RE: Hofresidenz Androvski - 7

Der Gehweg war lang und auch war schon der Eingang zu der riesigen Residenz vor Isabellas Nase.
Weiter hinten beim Gehweg kam Eichenberg gelaufen.

Isabella ging immer weiter den Weg entlang und die Residenz war wirklich beeindruckend.
Schon, dass sie hier sein und das sehen durfte, war eine Ehre.
Plötzlich sah sie weiter vorn einen Vampir, er schien zu den Adeligen zu gehören.
Eigentlich kannte Isabella Sir Eichenberg ja nicht wirklich, doch sie vergass ihre Manieren nicht und als er nahezu vor ihr war trat sie zur Seite und verneigte sie demütig aber mit ihrer ihr eigenen Anmut.
Ob er wusste was es mit dem Wasser auf sich hatte?
Jedoch konnte Isabella ja nicht einfach das Wort an ihn richten.
Es war eine Zwickmühle.

Eichenberg sah leicht verwundert zu Isabella.
Was war das für ein neues Kind?
Fragend blickte er sich um.
Nun, Adelig war sie nicht, sonst würde er sie kennen!
Neuvampir?
Das wäre etwas, wenn sich von denen mal jemand hierher getrauen würde.
Möglicherweise war es eine Hofdame, schliesslich war sie schön gekleidet, wenn auch sehr schlicht.
Aber neue Hofdamen wurden in den ersten Monaten immer schlicht gekleidet.
Eichenberg ging einige Schritte auf sie zu und benutzte seinen Stock als Stütze.
"Guten Tag, wir hatten noch nicht das Vergnügen, Teuerste."
Er nahm ihre Hand und gab Isabella einen Handkuss.
"Wie gefällt es Ihnen im Park?"

Isabella war sehr erstaunt.
Der Vampir hatte eine angenehme Stimme, doch allein, dass er sie an Isabella richtete.
Natürlich lies sie ihn gewähren als er ihr den Handkuss gab.
Vorsichtig hob sie ihren Blick, bzw ihre Haltung wieder etwas, aber sie war sich nicht sicher ihm in die Augen blicken zu können, deshalb sah sie zum Park um seine Frage zu beantworten.
"Wenn ich das sagen darf, der Park ist wunderschön, mein Herr!" dabei hatte die Mara sogar ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht und ihr Blick war sanft aber ehrlich.

"Oh, vielleicht etwas übertrieben, mein Freund neigt dazu", meinte Eichenberg und er bot Isabella seinen Arm an.
"Ich habe es mir einmal angetan den ganzen Park zu durchlaufen und bin erst nach drei Stunden aus diesem Labyrint wieder hinaus gekommen. Haben Sie die Museen bereits besucht?"

Isabella hörte Sir Eichenberg aufmerksam zu, wenngleich sie noch immer nicht wusste, wer er genau war.
Sie nahm seinen Arm würdevoll an, da sie auch nicht wirken wollte, als sei sie unzivilisiert.
Die Mara kannte die höffischen Umgangsformen, da sie sie ab und an gesehen hatte, jedoch war sie selbst mit einem Mann noch nie so vertraut gewesen, wenngleich sie Graf Edoardo sehr geschätzt hatte!
Der Vampir an ihrer Seite sprach sehr vertraut über den Park, vielleicht kannte er auch das Geheimnis des Wassers, dass nicht tötete.
Wohl war es ein hoher Adliger, da er den Besitzer dieser Residenz zu seinen Freunden zählte. Und sie waren hier bei Androvski.
"Sie haben gewiss viel gesehen, wenn sie den ganzen Park durchquert haben, mehr als andere Besucher vielleicht" sagte sie dann vorsichtig.
"Die Museen habe ich noch nicht besucht, es tut mir leid."
Konnte sie ihn nach dem Wasser fragen?
Isabella blickte etwas zum Gesicht des Herren, jedoch natürlich nicht direkt.

"Oh, dann verpassen Sie aber etwas, meine Liebe", meinte Eichenberg.
"Interessieren Sie sich für Kunstgeschichte? Mein Freund Douglas hat drei Museen einrichten lassen. Eben wie schon erwähnt, er übertreibt masslos der Gute. Hat er schon immer getan, eine schreckliche Angelegenheit."
Eichenberg musterte Isabella kurz.
"Vielleicht sollte ich Sie eines Tages mit meiner Tochter bekannt machen."

Isabella nickte aufmerksam, wusste aber nicht recht, was sie sagen konnte.
Dass sie es in nächster Zeit nachholen werde? Wohl schwerlich.
"Mit Verlaub ist Kunstgeschichte wohl ein altes, aber herausforderndes Fach. Vieles das sich dahinter verbirgt ist mit Sicherheit schwer zu studieren" versuchte sie.
Doch Isabella fühlte sich nicht besonders gut dabei. Es war als hätte sie eine Maske auf.
Sie hatte es eben nicht gelernt so über diese Dinge nachzudenken, war sie doch, engegen ihrer Abstammung nicht in diesen Kreisen. Das war für dieses Gespräch wohl unvorteilhaft und Isabella bedauerte es, dass sie nicht viel dazu beitragen konnte, aber sie versuchte sich gemäß der Etikette zu benehmen um dem Herrn keine Langeweile zu bescheren.
"Es wäre mir eine Ehre" antwortete sie schließlich mit ihrer sanften Stimme; der Richtige Zeitpunkt für ihre Frage schien jedoch nie zu kommen. War es überhaupt gestattet?
"Ich möchte nicht aufdringlich wirken, aber düfte ich vielleicht eine Frage stellen?" bat sie schließlich vorsichtig um nicht unsittlich zu klingen.

Eichenberg merkte, das sie sich nicht ganz wohl war.
Aber das waren viele junge Leute in seiner Anwesenheit.
Er lief dann in die Richtung mit ihr, von der er gekommen war.
"Oh, fragen Sie nur teuerste. Dafür sind alte Leute doch da."

Isabella nickte und ging mit dem Herrn weiter den Weg entlang.
"Nun, ich habe das Wasser der Brunnen gesehen und es schein, als würde es die Haut gar nicht verletzen. Wisst ihr wie soetwas möglich ist?" fragte sie ihn dann ruhig und vorsichtig.
Sie fühlte sich wieder wohler und ging gern mit Sir Eichenberg wohin er sie führte.
Er war sehr nett zu ihr.

Eichenberg sah freundlich zu ihr hoch.
"Oh, das weiss ich nicht", log er.
So manche Leute hatten ihn das schon gefragt, doch Douglas zuliebe schwieg er darüber.
"Ehrlich gesagt, ich traue keinem Wasser, egal was die Leute sagen."
Er zwinkerte leicht.

„Natürlich, du kannst auch alles umstellen, wenn du schon dabei bist“, meinte Douglas gelangweilt und er spielte mit seinem Monokel herum.
Lady Esther lief im Raum herum.
„Ich bitte dich, trage du auch etwas dazu bei, Douglas!“
Ihr Ton war streng und belehrend.
Lady Esther war alles andere als glänzender Laune heute. Und so auch Douglas.
„Was soll ich denn dazu beitragen? Soll ich etwa aufspringen und frohen Lobes vor mich her zwitschern mein lieber Herr-“
„Das ist nicht nötig.“ Sie verschränkte die Arme und stellte sich ans Fenster.
Draussen gingen Isabella und Douglas.
„Wenn er sich in Schwierigkeiten begibt, dann soll das nicht meine Sorge sein. Übrigens sollte er auch einmal was lernen. Also lieber Himmel, wenn ich dabei an Andrej denke-“
Er drehte seinen Kopf zu Lady Esther und erblickte ihr erstarrtes Gesicht.
Douglas verstummte und er stand auf.
Fragend trat er dann ans Fenster und er blickte zu Isabella.
Leicht verwirrt griff er sein Monokel und betrachtete die neue Gestalt die hier im Park herum lief.
Lady Esther fasste sich am Hals.
„Dieses Biest!“, zischte sie.
Douglas strich sich über die Lippen.
„Ich nehme an, die gehört hier nicht rein.“
„Nein.“
Lady Esther trat vom Fenster weg.
„Eine Dienerin.“
„Eine Dienerin?“
Douglas musterte Isabella erneut.
„Und da…da geht Dottore mit einer Dienerin-, ach das ist einfach zu köstlich.“
Er wandte sich vom Fenster weg und läutete die Glocke.

Isabella nickte leicht, dass sie es sehr dringen wissen musste verbarg sie.
"Schade, aber dann wird es wohl ein Geheimnis bleiben" sagte sie stattdessen freundlich.
"Ein gewisses Misstrauen ist wohl auch gesund, es währe ein Frefel, würde man das falsche Wasser berühren!" stimmte sie Sir Eichenberg ruhig und demütig zu.
Wirklich mehr wusste sie nun auch nicht um Azalea's Auftrat zu erfüllen. Doch wenn es ein Freund des Hauses nicht wusste, wer wusste es dann überhaupt?
Isabella dachte still nach während sie neben ihrem Begleiter ging.

"Da gebe ich Ihnen recht", meinte Eichenberg und er bestätschelte Isabella kurz lieblich die Hand.
Dann blieb er kurz stehn.
"Ach du meine Güte. Hoffentlich führe ich Sie auch richtig...also wenn wir in das Museum von Douglas und mir wollen, dann nach links glaube ich. Oder sind Sie eher an Literatur interessiert?"

Douglas trat ungeduldig auf und ab.
Nun war er es, der herumlief und wütend vor sich her brummte.
Eine Dienerin in seiner Residenz!
Was für eine Frechheit, wie konnte es dazu kommen?
„Also du kennst sie“, wiederholte Douglas erzürnt und Lady Esther nickte.
Sie sass auf der Couch und hielt einen Tee in der Hand.
„Ja. Ich kenne sie. Das Mädchen heisst...Isabella.“
Douglas blieb stehn.
„Isabella.“
Lady Esther nickte erneut.
Mehr war da nicht zu sagen.
Dann begann Douglas zu zitieren. Noch nie hatte ihn sein gutes Gedächtnis im Stich gelassen.
„Isabella...Erhaben reitest du den Gezeiten entgegen. Mit erhobenem Haupt, hoch zu Ross und offenen Haaren.“
Lady Esther schwieg.
Mehr gab es da wohl nicht zu sagen.
Douglas begann zu lachen. Ein spöttisches Lachen.
„Du kämpfst für den König und für dich selbst, Schönste. Du kämpfst für die Feinde. Für die Leidenden, Gerechte. Diese Isabella? Ich sehe schon. Wie sagt er so schön? Achja…Meine Gedanken werden dich stärken und begleiten.“
„Genug!“
Lady Esther sprang auf.
Sie hätte beinahe den Tee verschüttet.
„Na schön, du hast mich entwaffnet, ich gratuliere dir.“
Mit zitternder Hand stellte sie die Tasse ab und fasste sich am Hals.
„Er…er hatte solchen gefallen gefunden mich zu ärgern durch sie. Ich schwöre dir Douglas, ich habe sie weggeschickt! Dieses Gör arbeitet schon lange nicht mehr bei uns.“
„Und trotzdem ist sie hier. Heute. Wo du da bist.“
Lady Esther ging auf die Knie. Flehend sah sie zu Douglas.
„Ich beschwöre dich!“