RE: Quelle - 69

Mary wollte sich nach einiger Zeit schon auf den Boden knien und einfach abwarten, bis sie vielleicht jemand finden würde.
Jedoch, da packte die Hand nach ihr und mit der anderen schlug sie sich vor Schreck auf die Lippen, um ja nicht nochmal zu schrein.
Ihr Herz pochte laut auf in ihrer Brust und sie fühlte regelrecht, wie nah ihr der Graf nun war.
Oh Gott...oh Gott...
Und dennoch, was vielleicht auch gut so war oder auch nicht, sah sie das Leuchten nicht, dass in seinen Augen erschien und auch das begierige Lächeln blieb ihr verborgen, weil sie ja noch immer mit dem Rücken zu ihm stand und geradeaus in den weißen Neben starrte.
"W-wo bringt...wo bringt Ihr mich hin?"
Ihr war es nämlich schleierhaft, dass die Bibliothek so weit unter der Erde sein sollte! xD

Alle was aus Stein hier und dünner nebel rieselte immer wieder um sie herum.
Mentor trat schliesslich mit Eloise nach unten in die Messkapelle, wo heute morgen Chajek so barbarisch zerfleischt worden war.
Was auffiel war der Thronsitz weiter hinten und ebenfalls der Altar.
Mentor wollte auch schon etwas sagen, doch da fiel ihm Ulbert auf, der vorne am Alter stand und einige Worte vor sich hermurmelte.
Milexûs blieb sofort stehn und er hielt seine Hand neben sich, damit Eloise vor lauter herumstaunen nicht weitergehen würde.
Ach du Schreck, jetzt auch noch der Bruder!
Ulbert bemerkte die beiden und er trat auf sie zu.
Eher gesagt schlich er schon fast, sein Gang war ebenso Katzenhaft wie buckelig und abstossend.
"Ahh...der Gast aus dem fernen Land", sagte Ulrbert und Milexûs schluckte kurz.
"Es ist mir eine...Ehre euch zu treffen...doch ich sehe, wir stören gerade?"
"Aber nein...keineswegs..."

Lajos blieb hinter Mary stehen und sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spühren.
Soso, Mary traute ihm also nicht.
Umso interessanter.
"Wie schon gesagt...ich muss nur...etwas...abgeben."
Daraufhin trat er einige Schritte zurück, was deutlich zu hören war und er war wieder in dem weissen Rauch verschwunden.

Eloise wäre beinahe gegen ihn gelaufen und sah dann mit großen Augen zu, wie Ulbert auf sie zukam.
Er jagte ihr Angst ein und auch dass Milexûs gesagt hatte, dass sie den Tod hier nicht weiter zu fürchten hätte, tröstete sie nicht.
Doch sie war froh bei Mentor zu sein, denn er gab ihr Zuversicht.
Vor allem, da er die Vorraussicht gehabt hatte, ihr das Schweigen zu befehlen.
Doch auch in einem anderen Fall, hätte sie jetzt wohl kaum ein Wort herrausgebracht.
Am liebsten hätte sie sich wie ein kleines Mädchen hinter dem Rücken von Milexûs versteckt, doch sie schaffte es sich zu beherrschen und mit einem weiterhin ernsten Gesichtsausdruck zu dem Vampir zu sehen.

Mary schluckte, als sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte und wollte gerade etwas den Kopf zu ihm drehen.
Was sollte das werden? Sie fühlte sich sehr sehr unwohl, zwischen all dem Nebel und dem jungen Vampir.
Schließlich, als er ihr Antwort gab, hielt sie atemlos inne, so dass sie sich das skeptische Stirnrunzelnd gerade noch anständig verkneifen konnte.
Er sollte ja nicht falsch von ihr denken! Dass sie vielleicht unhöflich war oder so.
Doch als sie hörte, er zurücktrat, wandte die junge Frau sich schnell um und bemerkte gerade noch, wie er im Nebel verschwand.
"W-wartet!", rief sie, da es ihr ohnehin schon so kalt war und dann auch noch an in dem dünnen Gewand.
Schließlich eilte sie ihm in die Richtung wieder nach.

Milexûs Hand schnellte nun leicht hinter ihn, wobei er auf Eloises Schulter tippte und leicht nach unten drückte.
"Vbeugen", zischte er leise, während er die Zähne zusammen kniff und lächelnd zu Ulbert sah.
"Oh, dann bin ich...ja sichtlich erleichtert. Meine Tochter ist soeben eingetroffen", sagte er und er nahm seine Hand wieder nach vorne.
"Sie ist stumm, ich muss um Gnade bitten sie hier zu behalten."
Ulberts lange Finger bewegten sichtlich hin und her, während er kritisch auf Eloise sah.
"Ah...stumm also..."
Seine Augen verengten sich leicht.
"Wie...unehrenhaft."
Milexûs trat nun etwas schützend vor Eloise, während er Ulbert an der Schulter hielt und ihn etwas dazu zwang, weiter nach vorne zu laufen.
"Ja tragisch, wirklich tragisch. Doch ich muss mit Ihren Bruder sprechen."
Ulbert liess sich nur zögerlich mitziehen.
Hingegen blickte er kurz nach hinten zu Eloise und sein Blick wurde sehr ernst.

Eloise hatte wie erstarrt der Unterhaltung zugehört.
Als Ulbert sich zu ihr umsah, verneigte sie sich rasch und starrte fest auf den Boden.
Ihre Gedanken rasten, doch noch immer behielt sie ihren Gesichtsausdruck, einer Maske gleich, bei.
Einige Momente vergingen, ehe sie es wagte wieder aufzusehen.
Doch noch immer behielt sie die verneigte Haltung bei.

Jedoch Lajos schien wieder verschwunden zu sein und auf einmal öffnete sich hinter ihr eine Türe.
"Hier druben", rief Lajos hinter ihr und man konnte ihn dieses Mal unter dem Rauch gut erkennen, da sich der Rauch automatisch etwas senkte.

Milexûs derweilen sprach mit Ulbert und dieser schien wirklich hartnäckig zu sein.
Doch dann trat Milexûs sichtlich erleichtert wieder zu Eloise.
"Komm Tochter, wir dürfen den Hausherrn sprechen."
Daraufhin sah er zu ihr und lief dann nach vorne an dem Altar und an Ulbert vorbei, wobei dieser Eloise mit einem ernsten Gesichtsausdruck musterte.

Stumm folgte Eloise Milexûs. Nur einmal sah sie kurz auf und begegnete dem Blick von Ulbert.
Rasch sah sie wieder zu Boden, darum bemüht kein Aufsehen zu erregen.

Mary atmete erleichtert aus, als sie hörte, wie sich die Tür hinter ihr öffnete.
Als Lajos dann auch noch erkennen konnte, da sich der Rauch zu lichten schien, schloss sie einen Moment die Augen.
Hoffentlich gab es da jetzt nicht noch mehr von diesem Nebel! So langsam wurde ihr dieser nämlich unsympathisch.
Mary raffte ihr Gewand erneut an, eilte schnell zu dem jungen Vampir und spähte schon mal durch die Tür.

Mentor lief mit Eloise in den nebenraum, ein Steinsarg befand sich in dessen Mitte und Milexûs blieb dann kurz stehn.
Er wandte sich um an Eloise.
"Du wartest hier. Kein Wort!"
Daraufhin ging er nach vorne, wobei sich dann eine Wand öffnete und er verschwand.
Um Eloise herum war es dunkel und leicht nebelig.
Einige Kerzen erhellten den Raum.
In den Wänden waren überall Worte und Sprüche eingeritzt.
Meistens in alter Schrift, die man nicht deuten konnte.

Lajos blickte kurz in die finsteren, steinigen Gänge, die nun folgten.
Weiter nach unten in die Tiefe.
"Weisst du...was da unten ist?", fragte nun Lajos mit leiser und bedächtigter Stimme.

Eloise nickte gehorsam und kniff dann ihre Augen leicht zusammen, um durch den Nebel etwas erkennen zu können.
Sie nahm nur schemenhafte Umrisse wahr und überlegte, wie viel ein Vampir hier wohl sehen könnte.
Während sie darauf wartete, dass die Tür sich erneut öffnen und Mentor zurückkehren würde, wagte sie es kaum sich zu bewegen.
Gelegentlich glaubte sie leise Geräusche zu hören, doch sie konnte nicht sagen, ob sie wirklich da waren, oder nur eine Einbildung waren.
Doch trotz allem wich ihre Angst nicht, im Gegenteil, nun wo Milexûs fort wahr, fühlte sie sich so einsam wie noch nie zuvor.
Vorsichtig ging sie einen Schritt rückwärts und berührte dabei mit ihrer Hand leicht die Wand.
Sie spürte, dass dort etwas eingeritzt war, konnte aber nicht sagen, was es war.
Schnell zog sie ihre Hand zurück und schlang dann ihre Arme um sich, fast so, als hoffte sie dadurch etwas mehr Trost zu bekommen.

"Mein Kind, mein Kind", huschten plötzlich seltsame Stimmen in der Luft und vom Sarg her kam plötzlich blauer nebel hinaus.
"Wir werden alle sterben...es bleibt nur die Frage der Zeit."
Kurz folgte ein Lachen und auf einmal erschien Chaya aus dem Raum, in dem Mentor verschwunden war.
Von blauem nebel begleitet, steuerte sie auf Eloise zu, ihre Augen weit aufgerichtet.
"nicht mehr lange", sprach sie und ihr Echo hallte leise durch den ganzen Raum.
"Und du...wirst die nächste sein."

Mary folgte seinem Blick zu den steinernden Gängen und sie blinzelte etwas.
Wie tief es hier wohl noch hinabgehen würde.
Auf seine Frage hin schwieg sie noch einen Moment und wandte dann das Gesicht zu ihm.
"Nein", antwortete die junge Frau wahrheitsgemäß und ruhiger.
"Was denn?"