! Nicht noch einmal!

"Mary, hab keine Angst", sagte Joel zu ihr.
"Ich kenne die beiden.
Mir wird schon was einfallen, damit sie stutzig werden.
Vertrau mir", sagte Joel und war zuversichtlich.
Etwas interessantes.
Nun blieben seine Gedanken bei den Biographien der beiden haften, was hätten sie in dieser Zeit vllt. am dringensten gebrauch?

Es wurde Abend als Eichenberg hereinkam und die Türe schloss.
Douglas hatte war noch bei der Arbeit und er hatte ebenfalls noch zu tun.
Durch alles hatte er seinen Besuch vergessen und dadurch erschrack er, als er Mary und Joel sah.
"Oh, ihr seid es."
Er fasste sich am Herz.
Dann suchte er nach seinen Zinssätzen.

Mary nickte wiederum leicht. Er hatte recht, sie musste ihm einfach vertrauen.
Nun gut, es war ja nicht so gewesen, dass sie ihm nicht bis jetzt auch schon vertraut hatte, aber sie wusste nun, dass sie es einfach weiter tun musste. Und wie er schon sagte, er kannte die beiden. Mary kannte nur Eichenberg von ihrer Entführung nach Otopia vor etwa 7 Jahren.
"Das alles ist so komisch. Ich weiß, dass die beiden Schatten uns nur etwas schlechtes wollen...aber warum dir? Du kannst doch gar nichts daür, dass ich in deine Erinnerung gekommen bin."
Mary verstand es wirklich nicht und so sah sie sich wieder um, als suche sie hier nach der Antwort.
Später am Abend wandte sie sich zu Eichenberg und nahm sofort von ihm Abstand, in dem sie neben Joel trat.

Joel hatte ihr die Antwort nicht geben können.
Er vermutete alleine aus Spass, Schatten waren böse und Neugierig.

Doch auf einmal löste die Quelle die Erinnerung auf.
Zu lange waren sie bereits hier und hatten eindeutig vieles verändert, auch dass eine Erinnerung in einer sich zu lange spiegelte löste das ganze auf.
Es schwankte das Bild vor sich und Mary stand auf einmal in Weizen und in keiner Erinnerung mehr.
Sie war zu Ende und wie die vorherigen, hatte es auch keine Auswirkung.
Es hatte niemals existiert, was Mary dort ausgelöst hatte.

Mary schloss die Augen, als sich die Erinnerung auflöste.
Natürlich, es tat weh, aber was sollte sie tun? Sie hatte ja von Anfang an gewusst, dass nichts von dem wirklich existierte.
Leise seufzte sie und sah sich auf dem Weizen um, bis sie sich dann auf den Boden fallen ließ und sich setzte.
War das hier auch wieder eine Erinnerung? Oder war es nichts davon, was sie bereits kannte? Wo war sie?

Neben Mary tauchten aus dem nichts zwei junge Leute auf. Der junge Mann war klein und seine Liebste war in seine Arme geschlungen-
Beide lagen sie in dem Weizenfeld und beide blickten sie hoch in den Himmel.
Eine Nebula hatte sich über Mary und den beiden gebildet.
„Und weißt du auch wie du sie zählen sollst?“
Sie schüttelte den Kopf. Sie hielt ihren Kopf an seinen gelehnt und lächelte verträumt vor sich her. Ja, sie fühlte sich glücklich.
„Du stellst dir ein Meer aus Farben vor“, sagte er und hielt ihre Hand dabei.
„Für jeden Stern den du gezählt hast, setzt du persönlich eine Farbe. Und wenn du dich gut konzentrierst, bleiben sie und du wirst sie nicht ein zweites Mal verrechnen.“
„Und wenn du nicht soweit zählen kannst?“
Er lachte. „Dann zupfst du Gräser. Für jeden Stern eines. Dann reichst du sie einem Freund, der sie dir nachzählen wird.“
Er sah nun zu ihr und hob ihr Kinn.
„Ich liebe dich“, sagte er und ihre Augen glitzerten.
„Und ich bin glücklich mit dir.“
„Versprichst du mir, dass ich ewig die Deine bin?“
Melina sah lieblich zu ihm und Cyrill strich ihr über das Haar. Ja, auch er war glücklich. Er fühlte sich frei und geborgen.
„Ich verspreche es.“
Die beiden erlischten und wurden mit dem Wind als Staubpartikel fortgetragen.

Mary hatte den beiden schweigend zu gesehen. Natürlich erkannte sie Cyrill, sie würde ihn wohl immer erkennen.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und es war schön, die beiden so zu sehen.
Cyrill war glücklich und das machte Mary auch glücklich. Er war ein Teil ihres Lebens geworden, ein sehr bedeutener, um genau zu sein.
Ohne ihn wäre sie jetzt nur noch eine Sklavin, von der niemand mehr wusste...oder vielleicht würde sie auch gar nicht mehr leben.
Und überhaupt, er hatte sie ja nicht nur einmal gerettet.
Wieder überkam sie die Erinnerung an die Stunden, Minuten und Sekunden, in denen sie geglaubt hatte, dass er tot war, ihretwegen.
Welchen Schmerz sie erleiden musste, welche Trauer sie überkam und das alles, weil sie ihn so gern hatte.

"ICH HASSE MICH!!!!!", schrie sie aus Leibeskräften und das tat sie wirklich.
Wieder war jemand wegen ihr gestorben, wieder durch ihre verdammte Dummheit.
Es wäre vielleicht besser gewesen wenn sie auf ihre Erziehung gehört hätte, wenn sie es gelassen hätte zu fühlen, Gefühle zu zu lassen.
"Bitte komm zurück!", flüsterte sie ganz leise.
Immer weiter lief sie, in den Wald hinein.
Immer weiter, ohne zu wissen wo sie war, doch wie schon gesagt, war es ihr egal.
Nach einigen Momenten, die nur durch ihr eigenes Wimmern gestört wurden, kam sie an einer Lichtung an.
Als sie nach oben sah, da hier die Bäume den Himmel nicht bedeckten, konnte sie den Mond erkennen.
Kalt und unbeirrt, hing er da und sah zu ihr hinunter.
Marys Tränen der Verzweiflung glitzerten stumm über ihr Gesicht.
"Ich würde alles tun, aber bitte komm zurück!"


Ihr stummer Blick folgte den Staubpartikeln und sie fragte sich, was jetzt wohl geschehen würde.
Komisch war, dass sie nun wieder allein war, nach so langer Ewigkeit und trotzdem oder vielleicht genau deshalb verspürte sie nicht den Drang, zu reden, über unnütze Sachen und deren banaler Hintergrund.
Die junge Frau schloss die Augen und wollte einfach abwarten. Irgendetwas würde schon passieren und wenn nicht, dann war sie einfach hier. Hier, zwischen Raum und Zeit, Erinnerungen und Wirklichkeit, Liebe und Trauer.

Auf einmal wehte Mary blütenstaub entgegen und ein Bild entwickelte sich vor ihr.
Musik war auf einmal zu hören und ehe man es sich versah, befand sich Mary bereits in einer neuen Erinnerung.
Alles war hell und fröhlich.
Ganz andere Wesen liefen in Königreich Lótius Reich umher.

Die vier Generäle und Cyrill betraten das Königreich Lótiu's.
Damals waren Edo und Marcellus von König Tarabas in die kleinen Sümpfe gesandt worden um ihre Fehler wieder gut zu machen.
Einige Minister eilten durch die grossen Hallen und immer wieder waren junge Elbenfrauen zu sehen, die lächelnd zu den Fremden sahen.
Musik war zu hören, alles war hell und fröhlich.
"Hier findet jeden Tag ein Fest statt", sagte Cyrill, während er mit diesen durch das Schloss ging.
"Alle sind friedlich miteinander. Ihr bekommt Wein, Frauen, Aufmerksamkeit, Waffen, und alles was das Herz begehrt."
Siramir sah den schönen Elbendamen hinterher, lief aber weiter.
Das alles klang sehr vielversprechend.
"Ein mächtiges Reich", bemerkte er dann.
Edo hatte wie immer eine ernste Miene aufgesetzt während er ging, er blickte ein Elbenmädchen nur flüchtig an.
Der General neben ihm musste schmunzeln, als das Mädchen ihn anlächelte.
Er sah ihr schwach grinsend nach.
"Alles so vollkommen, Cyrill.
Wem gehört dieses Reich?
Ist es hier, wo Mary und du einst gewesen wart?", fragte Edo und konnte fast immer noch nicht glauben, dass hier waren.
Cyrill schüttelte den Kopf.
"Mary war nicht hier", sagte er und sie bogen um die Ecke.
Ein neuer, endloser Korridor.
"Hier ist Lótius' Reich. Herr der Gezeiten."

Mary sah mit großen Augen zu Edo und Cyrill, schluckte dann allerdings und beschloss kurzerhand, dass sie noch nicht entdeckt werden wollte.
So erfuhr sie ja viel mehr, was eigentlich passiert war und brachte nicht sofort alles durcheinander.
Also lief die junge Frau hinter eine nächste Säule, und schaute nur flüchtig hervor. Wo war sie hier?
Dass die Wesen, die hier waren, Elben waren, erkannte sie sofort und musste deshalb auch lächeln. Mary wollte schon immer lieber ein Elb sein, als eine Veela. Das waren auf jeden Fall weitaus schönere Wesen!
Sie schlüpfte an weiteren Säulen vorbei, ohne die anderen aus den Augen zu lassen und lauschte unauffällig.
Das alles hier sah so vollkommen aus, so wunderschön. Sie war mehr als begeistert, sah sich alles an und strahlte.

"Herr der Gezeiten", wiederholte Siramir in erfürchtigem Ton.
"Sag mir Cyrill, ist er der König dieser ganzen Feenwelt?", fragte Edo und ging weiter.
Es beeindruckte ihn und soetwas wie das hier, hatte er zuvor noch nie gesehen.
Auch der General hinter Edo war beeindruckt und hörte erfürchtig zu.
"Ja, das ist er", sagte Cyrill und er lächelte leicht.
"König der Lüfte, hier hat er sein Gebiet. Und er bestimmt, wie schnell die Zeit durchgeht. Eure Reise hier, hat euch manch Jahre gekostet. In der Vampirwelt sind es bloss einige Tage."
Siramir fasste sich am Kopf.
"Und ich hatte geglaubt, der König sei steinalt, wenn ich zurück komme."
Cyrill grinste.
"Nein", sagte er schmunzelnd.
"Zum Glück nicht. Also macht euch keine Sorgen. Es werden bloss einige Tage vergangen sein, wenn ihr wieder zurück ankommt. Niemand wird euch glauben."
Edo blickte zu Siramir.
"Jah, das dachte ich auch", sagte Edo und sah dann nach vorne.
"Das würde Tarabas wohl nicht gefallen, wenn er erfährt, dass er nicht der einzige König in Otopia wäre..."
Der General hinter Edo setzte ein ernstes Gesicht auf.
Ebenso ernst war Marcellus und Siramir wurde es auch.
"Dann sagt ihm nichts", meinte Cyrill.
Siramir trat vor Cyrill und sie hielten an.
"Das wäre Hochverrat!", sagte er mit ernster Stimme zu Cyrill.
Dieser sah zu Siramir hoch.
"Tarabas ist König der Vampire. Er soll sich gefälligst damit zufrieden geben, mit dem, was er hat!"
Siramir traute seinen Augen nicht.
"Du dreckiger-!"
Er hob seine Hand und wollte Cyrill schlagen, doch Marcellus trat schnell zwischen die beiden und hielt Siramir auf.
Marcellus war zufrieden mit der Situation.
"Lass nur, Siramir", sagte dann Marcellus und er blickte zu Cyrill.
Dieser verengte die Augen.
"Pass auf was du sagst, Zigeuner."
Es war eine heikle Situation.
Aber Edo fiel etwas ein, was sie berücksichtigen mussten.
"Wenn wir dieses Land nun eroborn würden mit unserer samten Vampirarmee, welche Seite würde schlussenldich den Sieg eringen?", fragte er Cyrill.
"Unsere Seite", sagte Marcellus entschlossen.
"Und falls es eng wird, werde ich die Todesvampire aufsuchen."
Cyrill trat von Edo zurück und er sah zu diesem.
"Sowas fragst du mich..."
Seine Augen glitzerten.
"Ihr seid also hierher gekommen, um das zu zerstören!"
Er blickte sich um.
"Daraus ewige Finsternis und Kälte zu machen!"
Marcellus griff nun Cyrill am Arm.
"Du bist deinem König zu Treue verpflichtet", sagte er ernst.
"Entweder du bist für ihn, oder du bist...sein Feind. Und sehr dumm obendrein."
Die vier hatten Mary noch nicht entdeckt.

Mary hatte alles mit angehört und konnte nicht glauben, was sie dort hörte.
Sie stand wieder hinter einer Säule und schlug sich die Hand vor den Mund. Das Glitzern in Cyrills Augen und wie er sprach...das brach ihr das Herz und sie musste kurz die Augen schließen.
Als Marcellus Cyrill am Arm packte, hatte sie den Blick schon wieder längst auf die vier gerichtet.
Der sollte ihn in ruhe lassen! So ging man nicht mit Cyrill um!!
Auch sah sie zu Edo und fragte sich, ob er wirklich vorhatte, was er da sagte. Wollte er wirklich diese schöne Welt zerstören?
Mary war sprachlos und sie stützte sich an dem Stein ab.

Siramir fasste sich am Kinn.
Das alles war gar nicht gut.
Doch Marcellus hatte recht und Edos Frage war wichtig!
Edos Blick wurde ernster.
"Wir haben nicht den langen Weg gemacht, nur ein bisschen eine Kreuzfahrt zu machen.
Was wir wollen, sind neue Gebiete, versuch das doch zu verstehn, Cyrill!", sagte Edo und war auf der Seite des Königs.
Der General hinter Edo zog nun sein Messer heimlich.
Cyrill verengte die Augen.
"Der König hat genug Macht und Reichtum."
"Das genügt!"
Siramir packte Cyrill an den Armen und Marcellus schlug den Zigeuner hart ins Gesicht.
"Du wirst hier offiziell des Hochverrats beschuldigt!"
Edo sah immer noch zu Cyrill, er verengte nun einen Moment seine Augen und rührte sich nicht, er liess die beiden machen und auch der andere General ging nun auf Cyrill los.
Allerdings nahm Edo ihm das Messer weg.
"Er hat einen besseren Tod verdient, selbst wen er ein Verräter ist", sagte Edo ruhig und sah dabei lange zu Cyril.
Siramir hielt Cyrill fest und Marcellus schlug erneut.
Cyrill wehrte sich nicht.
Er gab auch keinen Ton von sich, diese Genugtuung gönnte er ihnen nicht.