RE: Quelle - 64

"Oh", fiel es Mary wieder ein und sie blickte etwas kläglich zum Steinbecken.
"Das muss mir entfallen sein. Tut mir leid."
Daraufhin nahm sie das weiße Gewand, entledigte sich des alten und begann Gesicht und Hände im Blutwasser zu waschen.

Jade derweilen wühlte in Jeszicàs Schubladen herum und reichte ihr dann ein Fläschchen mit Milch darin.
"Hier, du musst den Körper einreiben damit. Und schliesslich mit deinem Blut vermischen."
Sie reichte ihr ebenfalls noch einen Dolch.

Mentor derweilen hatte sich ebenfalls gewaschen und er klopfte an bei Edo.
"Vetter, es wird Zeit!"

Mary sah zu dem Dolch und verzog etwas das Gesicht.
Schöne Vorstellung, sich schon am Morgen selber ritzen zu müssen.
Jedoch schüttelte sie bestimmt den Kopf und lief zu ihren eigenen Sachen.
"Es geht schon. Ich hab bereits einen Dolch", sprach die Mara und zog den hervor, den sie von Joel bekommen hatte.
Nicht, dass Jade jetzt dachte, sie würde immer mit einem herumlaufen, daher musste sie sich schnell etwas einfallen lassen.
"Den hab ich von meinem Vater bekommen. Er meinte, dass so etwas in der Art hier wohl so Tradition sein würde."
Schließlich wollte sich die junge Mara auch durch keinen anderen Dolch verletzten müssen, genauso wenig wollte sie durch einen anderen sterben. Es war einfach ein Symbol für Mary. Für andere sicher unverständlich, aber das juckte sie in keinsterweise.
Mary setzte die Klinge an ihren Arm, neben einer großen Narbe, die noch von Katsumi stammte und schnitt sich ins Fleisch.
Natürlich brannte es, aber...nun, es war nur eine Erinnerung, nicht mehr und auch nicht weniger.
Schließlich nahm sie noch das Fläschchen und tat, wie Jade gesagt hatte. Erst rieb sie sich mit der Milch ein und dann mit ihrem Blut.

Edo hatte diese Nacht besser schlafen können als bei der letzten.
Er fiel als Fledermaus herunter und verwandelte sich nocoh rechtzeitig.
Edo öffnete die Tür.
Joel kam gerade von seinem Zimmer, er wirkte etwas ernster.
Edo sah kurz zu dem Prinzen und dann wiederum zu Mentor.
"Dann wäre es heute soweit.
Nicht wahr?"

Jade hatte verständnis dafür und sie legte den Dolch weg.
Danach wartete sie geduldig auf Mary.

Draussen gingen die ersten Todesvampire den Gängen entlang.
Einige gleiteten schon fast wie Geister durch den dünnen nebel hinunter Richtung Messekapelle.

Mentor nickte zufrieden.
"Ohja...der arme Chajek. Doch eben, nur eine Erinnerung."
Er lief dann schonmal voran.

Ulbert trat sogleich neben Joel, Edo und Milexûs vorbei.
Wie immer vielen seine langen Finger auf und er verschwand sogleich in der Messekapelle.
Die ersten hatten sich bereits darin versammelt.
In einem Halbkreis standen sie weiter hinten vor dem Altar.
Bela Kremnitz, der Hausvater, wartete bereits auf seine Kinder und zu seiner rechten stand Chaya, mit ernstem und konzentriertem Blick.
Ulbert stand nun an Belas linke Seite und gemeinsam warteten sie.

"Immerhin genug wichtig, um nicht selber dort geopfert zu werden", gab Edo murmelnd von sich, nach Milexûs Aussage hin.
Joel wurde aufmerksam auf Ulbert und etwas verwundert hob er seine Augenbrauen, als er die Nägeln erblickte.
Ruhig sah er ihm dann nach.
Diesen hatte er schon einmal gesehen.
Edo ging dann mit düsterer Haltung Mentor nach, gespannt was auf sie zu kommen würde.
Ebenso Joel folgte.

Schließlich, als Mary fertig war, zog sie sich noch das weiße Gewand über, dass sie bekommen hatte und wandte sich zu Jade um.
"Ich...wäre dann soweit", sprach sie und ging schonmal leicht Richtung Tür.
"Danke nochmal."
Die junge Mara atmete etwas durch und öffnete die Tür, um hinauszutreten.
Sie fragte sich, wie das nun wohl ablaufen würde.

Jade trat nun auch heraus und auf einmal schien sie wie verwandelt.
Denn jedes Bedürfnis jetzt zu sprechen, war in ihr verschwunden.
Sie spührte den Bann und ihre Pupillen weiteten sich leicht.
Sie glitt dann schliesslich loss mit anmutigen und erfürchtigen Schritten richtung Messkappelle, wo sich bereits die meisten versammelt hatten.
Weitere Maren und Vampire schlossen sich ihnen an.
Schliesslich waren sie alle unten versammelt.
Ein grosser Altar stand weiter vorne und Bela, der bisher auf einem Thron gesessen hatte, erhob sich.
"Meine Kinder!"
Als fürde sie hinuntergedrückt, fiel Jade auf die knie und sie sank demütig ihren Kopf.
Die anderen Vampirmaren hatten das gleiche getan, währen die Männer sich etwas mehr aufrichteten und bereits ein erster erfürchtig zu wispern begann.
Jade küsste den Boden dreimal, während sie leise vor sich hermurmelte.
"Schwarz. Schwarz wie der Tod. Schwarz wie die Nacht."
Mentor kannte das ganze noch von gestern, doch es war wahrlich unglaublich eindrücklich. Er fühlte otopianischen Stolz auf sich aufkommen! Ohja, seine Urväter kamen ihm durch den Kopf. Wie viele konnten heute noch behaupten Reinvampire zu sein?
"Wir beten dich an, o du Spross aller Kinder.
Des König Sohn", flüsterte Milexûs leise und er schielte ganz stolz leicht zu Joel.

Mary hatte ihre Veränderung wahrgenommen und folgte Jade wortlos in die Messehalle.
Ihr wurde etwas mulmig zumute, als sie auch die anderen Vampire und Maren sah.
Einen Moment fühlte sie sich ziemlich alleine, wenngleich hier ja noch so viele andere anwesende Personen waren.
Die Mara schluckte, als Bela sich erhob und Jade neben ihr zu Boden sackte und diesen dreimal küsste.
Leicht holte sie daraufhin Luft und sah sich hilfesuchend um, bis sie Edo, Joel und Milexûs etwas weiter weg entdeckte.
Soll ich...das jetzt auch machen?, ging es ihr durch den Kopf.

Joel und Edo fühlten im selben Moment das gleiche.
Erschütterung und baff sahen sie dem zu.
Auch sie waren wie die anderen Vampire Positioniert, um keine Ausname zu machen.
Es war sehr eindrücklich und bewegend!
Es war... als würde eine fremde Mach das ganze Steuern.
Etwas das Joel in einem otopianischen Vampiren noch nie gekannt hatte, als wäre dunkle Magie dahinter.
Als wäre ein Teil von Jasko in den Todesvampiren.
Joel hörte dann neben sich Milexûs einen Vers mitmurmeln, Joel lauschte aufmerksam jedoch schwieg er seelenruhig. Er würde sich das Ritual ansehen und sich ein Bild daraus machen.
Edo daneben hatte seine Kontrolle wie verloren und begann nun selber den Mund zu öffnen und leise sich dem Vers von Milexûs anzuschliessen.

Abenfalls Jeszicà liess sich fallen und voller erfurcht küsste sie den Boden.
Jade wiederholte ihre Worte leise vor sich hermurmelnd, während mit jeder Bewegung Belas, das Flüstern stieg und effektiver wurde.
"Schwarz. Schwarz wie der Tod. Schwarz wie die Nacht."
Bela blickte auf seine Kinder und er weitete dann seine Arme.
"Ich grusse euch. Seid gesegnet!"
"So sehet und ehret des Königs Stolz, den Prinzen, Erstgeborener.
Er ward, ist und wird.
Ewiglich."
Milexûs atmetete tief aus. Eine Gänsehaut überkam ihn und er fühlte sich sogleich ein mit den Anwesenden hier, eins mit Edo und er fühlte sich als Bruder, ihm gegenüber.
Jade fasste sich an die Brust, als Bela seinen Segen aussprach, und ihr Murmeln wurde lauter.
Jeszicà derweilen hielt ihren Kopf gesenkt und sie schloss die Augen.
"Mes chame nas, gesegnet seist du, O König, in Blut verewigt dein Geist, melan."
Bela trat ein wenig nach vorne, während er diese Worte mit seiner lauten und deutlichen Stimme sprach und die Erde unter ihren Füssen begann leicht zu zittern.

Lajos zitierte ebenfalls leise einen Vers, während sein Vater die Familie segnete und viel Energie durch den Raum schwirrte.
"Hebt die Waffen hoch, oh...Bruder!
Lasst keine Gnad...in unser...einstig...Haos.
Denn wer kämpft...entschliesst...zu gewinnen...und...eisern zu sein.
Seht!
Der Tag ist nah...die Arbeit...weit.
O König...in Blut...verewigt dein Geist!"

Chayas Augen begannen sich leicht silbern zu färben, während sie ihre Augen faltete und Belas Worte leise für sich wiederholte.
"Mes chame nas, gesegnet seist du, O König, in Blut verewigt dein Geist, melan. Mes chame nas, gesegnet seist du, O König, in Blut verewigt dein Geist, melan."
"Mes chame nas, gesegnet seist du, O König, in Blut verewigt dein Geist, melan!", sprach Bela mit immer lauter werdender Stimme und man hörte im Hintergrund sein dumpfes Echo wiederhallen.
Die gelben Feuerflammen färbten sich langsam silbern, wie Chayas Augen.

Jetzt, da Mary wusste, sie war nicht mehr allein, lauschte sie aufmerksam durch den Raum.
Und auch ihr blieb diese Energie nicht verborgen, die unabwegig durch den Raum strömte.
Fast so, als würde sie es nicht wollen, fuhr ihre Hand zu ihrem Herz und sie sank demütig auf die Knie.
In diesem Moment fühlte sie so viel Stolz, zu einer otopianischen Mara geworden zu sein, wie nie zuvor.
Es war einfach unglaublich und sie atmete sehr flach.
Schließlich hielt sie ihren Atem an, als sie Chayas Augen sah und wie sich die Flammen in eben der gleichen Farbe tönten.