RE: Reich von Saélu - 51

Luca nahm die Phiole, nahm sich die Tropfen, gab die Phiole an Ilas weiter und verschwand ebenfalls.
Ilas betrachtete das kleine Gefäß friedvoll, nahm sich schließlich auch von den Tropfen und verschwand.
Nun war Cyrill der letzte, der sich vor dem Eingang des Izhikenzeltes befand.

Miranda und House kamen bei den Sümpfen an und sie ließ seine Hand dann los.
Ruhig blickte sie sich um und schaute nun wo sie waren.
Vielleicht in der Nähe von der Driade oder in der Nähe von den Zelten.

House und Miranda landeten etwas abseits der Izhiken.
Hier konnte man die weiten Felder und Berge noch nicht erkennen - im Gegenteil:
Sie befanden sich auf einer glatten, glasigen Fläche, die hinunter in den Abgrund zeigte und um sie herum war dicker grauer Nebel.

House sah sich um und jegliche Falten waren aus seinem sonst angespannten Gesicht verschwunden.
Er hatte was anderes erwartet ... etwas Schönes, aber er spürte die Magie, die von dieser Welt ausging, und der Nebel kam ihm nicht wie eine Wand vor, sondern mehr einladend. Als würde er ihn einhüllen und in die märchenhafte Landschaft begleiten, die vor ihnen lag. Und sie lag vor ihnen, davon war House überzeugt. Das war nicht alles und so drängte er Miranda mit seinem Blick, voranzugehen, weiter, damit er mehr davon sehen konnte.

Miranda lächelte weiterhin strahlend vor sich hin und ihre Augen strahlten genauso vor sich hin.
Sie lief dann lächelnd zu House, wobei langsam der Pfeil und Bogen auf ihren Rücken zu erkennen waren.
"Wollen sie mal auf einen Drachen fliegen?" fragte sie mit leiser Stimme und ihre Augen leuchteten vergnügt.
Miranda wirkte wie ein kleines Kind und all die Sorgen waren aus ihrem Blick verschwunden.
All ihre schmerzhaften Gedanken, welche sie unter Druck setzten lösten sich hier volkommen auf.
Hier war sie für sich frei und ihr Herz ebenso.
Ohne nun auf eine Antwort zu warten klatschte sie zweimal in die Hände und rief den Namen des Drachenreiters.
Ihr Blick war dann suchend nach oben gerichtet.

Um sie herum war feiner Nebel, der aber an sich auch etwas Schönes hatte, selbst wenn House das nicht so sah.
Alles in den Sümpfen hatte seine vollkommenheit, lag es auch an den kleinsten Einzelheiten.
Und so traten einige Zwerge aus der Ferne auf die beiden zu und schritten munter an ihnen vorbei.
Sie schienen wohl gerade von einer Wanderung zu kommen und liessen sich von den neuen Wesen in diesem Reich nicht stören.
"Meranes, Àmàela", grüsste einer der Zwerge freundlich Miranda und er tappte seinen Kollegen hinterher.
Einige der Zwerge trugen schwere Äxte in ihren Händen und sie taten etwas seltsames: Sie schlugen kristalle aus der Luft heraus, aus dem Nichts.
Am Boden liessen sie sie jeweils liegen und gingen weiter ihres Wegs.
Malénto würde wohl noch einige Minuten auf sich warten lassen, Drachen mussten schliesslich auch ihre Distanzen zurück lassen.

Wie in Trance, vollkommen fasziniert, betrachtete House die Zwerge und ihre Arbeit, und seine Mimik verschwand und sein Gesicht entspannte sich. Niemand kannte ihn so, wie er in dem Moment war, denn er sah wie ein anderer Mensch aus.
Überwältigung erfüllte ihn und er vergaß, dass Miranda neben ihm war und er wollte mehr sehen. So viel es ging. Schnell.
Kristalle ... House wollte zu ihnen, sie aufheben, aber er konnte sich nicht rühren, sondern stand einfach da und betrachtete die Welt, die so magisch war.

Miranda lächelte als sie die Zwerge sah und sie ging langsam voran.
"Demali." sagte Miranda und machte eine leichte Verbeugung mit einem warmen Lächeln.
Sie beugte sich dann runter und strich zärtlich über die Kristalle.
Alles war hier so wunderschön.

Ein Izhikenmädchen lief auf die beiden zu.
Sie war Barfuss und leicht gekleidet.
In der Hand hielt sie eine schale mit blauem Wasser und sie blieb vor Àmàela und House stehn.
Mit aufrichtigem Blick sah sie zu den beiden und wartete darauf, das sie ihre Hände wuschen.
"Yawà."

Als sie das Izihekemädchen sah erhob sich Miranda sofort und ging sanft lächelnd zu ihr.
Kurz strich sie lieblich dem Mädchen über die Wange und blickte dann zur Schale mit dem Wasser.
Vorsichtig tauchte sie ihre Finger hinein und ließ das Wasser über ihr Gesicht laufen.
Wie angenehm sich dies doch anfühlte..
Sie drehte sich dann um und blickte sanft zu House.
Nun war er dran.

House machte vorsichtig einen Schritt und merkte, dass sein Hals trocken war. Er schluckte und musste sich anstrengen, gleichzeitig Beine und Mund am Laufen zu halten.
So schwer war es, sich zu konzentrieren und den Abstand zu dem Mädchen hinter sich zu lassen.
Schließlich tauchte House beide Hände in die Schale und sie zuckten zurück, merkwürdigerweise vor Überraschung, denn es war tatsächlich nur Wasser, was er da berührte, und House hatte etwas anderes erwartet.
Er wusch sich Hände und sah dann zu Miranda.

Das Izhikenmädchen trat dann einen Schritt zurück, als die beiden fertig waren.
Sie senkte sanft ihr Haupt und verfloss dann, ehe man es sich versah, mit dem Kelch zusammen zu Wasser und plätscherte auf den Boden.
Das Wasser sickerte in den marmornen Boden hinein und daraus wuchsen drei weisse Blumen.
Der Nebel um sie herum löste sich und eine prächtige Landschaft mit goldenen Hügeln und riesigen Ruinen kam zum Vorschein.
Sie befanden sich mitten im Herzen einer alten Stätte die leer war und von der Verwitterung gekennzeichnet.
Die weisse Sonne schien auf Orlando und Miranda hinab - ein sanfter Wind striff durch ihre Körper und man hörte sanftes Kinderlachen aus der Ferne.

Auch Miranda machte eine leichte Verbeugung und schaute dann zu wie sie verschwand.
Es gab an diesem Ort wirklich immer wieder Überraschungen.
Sie ging dann langsam und vorsichtig voran zu ein paar Ruinen.
Vorsichtig strich sie über diese und schloss die Augen.
Miranda wollte alles auf sich einfließen lassen und langsam öffnete sie wieder die Augen.
Ihr Blick war zu der Ferne gerichtet wo das Kinderlachen gekommen war.
Sie wurden vielleicht besser erstmal in diese Richtung und das tat dann Miranda auch.
Langsam ging sie nun los, aber immer wieder auf House wartend.
Er sollte Zeit haben...

Das Gestein, das Miranda berührte zerbröckelte augenblicklich und verfloss zu Silber, dass dann in die Luft aufstieg.
Die Sümpfe waren ein Ort für sich, nicht ohne Gefahren.
Miranda wusste es nicht, aber ihr Ring hatte sie schon oft vor dem Tod bewahrt.
Normalerweise wäre sie hinab zu den Schatten, denn jeder Schritt war gefährlich und mit Sorge zu tun.
Eine sanfte Stimme ging einen kurzen Moment durch ihr Ohr, ein feines Wispern:
Àmàela, der Ring leuchtete leicht und mit einem kräftigen Windhauch verfiel die Ruine zu schwarzem Staub, der an ihnen vorbeizog und die goldenen Hügel blieben zurück, mitsamt der Wiese auf der die beiden standen.
Als wären die gewaltigen Gesteine niemals hier gewesen.

Die Ruine war also so schnell gegangen, wie sie wieder gekommen war und House hatte nur einen kurzen Blick darauf werfen können.
Die gefallene Stadt der Sümpfe, nicht jeder hatte die Ehre sie zu finden und am Boden sammelte sich weisser Nebel.
Daraus enstand ein neues Wesen, ein Schatten, der sich um die beiden schwang und vor Miranda trat.
Er deutete mit einer Stopbewegung, das sie nicht weiter gehn durften.
Mit strengem Blick und leuchtenden Augen musterte das Wesen die beiden.
Bei Miranda sagte er nichts, hingegen auf House blieb sein Blick hängen.
"U nuwe est meranes!", sprach er mit strenger Stimme, die von einem unheimlichen Echo begleitet wurde.