RE: Hofresidenz Androvski - 4

Narissa sass am Bett von Sir Eichenberg und besorgt sah sie zu ihm.
Dieser schlief und sah sehr bleich aus.
Douglas war ebenfalls im Raum und Alexandre Lumière, einer der Spezialisten sprach leise auf ihn ein.
Douglas nickte immerzu, er war ernst und bangte um seinen Freund.
Narissa war nicht die einzige in der Residenz, immer wieder kamen reiche Adelsleute, oftmals auch solche, die man sonst sogut wie nirgends zu gesicht bekam.
Überall am Boden waren Blumen und geschenke.

Jessica spazierte ein wenig in der Hofresidenz, in ihrer Hand hielt sie eine Blume und sie verweilte in Gedanken.
Sie war bei ihrem Vater gewesen und das sehr lange, sie brauchte nun ein wenig ein Ort in dem sie in Ruhe nachdenken konnte.
Die Sorge um Eichenberg stieg und sie wusste nicht ein und aus.
An ihrem Gesicht war die Sorge gänzlich geschrieben und sie hatte auch nicht die Absicht sie zu verbergen, es war ihr in diesem Moment egal was die anderen Adligen davon hielten, waren es nicht auch sie, die in Sorge waren?
Jessica hielt an einem Stein an und blickte hinüber zu den vielen Besuchern.
Die junge Mara drehte sich dann um so dass sie das Gebäude erblickte, sie erblickte die Wand und den kleinen Balkon, ja... dortinnen war ihr Vater.

Maximilian stand weiter vorn an das Tor gelehnt.
Sein Blick war verzeweifelt, doch er war nicht Eichenbergs wegen hier.
Nein, er kam immer hierher in der hoffnung Elina zu sehn.

Ella lief durch die Residenz.
So viele Leute wie die letzten Wochen, hatte es hier noch nie gehabt.
Ständig war jemand da, Blumen lagen herum und auch Douglas hatte sich hier oftmals Blicken lassen.
Ein ungewohntes Gefühl, alle waren hier, aber nicht wegen der Residenz selbst oder wegen den Museen, den Hofdamen.
Ella bekam im Moment sogut wie keine Aufmerksamkeit, noch weniger als wenn sonst niemand da war.
Doch ihr passte es, es war einmal etwas neues, als hätte jemand die Spielregeln geändert.
Und nicht weit von hier stand bereits die neue Universität.
Natürlich, Frauen hatten darin nichts zu suchen, doch Ella würde zugern an die Eröffnung kommen.

Sir Douglas eilte durch den Park und lief an seinen Mätressen vorbei.
Diese verbeugten sich kurz und schon war er um die Ecke gebogen.
Natürlich, das Douglas leicht zerstreut war und seit den letzten Tagen überall wie wild herumeilte, war jedem aufgefallen.
Ella war weiter vorne in der grossen Eingangshalle wo schöne Marmortreppen hinaufführten in den oberen Stock.
Die Hofdame hatte sich rechtzeitig verbeugt, das Douglas sie überhaupt wahrnehmen konnte und er nickte leicht.
Schnell lief er die vielen Stufen hinauf und wäre beinahe in einen alten Freund gerannt.
"Oh, entschuldigen Sie Harry. Schöne Festtage- ich meine gutes Gelingen!"
Er eilte dann weiter und schnell hielt er dann ein.
Verdammt!
Schnell machte er wieder kehrt und er lehnte sich dem Treppengeländer an.
"Ach, und schön das Sie gekommen sind!", rief er Harry dann hinterher.
Diesen hatte er nun doch schon seit gut 10 Jahren nicht mehr gesehn!
"Grüssen Sie Ihre Frau von mir...Sandra!"
Der Mann namens Harry zückte seinen Zylinder und Douglas lief dann wieder los.
Gut, noch ganz knapp gerettet, jetzt rechts...nochmals recht, nein, da war die Bibliothek, links musste er gehn!
So wusste er nichtmal in seiner eigenen Residenz bescheid, wie nachlässig von ihm.
"Morgen Charleen."
Morgen...war überhaupt morgen?
Douglas nahm seine Uhr. Gut, es war morgen!
Endlich war Eichenbergs Zimmer in Sicht und Douglas trat ein.
"Ich hoffe, ich störe dich nicht, Dottore? Ah, Doktor, Sie sind auch da...chrm."
Douglas nickte dem Doktor zu und dieser räumte gerade seine Instrumente zusammen.
"Wie...wie steht es um ihn?"
"Leider noch nicht besser als gestern, Sire", antwortete der Artzt.
"Aber lassen Sie ihm etwas Zeit, nur Geduld, Sire Androvski."
"Ah, Geduld. Ja...Doktor."
Douglas nickte nochmals und der Doktor verschwand.
Douglas setzte sich dann und er sah ernst zu Joseph.

Eichenberg öffnete die Augen und er sah zu seinem Freund.
"Hör auf damit Douglas", sagte Eichenberg dann mit müder und kranker Stimme.
"Aufhören, womit?"
"Jeden Morgen hier aufzukreuzen."
"Wäre dir Abend lieber?"
Eichenberg versuchte sich aufzurichten und Douglas half ihm dabei.
"Ich möchte, dass du zur Eröffnung der Universität gehst", bat ihn dann Eichenberg.
Douglas runzelte die Stirn.
"Nein, das werde ich nicht."
Er schüttelte entschlossen den Kopf.
"Für mich gibt es keinen Grund zu feiern."
"Du wirst gehn, das will ich so! Ich...ich will, das du..."
Eichenberg begann zu husten und Douglas sprang auf.
"Ich hole jemanden!"
"Setz dich, das war nur ein leichtes räuspern."
Eichenberg winkte ab und Douglas setzte sich wieder.
"Du wirst dahin gehn, am besten hällst du sogleich die Rede, sprich mit Aleander, der soll das Einrichten lassen. Und sprich kein Wort von mir, die ganze Zeit."

Douglas sah lange zu seinem Freund.
Er überlegte.
"Du bist zu gut mit mir."
"Ich will nicht, das du dir denien Ruf zersaust", zischte Eichenberg und er hustete erneut.
"Und wehe du lässt dich noch einmal in der Stadt blicken! Und...und schaff diese...diese ach, weiss nicht was...diese schwarzen Tücher weg!"
Douglas musste nun doch leicht grinsen.
"Möchtest du rote?"
"Wohl eher blau auf weiss."
Eichenberg schüttelte den Kopf.
"Weiss wie die unschuld?"
"Wohl eher Neugeburt, ich möchte dir den Kopf einschlagen, wärst du etwas näher!"
Douglas begann laut zu lachen, doch Eichenberg blieb ernst.
"Jaja, lach du nur."

Sie wurden wieder stille und Douglas seufzte leicht.
Was würde er wohl ohne seinen Freund anstellen können?
Wäre er denn noch sich selbst?
Wohl kaum, denn Eichenberg war ein Teil von Douglas.
"Das sind bloss Rückenschmerzen, ich werde schon nicht sterben Douglas", meinte schliesslich Eichenberg, der seinen Freund gut kannte und wusste, was ihm alles durch den Kopf ging.

[wundervolle posts!]

Jessica stand bei dem Türrahmen und blickte gedankenversunken hinein zu den Beiden.
Auch sie machte sich Sorgen um ihren Vater, aber noch viel mehr um die beiden.
Sie waren wie Brüder, wie konnte man Zwillinge von einenader trennen?
Einer alleine, da fehlte einfach ein zu grosser und bedeutungsvoller Teil.
Sie setzte dann aber eine liebevolle-besorgte Miene auf und betrat vorsichtig den Raum, sie verneigte sich vor den beiden langsam und trat dann näher zu dem Bett ihres Vaters und blickte auf ihn.
Wie hilflos er doch da lag und wie viel Liebe sie doch in diesem Moment für ihren Vater empfand.

Douglas bemerkte Jessica erst, als sie in seiner Nähe stand und er stand dann auf.
"Ah", stellte er schwach fest und er küsste Jessica dann sanft auf die Stirn.
Er blickte dann wieder auf Eichenberg und bot Jessica dann seinen Stuhl an.
"Bitte setz dich, ich hole mir einen anderen."
Douglas lief dann hinaus und Eichenberg blickte ihm kurz hinterher.
"Erkennst du ihn? Also ich nicht, nicht so."
Er schüttelte den Kopf und Douglas kam wieder hinein.
"Ihr werdet es nicht glauben, aber auf meinem Weg hierher ist mir Harry O'Connel begegnet. Kennst du ihn noch, Joseph?"
"Gewiss, er ist mich besuchen kommen."
"Oh...aja, stimmt. Etwas abgemagert der Bursche."
"Etwas sehr mager", stimmte Eichenberg zu und wieder war Stille.

Jessica hatte sich gesetzt, lächelte über die Bemerkung von Eichenberg was noch Douglas betraf. *gg*
Harry kannte sie allerdings nicht persönlich, nur vom schnellen sehen wie gerade vorhin als er ihren Vater besuchte.
Sie sah nun freundlich zu Douglas und wollte die beiden nicht stöhren, was sie zu bereden hatten.
Ausserdem war es immer sehr erfreulich was die beiden miteinander besprachen, wie sie sich verstanden, schon alleine das erfüllte diese tragische Situtaion mit Freude.

Douglas trat hinter Jessica und unbewusst lehnte er sich leicht gegen ihren Stuhl, während er zu Eichenberg sah.
Wie bei einer Tochter, legte Douglas sanft seine Hände auf Jessicas Schultern, zu setzen beabsichtige er sich nicht mehr.
"Sonst sprich mit Esterl, sie wird dich verstehn."
"Ich möchte, dass du gesund wirst, das ist mir das wichtigste! Und sollen die Neulinge nur Spotten, ich ziehe ihnen die Leiter unter den Füssen weg, sei dir das versichert!"
Eichenberg hustete leicht.
"Ja, das weiss ich. Aber geh nicht mehr in die Stadt und mach die Rede ohne mich, bitte. Die sollen bloss nicht meinen, dass du dich um mich sorgst, bitte bloss das nicht. Jessica, wo habe ich meine Brille gelassen, hast du sie gesehn?"

Jessica fühlte die Hände von Douglas auf ihren Schultern ruhen und im ersten Augenblick fühlte sie kurz ein Kribbeln im Bauch.
Sie hatte keine Mühe sich weiterhin auf das Gespräch zu konzentrieren, als Eichenberg sie wegen seiner Brille aufwies sah sie ihm mit einem freundlichen Blick an.
Bewusst blickte sie dann zu Douglas und stand dann vorsichtig auf um die Brille zu holen.
Sie musste nicht lange suchen, da sie sich auf dem Komodetischchen an der Seite der Wand befand.
"Da habt Ihr sie Vater", sie reichte sie ihm und kniete sich nun zum Bettrand runter und blickte zu ihm empor.
Liebevoll blickte sie ihn an und wartete ob er sonst noch etwas wollte, oder sonst nur etwas sagen wollte.

Eichenberg nahm seine Brille und er zog sie sich an.
"Und meine Zinssätze, Jessica. Die Zeitung will ich nicht lesen, ich will nicht wissen was da alles passiert."
Denn das war nur ärgerlich zu lesen, dass seine Männer schlechte Arbeit leisteten und so viele Gefangenen ausrissen denn je.
Weil gerade jetzt nutzten es alle in seinem Gefangenenlager und auch von ausserhalb.
Nicht mehr lange und alle würden verschwunden sein.
Wer wusste, was dann noch geschehn würde.
Womöglich gäbe es einen Aufstand?
Einen Anschlag, jemand würde ihn töten?
Douglas runzelte die Stirn.
Es war rührend, sein Freund fragte selbst in seinem Krankenbett nach den Zinssätzen, obwohl sie ihm jetzt überhaupt nichts nützten.
"Lass nur", sagte Douglas zu Jessica, und er trat dann an die Kommode.
Dort reichte er seinem Freund das Pergament wie gewünscht.
Douglas sah dann auf Jessica.

Jessica nahm behutsam die Hand ihres Vaters und blickte zu ihm.
"Seid getrost Vater, schlussendlich kann immer noch Gott zulassen und verweigern.
Gedenkt an den Einzug nach Israel, oder an Hiob.
Hat der Vater Abrahams ihm nicht alles genommen und schlussendlich nicht noch mehr ihm zurück gegeben?"