RE: Quelle - 24

Edo blickte einen Moment entgeistert zu Mary.
Sie sah so anders aus, als vor wenigen Tagen.
Ein wenig älter, andere Kleider und eine andere Frisur.
Ausserdem hätte er nicht erwartet, dass Mary sich in der Biblitohek befand.
War sie schon hier gewesen, als er mit Cyrill so richtig die Ausseinandersetzung hatte?
Edo räusperte sich nun ein wenig um aus seiner plexheit rauszukommen.
"Tja...
Öhm... hallo Mary", er nickte ihr leicht zu.
Würde sie ihm das abekaufen? xD
Allerdings runzelte er wiederum skeptisch die Stirn, sein Blick blieb bei ihren Kleidern hängen, die nicht den Hogwartskleidern entsprachen.
Das passte ihm irgendwie garnicht. *g*
"Sag jetzt nicht, dass die Uniformregel dir entgültig zu viel geworden ist."
Mary und Edo hatten nämlich vor kurzem eine Verbotene Wald Disskusion gehabt.

[ edo XDDD]

Mary legte das Buch zurück und sah an sich hinunter, wobei sie den Mund verzog.
"Ach das...na ja, ich wollte mal was neues ausprobieren, weißt du. Und ich finde, da kommen meine Beine so gut zur Geltung."
Was redest du da für einen unsinn? Als würde sich Edo für deine Beine interessieren!
"Man muss ja auch ein bisschen in der Mode bleiben, nicht wahr? Würde euch beiden übrigens auch ganz gut tun."
Mary lächelte den beiden scheinheilig zu und strich sich eine Strähne hinter das Ohr.
"Wie geht es euch? Ich hab...euch gar nicht bemerkt."
Das alles war ihr sehr unangenehm, aber sie versuchte, es zu vertuschen.

Cyrill schmunzelte leicht.
"Sicher nicht? Kann schon sein, das Edo und ich nicht gross auffallen. Alleine schon davon, was wir da überhaupt alles besprechen."

Edo runzelte die Stirn.
Er verstand nicht.
Mary hörte sich sonderbar an.
'Benimmt sie sich immer so, wenn sie nach irgendwelchen faulen Ausreden suchte?', fragte er sich misstrauisch. xD

"Ach...über-über was habt ihr denn gesprochen, hm? Wie gesagt, ich hab eure Stimmen gar nicht gehört."
Verlegen strich sie sich über das Gesicht und schluckte leicht, als sie wieder zu den beiden Vampiren aufsah.
Die beiden durchschaun mich so oder so! Da brauch ich gar nicht lang drum rum reden.
"Aber, wenn ihr euch grad so gut unterhalten habt, dann lasst euch nur nicht von mir stören. Ich muss eh noch für eine Prüfung lernen. Ja, genau."
Mary sah sich suchend um, griff sich ein Buch und zog es aus dem Regal heraus.
"Ah, da ist es ja", grinste sie gekünzelt, ging an den beiden vorbei und setzte sich an den Tisch, an dem sie zuvor gesessen hatten.

[looool]

Cyrill schmunzelte leicht.
"Muss bestimmt schwer sein, über welches Thema ist denn die Prüfung?"

"Oh...ähm über die ähm...unverzeihlichen Flüche! Ja, genau. Aber natürlich nur theoretisch."
Nachdem sich Mary mühevoll etwas zusammengereimt hatte, strich sie sich verlegen am Hals entlang und zwinkerte den beiden noch kläglich zu. Was sie nicht wusste, war, dass sie sich kein Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste gegriffen hatte, sondern eines für Pflege magischer Geschöpfe, was auch in großen goldenen Lettern oben auf dem Einband stand.
"Tjaha...lasst euch nicht stören. Tut am besten so, als wäre ich gar nicht da."

Das Bild verschwand und um Mary begann sich ene neue Umgebung aufzubauen.
Sie war nun in einem dunklen Raum und hielt einen schweren Kerzenständer in der Hand.
Ihr Haar war gut versteckt in einer blauen samtmütze mit Feder und sie trug die Kleidung eines Knappen.
Ein Mann stand an dem grossen Fenster und war gegen den schweren Vorhang gelehnt.
Neben Mary stand ein zweiter Diener, der ebenfalls Kerzen bei sich trug um den düsteren Raum ein wenig zu erhellen.
Selbst die Stimmung schien bedrückt, denn die Tür war offen und man konnte Schritte hin und her gehen hören.
Stimmen waren zu hören.
Weinen und flüstern.
Der Mann am Fenster schien isoliert, er wollte sich fern halten vom Geschehen, von allem.
Nun trat ein dritter Diener herein, der einen Weinkelch trug.
Er verbeugte sich.
"Mein Herr-"
"Lass mich alleine."
"Aber-"
"Du sollst gehn!"
Edoardo hatte nun leicht seinen Kopf gedreht und der Diener verbeugte sich.
"Sehrwohl, mein Graf."
Der Diener verneigte sich erneut und trat dann hinaus.
Edoardo hatte ihm derweilen nachgesehn, sein Blick war ernst und verbittert.
Seine Augen blieben nun auf Mary und er blickte sie nun eine kurze Zeit an.
Schliesslich wandte er sich wieder ab und blickte aus dem Fenster in den dunklen Park draussen.

Mary sah sich fragend um, als sich eine neue Erinnerung bildete.
Der Kerzenständer, den sie hielt, war wirklich ziemlich schwer, aber es ging noch und so blieb sie aufrecht stehen.
Sie musterte den Mann am Fenster und beobachtete das Geschehen mit dem Diener.
Er war also Graf, nur wusste sie nicht, welcher das sein sollte. Sie hatte ihn nie zuvor gesehen.
Als er sie ansah, senkte sie den Blick und zwar so lang, bis er sich wieder an das Fenster wandte, um in den Park hinaus zu sehen.
Nein, sie wollte lieber noch nichts sagen, sonst würde nur wieder etwas passieren, was sie nicht wollte.
Das Weinen und Flüstern im anderen Raum bereitete ihr sorgen, genauso wie des Grafens isoliertes Verhalten.

Die Schritte in den Gängen wurden lauter und zahlreicher.
Man konnte einen Schrei hören und schliesslich konnte man durch die offene Tür erkennen, wie eine eingewickelte Person auf einer Trage hinausgeführt wurde.
Der Graf drehte sich nicht um.
Der Diener trat wieder herein und verbeugte sich erneut.
"Mein Graf", sagte er und wartete kurz.
Doch Edoardo reagierte nicht und so versuchte er es erneut.
"Mein Graf, die Ärzte wollen jetzt gehn."
Edoardo hob seine Hand.
"Schicke sie weg."
Der Junge Diener zögerte leicht.
Er blickte kurz in den Gang, wo die Trage mit der Leiche hinausgeführt wurde.
"Mein Graf, wollt soll man euch hinaus begleiten?"
Jedoch Edoardo hob erneut die Hand als Zeichen, das er gehn solle.
Der Junge Diener verbeugte sich.
Er öffnete leicht den Mund, senkte dann jedoch den Blick.
Schliesslich ging er wieder hinaus.
Edoardo blickte in den Park.
Nach einer Weile kamen die Ärzte mit der Leiche unten an und verschwanden aus dem Anwesen.

Mary sah zu der Leiche und vor Schreck hätte sie fast den Kerzenständer fallen gelassen.
Nachdenklich sah sie den Ärzten und der eingewickelten Person nach.
Dann allerdings wandte sie den Blick wieder an Edoardo und überlegte, was sie nun tun sollte.
Sie wollte wissen, wer die Leiche war, auch wenn sie einen schlimmen Verdacht hatte.
Aber wie sollte sie es anstellen? Sie konnte ihn doch nicht einfach so ansprechen!
"D-das tut mir leid, mein Graf", meinte Mary dann leise, wobei sie zu Boden blickte. Wahrscheinlich war es ein Fehler gewesen, etwas zu sagen.

Edoardo hatte sich nicht gerüht.
Auch nicht, als Mary sprach.
Der Diener neben Mary sah leicht erschrocken zu ihr.
Leicht verwirrt musterte er diese nun und er runzelte die Stirn.
Der Graf hatte sich nun schliesslich umgedreht und der Diener blickte wieder nach vorne ins Leere.
Edoardo sah zu Mary.
Es waren keine Emotionen darin zu sehn, ausser seiner Müdigkeit.
"Es gibt nichts, was einem nicht leid tun sollte, junger Mann."

Mary sah zum Grafen auf, nicht aufdringlich oder dergleichen, nur mitfühlend und dennoch standhaft und demütig.
Als er sagte junger Mann, sah sie etwas verwirrt drein, allerdings wurde ihr kurz darauf bewusst, dass sie ja Männerkleidung trug.
Kurz dachte sie nach und nickte dann ganz leicht.
"Da habt Ihr Recht. Ihr habt mein tiefstes Mitgefühl", sprach sie ehrlich.
Dass er keine emotionen zeigte, empfand sie nicht als ungewöhnlich. Nur diese Müdigkeit...was wohl passiert war?

Nun waren weitere Schritte aus dem Gang zu hören.
Jedoch waren sie nicht so hastig wie die anderen, die Schritte waren eleganter und auch etwas lauter, da die Absätze anders waren.
Vor der Tür blieben sie stehn und sie verhallten, eine Frau stand nun am Türrahmen und sie trat herein.
Sie trug ein blaues Kleid und einen weissen Nerzmantel, damit sie nicht frierte.
Ihre Haare waren hochgesteckt und Mary hatte sie schon einmal in einer Erinnerung gesehn.
Ja, damals war diese Frau jünger gewesen, arm und Dreckig.
Heute stand sie da als vornehme adelige und ihre Haltung wie auch die Sprache war komplett anders als damals in den Gassen.
Doch die Ähnlichkeit war zu sehn, denn es war das gleiche Gesicht, die gleichen markanten Augen und Lippen, die damals diese arme Frau trug.
Lady Esther streckte ihre Arme aus und trat auf Edoardo zu.
"Mein armer Junge", sagte sie und im Moment war ihr die Dienerschaft egal.
Das hier war wichtiger als korrektes Auftreten, ausserdem war sie ja nicht in ihrem Anwesen, sondern bei ihm.
Edoardo hätte Lady Esther nicht erwartet und er nahm ihre Arme an, indem er sie dort festhielt und zu ihr sah.
"Gott weiss, was diese Nacht in dich gefahren ist."
Nun liess sie Edoardo wieder los und er drehte sich von ihr weg.
Lady Esther war betrübt.
"Doch niemand wird danach fragen, es ist ein Unfall gewesen."

Edoardo schwieg.
Er verzog leicht das Gesicht, man konnte es in der Spiegelung des Fensters sehn und Lady Esther wusch sich eine Träne weg.
"Was hast du bloss gedacht, einem armen Bauernmädchen den Kopf zu verdrehen, und-"
Sie verstummte.
"Edoardo, bitte."
Sie legte ihre Hand nun auf seine Schulter.
"Du sollst zu mir kommen und bei mir bleiben. Ich werde für dich sorgen, wenn du es so möchtest."
Edoardo schwieg erneut und als sie ihre Hand wieder wegnahm und zu der Tür lief, drehte er sich wieder um.
Seine Augen waren mit Tränen gefüllt und er öffnete den Mund um etwas zu sprechen.
Doch er konnte nicht und fasste sich augenblicklich an der Brust.
Es war ein fester Stich, ein Schmerz den über ihn kam und keuchend klappte er zusammen.
Lady Esther legte entsetzt die Hand vor den Mund.
Die Ärzte!, kam es ihr durch den Kopf und hilfesuchend wandte sie sich an den einen Knappen mit der Kerze.
"Hole die Ärzte, sie können noch nicht so weit sein!"
Ohne zu zögern liess dieser den Kerzenhalter zu Boden fallen und er war als Fledermaus aus dem Fenster gesaust.
Edoardo lag wie tot auf dem Boden, er atmete jedoch noch.